Ich, Fritz Langs M & ein pfeifender Peter Lorre

16.09.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Peter Lorre in M - Eine Stadt sucht einen Mörder
UFA (Universum Film A.G.)
Peter Lorre in M - Eine Stadt sucht einen Mörder
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Mit M - Eine Stadt sucht einen Mörder schuf Fritz Lang ein Meisterwerk des Kriminalfilms, das zu Recht in die Filmgeschichte einging und Peter Lorre in der Rolle des pfeifenden Triebtäters berühmt machte.

Das Berlin der 1930er ist in Unruhe: Ein Kindermörder läuft frei in der Stadt herum und bringt ein Opfer nach dem anderen um. In der Hysterie ist jeder verdächtig und die Polizei unter der Leitung von Komissar Karl Lohmann (Otto Wernicke) steht dem Treiben machtlos gegenüber. Nachdem ein weiterer Mord geschieht, wird das Polizeigebot verstärkt und langsam gerät auch die Unterwelt in Unruhe. Diese sieht ihr Geschäft gefährdet und will den Täter (Peter Lorre) vor ein Tribunal stellen, um ihre Form von Gerechtigkeit walten zu lassen.

Nach Werken wie dem Science-Fiction-Klassiker Metropolis wollte sich Regisseur Fritz Lang mit M - Eine Stadt sucht einen Mörder eher ruhigen Tönen und der Psychologie der Charaktere zuwenden und schuf damit gleichzeitig seinen ersten Tonfilm. Der Drehbuchentwurf war zwar schon Jahre zuvor geschrieben worden, aber mit dem 1930 aktuellen Fall des "Vampirs von Düsseldorf" hatte er nun eine passende Gelegenheit. 1931 erschien der heutige Klassiker und tatsächlich kam der in Berlin spielende Film dann aus Marketing-Gründen in Spanien als M – El vampiro de Düsseldorf und in Italien als M – Il mostro di Düsseldorf in die Kinos. Für das Drehbuch, das er zusammen mit seiner Frau Thea von Harbou schrieb, recherchierte Lang ausgiebig in psychatrischen Anstalten, Gefängnissen und in den Akten verschiedener Kriminalfälle. Leider wurde der Film wenige Jahre später von den Nazis beschlagnahmt, um dann erst 1966 wieder einem Publikum gezeigt zu werden.

Warum ich M - Eine Stadt sucht einen Mörder mein Herz schenke

Das Ergebnis von Langs umfassender Recherche ist faszinierend und so bekomme ich beim Tribunal beinahe Mitleid mit diesem Mörder, der nicht töten will, aber es muss, sobald er ein Kind sieht. Diese Wirkung wird sicherlich auch durch das rundliche Gesicht Peter Lorres unterstützt, der hier in der Rolle des Triebtäters glänzt. Dabei hat sich Fritz Lang ein ganz besonderes Merkmal für ihn ausgesucht, und setzt direkt in seinem ersten Tonfilm eine Melodie (In der Halle des Bergkönigs - Peer-Gynt-Suite No. 1 von Edvard Grieg) als das Indiz ein, mit dem der Mörder schließlich überführt wird. Generell beeindruckt hier die akkurate Verwendung des Tons, unterstützt von den klaren, kontrastreichen Bildern und den bemerkenswerten darstellerischen Leistungen, häufig kombiniert mit einem sympathischen Berliner Dialekt. Vor allem Peter Lorre profitiert hier von einer psychologisch einwandfrei charakterisierten Rolle, aber auch die anderen Figuren sind realitätsnah und komplex dargestellt. Erwähnenswert ist auch die herausragende, teilweise amüsante Parallelmontage zwischen Gangstern und Ermittlern, die mich immer wieder fesselt. Aber trotz alledem ist es hier tatsächlich die Kombination einer kleinen, spannungsreichen Melodie mit dem getriebenen Ausdruck Peter Lorres, die mich diesen Film immer wieder schauen lässt.

Warum ihr M - Eine Stadt sucht einen Mörder lieben werdet

M - Eine Stadt sucht einen Mörder ist zwar vorrangig ein Kriminalfilm, ihn aber allein in diese Schublade zu stecken, wäre falsch. Von Psychothriller, über Sozialdrama bis hin zu den Aspekten einer Komödie - immer wieder blitzt ein anderes Genre in dem Meisterwerk auf, und bietet so den verschiedensten Geschmäckern einen Anhaltspunkt für diesen Film. Gleichzeitig verliert die Handlung nie an Spannung, und trägt problemlos über die vollen 108 Minuten, was nicht zuletzt den beeindruckenden Leistungen, vorneweg Peter Lorre, zu verdanken ist. Der finanziellen Gründen geschuldete, sparsame Einsatz von Ton ist anfangs zwar etwas irritierend, fügt sich dann aber ideal in dieses Werk ein, auch wegen der ansonsten wirklich gezielten Verwendung desselben. Auch das Thema des Serienmörders ist nach wie vor aktuell, vor allem wenn dieser in so vielen verschiedenen Facetten wie hier dargestellt wird. Dies beruht sicherlich nicht zuletzt auf der umfassenden Recherche von Fritz Lang, der damit ein Drehbuch ohnegleichen auf die Beine stellte und viele erinnerungswürdige Charaktere schuf. Während man in moderneren Serienkiller-Filmen häufig aus Schock-Gründen mit der Gewalt direkt konfrontiert wird, verzichtet M - Eine Stadt sucht einen Mörder vollständig darauf und zeigt weder die Tat noch das Opfer. Der einzige Funken Gewalt, der in dem ganzen Film auftaucht, zeigt sich am Ende im Tribunal. Trotz seines hohen Alters gilt dieses faszinierende Meisterwerk damit nach wie vor zu Recht als einer der besten deutschen Filme (bei uns moviepiloten rangiert er sogar auf Platz 1, direkt vor Langs Metropolis) und war auch international äußerst erfolgreich und einflussreich.

Warum M - Eine Stadt sucht einen Mörder die Jahrzehnte überdauern wird

Die Kombination aus gezieltem Ton-Einsatz, fesselnden schauspielerischen Leistungen, den faszinierenden Rollen und den expressionistischen, kontrastreichen Bildern begeisterte seit 1931 etliche Menschen vor mir und wird hoffentlich auch weiterhin viele in ihren Bann ziehen. Und das ist meiner Meinung nach nicht einmal unwahrscheinlich, denn trotz der verhältnismäßigen Gewaltfreiheit von M - Eine Stadt sucht einen Mörder ist das Thema des Serienmörders inzwischen ein normaler Gegenstand von vielen beliebten Filmen und Serien. Die Psyche dieser Täter ist dabei einer der faszinierendsten Knackpunkte und obwohl Peter Lorres Figur die häufig auftauchende krasse, emotionslose Kälte fehlt, stellt gerade dieses Meisterwerk die verschiedensten Facetten des Charakters in den Mittelpunkt. Damit hat Fritz Lang einen zeitlosen Meilenstein der Filmgeschichte geschaffen, der sicherlich noch ein paar weitere Jahrzehnte überdauern wird.

Was haltet ihr von M - Eine Stadt sucht einen Mörder?

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