Es dürfte über 16 Jahre her sein, dass ich zum ersten Mal die Actionkomödie Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis gesehen und augenblicklich lieben gelernt hatte. Da ich damals eigentlich noch viel zu jung für den Film war und mein Interesse ausschließlich den Charakteren selbst und nicht den Menschen galt, die für das Werk verantwortlich waren, war mir natürlich auch noch nicht bewusst, wem ich unter anderem dieses Sahnestück des Buddy-Cop-Genres zu verdanken hatte: Drehbuchautor Shane Black.
Ein paar Jahre später sollte sich dies jedoch ändern und der Name hatte für mich eine besondere Bedeutung gewonnen. Der gleiche Kerl schrieb nämlich auch (gemeinsam mit Greg Hicks) das Skript zu Last Boy Scout, ein weiteres Actionwerk mit ausgeprägtem Zynismus, das mich (fast) genauso begeisterte wie dessen oben erwähnter Genre-Verwandter. Nie zuvor erlebte ich einen derart lässig-derben Humor in Filmen, der mein Vergnügungszentrum im Gehirn direkt ansprach. Dass dieser eigentlich in eine eher simple Filmhandlung eingepackt war und die Streifen dennoch solchen Eindruck bei mir hinterließen, überzeugte mich nur noch mehr. Schnell wollte ich mehr Filme des Mannes sehen, der offensichtlich ein kleines Genie im Drehbuchschreiben war.
Vom Drehbuch-Debütanten zum Topverdiener
Und tatsächlich ist es zwar überschaubar, aber wahrlich beeindruckend, was Shane Black bereits in jungen Jahren geleistet hatte. Das Drehbuch zu Lethal Weapon konnte er mit gerade einmal 22 Jahren an den Mann (in Form von Warner Bros.) bringen, wofür er 250.000 US-Dollar Gage erhielt. Die Actionkomödie wurde nicht nur zu einem finanziellen Erfolg, sondern erarbeitete sich einen Status innerhalb des Buddy-Cop-Genres, den weder der geistige Vorläufer Nur 48 Stunden, noch die zahlreichen, nachfolgenden Kopieversuche Hollywoods erreichten. Der Einfluss des genannten Films von Walter Hill, den Black übrigens sehr verehrt, war bei Lethal Weapon zwar zu spüren, doch übertrumpfte er das Werk von 1982 in puncto Charakterzeichnung und Stimmigkeit um Längen.
Mit dem Cop-Duo Martin Riggs (Mel Gibson) und Roger Murtaugh (Danny Glover) erschufen Shane Black und Regisseur Richard Donner ein überaus sympathisches Zweigespann, das beim Publikum genau den richtigen Nerv traf und ein neues, qualitativ hochwertiges Franchise begründete. Umso trauriger war es, dass Blacks Skript zur Fortsetzung Lethal Weapon 2 - Brennpunkt L.A. umgeschrieben wurde, nachdem dieser wegen kreativer Differenzen das Projekt verließ. Doch Shane Black war mittlerweile ein gefragter Autor in Hollywood und legte zwei Jahre später das Drehbuch zu Last Boy Scout (mit Bruce Willis in der Hauptrolle) vor. Dieses kam deutlich schwarzhumoriger und gewaltvoller als Lethal Weapon daher, bot aber jede Menge One-Liner, wie es sich für einen 90er-Jahre-Actionfilm gehörte. Hier ein kleines Beispiel:
Bei seinem nächsten Projekt fand sich Shane Black diesmal auf der anderen Seite der Hollywood-Maschinerie wieder, indem er für Last Action Hero das Drehbuch von Zak Penn und Adam Leff überarbeiten sollte und den cleveren Entschluss fasste, den Meta-Effekt des Arnold Schwarzenegger-Films hervorzuheben. Doch konnte die Actionfilm-Parodie, wie auch Blacks folgende Drehbucharbeit Tödliche Weihnachten (für den er das 16-Fache seiner Lethal Weapon-Gage erhielt) an den Kinokassen keinen großen Erfolg verbuchen. Danach zog sich der gefeierte und bestbezahlte Skriptautor für fast 10 Jahre aus dem Geschäft zurück, womit meine damalige Suche nach Filmen aus seiner Feder vorerst beendet war.
