Juice - Die außergewöhnliche Inspiration hinter dem Ghetto-Drama

21.11.2017 - 09:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Tupac Shakur in JuiceKSM
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Regisseur Ernest R. Dickerson arbeitete in Juice, seiner Interpretation eines Film noir, nur mit Nachwuchs-Schauspielern zusammen. Besonders die späteren Stars Omar Epps und Tupac Shakur stachen als Rohdiamanten heraus.

Als Tupac Shakur 1996 ermordet wurde, verlor die Welt nicht nur einen charismatischen Rapper sondern auch ein vielversprechenden, jungen Schauspieler. Im Jahr 1992 gaben er und Omar Epps in Ernest R. Dickersons Ghetto-Klassiker Juice - City-War ihr jeweiliges Kinodebüt. In der Rolle des Bishop stach Tupac Shakur so sehr heraus, dass das Drama ein regelrechtes Karriere-Sprungbrett für ihn war. Mehr darüber erfahrt ihr in meinem Herz für Klassiker.

Alltägliches Elend in den Straßen Harlems

Die vier Freunde Q (Omar Epps), Bishop (Tupac Shakur), Raheem (Khalil Kain) und Steel (Jermaine Hopkins) aus Harlem halten nicht besonders viel davon, in die High School zu gehen. Sie schlendern lieber durch die Straßen, fangen Streit mit anderen Jugendlichen an oder stehlen Schallplatten für Q. Der ist ein begabter DJ und somit der einzige der Freunde, der eine Vision hat.

Bishop (Tupac Shakur), Steel (Jermaine Hopkins), Q (Omar Epps) und Raheem (Khalil Kain) in Juice

An einem der Tage, an denen sie in der Nachbarschaft herumlungern, erreicht sie eine bittere Nachricht: Einer ihrer Freunde wurde in einer Bar erschossen. Laut Bishop kann das nur an mangelndem Juice - der Reputation auf der Straße - liegen. Um an Respekt zu gewinnen, beschließen die Jugendlichen, einen Laden auszurauben. Das läuft aber ganz anders als geplant, nicht zuletzt, weil der psychopathische Bishop langsam Gefallen am Morden findet. Aus Angst selbst zum Opfer seiner Gewalt zu werden, wenden die Freunde sich von ihm ab.

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Film noir mit Teenagern

Regisseur Ernest R. Dickerson sammelte erste Erfahrungen als Kameramann von Spike Lee. Am Set von Do the Right Thing ließ er sich klar für sein Regiedebüt inspirieren. Sowohl Spike Lees Drama als auch Juice handeln von den Problemen, mit denen junge Afro-Amerikaner in New York City zu kämpfen haben. Auch Dickersons Jugend in Newark, New Jersey verarbeitet er im Film. Doch er nennt für sein Werk ebenso eine äußerst ungewöhnliche Inspirationsquelle: den klassischen Film noir. Gegenüber The Guardian  gab er an, dass der Charakter Bishop von Cody Jarett aus James Cagneys Sprung in den Tod beeinflusst wurde. Die widersprüchliche Wahl des Soundtracks erklärt der Regisseur im selben Interview:

Wir hielten Juice wirklich für einen Film noir mit Teenagern. Die Rap-Musik kommt aus dem kulturellen Kontext ihrer Leben. Ich persönlich bevorzuge Jazz, aber wir wollten das Milieu unseres Film noir korrekt darstellen. Das war eben Hip-Hop.

Als größten Einfluss für die Story nennt Ernest R. Dickerson Die Brut des Satans und Werke von Anthony Mann, Don Siegel und Samuel Fuller.

Tupac Shakur - Der Ausnahmekünstler

Es ist kein Geheimnis, dass Juice mit der Gruppendynamik der jungen Männer steht und fällt. Doch auch kleinere Nebenrollen von Queen Latifah und Samuel L. Jackson dürfen wir nicht außer Acht lassen. Trotzdem sticht Tupac Shakur als der traumatisierte Psychopath Bishop besonders hervor. Wieso das so ist, erklärt Dickerson The Root :

Die Sache, die [Tupac Shakur] mitbrachte, die er an Bishop verstand, war der Schmerz, der Bishop dazu zwingt, diese Entscheidungen zu treffen. Es ist einfach, reinzukommen und vor der Kamera auszurasten, aber Tiefe und einen Grund dazu zu haben, das war das Besondere an Tupac [...].

Unter Kritikern gilt Tupac Shakurs Rolle in Juice als eine seiner stärksten. Ihr hatte er Auftritte in Filmen wie Above the Rim und Poetic Justice zu verdanken. Bei den Dreharbeiten zu Bullet - Auge um Auge lernte er den ruppigen Schauspieler Micky Rourke kennen, der Shakur bis heute zu seinen besten Freunden zählt.

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John Singleton castete den jungen Schauspieler für sein Drama Baby Boy, doch es kam anders als geplant. Der mittlerweile zum Weltstar gereifte Rapper wurde im September 1996 nach einem Boxkampf von Mike Tyson von Unbekannten angeschossen, doch jede Hilfe kam zu spät und Shakur erlag wenige Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Erst fünf Jahre später wurde der Film fertiggestellt, mit Tyrese Gibson in der Hauptrolle.

Ein etwas anderer Indenpendent-Film

Obwohl Juice als Independent-Film mit sehr wenig Budget gedreht wurde, wurde der Film nach der Fertigstellung von Paramount gekauft und spielte in den USA etwas mehr als 20 Millionen Dollar ein. Auch wenn viele den Film als gewaltverherrlichend sahen, haben einige die intendierte Bedeutung dahinter verstanden. Eine Gruppe von Mentoren aus Washington finanzierte die Kino-Besuche  einiger geplagter Jugendlicher, damit sie lernen, wie sie mit ihren Ängsten umgehen können.

Die 4 Haupt-Charaktere formen gemeinsam die 5. Figur: Die Gruppe

Auch wenn ihr mit Hip-Hop, DJs und Straßen-Gangs nichts am Hut haben solltet, ist Juice ein wichtiger Film, der den Zeitgeist der 1990er perfekt widerspiegelt. Er diente nicht nur für Epps und Shakur als Sprungbrett, sondern auch für den Regisseur. Zuletzt war dieser von 2010 bis 2014 bei The Walking Dead tätig.

Was ist eure Lieblingsszene in Juice?

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