Jeremy Irons - Abgründiger Gentlemen wird 60.

19.09.2008 - 06:43 Uhr
Jeremy Irons in Der Mann mit der eisernen Maske
Universal Pictures
Jeremy Irons in Der Mann mit der eisernen Maske
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NEWS» Jeremy Irons liebt das Abseitige, Hintergründige, Obsessive und feiert heute seinen 60. Geburtstag.

Ohne Frage: Jeremy Irons ist einer der größten britischen Schauspieler der Zeit. In zahlreichen Filmen gab der den britischen Gentlemen: elegant, blasiert, aber auch abgründig, zwiespältig und moralisch fragwürdig. Letztere Figuren verkörpert er mit besonderer Hingabe und wird dadurch zu international gefragten Schauspieler. Häufig gibt agiert er in Männerrollen, in denen er Abgründe und Obsessionen darstellen kann, spielt Männer, die ihren Traum ausleben und darüber ihr Leben völlig vergessen können.

Ende der 1970er Jahre entdeckt Jeremy Irons nach 10 Jahren Theaterarbeit den Film für sich. Schnell wird er durch seine Darstellungen zum Nachfolger britischer Schauspielkunst ernannt, steht in der Tradition eines Alec Guinness und eines David Niven. Er wirkt äußerlich schüchtern, feinsinnig und etwas blasiert, sein Gesicht ist kantig und scharf. Seine Figuren sind ambivalent, häufig komplexe Charaktere, hinter ihrer Oberfläche verbergen sich Abgründe und Obsessionen. So etwa in Eine Liebe von Swann (1983) von Volker Schlöndorff. Hier scheitert eine Beziehung, weil er als Mann nicht von seinem Besitzanspruch auf eine Frau lassen kann. In Verhängnis (1991) von Louis Malle verkörpert er einen Politiker, der gefangen ist in einer Affäre mit der Verlobten seines Sohnes. Er kann nicht von ihr lassen und verschuldet damit den Tod seines Kindes. Häufig gibt Jeremy Irons Rollen, in denen er Abgründe und Obsessionen darstellen kann, spielt Männer, die ihren Traum ausleben und darüber ihr Leben völlig verkommen lassen. Dabei schreckt der Darsteller vor Entblößung nicht zurück, um seine schöne Fassade der Männlichkeit und Bürgerlichkeit zu zerstören.

Regisseur David Cronenberg besetzt ihn in einer Doppelrolle. In Die Unzertrennlichen (1988) spielt er ein Zwillingspaar. Beverly und Eliot Mantle sind beide Gynäkologen, immer auf Experimente aus. Als eine faszinierende Frau in ihr Leben tritt, driften sie in eine Identitätskrise ab, die letztlich zum Wahnsinn führt. Bewundernswert ist hier, wie es Jeremy Irons schafft, die zwei Personen mit unterschiedlichen Nuancen zu verkörpert, so dass der Zuschauer sie trotz äußerlicher Gleichheit unterscheiden kann. Nochmals arbeitet er mit dem Regisseur in M. Butterfly (1993) zusammen. Hier spielt er einen französischen Diplomat in China, der sich in die Sängerin der Peking Oper verliebt. In seiner Verblendung erkennt er nicht, dass die Frau ein Mann ist, zudem ein Spion, der auf ihn angesetzt ist. Als er es erfährt, bricht seine bürgerliche Welt zusammen und er begeht Selbstmord. In beiden Filmen sind es die traurigen Augen des Schauspielers, seine tiefe Stimme und das melancholische Charisma, welches seine Darstellung in der Erinnerung nicht verblassen lässt. Immer hat der Zuschauer das Gefühl, der Schauspieler sehnt sich überaus seelenwund nach Etwas, was es nie gab oder abhanden gekommen ist.

Ob als Missionar im Urwald, als Lebemann, der seine Frau umbringt, als Kafka oder als patriachaler Gutsherr in Chile: In allen Rollen überzeugt der Schauspieler. Ab Mitte der 1990er Jahre ist Jeremy Irons mehrfach in großen Hollywood-Filmen zu sehen, verkörpert gekonnt den Bösewicht. Einem großen Mainstream-Publikum wird er durch die Rolle des deutschen Gangsters Simon, größenwahnsinnig und skrupellos, in Stirb langsam – Jetzt erst recht (1995) von John McTiernan bekannt. Danach ist er auch in verfilmten Videospielen, Historienschinken und Trash zu sehen und scheint, auf seine Film-Rollenwahl keinen großen Wert mehr zu legen. Das stimmt aber nicht wirklich. Immer wieder gibt es zwischen den dumpfen Hollywood-Streifen Perlen seiner Schauspielkunst zu entdecken. Als nächstes wird er in dem Western Appaloosa unter der Regie seines Schauspielkollegen Ed Harris und neben Viggo Mortensen zu sehen sein. Hier wird er einen reichen Rancher spielen, der ein Western-Städtchen terrorisiert.

Glückwunsch, Jeremy und noch viele gute Filme!

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