Oscar 2016 - Stunt-Koordinatoren fordern in Online-Petition eigene Kategorie

23.02.2016 - 10:40 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Als Film ist Mad Max: Fury Road ein einziger Stunt, aber einen Oscar gibt es dafür nicht.Warner Bros.
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Eine Online-Petition fordert die Einführung einer eigenen Oscar-Kategorie für Stunt-Koordinatoren. Damit protestiert die Stunt-Gemeinschaft gegen den Umstand, dass ihr Beitrag zum Medium Film von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences seit Jahrzehnten bewusst ignoriert wird.

Trotz zehn Nominierungen für das Actionspektakel Mad Max: Fury Road werden die beteiligten Stunt-Koordinatoren beim Oscar 2016 ebenso leer ausgehen wie ihre Kollegen der anderen Filme, denn es gibt einfach keine eigene Kategorie, für die sie vorgeschlagen werden könnten.

Stunt-Koordinatoren sind für das Casting der Stuntmänner und -frauen verantwortlich, überwachen die Sicherheit am Set und unterweisen die Darsteller und Regisseure während der Dreharbeiten. Daneben treten sie oft selbst als Stuntdoubles in Erscheinung, weswegen ihr Job nicht gerade ein Zuckerschlecken ist. Dennoch bleibt ihnen auch in diesem Jahr eine eigene Oscarnominierung verwehrt.

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Aus diesem Grund haben sich zahlreiche Stunt-Koordinatoren nun für die Online-Petition  Stand up for Stunt People zusammengeschlossen, die mittlerweile von über 45.000 Personen unterschrieben wurde. Darin fordern sie zu einer friedvollen Demonstration vor dem Hauptquartier der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Beverly Hills auf, um gegen die mangelnde Wertschätzung von Stuntmännern und -frauen innerhalb der Filmindustrie zu protestieren. Stunt-Koordinator Jeff Wolfe, Präsident der Stuntmen's Association of Motion Pictures, gab diesbezüglich gegenüber dem Hollywood Reporter  folgendes Statement ab.

Seit fast 90 Jahren werden Stuntleute und ihr Beitrag zum Medium, das wir alle lieben und wofür wir wortwörtlich bluten, von der Filmakademie unverhohlen diskriminiert. Es geht nicht um Rassentrennungen oder Geschlechterdifferenzen. Stuntfrauen und Stuntmänner aus allen Gesellschaftsstufen sind von dieser Missachtung betroffen. Was wären Filme schließlich ohne all die Action?

Seit Jahrzehnten versucht die Stunt-Gemeinschaft schon, die Academy zur Einführung eines eigenen Oscars für Stunt-Koordinatoren zu bewegen. Ihre Bemühungen wurden zuletzt 2011 abgelehnt. Auch eine Revision im Jahr darauf stieß bei den Verantwortlichen auf taube Ohren. Bei den jährlichen SAG Awards werden hingegen bereits seit 2008 die Stunt-Ensembles von Film und Fernsehen mit einem eigenen Preis bedacht. Dieses Jahr gewannen die Stunt-Ensembles von Mad Max: Fury Road sowie Game of Thrones.

Ein Grund, weswegen sich die Academy nach wie vor weigert, auch für die Oscars eine vergleichbare Kategorie einzuführen, findet sich in der Studiopolitik Hollywoods. So wird argumentiert, dass man den Zuschauern nicht die Illusion nehmen wolle, dass die Darstellerinnen und Darsteller all diese spektakulären Actionsequenzen selbst ausführen. Angesichts der Tatsache, dass wohl jedem bewusst ist, wie selten ein Schauspieler seine Stunts selbst ausführt, ist dies natürlich ein unheimlich lächerliches Argument. Darüber hinaus basiert die Traumfabrik Hollywood ohnehin auf Illusionen. Warum ist es also kein Problem, Make-up-Künstler und das Sounddesign mit Oscarnominierungen zu ehren, aber die Bemühungen der Stunt-Koordinatoren weiterhin gegen die Wand rennen zu lassen?

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Ein weiterer Grund, warum die alljährlichen Petitionen ignoriert werden, ist die Sorge, dass zusätzliche Kategorien bei den Oscarverleihungen dafür sorgen könnten, dass andere Kategorien aufgrund der begrenzten Sendezeit dafür fallen gelassen werden müssten. Hierzu sagt Jack Gill, seit über 25 Jahren Stunt-Koordinator für Filme wie Fast & Furious Five, Fast & Furious 7 und Fast & Furious 8, dass gar nicht für eine Preisverleihung im Fernsehen gestritten werde. Die Stunt-Gemeinschaft wäre schon zufrieden, wenn sie eine eigene Zeremonie jenseits des Medienrummels abhalten dürfte:

Von der Anfangsphase bis hin zum Design der Sequenzen, dem Proben der Action und dem Filmen des finalen Produkts würde es den Actionfilm ohne die Vision der Stunt-Koordinatoren nicht geben. Nach 25 Jahren Kampf für diese Sache ist es an der Zeit, dass die Academy ins 21. Jahrhundert eintritt und eine Oscarkategorie für die Stunt-Koordinatoren erschafft, die einen so großen Anteil am Prozess des Filmemachens haben.

Die Academy äußerte sich zu diesem Thema bisher nicht.

Was denkt ihr? Sollten Stuntmänner und Stuntfrauen einen eigenen Oscar bekommen?

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