Vor fast 30 Jahren wurde die Mission: Impossible-Reihe fürs Kino neu gestartet. Der clevere TV-Agent Ethan Hunt aus Kobra, übernehmen Sie! zog gewissermaßen seine Maske ab und sah auf einmal aus wie Tom Cruise, damals wie heute einer der größten Filmstars des Planeten.
1996 schaute man Mission: Impossible, um einen Agenten-Thriller zu sehen. 2025 schaut man Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning, um Zeuge zu werden, wie Cruise seinen Körper diesmal zu unserem Vergnügen in Gefahr bringt. Tatsächlich soll Final Reckoning alles bisher dagewesene der Mission: Impossible-Filme toppen und sie damit beenden. Kann die letzte Mission an die Qualität der Vorgänger herankommen?
Die Story von Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning ist (eigentlich) simpel
The Final Reckoning schließt an die Ereignisse von Mission: Impossible 7 - Dead Reckoning an. Der ebenso geschniegelte wie nichtssagende Bösewicht Gabriel (Esai Morales) bedroht die Welt im Tandem mit der KI-Superwaffe "Entität". Jetzt droht sie, die Atomwaffen-Arsenale des Globus unter ihre Kontrolle zu bringen. Der einzige Ausweg: Ethan Hunt (Tom Cruise) muss an den Quellcode der KI kommen, der 2012 mit einem russischen U-Boot in der Beringsee versenkt wurde. Nur so kann er das von Computerexperte Luther (Ving Rhames) entwickelte Gegenmittel einspeisen und die KI besiegen.
Hier ist der Trailer für Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning:
Was nach einer relativ simplen Agentengeschichte der Marke Mission: Impossible klingt, wird im achten und angeblich letzten Teil der Reihe ausgebreitet, als handele es sich um einen 1000-seitigen Roman. Nur ist es leider kein russischer Gesellschaftsroman aus dem 19. Jahrhundert oder Ethan Hunts Unendlicher Spaß, also eine vielschichtige Exploration der bekannten Themen der Reihe.
Es handelt sich um eine Ansammlung von Exposition, die über die Lippen eines herausragend besetzten Casts flutscht. Darunter sind Ethans Team um Rhames, Simon Pegg und Hayley Atwell, sowie Neuzugänge wie Nick Offerman, Holt McCallany, Hannah Waddingham und Severance-Star Tramell Tillman, der als U-Boot-Kapitän den anderen Mission-Frischlingen die Show stiehlt.
Ja, die erste Stunde von Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning ist zäh
Die frühen Reaktionen auf Mission: Impossible 8 haben bereits bemängelt, wie zäh der Anfang des Films ist und man kann es nicht genug betonen: Dieser Film enthält Flashbacks zu früheren Filmen, Flashbacks zu Flashbacks in früheren Filmen und Flashbacks zu diesem Film, der gerade läuft. Die erste Stunde schaut sich in Teilen wie eine dieser Montagen für Stars, die einen Preis für ihr Lebenswerk bekommen.
Es ist eine unverhohlene Lobpreisung von Tom Cruises 30 Jahre währendem Versuch, sich im Agentenkostüm zum realen Superman zu stilisieren. Und es ist der Versuch, 30 Jahre Kino-Franchise-Historie ein Schleifchen zu verpassen.
So soll die Reihe, die einst wie eine TV-Serie erzählt wurde – jede Folge stand für sich – im Nachhinein einen großen, dramatischen Arc bekommen, der von der ersten unmöglichen Mission bis zur endgültigen Abrechnung reicht. Teil 7, Dead Reckoning, hatte bereits unter dieser Entscheidung gelitten. In Teil 8 breitet sich der Franchise-Virus weiter aus. Einige Enthüllungen rufen sogar den bizarren Blofeld-Twist in James Bond 007 - Spectre in Erinnerung.
"All Roads Lead to This", versprach einmal eine poetische Fast and Furious-Tagline. Der aufgeblasene erste Akt von Ethan Hunts neuster Mission hätte, angereichert mit ein paar Muskelshirts, problemlos in eines der späten Dom-Toretto-Abenteuer gepasst. Was nicht als Lob verstanden werden darf. Die gute Nachricht ist allerdings, dass Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning noch knapp zwei weitere Stunden parat hat, die zwei der besten Action-Sequenzen der ganzen Reihe enthalten.
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Kann die Action mit den Vorgängern mithalten?
Final Reckoning ist bereits der vierte Mission: Impossible-Film von Regisseur Christopher McQuarrie und Tom Cruise, nach Rogue Nation, Fallout und Dead Reckoning. Und dank der umfassenden Franchise-Buchhaltung ist es ihr schwächster. Über die erste Stunde helfen allerdings der alteingesessene Cast und die gewohnt zackige Erzählweise von McQuarrie und Co-Autor Erik Jendresen hinweg.
Jeder dieser Filme protzte mit Stunts und Action-Sequenzen, wie man sie in Hollywood-Filmen kaum noch zu sehen bekommt. In Final Reckoning setzen sie tatsächlich noch eins drauf. Zum einen erwartet das Publikum eine U-Boot-Sequenz, die Ethan Hunt in eine Art Waschmaschine zwängt, die mit Atomsprengköpfen beladen ist.
Hier brillieren McQuarrie und sein Team in der Spannungsfusion, während Cruise durch den rotierenden Stahlkoloss schwimmt und krabbelt. Cruise mag sich selbst als Stunt-Übermensch inszenieren, doch der Charme von Ethan Hunt liegt darin, dass er weder besonders elegant noch übermäßig stark ist. McQuarrie hat das nicht vergessen. Komödiantisches Straucheln gehört zu Mission: Impossible wie die Nachricht, die sich in fünf Sekunden selbst zerstört.
Im zweiten großen Set-Piece übertreffen sich Cruise und McQuarrie tatsächlich selbst, wenn knallbunte Doppeldeckerflugzeuge zum Einsatz kommen. Es ist eine farbenfrohe Achterbahnfahrt durch die Lüfte, vollgestopft mit Bildern von Stunts, deren bloße Existenz kaum zu glauben ist. Diese Sequenzen können mit allem mithalten, was die Action-Reihe in fast 30 Jahren vorgesetzt hat. Für sie allein lohnt sich der Weg ins Kino.
Wir haben Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning bei den Filmfestspielen in Cannes gesehen. Der Actionfilm startet am 21. Mai 2025 in den deutschen Kinos.