Poetischer Timbuktu begeistert die Kritiker

16.05.2014 - 12:48 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Szenenbild aus Timbuktu
Lakeshore Entertainment
Szenenbild aus Timbuktu
1
6
Bei den Filmfestspielen in Cannes wurde am zweiten Tag Timbuktu von Abderrahmane Sissako gezeigt. Im Gegensatz zum Eröffnungsfilm des Festivals kann sich Sissako aber über sehr gute Kritiken freuen. Wir haben einen Presseüberblick für euch.

Nachdem die Kritiken zu dem Eröffnungsfilm Grace of Monaco nicht gerade berauschend waren, schaffte es der mauretanische Regisseur Abderrahmane Sissako am zweiten Tag, die Kritiker mit seinem Wettbewerbsbeitrag Timbuktu zu besänftigen. Sein Drama begeisterte den Großteil der anwesenden Zuschauer in Cannes und hat offenbar gute Chancen auf einen Preis im Wettbewerb.

Worum geht es in Timbuktu?
Timbuktu ist ein Ort der Stille und der Freudlosigkeit geworden, seit die Fundamentalisten Angst und Schrecken in der Region verbreiten: Die Türen sind verschlossen, die Straßen leer, selbst Fußballspielen ist verboten. Keine Musik, kein Lachen ist zu hören. Die Frauen kleiden sich dunkel und wirken wie stumme Schatten ihrer selbst. In der Wüste, fernab des Chaos führt Kidane ein ruhiges Leben mit seiner Frau Satima und ihren gemeinsamen Töchtern Toya und Issan. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer. Nachdem Kidane im Affekt versehentlich den Fischer Amadou tötet, welcher seine Lieblingskuh “GPS” zuvor schlachtete, muss Kidane sich dem Gesetz der neuen, fremden Herrscher beugen …

Und was sagen die Kritiker?
Begeistert zeigt sich Peter Labuza in seiner Kritik auf The Film Stage. Er schreibt, dass Abderrahmane Sissako “nicht mehr einer der größten Regisseure Afrikas genannt werden kann. Vielmehr ist er zu einem der besten Regisseure unserer Zeit geworden.” Mit Timbuktu verbindet Sissako “die poetische Bildsprache von Warten auf das Glück mit der politischen Dringlichkeit von Bamako.”

Roman Scheiber (Ray-Filmmagazin) lobt das Drama, das trotz seines gemächlichen Erzähltempos kraftvoll inszeniert wurde. Es rückt wiederholt Fragen von Freiheit, Gerechtigkeit und Macht ins Zentrum des Geschehens, “allerdings ohne dabei einen eigenen konkreten Standpunkt zu vertreten. Das mag man Sissako zum Vorwurf machen, aber ein würdiger Wettbewerbsbeitrag ist sein Film allemal.”

Die fehlende Haltung ließ Michael Sennhauser (Sennhausers Filmblog) ratlos und ein wenig wütend zurück. “Ja, das hätte ein Film sein können mit Implikationen, Anliegen, Fragen. Wenn Sissako zu einer Haltung gefunden hätte. Wenn seine Islamisten nicht bloß einfach dumm, oder dumm und korrupt, oder aber dumm und verlogen wären. Wenn sie nicht nur Fleisch am Knochen hätten, sondern auch Gedanken im Kopf, Argumente, Ideen und Widersprüche.”

Deborah Young stellt im Hollywood Reporter fest, dass die “Methoden des Films auf eine kühne Art unorthodox sind und seine ständig wechselnden Stimmungen – Drama, Humor, Freude und Tragödie – durchaus verwirrend sein können.”

Michael Kienzl (Critic.de) findet zwar, dass der Regisseur sein Potenzial nicht ganz ausgeschöpft hat, dennoch ist ihm “ein beeindruckender Film voller Ungeschliffenheiten” gelungen. Der Regisseur “lehnt sich gegen jene Geschichten auf, die uns immer wieder auf sehr eindimensionale Weise von der Unterdrückung durch Religion erzählen. Sissako zersplittert nicht nur seine Handlung, er lehnt sich auch immer wieder gegen die erschlagende Wirkung von Gefühlen auf.”

Für den britischen The Telegraph schreibt Tim Robey, dass Timbuktu trotz seiner Thematik kein düsterer Film geworden ist, im Gegenteil. Er ist “voller Leben, Ironie, Poesie und bitterer Ungerechtigkeit. Er verlangt Respekt, aber er verdient ihn auch.”

Mehr internationale Kritiken zu Timbuktu gibt es auf fandor. Eine Übersicht über die deutschen Kritiken zu Abderrahmane Sissakos Film findet ihr bei Film-Zeit.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News