Game of Thrones rettet die Fantasy fürs Fernsehen

12.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Khal Drogo, die alte Säge.
HBO
Khal Drogo, die alte Säge.
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Xena, Merlin, Die Nebel von Avalon, Die Irrfahrten des Oddysseus und die Abenteuer von Sindbad – wir haben sie nicht in guter Erinnerung, kennen sie aber alle aus dem Samstagvormittags- und Sonntagnachmittagsprogramm. Gut, dass sich die Zeiten ändern.

Was bisher geschah
Als Fantasy-Fans kämpfen wir mit unterschiedlichsten Widrigkeiten. So existiert insbesondere in der deutschen Fernsehlandschaft kein nennenswertes Highlight dieses Genres. Aber auch außerhalb dessen wendet sich das Blatt erst seit kurzer Zeit. Die Zeitrechnung der ernsthaften Fantasy-Serien beginnt mit Game of Thrones. Davor gab es fast nur unsägliche Genre-Gehversuche wie Xena, Die Nebel von Avalon und dergleichen. Trashige Fernsehproduktionen, schnell und lieblos zusammengeschustert – hüben wie drüben. Das wird einer Stoff-Grundlage wie Merlin (der immerhin der größte Zauberer aller Zeiten ist) einfach nicht gerecht. Insbesondere traute sich niemand das Wagnis, ausreichend Geld in die Hand zu nehmen, damit auch ordentliche Effekte auf die Leinwand gezaubert werden können. Gerade in einem Genre voller fantastischer Fabelwesen, feuerspeiender Drachen und Zauberer wär dies eigentlich vonnöten. Niemand war bereit, die massenhaft vorhandenen und durchaus hochwertigen Stoffe angemessen umzusetzen. Fantasyserien fristeten lange Jahre ein B-Genre-Dasein. Aber warum?

Vertrauen und Definitionen
Dem Genre an sich wurde lange Zeit zu wenig zugetraut. Als Kinderkram abgetan, wurden Fantasyfilme und -serien nicht ernst genommen, sondern sie und ihre Fans viel mehr belächelt, wobei es in bestimmten Konstellationen durchaus gut funktionierte. Es kommt immer darauf an, wie wir Fantasy definieren. Denken wir an die vielen erfolgreichen Animationsfilme und Zeichentrick-Serien, die sich klassischer Fantasy-Elemente bedienen oder an ihre Horror-Ausfaltungen und Science-Fiction-Versionen. In diesen Sparten gab es immer wieder erfolgreiche Filme und Serien, die wir dem Bereich Fantasy zuordnen können, da sie fantastische Elemente beinhalten. Der Erfolg liegt wohl darin begründet, dass in diesen Fällen dem Zuschauer klar präsentiert wird: Hier hast du einen Kinderfilm (weil es in vielen Köpfen immer noch nach dem Schema “Zeichentrick/Animation = für Kinder” funktioniert), eine Science-Fiction-Serie oder eben einen Horrorbeitrag, aber kein Fantasywerk. Wenn sie so verpackt werden, scheinen fantastische Elemente völlig in Ordnung, akzeptiert und etabliert zu sein.

Erwachsenen-Entertainment oder Unterhaltung für die ganze Familie?
Auch Filme wie Die Reise zum Mittelpunkt der Erde hantieren mit vielfältigen Fantasy-Elementen und bieten dabei familiengerechte Unterhaltung. Im Endeffekt handelt es sich dabei eigentlich um Abenteuerfilme, genau wie bei der Young-Adult-Literaturverfilmungswelle, die momentan über uns hereinbricht. Dann wären da noch die romantischen Komödien, in die sich auch immer wieder und öfter fantastische Elemente schmuggeln. Das muss nichts Schlechtes sein, denn Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse und Der Sternwanderer sind wunderschöne Filme. Fantasyfilme wie Hellboy haben noch einen anderen Vor- bzw. Nachteil: Sie hantieren nicht mit den gängigen Bildern und Stereotypen des Genres: Zwerge, Elben, Drachen, Orks und Zauberer. Diese (Halb-)Fantasy-Werke haben eines gemeinsam – sie nehmen sich selbst nicht ernst und wollen auch nicht ernst genommen werden. Wie immer und überall gibt es auch hier Ausnahmen, schauen wir nur auf die vielfältigen asiatischen Anime-Serien für Erwachsene. Sobald sich eine Serie aber zur klassischen und ernsthaften Fantasy bekennt, wird es schwierig.

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