Einstündige Schnipsel unterbrochen von einwöchigen Pausen bilden ganz sicher nicht die ideale Grundlage, um einen Film von Luchino Visconti kennenzulernen. Mit seinen 235 Minuten Laufzeit bildet das Epos über den tragischen Märchenkönig Ludwig II allerdings eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für Programmplaner und Sekundenstopper. ServusTV zeigt deswegen ab heute an fünf Dienstagen Viscontis Historiendrama von 1972 in einstündigen Folgen. Weil Serien sind die neuen Filme sind die neuen Serien. Oder so ähnlich.
Visconti-Neulinge jedenfalls sollten dem seinerzeit 12 Millionen DM teuren Mammutwerk des Italieners eine Chance geben, egal ob es sie nach Geschichten über österreichischen und bayerischen Adel dürstet oder nicht. Helmut Berger ist schlicht großartig als lebendiges Vanitas-Stillleben, das sich im erdrückenden Prunk vergräbt, als hätte sein DeLorean in der falschen Epoche eine irreparable Panne erlitten. Nun sitzt der König von Bayern in einer ihm und seinen Leidenschaften nicht gewachsenen Gesellschaft fest. Nur gelegentlich schweben Seelenverwandte (Romy Schneider als melancholische Sissi) durchs Bild, bevor es wieder erstarrt.
Lest diesen "TV-Tipp" also mehr als "Tipp", sich dem Finale von Viscontis inoffizieller deutscher Trilogie (nach Die Verdammten und Tod in Venedig) rückhaltlos hinzugeben. Tendenziell eignen sich Viscontis Filme dieser Jahre nämlich zum zuschauerseitigen Versenken und das benötigt Zeit. Dann steht ihr nach 200 Minuten vor dem Filmgemälde und plötzlich ist selbst Helmut Bergers verfaulten Filmzähnen eine gewisse Schönheit nicht abzusprechen.
Heute im TV: Ludwig II (1)
Wann: 22:05 Uhr
Wo: ServusTV