Regisseur Roman Polanski ist mittlerweile 76 Jahre alt, lebt in Paris und hat in Deutschland gerade seinen aktuellen Film Der Ghostwriter abgedreht. Der international bekannte Regisseur, der mit Der Pianist einen Oscar gewann, sollte beim Filmfest in Zürich für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden. Allerdings kam es nicht dazu, da er bei der Einreise in die Schweiz verhaftet wurde. Grund ist ein Verbrechen, welches 30 Jahre zurück liegt.
1977 verließ der polnischstämmige Regisseur Roman Polanski die USA. Ganz regelkonform war das nicht, denn eigentlich floh er aus dem Land. Er wurde beschuldigt, ein 13-jähriges Mädchen sexuell belästigt zu haben. Roman Polanski bekannte sich schuldig. Kurz vor dem Prozess und der wahrscheinlichen Haftstrafe verließ er allerdings Amerika und ging nach Frankreich. Ein Haftbefehl gegen ihn ist noch immer gültig. Seitdem ist er nicht mehr in die USA gereist, lebt in Frankreich und Polen. Seinen Oscar für Der Pianist hat sein Hauptdarsteller Adrien Brody entgegengenommen.
Im Dezember 2008 – 31 Jahre nach den Vorkommnissen – hat der Oscar-Preisträger über seine amerikanischen Anwälte versucht, bei einem Gericht in Los Angeles eine Entscheidung zu erreichen, dass der Fall nach drei Jahrzehnten aufgeben wird und war wohl durchaus guten Mutes. Sein Hauptargument ist die Dokumentation Roman Polanski: Wanted and Desired (2008), in der zahlreiche Fehler der damals beteiligten Richter sowie von Angestellten des Gerichts und der Anklage aufgedeckt wurden.
Aber nach einer Entscheidung der Richter, darf Roman Polanski immer noch keine Gnade empfangen. Die Staatsanwaltschaft des Superior Court forderte den Filmemacher auf, sich endlich der Justiz zu stellen und sein Anliegen persönlich vorzutragen. Wegen der Flucht vor 30 Jahren habe er kein Anrecht auf die Einstellung des Gerichtsverfahrens. Er solle sich das seit 1977 ausstehende Urteil anhören. Erst danach könne er einen Einspruch gegen das Verfahren erheben und auch dessen Schließung beantragen.
Ein Leben wie jenes von Roman Polanski könnte selbst ein Drehbuchautor nicht erfinden: Er ist als kleiner jüdischer Junge aus dem Krakauer Ghetto entkommen, überlebte die deutsche Besatzung bei polnisch-katholischen Bauern; wurde im sozialistischen Polen als junger Regisseur gegängelt; hatte in Los Angeles 1968 den Mord an seiner Ehefrau und seines ungeborenen Kindes durch Sektenangehörige zu verarbeiten; entzog sich in den USA einer Klage wegen Missbrauch einer Minderjährigen, floh nach Frankreich. Ein bewegtes Leben, zu dem die Inszenierung einiger Filmklassiker wie Rosemaries Baby (1968), Tanz der Vampire (1967), Chinatown (1974), Der Pianist (2001) ebenso gehört. Sein Leben soll übrigens verfilmt werden und was dann im Drehbuch für die jüngste Zeit stehen wird, werden wir erst später wissen …