Comeback mit Knalleffekt
Umso erfreuter nahm ich 2005 die Nachricht auf, dass Shane Black mit Kiss Kiss Bang Bang nicht einfach nur sein Comeback, sondern sogar sein Regiedebüt feiern würde. Und dieses hatte es in sich. In der Krimikomödie variierte er sein "Ungleiches-Duo-ermittelt-in-einem-verschwörungsreichen-Fall"-Thema und verfrachtete es in eine raffinierte Neo-Noir-Detektivgeschichte, in der er sein Faible für die Hardboiled-Kriminalromane eines Raymond Chandler oder Brett Halliday offen darlegte. Der Film mit Robert Downey Jr. und Val Kilmer punktete mit einem kurzweiligen Mix aus Düsterkeit und ironischem Witz und stellt für mich bis heute den Höhepunkt in Blacks Schaffen dar.
Zu meinem Bedauern musste ich aber jahrelang auf ein weiteres Projekt Shane Blacks warten. Erst 2013 meldete er sich mit Regie und Drehbuch zu Iron Man 3 zurück. Da ich nicht gerade der größte Comicfilm-Fan unter der Sonne bin, war ich äußerst skeptisch, ob die Zusammenarbeit von Shane Black und Marvel funktionieren würde. Doch ich wurde positiv überrascht. Natürlich trug die Comic-Adaption von all seinen Werken wohl am wenigsten seine Handschrift, auch wenn der Film wie so viele von ihm während der Weihnachtszeit spielt. Zum Glück brachte er dann aber doch viele erfrischende Ideen (z. B. den Mandarin-Twist. Ja, der gefiel mir.) in seine Regiearbeit ein, was Iron Man 3 für mich zum bis dahin besten Film des Marvel Cinematic Universe machte.
Der Kreis schließt sich
Schließlich kam dieses Jahr mit The Nice Guys Shane Blacks bisher letztes Werk als Regisseur und Drehbuchautor heraus. Darin kehrte er wieder zu seinem altbekannten Metier zurück: Zwei sympathische Typen (Ryan Gosling, Russell Crowe), die unterschiedlicher nicht sein könnten, ermitteln auf eigene Faust in einem Mord-, Entführungs- und Verschwörungsfall. Vielleicht lag es an meinen zu hohen Erwartungen, die der grandiose Trailer in mir entfachte, dass mich die Krimikomödie nicht gänzlich so mitreißen konnte, wie es einst Lethal Weapon oder Kiss Kiss Bang Bang taten. Doch erfüllte es mich einfach mit Freude, einen Film des Mannes sehen zu dürfen, der vor über 16 Jahren einen maßgeblichen Anteil an meiner sich steigernden Filmleidenschaft hatte.
Da freut es mich natürlich, dass Shane Black in den nächsten Jahren gleich mehrere Regie-Projekte in der Mache hat, wie für 2019 die beiden Abenteuerfilme Doc Savage und The Destroyer, sowie das Sci-Fi-Actionsequel Predators. Mit letzterem Film, der im Februar 2018 in Deutschland starten soll, schließt sich gewissermaßen ein Kreis für Black. Der Gelegenheitsschauspieler war nämlich im 1987er-Klassiker Predator in einer kleinen Nebenrolle zu sehen und ging in die Filmgeschichte als erstes Leinwandopfer der außerirdischen Jäger ein. Nun darf er rund 30 Jahre später selbst ein Sequel des Franchises inszenieren. Eine Geschichte, wie sie wohl nur Hollywood schreiben kann. Und ich bin mir sicher, dass Shane Black ihr noch einige Kapitel hinzufügen wird.
Welcher ist euer Lieblingsfilm von Shane Black?