Die Filmanalyse zu Feuchtgebiete

26.08.2013 - 00:00 Uhr
Feuchtgebiete
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Von dem Film basierend auf Charlotte Roches Buch ist der Filmanalytiker nicht begeistert

Die Verfilmung des Skandalromans Feuchtgebiete von Charlotte Roche bietet keine Überraschungen: erst ein schlechtes Buch, nun ein schlechter Film. Dem Regisseur David Wnendt ist zum Vorwurf zu machen, daß er zu den Schwächen des Textes noch ein paar filmische hinzufügte. Die Schauspieler, vor allem die Hauptdarstellerin Carla Juri, nuscheln sich bis zur völligen Unverständlichkeit durch den Film, der in seinen besten Momenten hippen Werbeclips ähnelt und in den schlechten Momenten – und derer sind viele – an die unseligen Schulmädchen-Reporte der 70er Jahre erinnert. Vielleicht hat das deutsche Kino sich von diesen Schandtaten niemals wieder richtig erholt.

Bemerkenswert aber an dem Streifen ist, wie unverhohlen nun die Ideologien der marktstrategischen Pseudo-Feministin Charlotte Roche zutage treten. Dem Katholizismus wird der Kampf angesagt: der parkinsonkranke Papst Johannes-Paul II. veralbert, eine Marienfigur mit Blut beschmiert und ein Kruzifix in die Schublade verbannt – so sieht heute Rebellion gegen die Vorherrschaft des Christentums aus. Hier wird ein Feindbild geschaffen, als seien wir alle im Dorf in Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte von Michael Haneke aufgewachsen. Doch diese piefigen Schandtaten sind in Wahrheit Ausdruck eines tiefen Glaubens. Die Hauptfigur Helen bestätigt mit ihrem Protest nur ihr libidinöses Verhältnis zum christlichen Gott und seinen Vertretern auf Erden. Juliette aus de Sades gleichnamigen Roman wußte dies bereits, als sie den Wunsch Clairwils zu einem Sakrileg kritisch reflektiert: „Sobald wir nicht an Gott glauben, meine Liebe, sagte ich ihr, sind die Entweihungen, die du wünschst, nichts mehr als ganz unnütze Kindereien“.

Doch überhaupt sind alle Tabubrüche im Film wie im Roman nur scheinbare. Sie sollen grob verschleiern, daß es eigentlich um etwas was anderes geht: Helen, traumatisiert von der Scheidung, will, daß sich ihre Eltern wieder lieb haben und daß sie selbst einen lieben Mann für eine nette Beziehung mit ein bißchen – Achtung jetzt wird es schmutzig! – Oral- und Analverkehr findet. So schippert uns auf den Wogen der Feuchtgebiete vom Horizont langsam das ZDF-Traumschiff entgegen. Mehr dazu im Video!

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