Emma Watson, Ms. Dalai Lama & Trollexkremente

27.09.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Emma Watson, Ms. Dalai Lama & Trollexkremente
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Emma Watson, Ms. Dalai Lama & Trollexkremente
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Gestern sexistische Marvelfanboys, heute frauenhassende Trolle. Ganz nach der Devise "wer nichts wird, wird Troll" düngen sie den Äther mit ihren verbalen Ausscheidungen und stoßen damit in erster Linie auf Mitleid. Die Fresse polieren möchte man ihnen trotzdem...

"That feminist bi*ch Emma is going to show the world she is as much of a whore as any woman"

"She makes stupid feminist speeches at UN, and now her nudes will be online, HAHAHAHAHAHAHAH"

"She is a delicate flower and it is time for her fans to see her in full bloom, unlike your shitty cow tit attention whore there"

"If only her nudes got leaked and she had the load on her face. Her feminism kick would be over,"

Wer solche Reaktionen in den tiefsten Tiefen des Trollgulags auslöst - auch 4chan genannt - DIE darf sich damit rühmen, etwas sehr richtig gemacht zu haben. Wie Emma Watson, die sich zur Zeit vor anonymen Fanbriefen nicht mehr retten kann. Voll mit den herzlichsten Glückwünschen und Respektsbezeugungen, die MANN sich nur vorstellen kann anlässlich ihrer bewegenden Rede vor den Vereinten Nationen. Im Vergleich dazu verkommt die weltweite Solidaritätswelle für sie und ihre Kampagne "HeForShe " zur reinen Nebensache. Selbst wenn sich Prominenz wie Neil GaimanSimon Pegg oder Tom Hiddleston dafür engagiert.

Die Schöne und die Bemitleidenswerten

Doch was steckt hinter dem jüngsten Trollmief, der aus den Gullis dampft? Scheinbar nicht viel, außer einem obskuren Hoax  haben sich die Drohungen gegen die Schauspielerin als heiße Luft herausgestellt. Woher stammt diese frauenverachtende Wut? Woher dieser Drang, in archaische Verhaltensmuster zurückzufallen und gleichzeitig die intimsten Bereiche der Privatsphäre zu verletzen? Sie sehen in der Kampagne wohl nur ein sexualisiertes Starlet, das sich wichtig nimmt. Der Mensch hinter den Hochglanzmagazinen, der in Oxford und an der Brown studierte, sich nicht erst seit gestern sozial engagiert, das bleibt den fappenden Trollgruppierungen verborgen. Ein fehlinterpretiertes Aufbegehren gegen die einseitige Gleichberechtigungskampagne des ehemaligen Harry-Potter-Stars und der jetzigen UN-Botschafterin dürfte somit ausgeschlossen werden und wäre ohnehin zu viel der Ehre. Dabei wäre es ein spannendes Thema. Es ist ein ehrenwertes Unterfangen, die Gleichberechtigung der Frau einzufordern, indem für die Umsetzung der Schulterschluss mit dem vermeintlich starken Geschlecht gesucht wird. Jedoch bleibt gleichzeitig die Unvollständigkeit der Aktion  unerwähnt, nämlich die (First World) Problematik der Diskriminierung von Männern. Beispielsweise fürsorgliche Väter, die um das Sorgerecht für ihre Kinder gegen Rabenmütter kämpfen, aber vor Gericht aufgrund biologischer Gegebenheiten auch heute noch kaum eine Chance haben. Das die "HeForShe" Kampagne eine "SheAndHeForUs"-Erweiterung gut zu Gesicht stände, ist eine Debatte, die vielleicht in zweiter Instanz angestoßen werden kann. 

Die misogynen Trolle dürften das ganze weit weniger differenziert sehen. Sie fühlen sich bedroht von der anhaltenden Frauenbewegung, die nun längst ihre Haustür erreicht hat. Früher noch aus der Ferne belächelt als eine Bewegung gelangweilter, intellektueller Hausfrauen, ist Feminismus längst ein zentralen Bestandteil ganzer Generationen, transportiert in alle Winkel der Welt dank den sozialen Medien. Mädchen und Frauen halten mit ihrem Selbstbewusstsein nicht mehr hinterm Zaun, selbst in islamischen Staaten. Was womöglich zu den verzweifelt-bösartigen Hilfeschreien gesellschaftlich überforderter, männlicher "Individuen" führte. Emma Watson spricht in ihrer Rede, dass noch kein Land auf dieser Welt Frauen völlige Gleichberechtigung garantieren könne. Eine bittere Tatsache. Aber auch wenn das goldenen Zeitalter der (westlichen) Frau noch auf sich warten lässt, so deuten die Zeichen darauf, dass wir alsbald die nächste Vorstufe erreicht werden könnte.

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