Smite ist nicht das MOBA, das ich wollte

05.04.2016 - 16:00 Uhr
Smite
Hi-Rez Studios
Smite
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Smite ist ein spannendes Projekt von Hi-Rez Studios, das eine MOBA-Erfahrung auf der Konsole ermöglichen will. Aber auch wenn das Spiel den Vorbildern treu bleibt, solltet ihr nicht mit der Erwartung an Smite herangehen, ein waschechtes MOBA zu bekommen.

Eine seltsame Eigenschaft von Smite ist die Reaktion, die das Spiel bei MOBA-Veteranen auszulösen scheint. Meine wenig repräsentative Umfrage unter all meinen Bekanntschaften, die zumindest schon eine Weile League of Legends spielen, ist ernüchternd. Kein einziger hat Spaß mit Smite gehabt, auch wenn niemand so richtig den Finger auf die Probleme legen konnte.

Ich vermute, dass der Grund dafür besonders mit der Aufmachung zusammenhängt. Smite tut so, als sei es ein MOBA. Nur fehlt dafür einiges an Tiefe und Taktik, weil dort weder durch Last Hits individuell Gold verdient werden kann noch eine taktische Ansicht oder eine brauchbare Minikarte angeboten wird. Ganz im Gegenteil: Wenn ich Smite starte, sieht das Spiel dank seiner Perspektive und dem bunten Level- und Charakterdesign aus wie ein Action-Spiel irgendwo zwischen Uncharted und Ratchet & Clank. Allerdings bin ich – verglichen mit diesen Spielen – in meinen Bewegungen und Attacken zu eingeengt. Smite ist zu schnell, als dass Abklingzeiten für meine Fähigkeiten passend erscheinen, aber gleichzeitig zu einschränkend in seinen Bewegungen, um mich frei wie in einem Action-Spiel zu fühlen.

Eine Frage der Perspektive

Diese Diskrepanz ist da. Sie macht Smite zu keinem schlechten Spiel, aber zu einem schwierigen Erlebnis, weil ich es nicht einordnen kann. Ein klassisches MOBA ist es in jedem Fall nicht. Fairer wäre es sicher, das Spiel als Action-MOBA zu bezeichnen, auch wenn ich mehr das Gefühl habe, dass Smite zwischen den Stühlen sitzt.

Teamfights in Smite können recht unübersichtlich werden.

Das liegt vor allem an dem heftigen Perspektiv-Wechsel. Statt von schräg oben verfolgt ihr das Geschehen über die Schulter eures Charakters. Das bedeutet auch, dass eure Übersicht extrem eingeschränkt ist. Während mich die Perspektive an ein Actionspiel denken lässt, macht mir Smite mit einer nicht frei bewegbaren Kamera einen Strich durch die Rechnung. Ich will nicht zählen, wie oft ich X gedrückt habe, weil ich springen wollte. Leider habe ich stattdessen eine Fähigkeit ausgelöst.

Was diese Fähigkeit dann allerdings genau angerichtet hat, weiß ich nicht. Smite hat keine Lösung für das Problem der fehlenden Mouse-Over-Texte gefunden. Weder bei Items im Shop noch bei euren Kräften bekommt ihr vom Spiel eine Information angezeigt, wie diese eigentlich wirken. Das ist wenig hilfreich bis frustrierend und macht das Kämpfen für neue Spieler eher zur Glückssache. Und Items kaufen? Auch nicht viel besser. Im Shop bekommt ihr zwei Fenster, links und rechts am Rand des Bildschirms. Links wählt ihr ein Item aus, rechts wird es euch genauer angezeigt. Erst hier sagt euch Smite, was ihr da ausgewählt habt, welche Fähigkeiten es hat und wozu es weiter verbaut werden kann. So erhaltet ihr zwar schließlich doch alle nötigen Informationen, intuitiv ist das alles allerdings nicht.

Spielen mit Autopilot

Nun erlaubt euch das Spiel zumindest, jedem Charakter eine Art Einkaufsliste für Items zu schreiben, die aber natürlich erfahrenen MOBA-Spielern nicht reichen wird, weil sie euch keine Flexibilität lässt. Andersherum dauert es gerade für Neulinge ansonsten doch recht lang, überhaupt ein Item zu finden. Da kann es helfen, euch das für die ersten Partien von der Shop-KI abnehmen zu lassen, um überhaupt erstmal ins Spiel zu finden. Auch das Aufleveln könnt ihr automatisieren und hier ist diese Funktion auch für erfahrene Spieler noch ein nützliches Zeitersparnis, da ihr eure Fähigkeiten ja doch meistens nach einem bestimmten Muster levelt.

Wer sich ansonsten vor einem so herrlich aggressiven Chat wie in den meisten MOBAs fürchtet, darf beruhigt sein: Smite erlaubt keinen Text-Chat. Ihr habt vor allem Voice-Chat und der ist deutlich gesitteter und beschränkt sich hauptsächlich auf den Spielverlauf. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil, auch wenn ihr euch dann natürlich auf den Voice-Chat einlassen müsst, was vielleicht nicht jedem Spieler gefällt.

Einige der spielbaren Götter in Smite

Smite bietet euch übrigens weit mehr Modi als den typischen MOBA-Modus mit Türmen, Minions und drei Lanes. Nach einem Blick auf Reddit  und Steam  fällt dabei vor allem eines auf: Es ist die abgespeckte MOBA-Version, Arena genannt, die am meisten gespielt wird. Dieser Modus beschränkt das Spiel im Grunde auf eine Lane, die Arena, und stellt Teamfights und schnelle Reaktionen über die Taktik des klassischen Modus. Damit erinnert es mehr an ARAM in League of Legends und ist eine weitaus actionreichere Variante des Spielprinzips. Vielleicht ist das die beste Zusammenfassung von dem, wofür Smite steht: Schnelles, actionreiches Gameplay, das auf MOBAs aufbaut.

Smite ist damit also sicher ein Spiel, das Spaß machen kann. Es bietet eine schicke Welt, verschiedene Charaktere und die meisten Zutaten für ein gutes MOBA. Was ihr von Smite schließlich haltet, steht und fällt aber mit eurer Meinung über die Kameraführung. Mir persönlich gefällt die halbherzig wirkende Fokussierung auf actiongeladene Gefechte gar nicht. Ich erwarte wegen der Perspektive zumindest, die Kamera selbst bewegen zu dürfen — doch da das nicht möglich ist, ecke ich viel zu oft mit dem Spiel aneinander und bin schlussendlich enttäuscht von den begrenzten Möglichkeiten.

Smite ist vielleicht kein Vollblut-MOBA, wie ihr es vom PC gewöhnt seid. Wer sowas sucht, muss mit mir zusammen weiter warten. Für alle, die vor allem ein ganz neues Spielerlebnis auf der Basis eines MOBAs möchten, ist Smite hingegen auf jeden Fall einen Blick wert — und da es kostenlos ist, riskiert ihr dabei immerhin keinen Fehlkauf.

Wie ist eure Meinung zu Smite? Verratet mir eure Gedanken in den Kommentaren!

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