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Die Entwicklung von Game of Thrones durch die Zeit

06.12.2015 - 17:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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HBO
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Erst vor kurzem kam der erste Teaser zur sechsten Staffel der Serie Game of Thrones von David Benioff und D. B. Weiss heraus, eine der ungeschlagenen Größen der Einnahmekassen des amerikanischen Pay-TV Senders HBO. Nach fünf erfolgreichen Staffeln voller Spannung, Intrigen und dem Hoffen, unser Lieblingscharakter möge überleben, möchte ich diesen Apell an die Serienmacher loswerden. Da das nicht ganz spoilerfrei zugehen kann, sei jeder gewarnt, der noch nicht die 5. Staffel gesehen hat.

Seit 2011 erfreut uns HBO mit der Buchverfilmung der von G.R.R. Martin erschaffenen Fantasy-Buchreihe "A Song of Ice and Fire" (Das Lied von Eis und Feuer), die momentan fünf Bücher plus zahlreiche Begleitromane umfasst.


Eine Buchverfilmung, sei es als Film oder als Serie stellt sich natürlich nicht als einfach heraus. Man muss jede Meinung bedienen, vor allem die der Fans, die mäkeln, man würde sich nicht ans Buch halten oder Charaktere und Szenen nicht richtig darstellen. Spätestens nach der Hetze gegen Ben Affleck als Batman und Jesse Eisenberg als Lex Luthor (moviepilot berichtete) herrscht gerade auf sozialen Netzwerken nach jeder Neubesetzung einiges an Furore.

Aber wenn man mich fragen würde, was eine gute Buchverfilmung ausmacht, steht an erster Stelle:

Der Film alleine, ohne Hintergrungwissen aus dem Buch, muss mich gut unterhalten und in sich schlüssig sein. Denn über einen Film, der das nicht tut, da muss man nicht diskutieren, enttäuscht letztendlich jeden Zuschauer.

Sind aber diese Kriterien erfüllt, kann man natürlich anfangen auf hohem Niveau zu meckern, was ich, zugegeben, auch gerne tue.

Gerade bei einer Verfilmung mehrerer Werke lohnt es sich natürlich besonders zwischendrin innezuhalten und das Gesehene differenziert zu betrachten.

Kaum Einer könnte bestreiten, dass Game of Thrones sich in den ersten beiden Staffeln fast komplett an die Buchvorlage hielt, bis auf kleine Änderungen z.B. Arya betreffend.

Diese beiden Staffeln überzeugen mit ihren atemberaubenden Bildern der fremden (und unseren doch in vielen Aspekten ähnlichen) Welt, mit ihren abwechslungsreichen und spannenden Handlungssträngen, so wie mit dem hervorragenden Cast, wobei zweifelsohne besonders Sean Bean ( Lord Eddard Stark), Peter Dinklage (Tyrion Lannister), Lena Headley (Cersei Lannister), Nikolaj Coster-Waldau (Jaime Lannister) und natürlich Emilia Clarke als Danaerys Targaryen hervorheben möchte.

Generell kann man mit dem Cast der Serie sehr zufrieden sein, alle Schauspieler geben sich große Mühe und verkörpern ihre Figur glaubhaft.

Auch die Handlung, die wir bis hier fast vollständig Martin verdanken können, könnte kaum besser sein: Eine solch unglaublichen Schattierung der einzelnen Charaktere findet man selten und Ned Starks Tod am Ende der ersten Staffel zeigte uns, dass Niemand sicher ist. Natürlich ein zusätzlicher Faktor der die Spannung hochhält, denn wo sonst kennen wir eine Buchverfimung, bei der man fast von einem Massensterben der Hauptfiguren sprechen kann?

Auch die dritte Staffel zeigte sich äußerst spannend und endete mit einer großartigen Inszenierung der Figur des Walder Frey durch David Bradley und der "Red Wedding", die wohl bei nicht wenigen Zuschauern kleine Traumata auslöste. Selbst Leser der Bücher durften sich über die noch brutaleren und schockierender Inszenierung dieser Szene freuen.

Leider wurde die Staffel sehr durch den Fokus auf King's Landing eingeschränkt und zeigte uns unter anderem nicht, was auf den Eiseninseln groß vor sich ging. Davon wird allerdings noch gut abgelenkt mit Iwan Rheon alias Ramsay Snow, der uns zeigt, dass es doch noch jemanden gibt, den man noch mehr hassen kann als Jack Gleeson's Joffrey Baratheon.

Der gerät auch schnell dank der Purple Wedding, die die vierte Staffel einläutete in Vergessenheit.

