Die Figur der Laura bleibt lange im Hintergrund der Geschichte. Ist es schwer, so eine Figur zu spielen?
Eigentlich macht es eher Spaß, wenn man die Möglichkeit hat, noch nicht so viel verraten zu müssen über diese Figur. Dass sie einfach auftaucht, immer ein bisschen ruppig und desinteressiert wirkt, und plötzlich passiert was mit ihr. Mir erschien das auch logisch, weil Laura … Die darf nicht so viel nachdenken, sonst würde es ihr sehr schlecht gehen die ganze Zeit. Sie hat sich einmal entschieden für ein gewisses Leben, und dann will sie das auch durchziehen, da wird nicht gejammert. So habe ich sie gesehen. Zu so einem Zeitpunkt treffen wir sie im Film an.
Der Film zeigt nicht sehr viel Subjektivität von Laura. Wie frei ist sie? Ist sie getrieben?
Ja, die Subjektivität ist eher bei Thomas. Ab dem Moment, wo Laura weinend nach Hause fährt, ist man das erste Mal an ihr dran, dann ändert sich der Blinkwinkel, plötzlich guckt man auch aus ihrer Perspektive, was ich einen sehr klugen Schachzug finde. Für mich ist die Freiheit, nach der sie sucht, eigentlich ihr größtes Thema. Deswegen schmiedet sie diesen Plan, ohne wirklich darüber nachzudenken. Diese Suche nach Freiheit, nach diesen kleinen Nischen, wie man betrügen kann …
Das gibt einem ja auch so ein kleines Glücksgefühl, dass man weiß, der andere, der mich in der Hand hat, der weiß gar nicht alles. Ja, ich glaube, sie ist eher eine Getriebene als eine reflektiert Nachdenkende und Planende. Das Vertrackte ist, glaube ich, dass sie ihr ganzes Leben Freiheit damit verbindet, Geld zu besitzen. Darüber definiert sich ihre Freiheit. So wie sie später sagt: Man kann sich nicht lieben, wenn man kein Geld hat. Das ist etwas, das hat sie erfahren.Es gibt die Szene beim Picknick am Strand, in der die Konstellation des Films sich verschiebt. Wie sehr sind die Nuancen des Spiels im Drehbuch vorgegeben, wieviel entsteht beim Proben und beim Drehen?
Das war eigentlich im Drehbuch schon sehr detailliert beschrieben, wie es zu diesem Moment kommt, dem Tanz, zu diesem Kuss, wie sich das aufbaut. Und dann wird natürlich nochmal probiert. Wie es sich anfühlt, ob der Rhythmus stimmt. Wie reagiert man in so einer Situation? Tanzt man wirklich oder ist man eher steif? Ich wusste vorher nicht, dass ich mich als Figur, als Laura derartig gedemütigt fühlen würde in dem Moment. Das war aber so. Deswegen hatte es für mich auch so etwas von … ja gut, jetzt hat mich der Ali da hingestellt, jetzt spür ich doch mal, wer ist das überhaupt, der Thomas. Und plötzlich kriegst du so eine Offenheit. Dass du denkst, gut, das hier habe ich nicht zu verschulden, dann kann ich auch noch weitergehen. Und dann setzt der Kopf wieder ein, aber es ist etwas passiert, sie ist angekratzt worden.
Ist die Art, wie in Christian Petzolds Filmen die Figuren zusammengesetzt werden, etwas, das Ihnen besonders zusagt? Dass weniger dieses psychologische Schauspiel gesucht wird als eine andere Form von Präsenz?
Ja, da ist sicher was dran. Ich habe nur witzigerweise trotz allem das Gefühl, dass wir durchaus psychologisch arbeiten. Dass ich als Schauspielerin eine ganz klare Vorstellung haben muss von dem, was die Figur empfindet und wohin die Reise geht mit ihr. Die Kunst, die Christian Petzold beherrscht, ist vielleicht, das so einzufangen, dass dem Zuschauer nichts vorgegeben wird. Selbst ich kann das in der Wirkung nochmal völlig anders wahrnehmen, wenn ich den Film dann ansehe. Das hat natürlich damit zu tun, wie die beiden, Christian Petzold und Hans Fromm, das einfangen, die Gesichter oder den Körper oder was auch immer. Das ergibt dann diesen großen … so einen Luftraum. Wo man selbst so viel hinein imaginieren kann. Das finde ich toll, dass man sich gegenseitig so überraschen kann.
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