Manche kennen vielleicht das Gefühl einer gewissen Selbstfrustration, wenn sie bei dem schier unermesslichen Serienangebot der verschiedenen Streaming-Dienste aus Überforderung letztendlich doch wieder bei ihrer bewährten Lieblingsserie und Filmreihe landen. Und zum fünften Mal The Big Bang Theory, Gilmore Girls oder die Herr der Ringe-Trilogie von vorne anfangen.
Falls ja, gibt es überhaupt keinen Grund, sich deshalb schlecht zu fühlen. Vielmehr ist es sogar gesund für die Psyche, dieselbe Serie immer wieder zu schauen, wie ein wissenschaftlicher Beitrag der Psychology Today aus dem Jahr 2022 aufklärt.
Von The Big Bang Theory bis Kevin - Allein zu Haus: Wiederholtes Schauen steigert das Wohlbefinden
In besagtem Artikel widmete sich Robert N. Kraft, Professor für kognitive Psychologie an der Otterbein University in Ohio, den Auswirkungen von wiederholtem Anschauen einer Serie oder eines Filmes auf die menschliche Psyche und zog darin so erstaunliche wie erfreuliche Schlüsse.
Laut Kraft kehren wir aus einem simplen Grund immer wieder zu denselben Serien oder Filmen zurück: Wir kennen das Ende und wissen genau, wie wir uns dabei gefühlt haben. Ein Rewatch befriedigt demnach unsere emotionalen Bedürfnisse, denn wir können sicher sein, dass wir dieses Gefühl danach erneut erleben werden.
Für gewöhnlich sind es daher Serien und Filme aus dem unbeschwerten Comedy-Genre wie The Big Bang Theory oder Friends, denen wir stets aufs Neue verfallen. Bestes Film-Beispiel ist der alljährlich gesichtete Weihnachts-Favorit Kevin - Allein zu Haus, den wir vielleicht sogar mit wohlig-nostalgischen Kindheitsgefühlen verbinden.
Ein positiver Nebeneffekt: Da uns die gezeigte Geschichte zudem bestens vertraut ist, können wir nun auf andere Aspekte achten und so neue Details und Feinheiten entdecken, die uns beim ersten Mal womöglich noch nicht aufgefallen sind.
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Entspannung, Unterhaltung, Zugehörigkeit: Warum der Rewatch tatsächlich gesund ist
Kraft begründet seine These, dass sich ein Rewatch positiv auf unsere Gesundheit auswirkt, außerdem mit folgenden essenziellen Punkten:
- Wiederholung schafft Sicherheit, Ordnung und ein Gefühl der Kontrolle.
- Eine vertraute Geschichte lässt uns entspannen, während wir unterhalten werden.
- Der geringere kognitive Aufwand bei bereits bekannten Serien oder Filmen spart körperliche Energie.
- Der Nostalgie-Effekt: Vor allem ältere Filme und Serien lassen uns eine Zeit durchleben, an die wir uns gerne zurückerinnern.
- Die "Beziehung" zu altbekannten Charakteren kann das Zugehörigkeitsgefühl steigern und Einsamkeitsempfinden verringern.
- Neue Perspektiven auf unsere eigene persönliche Entwicklung werden durch Mehrfachsichtungen eröffnet.
Worauf die Studie natürlich nicht eingeht, sind die negativen Effekte, wenn man zu viel Zeit mit Serien und Filmen verbringt und nicht ausreichend echte soziale Interaktionen pflegt. Aber bis zu einem gewissen Maß ist die Wiederholung für die Psychohygiene wünschenswert.
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Falls euch demnächst also mal wieder genervtes Augenrollen mit einem Warum?entgegenschlägt, weil ihr zum x-ten Mal mit Malcolm mittendrin, Sex and the City oder Harry Potter angefangen habt, könnt ihr jetzt mit einer wissenschaftlich fundierten Antwort glänzen: Weil es mir guttut.