Quicksand auf Netflix: Ist die Serie so gut wie Tote Mädchen lügen nicht?

06.04.2019 - 09:10 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Auf Netflix ist der schwedische Teen-Thriller Quicksand über einen Amoklauf gestartet. Aber reichen ein paar Parallelen zu Tote Mädchen lügen nicht, um den nächsten großen Hit zu landen?

Zugegeben, ein wenig enttäuscht bin ich schon von der neuen Netflix-Serie Quicksand - Im Traum kannst du nicht lügen. Denn in den 6 Episoden gab es weder Sand noch mystische Träume zu entdecken. Doch was hat der schwedische Tote Mädchen lügen nicht-Verschnitt sonst zu bieten außer einer zu lang geratenen Milieustudie von Schwedens Bonzenjugend und narzisstischen Sonnyboys?

  • Quicksand basiert auf dem Roman Im Traum kannst du nicht lügen (OT: Störst av allt) von Malin Persson Giolito und ist die erste schwedische Netflix-Serie.
  • Es werden Themen wie Persönlichkeitsstörung, Selbstmord, Vergewaltigung und Mord behandelt.
  • In Quicksand wird ein Mädchen des mehrfachen Mordes angeklagt. Ist sie schuldig oder unschuldig? Diese Frage quält uns bis zur letzten Minute der Serie.

Nicht noch eine Netflix-Teenie-Serie!

In der letzten Zeit hat sich Netflix als Sammelstelle für Teeniekost entwickelt. Ob Tote Mädchen lügen nicht, Riverdale oder The Order: Jugendliche finden bei Netflix, was ihnen das antike Fernsehen schon lange nicht mehr bietet. Wenn ihr dem Trailer glaubt, dann schlägt Quicksand genau in diese Kerbe. Aber da habt ihr euch gewaltig getäuscht.

Es beginnt als unschuldige Romanze

Quicksand behandelt zwar ähnliche Themen wie das große Vorbild Tote Mädchen lügen nicht, verpackt diese jedoch nicht in poppige Hochglanzbilder. Stattdessen setzt Quicksand auf eine raue und triste Inszenierung, welche die Abgründe der Figuren nicht beschönigt. Doch leider begeht Quicksand ein paar dramatische Fehler.

Quicksand wandelt zwischen Romanze und Gerichtsdrama

Dabei beginnt die Quicksand doch recht vielversprechend. In den ersten Minuten erleben wir das Resultat einer schrecklichen Bluttat. Wir blicken auf ein Klassenzimmer voller Leichen, Blut und Gewehrhülsen. Mittendrin sitzt die zutiefst verstörte Maja. Hat sie etwa ihre Mitschüler umgebracht? Als meistgehasste Person Schwedens wartet Maja fortan in einer kleinen Zelle auf ihren Mordprozess.

In Rückblenden sehen wir schließlich den Beginn einer zuckersüßen Teenie-Romanze zwischen Maja und dem Sonnyboy Sebastian, die sie in die Welt des Reichtums und feuchtfröhlicher Bonzen-Partys entführt. Doch dann entfaltet sich im Hintergrund der wahre Horror: Sebastian erlebt den Absturz und Maja wird unaufhaltsam mit in den Abgrund gerissen.

Quicksand ist alles andere als eine fluffige Netflix-Serie

Liebe wird durch Drogen und Gewalt ersetzt

Während Netflix' Tote Mädchen lügen nicht seine schockierende Thematik mit faszinierenden Mysterien und pikanten Geheimnissen umrahmte, bleibt Quicksand ein erschreckend ernstes Erlebnis, das nicht davor zurückschreckt, globale Themen wie den Bruch in der schwedischen Gesellschaft, Rassismus, Wirtschaft und Politik anzusprechen.

Im Kern erzählt Quicksand jedoch von den tragischen Umständen, die einen Teenanger in die Perspektivlosigkeit treiben können. Nach und nach wird Sebastians Psyche zermürbt. Seinen Schmerz betäubt er mit Drogen und seiner Begierde nach Maja. Die Ausmaße, die diese Beziehung annimmt sind aufwühlend, schockierend und herzzerreißend. Einige Szenen erinnern dabei direkt an die traumatischen Erlebnisse Hannah Bakers.

"Warum bist du bei ihm geblieben?" - fragt die Staatsanwältin Maja. Naiv entgegnet sie: "Ich habe doch gedacht, dass ich ihn retten könnte."

Am Ende bleibt Quicksand eine verpasste Chance

Majas Leiden sind herzzerreißend

Obwohl Quicksand nur aus 6 Episoden besteht, zieht sich die Handlung gerade im Mittelteil quälend in die Länge - die typische Netflix-Krankheit eben. Zudem fehlt es der Serie oft an Ausgleich für die Tragik und den Schmerz. So ermüdet sie den Zuschauer sehr schnell.

Bekommen wir denn schlussendlich eine Antwort auf die quälende Schuldfrage? Ja, am Ende spricht das Recht sein Urteil und wir erfahren in der finalen Szene, was wirklich im Klassenraum passierte. Ein großer Fehler. Es wäre besser gewesen, dem Zuschauer selbst zu überlassen, die Geschehnisse zu verarbeiten und sich selbst ein Urteil zu bilden.

Schuldig oder nicht schuldig?

Stattdessen liefert uns die Serie eine definitive Antwort und verpasst damit die Chance, einen Dialog zu eröffnen und Quicksand zu einem relevanten Gesprächsthema werden zu lassen. Der große Netflix-Bruder Tote Mädchen lügen nicht hat dies einfach besser vorgemacht. Und das trotz eines ähnlich bescheuerten deutschen Titels.

Die 1. Staffel von Quicksand umfasst 6 Episoden, die am 05.04.2019 bei Netflix veröffentlicht wurden. Als Grundlage für diese Seriencheck diente die komplette 1. Staffel.

Wenn ihr euch von der Thematik betroffen fühlt, scheut euch nicht die Telefonseelsorge  zu kontaktieren. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110-111 oder 0800-1110-222 erhaltet ihr Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus scheinbar aussichtslosen Situationen aufzeigen konnten.

Werdet ihr euch Quicksand auf Netflix anschauen?

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