Die deutschen Kritiken zu Das Kanu des Manitu sind sehr gespalten: "Kaum Lacher"

14.08.2025 - 14:45 UhrVor 6 Tagen aktualisiert
Das Kanu des ManituConstantin Film
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Mit Das Kanu des Manitu startet der wohl größte deutsche Film des Jahres im Kino. Doch wie gut ist die Fortsetzung zu Der Schuh des Manitu geworden? Die deutsche Kritik fällt geteilt aus.

"Die Kugel ist aus dem Lauf", zitierte Michael "Bully" Herbig die deutsche Kino-Legende Bernd Eichinger auf der Pressekonferenz zu Das Kanu des Manitu und fing damit einen sehr spannenden Moment ein. Nach eineinhalb Jahren, in denen wir nur spekulieren konnten, was die Fortsetzung zu Der Schuh des Manitu wird, ist es jetzt endlich so weit: Der Film startet im Kino und wir können uns ein eigenes Bild machen.

Der Presse wurde Das Kanu des Manitu bereits einen Tag vor dem Kinostart gezeigt, sodass inzwischen zahlreiche Filmkritiken erschienen sind. Falls ihr noch nicht wisst, ob ihr Teil 2 der Manitu-Saga schauen sollt oder nicht, verschaffen wir euch in diesem Artikel einen Überblick über die Stimmung in der deutschen Kritik. Die Meinungen gehen in unterschiedliche Richtungen – von Erfolg bis Katastrophe ist alles dabei.

Das sagt die deutsche Filmkritik zu Das Kanu des Manitu

Lars-Olav Beier, der sich Das Kanu des Manitu für den Spiegel  angeschaut hat, attestiert dem Film definitiv einen nostalgischen Unterhaltungswert. Kritisiert aber auch:

Herbig will alle unterhalten, aber offenbar auch niemanden vor den Kopf stoßen. [...] Winnetouch entspricht zwar immer noch dem, was vielerorts als 'tuntig' bezeichnet wird, bekommt aber zum Ausgleich einen großen Auftritt als besonders markiger Held. Sympathisch, dass Herbig seinen Figuren gegenüber so rücksichtsvoll und fair ist. Witziger macht es den Film nicht.

Anna Wollner geht bei SWR3  ebenfalls auf den Humor des Films ein:

Das Kanu des Manitu versucht ein bisschen zu woke zu sein. Schon in den ersten Minuten gibt es den ersten 'alten weißer Mann'-Witz von Abahachi, dazu betont er mehrfach, nicht 'Indianer' genannt werden zu wollen. Eine Figur liest sogar in einem Karl-May-Roman. Es gibt viele kleine Schmunzler, aber kaum richtig laute Lacher. Rund 80 Minuten lang wird Quatsch gemacht, bevor der Film am Ende noch eine überraschend emotionale Kurve nimmt.
Andreas Busche liefert beim Tagesspiegel  eine Einordnung im Vergleich zur Filmparodie Die nackte Kanone, die ebenfalls kürzlich im Kino angelaufen ist:
Das eigentliche dramaturgische Problem von Das Kanu des Manitu besteht jedoch darin, dass sich das auf Filmlänge aufgeblasene Nonsensdialog-lastige Sketch-Format mit vielen Naheinstellungen schnell im majestätischen Imax-Format verliert. Hier zieht Herbigs Film im Vergleich mit dem visuellen Humor von Die nackte Kanone, bei dem im Hintergrund immer etwas noch Absurderes passiert, den Kürzeren.

Kamil Moll ergänzt im Filmdienst  einen Gedanken zur Nostalgie:

Mehr als über die Grenzen des Humorverständnisses im aktuellen deutschen Mainstreamkino verrät Das Kanu des Manitu gleichwohl über dessen allgegenwärtigen Hang zur Nostalgie. Gepflegt wird eine sehnsuchtsvolle Rückwärtsgewandtheit, die nicht so sehr die offene Konfrontation mit Veränderungen sucht, die als unliebsam empfunden werden, sondern die sich lieber im ewig infantilen Bedürfnis einrichtet, keine Störungen in die behagliche Erinnerung hereinzulassen.

