Patrick Stewart zum 75. Geburtstag

13.07.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Blickt in die Zukunft: Patrick Stewart als Captain Picard
CBS/Paramount
Blickt in die Zukunft: Patrick Stewart als Captain Picard
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Als Captain Picard war Patrick Stewart vor fast 30 Jahren wohl eine der gewagtesten Besetzungen der TV-Geschichte. Aber nicht nur mit dieser Rolle zeigte der langjährige Shakespeare-Schauspieler, der heute 75 Jahre alt wird, seine Vielseitigkeit.

Als ich Patrick Stewart zum ersten Mal im Fernsehen sah, mochte ich ihn nicht sonderlich. Genauer gesagt konnte ich mit seinem Captain Picard wenig anfangen, als Star Trek: The Next Generation hierzulande als Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert vom ZDF erstmals ausgestrahlt wurde. Im Gegensatz zu Captain Kirk fand ich Picard viel zu steif, zu ernst und zu bedächtig. Nun gut, aber ich war ja auch erst im Grundschulalter.

Als ich dann einige Jahre später damit begann, mir die Next Generation-Folgen im englischen Original auf Video anzuschauen, sah das natürlich alles ganz anders aus. Jetzt begeisterte mich Patrick Stewart nicht nur mit seiner unnachahmlichen Aussprache, sondern auch als ein Captain, der lieber den Verstand statt die Fäuste sprechen ließ, trotz seiner gelegentlich schroffen Art immer ein offenes Ohr für seine Crew hatte und generell stets Herr der Lage war.

Als Captain Picard war Patrick Stewart zudem ohnehin ein Unikum in der damaligen Fernsehlandschaft, und diese Kombination aus Darsteller und Charakter dürfte auch heute noch Seltenheitswert haben: Ein fast 50-jähriger britischer Schauspieler mit ebensolchem Akzent, der bis dahin neben einigen Kino- und TV-Rollen (darunter BBC-Klassiker wie König, Dame, As, Spion) hauptsächlich als Shakespeare-Mime auf der Bühne stand, verkörpert in einer US-amerikanischen Serie einen französischstämmigen Raumschiff-Captain mit Halbglatze, der noch dazu meist eine diplomatische Lösung sucht, statt zur Waffe zu greifen (wie schon Ralph Sander in Das Star Trek-Universum bemerkte).

Spätestens ab der dritten Staffel der Next Generation hatten dann dank Executive Producer Michael Piller auch die Geschichten fast durchgehend das Niveau, das Stewart als Picard schon von Anfang an mitbrachte. Im Laufe von sieben Staffeln fügte er ihm zudem zahlreiche weitere Facetten hinzu und durchlebte in seiner Haut meisterhaft immer neue Krisen und Herausforderungen, was es umso unverständlicher macht, dass er nie einen Emmy oder Golden Globe für seine Rolle erhielt, ja noch nicht einmal dafür nominiert wurde. Als Stewart nach dem Ende von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert seine Paraderolle auch viermal auf die Kinoleinwände brachte, hatte der Charakter zwar oft nur noch wenig mit der Ausrichtung der Fernsehfigur zu tun, dank Stewart verkam der nun actionbetonte Picard aber trotzdem nicht zur Karikatur.

Das Kino war es dann auch, das Stewart eine weitere Rolle für die Popkultur-Geschichtsbücher bescherte. Zwar hatte er auch schon vorher in Klassikern wie Excalibur und Dune - Der Wüstenplanet mitgewirkt, die Verkörperung eines anderen ikonischen Glatzenträgers brachte ihn aber nochmal einer ganz neuen Genration nahe: Als Professor Charles Xavier leitete er ab 2000 in vier Abenteuern die X-Men an und strahlte im Rollstuhl die gleiche entschlossene Kompetenz aus wie auf dem Kapitäns-Sessel. Zwar machte ihm auf der Leinwand stets Ian McKellens Magneto das Leben schwer, zwischen den beiden Schauspielern entwickelte sich aber schon bald eine innige Freundschaft, die sie bis heute auch bildreich bei Twitter und Co. unter Beweis stellen . 2009 waren beide dann nach Jahrzehnten auch zum zweiten Mal gemeinsam auf der Bühne zu sehen und warteten auf Godot.

Aber Patrick Stewart versteht sich nicht nur auf ernsthafte Autoritätspersonen. Neben einigen grandios albernen Momenten  als Captain Picard hatte er im Laufe der Jahre auch etliche andere komische Auftritte, bei denen er zum Beispiel als eine Version seiner selbst in Ricky Gervais' Extras eine ganz spezielle Idee für einen Film präsentierte (I've seen everything! ). Stimmlich ist Stewart wiederum seit Jahren neben zahlreichen anderen Sprechrollen in Seth MacFarlanes Family Guy und American Dad präsent. Und auch sein Einpersonenstück nach Charles Dickens' A Christmas Carol, in dem er sämtliche Figuren selbst verkörperte, verliert als reine Audio-Version nichts von seiner begeisternden Kraft. Als wenig feinfühliger Talkshow-Moderator Walter Blunt verkörpert Stewart demnächst zudem die Hauptfigur der Sitcom Blunt Talk.

Auch im fortgeschrittenen Alter erforscht Patrick Stewart also noch immer neue Welten und wird uns hoffentlich noch lange mit seiner Schauspielkunst beehren. Somit kann der Gruß zu seinem 75. Geburtstag auch nur lauten: Make it so!

Welches ist eure liebste Rolle von Patrick Stewart?

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