Indie-Filmemacher an die Macht

18.02.2010 - 12:10 Uhr
Star Wreck
Universal
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The Indie Filmmakers Guide to Cross Media ist eine Pflichtveranstaltung für alle jungen Filmemacher während der Berlinale. Liz Rosenthal von Power to the Pixel führt Podiumsgespräche mit Experten und jungen Filmemachern, die informieren und vor allem inspirieren.

Gestern endete die dreitägige Veranstaltung The Indie Filmmakers Guide to Cross Media, bei der unter der Moderation von Liz Rosenthal Experten und junge Filmemacher sich mit dem Thema Cross Media auseinander setzen. Wir berichten euch vom letzten Teil der Reihe.

Liz Rosenthal ist die Gründerin von Power to the Pixel, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Film und andere Medien ins digitale Zeitalter zu übertragen. Sie sprach mit der Engländerin Lizzie Gillet und dem Finnen Timo Vuorensola über ihre Erfahrung als junge Filmemacher in diesem Bereich.

Lizzie Gillet ist die Produzentin der Dokumentation The Age of Stupid – Warum tun wir nichts?. Pete Postlethwaite spielt einen Mann, der sich 2055 altes Material von 2008 ansieht und sich fragt, warum wir die Klimakatastrophe nicht gestoppt hatten, bevor es zu spät war. Die Produzentin erzählte, wie das ganze als eine Idee zweier junger Frauen in einer Londoner Wohnung 2004 startete. Sie veranstalteten Funding Nights, wo sie finanzielle Unterstützung fanden; verkauften Prozente des erhofften Profits und sammelten so knapp 1 Millionen Pfund. Menschen investierte jedoch nicht nur Geld, sondern auch Hilfe und Unterstützung während der Dreharbeiten.

Auch die spätere Vermarktung von The Age of Stupid – Warum tun wir nichts? war revolutionär. Denn die beiden Filmemacherinnen Franny Armstrong und Lizzie Gillet behielten so viel Rechte wie möglich, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen. So erfanden sie Indie Screenings, ein Netzwerk, über das die Leute den Film für eine Aufführung bestellen konnten. Die Kosten passen sich wunderbarerweise der Person und ihrer finanziellen Lage an. In Tunesien durften Leute ihn umsonst sehen, jeder der Kinobesucher musste nur einen Baum pflanzen. Sie kamen ins Guinnessbuch der Rekorde, als sie 62 Premieren zu gleichen Zeit via Satellit in London abhielten. Ihr Grundgedanke ist: Make it avaiable!

Trailer zu Age of Stupid

Timo Vuorensola ist der Regisseur der Sciencefiction Komödie Star Wreck – In the Pirkinning. Das Team des Films startete recht planlos die Idee eines Langfilms und suchten im Internet Leute, die sie unterstützen. Diese Suche nach Ideen, Schauspielern, Crew und Requisiten entwickelte sich zu einer Community von knapp 3000 Menschen, die den Film aktiv unterstützten. Die Arbeit des Films dauerte 7 Jahre und so entwickelten sie immer neue Möglichkeiten, die Community an der Stange zu halten.

Den fertigen Film stellten sie umsonst ins Internet, wo er inzwischen knapp 8 Millionen Downloads verzeichnet. Sie fingen an, DVDs und Merchandise zu verkaufen. Durch die Community bildete sich eine noch größere Fangemeinde, die den Film zu einem Erfolg machten. Die Crew um Tiimo Vuorenola gründete die Community wreckamovie.com, wo nun jeder sein Filmprojekt reinstellen und um Unterstützung fragen kann. Ihr neues Projekt Iron Sky stellt die fantastische Prämisse auf, dass die Nazis 1945 auf den Mond flogen und 2014 zurückkehren werden. Sein Standpunkt ist: Get people involved.

Trailer zu Star Wreck

Beim Gespräch bewiesen beide Filmemacher, mit wie simplen und doch genialen Ideen sie ihre Filme vermarktet haben. Sie sprachen über ihre Probleme mit einigen Verleihern. Denn die wollen vor allem Gewinn machen, wogegen die Filmemacher vor allem wollen, dass der Film gesehen wird. Die absolut wichtigste Sache ist, die Rechte im Auge behalten. Rechte abgeben, bedeutet Kontrolle abzugeben.

Das große Wort aller drei Tage, so fasste Liz Rosenthal passend zusammen war: Kollaboration. Sein Publikum zu kennen, mit ihm in Kontakt zu treten und ihm beweisen, dass sie sich als Regisseur für ihr Publikum interessieren. Beide Filmemacher beweisen auf beeindruckende Weise die Möglichkeiten, die im Internet und anderen Medien verborgen liegen. The Indie Filmmakers Guide to Cross Media ist ein absolutes Muss für alle Filminteressierten und Filmemacher.

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