Janick Nolting gesteht in seiner Besprechung für Digitalfernsehen , dass Das Kanu des Manitu sogar schlimmer ausgefallen ist, als er befürchtet hat:

Herausgekommen ist ein weiteres Werk, das sich an totgelaufenen Trigger-Diskursen abrackert und argumentativ keinen Zentimeter von der Stelle kommt. Es sehnt sich trotzig und stur in eine Vergangenheit zurück, die schon damals nicht das Paradies war, das einige darin offenbar sehen wollen. Es ist traurig, was hier aus Bullys Schaffen geworden ist. Gerade weil er noch zu den wenigen Stars zählt, die überhaupt das Potential haben, noch große Massen für das deutsche Kino zu begeistern.

Andreas Köhnemann sieht die Sache bei Kino-Zeit  versöhnlicher:

'Ich glaub', ich hab' ein Déjà-vu', heißt es an einer Stelle. Oft wiederholt Das Kanu des Manitu einfach Situationen von damals. Und doch hat Herbig sein Wort gehalten: Er hat nicht alles noch mal so wie vor beinahe 25 Jahren gemacht. Wenn er (erneut) als Abahachis schwuler Zwillingsbruder Winnetouch in Erscheinung tritt, ist dieser nicht mehr die Zielscheibe schriller Gags. Und auch mit dem Thema 'kulturelle Aneignung' setzt sich der Film durch einen Plot-Twist (ansatzweise) auseinander.

Antje Wessels resümiert zufrieden bei Wessels Filmkritik :

Das Kanu des Manitu ist eine sehr solide, in den besten Momenten sogar verdammt witzige Fortsetzung des Komödienhits von vor 24 Jahren, die sich so anfühlt, als hätten alle Beteiligten das Set seit Der Schuh des Manitu nicht mehr verlassen. Der ganz große Lachanfall bleibt diesmal zwar aus, aber für das (Retro-)Feeling und ein durchgängiges Schmunzeln im Gesicht lohnt sich ein Kinobesuch allemal – vor allem für Fans!

Matthias Alexander kommentiert in der FAZ  Inszenierung und Produktionswerte:

Herbig, auch das ist zu spüren, ist im vergangenen Vierteljahrhundert ein routinierterer Regisseur geworden, sein ­Timing ist ausgewogener, und das ge­stiegene Budget hat offenkundig in jeder Hinsicht für eine professionellere Aus­stattung gesorgt. Manche werden das goutieren, anderen wird der Charme des Ursprünglichen abgehen, den das Original verströmte.

Christoph Petersen von unserer Schwesternseite FILMSTARTS  kommt zu dem Fazit:

Einen solch bleibenden popkulturellen Fußabdruck wie Der Schuh des Manitu wird die späte Fortsetzung sicherlich nicht hinterlassen. Aber Das Kanu des Manitu ist auch ohne Zitate für die Ewigkeit ziemlich lustig, wobei insbesondere Fans dank der vielen nostalgischen Rückbezüge voll auf ihre Kosten kommen werden!

Das Kanu des Manitu: Viel Nostalgie und kein Biss

Auch wir haben die Fortsetzung bereits gesehen und sind in unserem Film-Check zu Das Kanu des Manitu zu einem geteilten Schluss gekommen. Einerseits erweisen sich Bully und seine Co-Stars Christian Tramitz und Rick Kavanian nach wie vor als eingespieltes Team, das sich begeistert durch die staubige Kulisse der Winnetou-Parodie bewegt und den filmischen Vorbildern mit mehr Liebe als Hohn begegnet.

Weitere Artikel zu Das Kanu des Manitu:

Andererseits ist dem Film anzumerken, dass er nicht immer weiß, wie er auf den Zeitgeist und das Vermächtnis des Originals reagieren soll. Mal bemüht, mal unbeholfen: Am besten ist Das Kanu des Manitu, wenn es sich von all dem befreien kann und in seinen absurden Blödeleien aufgeht. Die Ambition, hier etwas Neues zu schaffen, war in Anbetracht der vielen Nostalgieeinlagen sowieso nicht vorhanden.

Das Kanu des Manitu läuft seit dem 14. August 2025 in den deutschen Kinos.

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