Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger von Ang Lee verzaubert und beeindruckt durch gekonnten Einsatz technischer Effekte sowie seine überwältigenden Bildern. Außerdem wirft der 3D-Film auch spirituelle Fragen auf. Dem Oscar-nominierten Werk gelingt es, den Roman von Yann Martel erfolgreich zu adaptieren und nah an der ursprünglichen Story zu bleiben, ohne dass zu viel Tiefgang verloren geht. Auch die Idee des Autors, mehrere Sichtweisen einer Geschichte zu präsentieren und diese in Frage zu stellen, wird elegant und ohne übertriebene Spezialeffekte aufgenommen. Dabei ist nicht nur Richard Parkers Aussehen täuschend echt, auch die Beziehung zwischen Tiger und Mensch ist interessant und unterhaltsam dargestellt. Alle drei Darsteller Pis verkörpern diesen überzeugend und verleihen dem Protagonisten Tiefgang, während es ihnen gleichzeitig gelingt, beim Publikum Sympathie und Interesse für Pis Figur zu entwickeln.
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Life of Pi spielte über 500 Millionen Dollar ein und der Großteil der Kritiker nahm den Film sehr positiv auf. Abgesehen vom – für amerikanische Verhältnisse provokativen – ‘Schwulen-Drama’ Brokeback Mountain hat Regisseur Ang Lee bisher mit einem glatten Image glänzen können. Schwächen des Films sind meiner Meinung nach eine etwas oberflächliche Auseinandersetzung mit Religion. Aber genau das konnte für den Mainstream wiederum von Vorteil sein. Die Unterbrechungen der fabelhaften Geschichte durch kurze Sequenzen, in welchen Pi in der Gegenwart der Story einen Rahmen verleiht, haben mich eher gestört, ebenso wie die Tatsache, dass die Charaktere zwar nicht zweidimensional sind, es ihnen in meinen Augen jedoch an Tiefe fehlt.
Der Oscar-nominierte Streifen war zwar für diverse Filmpreise nominiert, gewann jedoch nur wenige davon: Den AFI Award für den Besten Film, den Golden Globe für die Beste Filmmusik und von der Broadcast Film Critics Association den Award für die Besten Visual Effects. Wichtige Preise wie der Britische Filmpreis sowie der Golden Globe für die Beste Regie blieben jedoch aus. Ich vermute deshalb, dass Life of Pi den Oscar für den Besten Film nicht gewinnen wird. Mir scheint, als habe die Jury den Oscar in den vergangenen Jahren eher an Filme mit gesellschaftlich dramatischeren Themen vergeben als das eines Schiffbrüchigen mit Tigers. Warum also dieses Jahr vom Kurs abweichen?
Was meint ihr: Wird Life of Pi den Oscar als Bester Film gewinnen?
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