Diese Staffel weicht dann doch immer mehr von der Buchvorlage ab, die sich parallel zum 3.2 Buch "A Storm of Swords" bzw "Sturm der Schwerter" bewegt. Das stört aber nicht sonderlich, wir werden mit einer schauspielerischen Glanzleistung von Peter Dinklage (Ich sage nur Hasspredigt) und einer neuen schillernden Figur, Oberyn Martell verwöhnt, an dem wir uns leider nur kurz erfreuen durften.

Auch die Schlacht um die Schwarze Festung der Nachtwache verzauberte den Zuschauer. Außer vielleicht die Buchleser, die dann doch vielleicht ein bisschen über die Größe der Armee Manke Rayders und der fehlenden Mammut- und Riesenhorden enttäuscht waren. Dafür reichte dann beim besten Willen nicht das Budget.

Dass auch hier mal wieder die Serienmacher blutrünstiger waren als der Buchautor interessiert dann auch nicht wirklich, denn wer weiß denn noch, wer unter anderen Pyp und Grenn waren?

Und an der Stelle des Abschiedes zwischen Tyrion und seinem Bruder Jaime möchte ich dann doch für die Änderung der Handlung David Benioff und D. B. Weiss danken. Zwar war die Storyline im Buch hierbei sehr aufschlussreich über Tyrions erste Frau, aber es ist doch schön zu sehen, wie die Beiden im Guten auseinander gehen. Ein schöner Moment, der im Buch einen Schatten wirft, da dort Tyrion seinem Bruder droht, ihn bei ihrer nächsten Begegnung zu töten (mal ganz ruhig Tyrion!)

Während dieser vier Staffeln wurde die Serie immer populärer und konnte sich bald mit anderen Fantasybuchverfilmungen wie Harry Potter und Lord of the Rings messen. Die Zuschauerzahlen stiegen immer weiter, HBO wurde immer reicher und man konnte sich kaum in sozialen Netzwerken bewegen, ohne gespoilert zu werden. Es sei denn, man hatte die Bücher im Kopf.

Nach Ende der vier Staffeln waren alle gespannt auf die nächste und jeder Buchleser wusste: Man hatte erst dreitausend Seiten Buchmaterial hinter sich, und alleine mit den erschienenen Büchern noch zweitausend vor sich.

Die Vorfreude war entsprechend groß.

Was dann daher kam, war dann doch recht kläglich, wenn man die die fünfte mit den bisherigen Staffeln vergleicht. In keiner anderen Staffel wurde soviel verdreht, weggelassen oder wurden Szenen derart unnötig in die Länge gezogen. Schande! Schande!

Gerade einem Leser von Martins Werken blutete da fast das Herz, und ich kann nicht anders, als an dieser Stelle den Vergleich zum Buch zu ziehen.

Gefühlt wurden hier neunzig Prozent erst einmal gestrichen, die Hälfte des fehlenden Materials wurde umgeschrieben.

Ein kleine Zusammenfassung, was Benioff und Weiß alles bewusst weggelassen haben:

Gerade an dieser Stelle: Vorsicht, Spoiler!

1) Was ist mit den Eiseninseln? Jeder aufmerksame Zuschauer müsste wissen, dass Stannis drei Blutegel ins Feuer geworfen hat. Einen für Robb Stark, Joffrey Baratheon und eben auch einen für Balon Greyjoy, Theons, pardon, Stinkers Vater. Da stellt sich doch die Frage, warum dessen Tod komplett ignoriert wird. Denn im Buch sind die Machtkämpfe um den Thron der Eiseninseln durchaus spannend zu verfolgen und Euron Greyjoy ist wohl eine der interessantesten Charaktere der Buchreihe. Auch sein Bruder Victarion, der sowohl dem ertrunkenen Gott als auch dem Herrn des Lichts dient fehlt komplett. Dass die beiden versuchen, nach Meereen zu Danaerys zu gelangen, wie so viele andere, wird natürlich ignoriert. Schande!

2) Was ist das mit Stannis?

An dieser Stelle wird dem Buch voraus gegriffen, doch weigere ich mich zu glauben, dass Stannis, der in den Büchern, nachdem Theon zu ihm gestoßen ist, durchaus nicht schlecht da steht, seine eigene Tochter verbrennen würde. Auch in der Serie kommt mir das dann doch sehr unglaubwürdig rüber. Was dabei Stannis Frau Selyse und die rote Frau dabei zu suchen haben, ist mir schleierhaft. Deren Anwesenheit rund um Jon Snow in der Schwarzen Festung ist ja nun auch nicht ganz unwichtig.

3)Altsass?

Hier wird uns nicht nur ein ganzer Handlungsort vorenthalten, sondern auch die äußerst spannenden Intrigen der Maester. Aber vielleicht schafft die Serie es, das in der sechsten Staffel nachzuholen.

