Jud Süß erregt Aufsehen, wie einst 1940

23.06.2010 - 14:05 Uhr
Jud Süß – Film ohne Gewissen
Concorde
Jud Süß – Film ohne Gewissen
Jud Süß – Film ohne Gewissen erzählt den Werdegang des Nazi-Propaganda-Films Jud Süß von 1940 mit Moritz Bleibtreu als Joseph Goebbels in der Hauptrolle. Da sind Kontroversen vorprogrammiert. Moviepilot zeigt euch einen Einblick in die hitzigen Diskussionen rund um Verherrlichung, falsche Legendenbildung und das Selbstbewusstsein der Deutschen seit Tarantinos Inglourious Basterds. Ausserdem gibt’s den aktuellsten Trailer.

Am 23.09.2010 kommt Jud Süß – Film ohne Gewissen in die Kinos und Moviepilot zeigt euch den aktuellsten Trailer. Ihr werdet es wissen: Am 24. September 1940 ist der Namensgeber dieses Films einst in die deutschen Kinos gekommen. Allerdings gab es damals keine Starbesetzung, sondern lediglich eine verdammenswerte politische Botschaft. Sollte man einem derartigen Film wirklich indirekt neues Leben einhauchen, indem man probiert, mit einem neuen Film seinen Werdegang zu erzählen? Der Mythos Jud Süß hat es auch 70 Jahre nach seiner Entstehung geschafft, weltweit für Aufsehen zu sorgen.

Hier ein grober Presseüberblick:

Lars-Olav Beier vom Spiegel berichtet: "Betreibt der Film also Geschichtsklitterung? Das wirft der Medienwissenschaftler Friedrich Knilli, auf dessen Marian-Biografie “Ich war Jud Süß” sich das Drehbuch von Klaus Richter stützt, den Filmemachern vor. Über die Nachrichtenagentur AP ließ er Anfang dieser Woche verlauten, Roehlers Wettbewerbsbeitrag sei ein “gewissenloser Film”, der durch Ungenauigkeiten und Fälschungen zur “Legendenbildung” beitrage."

Florian Keller von Der Tagesanzeiger kritisiert: “Ein Film über das Kino als Instrument der Verführung muss selbst auf der Höhe des Mediums sein. Bei einem Regisseur mit dem cineastischen Bewusstsein eines Quentin Tarantino hätte dieser Blick hinter die Kulissen der filmischen Propaganda erhellend oder wenigstens provokativ sein können. Bei Oskar Roehler geht beides schon deshalb schief, weil Goebbels von Moritz Bleibtreu gespielt wird. Der tut, was er kann, und weil das nicht viel ist, spielt er den Propagandaminister als prolligen Mafioso.”

Thomas Groh vom Perlentaucher urteilt: “Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Gut ist Jud Süß – Film ohne Gewissen nicht. Als Geschichtsfilm schon seines äußerst freien Umgangs mit den Figuren wegen nicht zu gebrauchen, seine melodramatischen Wendungen entspringen allesamt einem Cora-Heft, in seinen besten Momenten ist er ein delirant in alle Richtungen ausgestreckter Mittelfinger, in seinen schlechtesten abgelaufener Quark aus dem Discounter”.

Abschließend hat Moritz Bleibtreu zu Jud Süß – Film ohne Gewissen auch selbst etwas zu sagen: “Bestimmt wird es Kritiker geben, die aufschreien: ‘Wie könnt ihr das wagen?’ – Denen erwidere ich: ‘Wieso nicht? Was ist daran schlimm?’ Wir haben mittlerweile das Recht, mit diesen Figuren zu spielen. Sie haben uns lange genug belastet. Quentin Tarantino erlauben wir fast alles, und der hat nichts mit der deutschen Geschichte zu tun. Wir müssen uns das jetzt auch trauen.”

Werdet ihr am 23.09.2010 in die Kinos stürmen – wie Deutschland einst 1940?

Hier für euch der Trailer von Jud Süß – Film ohne Gewissen:

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