Mit Robert Redford verlässt ein großes Vorbild die Schauspielbühne

07.08.2018 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Robert Redford in The Old Man and the GunDCM
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Robert Redford hat seinen 2016 geäußerten Entschluss, nicht mehr schauspielern zu wollen, bekräfigt. Damit hinterlässt er eine Lücke, die unmöglich gefüllt werden kann.

Stattliche 81 Jahre ist Robert Redford mittlerweile alt und blickt auf eine Schauspielkarriere zurück, die beinahe 60 Jahre umfasst. Da kann jemand wie er durchaus schon mal ans Aufhören denken und genau das tut Redford auch: Vor zwei Jahren gab er bekannt, noch in zwei Filmen mitzuwirken und ab dann nicht mehr vor die Kamera treten zu wollen. Mittlerweile ist David Lowerys Kriminalkomödie The Old Man and the Gun im Kasten und die Leinwandlegende gedenkt, zu ihrem Wort zu stehen. Dies geht aus einem neuen Interview mit Entertainment Weekly  hervor. Nun ist Redfords freiwilliger Abschied einerseits nicht besonders tragisch, schließlich hat er auf der großen Leinwand genug Herzen gebrochen und gleich mehrere Generationen inspiriert. Sein Potenzial wusste er auszuschöpfen, Klassiker wie Die Unbestechlichen werden wir nicht vergessen. Und doch stimmt die Vermutung traurig, dass mit ihm der vielleicht letzte Gentleman seiner Art dem Kino als Darsteller den Rücken kehrt.

Die Schauspielkarriere von Robert Redford ist geprägt von Konstanten

Was mich an Robert Redford schon immer fasziniert hat, ist seine auf den ersten Blick ganz und gar nicht selbstverständliche Bodenständigkeit. Zwar war er lange ein absoluter Frauenschwarm und Mitte der 1970er auch der kassenträchtigste Filmstar überhaupt, zu kümmern schien ihn das allerdings nicht wirklich. Seine Rollen wählte er mit Bedacht, aber ohne erkennenswerten Fokus darauf, ob sie ihm prestigeträchtige Preise geschweige denn schnellen Ruhm einbringen könnten. Vielmehr dürfte das personelle Umfeld oft den Ausschlag gegeben haben. So spielte er mehrmals an der Seite von Jane Fonda und dem 2008 verstorbenen Paul Newman - mit beiden ist beziehungsweise war er auch privat eng befreundet. Erfolge wie Butch Cassidy und Sundance Kid, Der Clou und Barfuß im Park, mit dem Redford der Durchbruch gelang, überzeugen insbesondere durch die einnehmende Chemie zwischen ihren Darstellern - und die lässt sich eben nicht so einfach vortäuschen. Unter den Regisseuren hielt der 81-Jährige sich gerne an Sydney Pollack, der sagenhafte sieben Filme mit Redford in der Hauptrolle (unter anderem Jenseits von Afrika) inszenierte.

Butch Cassidy und Sundance Kid/Barfuß im Park

Robert Redford blieb in seinen Rollen immer authentisch

Vor der Kamera kokettierte Redford oft mit der Rolle eines romantischen Helden, trat häufig aber auch als idealistischer Einzelkämpfer oder gesellschaftlicher Außenseiter auf. Manche Filme unter seiner Beteiligung wie etwa Der elektrische Reiter oder Der Pferdeflüsterer (hier führte er zugleich Regie) brachten sogar beide Motive miteinander in Einklang. Tatsächlich gab sich Redford, der aus einfachen Verhältnissen stammt, selbst auf dem Höhepunkt seiner Karriere nie dem Trubel um seine Person hin und lebt bis heute zurückgezogen auf seiner Ranch in Utah. In Interviews  bedauert er den Wandel der Filmindustrie, präsentiert sich aber nicht ganz so kulturpessimistisch wie sein Kollege Dustin Hoffman. In den letzten Jahren war Redford in zwei Netflix-Filmen (Unsere Seelen bei Nacht und The Discovery) zu sehen und noch 2014 spielte er außerdem in dem Superhelden-Abenteuer Captain America 2: The Return of the First Avenger. Darin demonstrierte eindrucksvoll, offen für neue Wege zu sein. Wundersam fügte er sich ins MCU ein ohne auch nur ansatzweise Integrität einzubüßen. Platz für ihn wäre in Hollywood also definitiv noch vorhanden, obwohl er mit den meisten Superstars von heute nicht allzu viel gemeinsam hat.

Robert Redford bestach durch eine minimalistische Art von Schauspiel, deren Wert bereits von Natur aus gerne mal verkannt wird. In einem Atemzug mit Marlon Brando und Robert De Niro nennt ihn kaum jemand, doch so bescheiden wie Redford ist, wird er auch darauf nicht viel geben. Denke ich darüber nach, welche Leistung eines Darstellers in einem Film mich in meinem Leben am meisten berührt hat, lande ich bei All Is Lost. Hier setzt ein natürlich gealtertes Gesicht dem möglichen Tod auf hoher See ein Maximum an Würde entgegen - manchmal braucht es nicht mehr als das. Nun steht mit The Old Man and the Gun der letzte Film mit Robert Redford an, was mich sehr wehmütig stimmt, zugleich aber auch mit Dankbarkeit erfüllt. Für den engagierten Demokraten und Umweltschützer Redford bietet das Leben immer noch genügend Herausforderungen. Nicht zuletzt hat er sich die Option offen gelassen, wieder auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Ich wäre die erste, die eine Kinokarte für einen neuen Film von ihm kauft.

Wie steht ihr zu Robert Redfords Rücktritt als Schauspieler?

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