4) Meereen

Hallo? Wo ist der ganze Krieg zwischen Yunkai und Meereen geblieben? Wo sind alle Charaktere, die zu Danaerys reisen, Maester, Martells, Greifen, Eisenmänner? Nur Tyrion? Ernsthaft? Um das auszugleichen mal lieber Barristan Selmy umbringen. Alles klar.

5) Last, but not least: Jon Snow.

Jawohl, denn auch hier wurde so viel gekürzt und dazu gedichtet, dass es fast nicht zum Aushalten ist. Die gesamte Bedingung, wie Jon zum Lord Kommandanten wird, wird sehr schnell runter gebrochen, dass Manke lebt wird verschwiegen, bzw. weggelassen. Wie die Nachtwache mit dem Aufbau der anderen Festungen entlang der Mauer beschäftigt ist und andere einzelne Dinge fehlen einfach. Dabei ist natürlich der Handlungsstrang bei Hartheim spannend zu verfolgen, keine Frage.

Was mir aber unverzeihlich ist, ist die Inszenierung von Jons Tod. Die Meuterei der Nachtwache wird derart trivial herunter gebrochen, dass es fast schon komisch ist. Diese Schlichtheit der Szene erinnert an Erdfresser, die plötzlich im falschen Universum auftauchen und Bilbo & Co vor dem Erebor überraschen. Also wirklich. Natürlich, Jon hatte sich nicht gerade beliebt gemacht durch das Bündnis mit den Wildlingen und das mag auch ein Faktor für die Meuterei gewesen sein.

Aber zwei Sachen gehen mir dann doch zu weit: Erstens ist Ser Alliser Thorne nicht an der Meuterei beteiligt. Wie wir alle wissen, hasst Thorne Jon. Aber dass er nicht daran beteiligt war, diesen zu ermorden ist ein wichtiger Faktor, der in der Serie genau ins Gegenteil verkehrt wird.

Nun kann man Jons Ermordung auch nicht wirklich als Meuterei bezeichnen, da Jon selber nicht nur seinen Eid bricht, sondern auch alle anderen dazu aufruft. Jon verlässt die Neutralität der Nachtwache und möchte gegen die Boltons in Winterfell marschieren. Da wollte er wohl zu viel, was das Fass zum überlaufen gebracht hat. Wirklich schade um ihn, aber damit hat man rechnen können, da Martin besonders gerne Hauptcharaktere aufgrund deren falschen Ehrgefühle (Ned Stark) und Rachegelüsten (Robb Stark, Oberyn Martell) umbringt.

Was bekommen wir stattdessen? Jon wird schnell im Vorbeigang ermordet. Die Tatsache an sich soll gefälligst den Zuschauer genug schockieren, das weiter auszubauen war dann wohl zu mühsam.

Genau das war wohl die Inszenierung der Story von Jaime Lannister, Brienne von Tarth, Quentyn Martell und zahlreicher anderer auch.

"Winter is Coming" denken sich da die Serienautoren, und bereiten sich auf recht frostige Beziehungen mit den Fans ein. Streichen wir daraufhin einfach mal noch komplett einen gewissen blonden Jungen mit einem Greifen an seiner Seite. Dafür bekommt Jorah Mormont die Chance zur Steinfigur zu werden und Tyrion darf dafür Valyria sehen. Toll.

Hauptsache der Rubel rollt, die entsprechende Fanbase ist ja schon aufgebaut und geht so schnell nun auch nicht weg. Sowas kennen wir ja schon zur Genüge aus Hollywood.

Selbst vielen Nichtlesern kam diese Staffel zu flach, zu langgezogen vor, fehlende Handlung wird durch zusätzliche Grausamkeit, Nacktszenen und Morden kompensiert. Da ist man froh wenn wenigstens Emilia Clarke sich zumindest bei den Nacktszenen diesbezüglich ausspricht und sagt: Das geht besser, das haben wir nicht nötig.

Also, liebe Game of Thrones- Macher: Ihr habt eine wunderbare Buchvorlage. Warum benutzt ihr sie nicht, begeistert die Fans noch besser? Nein, ihr wollt an eurer Staffelanzahl festhalten und geht nach dem Grundsatz "Alles oder nichts" vor. In dem Fall wohl eher nichts. Da kann man nur abwarten und hoffen, dass diese Staffel eine kleine Schaffenskrise war und die kommende sechste Staffel an die Brillanz der ersten vier Staffeln wieder ansetzt.

Wie habt ihr die fünfte Staffel aufgenommen? Freut ihr euch schon auf die sechste Staffel? Schreibts unten in die Kommentare.

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