Wie sieht das Kino der Zukunft aus bzw. hat das Kino überhaupt eine
Zukunft? Seit einiger Zeit diskutieren Zuschauer, Filmemacher und
Vertreter der Filmbranche darüber, ob das Kino seine Relevanz verloren
hat, ja, ob man sich nicht vielleicht gar von dieser Kunstform
verabschieden und stattdessen hin zu neuen Quellen pilgern sollte. Die
Spieleindustrie boomt, die Fernsehserien erfreuen sich immer noch
größerer Beliebtheit, multi- und transmediale Medien eröffnen der
Fiktion angeblich neue Wege.
Die Gamifizierung wird seitens der Politik
unterstützt, Film- und Kulturwissenschaftler geraten ins Schwärmen ob
der vermeintlichen Interaktivität und Theaterwissenschaftler sehen nun
endlich Brechts Programm von der Aktivierung des Zuschauers
verwirklicht. Auch große Filmregisseure sind ins Serienfach abgewandert; Martin Scorsese träumt von einem Hologramm-Kino und Kevin Spacey sieht
sich als Repräsentant einer demokratischen Zuschauerbewegung, die
entscheidet, was sie sehen will. Das Kino als Ort der Begegnung gibt es
nur noch in einigen wenigen charmanten Programmkinos. Die sonstige
Kinokultur ist von immer gleich aussehenden Cineplexen geprägt, die
überwiegend Fortsetzungen völlig überflüssiger Filme zeigen und vor
allem am Willen des Zuschauers zur permanenten Nahrungsaufnahme
verdienen. Große Filme gibt es noch immer, doch leider werden sie nicht
mehr gezeigt, es sei denn, man jettet von einem Filmfestival zum
anderen, denn auch eine DVD-Veröffentlichung ist heute nicht mehr
selbstverständlich und das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat die
Filmkunst weitgehend aus dem Programm verbannt und hält allerhöchstens
mitternächtliche Alibiveranstaltungen ab. Man kann darüber verzweifeln,
man kann sarkastisch den Tod des Films ausrufen, doch das muss nicht das
Ende sein.
Es ist an der Zeit, den Film für das zu feiern, was er ist, und
das Kino als den Ort anzuerkennen, wo man sich am besten auf einen Film
einlassen kann. Der Film muss als abgeschlossenes Werk betrachtet
werden, das sich den herrschenden Ideologien (Gamifizierung,
Interaktivität, Multitasking) widersetzt, und das Kino muß als
geschlossener Raum begriffen werden, der auf der Grenze zwischen
Realität und Fiktion beharrt. Denn wer ins Kino geht, leistet
Widerstand!
Mehr dazu erfahrt ihr im Video.