Im Drama Kuma prallen heute auf Arte muslimisch-konservative auf westliche Werte

06.07.2017 - 08:50 Uhr
Kuma
Edition Salzgeber
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Ayse wird bei einer arrangierten Heirat auf Papier Hasans Ehefrau. In der Realität soll sie jedoch Hasans Vater als Zweitfrau dienen. Das Drama Kuma läuft heute Abend auf Arte.

Der 30.06.2017 könnte in Deutschland in die Geschichtsbücher eingehen. An diesem Tag entschied eine Mehrheit im Bundestag, dass es schwulen und lesbischen Paaren gestattet sein soll, zu heiraten. Die Konservativen preschen dagegen mit der Begründung vor, dass Ehe als Konstrukt zwischen Mann und Frau der Geburt von Kindern dient. Schwule und Lesben argumentieren, dass ihre Liebe derer von Heterosexuellen in nichts nachsteht und sie somit auch verdient haben, diese durch die Ehe "offiziell" zu machen. Gleichberechtigung ist hier das Schlüsselwort. Von Gleichberechtigung ist in Kuma, dem Spielfilmdebüt des österreichisch-türkischen Regisseurs Umut Dag, das heute um 00:45 auf Arte zu sehen ist, nicht die geringste Spur. Hier wird die junge Ayse zwangsverheiratet. Zu allem Überfluss ist ihr Ehemann nicht Hasan, der in ihrem Alter ist, sondern sein Vater Mustafa, dem sie als Zweitfrau dienen soll.

Ayse (Begüm Akkaya) ist eine junge türkische Frau, die in einem kleinen Dorf in Anatolien lebt. Bei ihrer Heirat feiern Familie und Freunde Ayse und Hasan, den Sohn von Fatma (Nihal G. Koldas) und Mustafa. Was viele Gäste dieser arrangierten Hochzeit nicht wissen: Ayse ist nur auf Papier Hasans Ehefrau. Fatma ist an Krebs erkrankt und wünscht sich eine Frau, die ihre Pflichten im Haus und in der Familie übernimmt, insbesondere im Fall ihres Todes. Diese Frau ist Ayse, die somit Mustafas Zweitfrau (auf Türkisch: Kuma) wird. So zieht Ayse mit ihrer neuen Familie ins ferne Wien, wo sie sich schnell zu integrieren versucht. Sie stößt jedoch bei ihren zwei Schwägerinnen auf offene Feindseligkeit. Mit Fatma schließt sie eine enge Freundschaft, die aus der Pflege dieser resultiert. Als Mustafa unerwartet stirbt und Fatma ihre Krankheit zu besiegen scheint, werden die Verhältnisse neu sortiert, insbesondere, als die jungen Frauen beginnen, sich von konservativen Traditionen abzuwenden.

Kuma

Kuma ist der erste Spielfilm des Regisseurs Umut Dag. 2012 eröffnete dieser die Panorama-Sektion bei der Berlinale und wurde dort in der Kategorie Bester Debütfilm nominiert. Björn Schneider lässt in seiner Kritik für Filme Welt  anklingen, dass diese Debüt-Natur daran erkennbar ist, dass Dag versucht, ein paar Wendungen zu viel in Kuma unterzubringen. In seinem Fazit erklärt er den Film aber als sehenswert:

Zwei bestechend agierende Hauptdarstellerinnen und die kammerspiel-artige, bedrückend dargestellte Enge der Familienverhältnisse machen 'Kuma' zu einem sehenswerten, intensiven Familien-Drama trotz einiger unnötiger Wendungen.

Nihal G. Koldas, die hier die traditionelle Fatma spielt, war im oscarnominierten Mustang in einer ähnlichen Rolle zu sehen. Dort mimte sie die strenge Großmutter, die ihre fünf Enkeltöchter über den Sommer im eigenen Haus einsperrt, nachdem sie sich zu freizügig verhalten haben.

  • Heute im TV: Kuma
  • Sender: Arte
  • Sendezeit: 00:45 Uhr

Werdet ihr euch Kuma anschauen?

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