Holt die Kinder von den Schirmen weg

10.05.2010 - 08:50 Uhr
Glotze an, Verstand aus
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Glotze an, Verstand aus
Eine kanadische Studie belegt, dass der Konsum von Fernsehen in frühen Jahren erhebliche Spätfolgen verursachen kann. Da verraten uns die Wissenschaftler wohl nichts Neues.

Kanadische Wissenschaftler wollten wissen, wie sich die Langzeitfolgen des frühen Fernsehkonsums bei Kindern auswirken. Sie haben beobachtet, dass Kinder, die im Alter von zwei Jahren schon Zeit vor dem Fernseher vergeuden, schlechtere Leistungen in der Schule erbringen und es Auswirkungen auf das soziale Umfeld und die Gesundheit im Alter von zehn Jahren hat.

In der Studie wurden 1314 Kinder aus Quebec in Kanada beobachtet, als sie 29 Monate, 4 und schließlich 10 Jahre alt waren. 1310 Kinder waren wohl zu wenige, 1315 sind scheinbar zu viele. Die Wissenschaftler der Universität Montreal befragten die Eltern nach der Dauer, die ihre Kinder vor dem Flimmerkasten verbringen. Mit 29 Monaten sollen sich die Kleinen bereits durchschnittlich 8,8 Stunden (!) in der Woche oder mehr als eine Stunde am Tag den Quatsch, den sie sowieso nicht kapieren, im Fernsehen reinziehen.

Also sind wir doch mal ehrlich: Als normal-denkende Eltern – sofern sie überhaupt noch nachdenken – beantwortet doch kaum jemand diese Frage ehrlich, oder? Insofern sind 8,8 Stunden pro Woche unglaublich viel, aber wahrscheinlich – Eltern lügen eben immer ein wenig, wenn es um ihren Nachwuchs geht – noch viel zu wenig.. Vielleicht geschieht das auch unbewusst, denn über sieben Tage verteilt könnte die Fernsehzeit anders eingeschätzt werden, als sie tatsächlich ist. Wenn dieser Elternanteil dann aber auch noch seine Antworten beschönigt, um nicht schlechter als andere dazustehen, könnten solche Zahlen zustande kommen. Ich kann mir vorstellen, dass in bestimmten Gesellschaftsschichten andere Zahlen zu Tage kommen. Leider wurden in dem Artikel keine Angaben zu den befragten Schichten in der Gesellschaft gemacht.

Nach den Auswertungen der befragten Eltern (und Lehrer) stellten die Wissenschaftler fest, dass früher Fernsehkonsum auch noch acht Jahre später negative Folgen haben kann. Junge TV-Junkies nehmen um 7% weniger an Klassenaktivitäten teil (Häkeln ist doch auch nichts für Kerle, oder?), verbringen 13% weniger freie Zeit mit Sport (Fußball kommt auch im Fernsehen) und werden häufiger – wahrscheinlich von ähnlich dummen Kinder – gehänselt. Immerhin sind das 10%, aber wann ärgern einen schon mal 10% Kinder. Oder bezog sich die Zahl auf die Häufigkeit der Hänseleien? Ich weiß es nicht, ich habe als Kind immer Die Schlümpfe und Kickers geguckt. Die schulischen Leistungen verschlechtern sich jedenfalls besonders im Fach Mathematik und das um 6% für jede zusätzliche Stunde vor der Glotze. Naja, was sind schon 6%, wenn die Kinder nur bis drei zählen können.

Die diversen Discountläden wird die Studie allerdings freuen, denn laut ihr konsumieren die Kinder durch das viele Glotzen 10% mehr Snacks, 9% mehr Limonade und dabei steigt ihr BMI um 5%. Ob sie das später in ihrer Bewerbung für einen Kassiererjob als Referenz angeben können, ist allerdings weiter fraglich.

Zum Schluss ist mir klar, dass ich für diese Erkenntnisse keine langjährige Studie gebraucht hätte. Es ist doch die Aufgabe der Eltern, für eine vernünftige Erziehung ihrer Kinder zu sorgen. Darunter fällt auch die (strengere) Regulierung des Fernsehglotzens und die Kontrolle über die Ess- und Trinkgewohnheiten, sowie die der Aktivitäten jenseits von Haustür und Balkon. Ein- oder zweimal mit dem Kind im Garten und auf der Straße “Gassi gehen” und es gewinnt wieder neuen Lebensmut.

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