South Park ist die beste Serie, die niemanden mehr interessiert

27.09.2019 - 17:15 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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South Park geht in die 23. Staffel und nur kaum jemanden scheint es zu interessieren. Dabei sind wenige andere Serie im hohen Alter noch so sehenswert.

Läuft eine Serie zu lange, dann wird sie schlecht. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz in der Entertainment-Welt. Viele Serien leiden darunter, dass ihre Sender einfach nicht loslassen können. 30 Staffeln Die Simpsons lassen grüßen, ebenso wie 17 Staffeln Family Guy. Gerade Zeichentrickserien bieten sich förmlich an, auf ewig verlängert zu werden, da ihre Figuren nicht altern.

Doch nur weil etwas geht, heißt es noch lange nicht, dass es gut geht. Und so verpassen viele Serien die Chance, ein glorreiches Ende zu finden, und versinken auf lange Sicht im Mittelmaß. Auch South Park hat mittlerweile schon etliche Jahre auf dem Buckel. Gestern, am 26.09.2019, startete die 23. Staffel bei uns in Deutschland. Doch auch wenn der Kult-Cartoon im Laufe ihrer Zeit immer wieder seine Durchhänger hatte, hält er mich immer noch bei der Stange.

  • South Park ist heute eine andere Serie als vor zehn Jahren. Satire hat eine größere Bedeutung bekommen.
  • Diese Entwicklung war nötig, denn das Aufgreifen aktueller Themen bietet stetig frischen Stoff für eine Serie, die eigentlich schon auserzählt war.
  • Traurige Zustände in der Welt lässt sich besser verkraften, wenn sich South Park drüber lustig macht.
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South Park und das Problem langlebiger Serien

Was macht South Park eigentlich so gut? Das kommt darauf an, über welches South Park wir reden. Denn die Serie hat sich verändert. Es gab mal eine Zeit, in der standen die Abenteuer von Stan, Kyle, Kenny und Cartman im Vordergrund. Die satirischen Elemente wurden nur bei Gelegenheit eingestreut, manche Episoden kamen völlig ohne Gesellschaftskritik aus.

Dieses South Park war toll, keine Frage. Doch irgendwann hat jede noch so gute Serie ihre Geschichten auserzählt, alle Facetten ihrer Figuren präsentiert. Als Zuschauer wissen wir mittlerweile, wie die Einwohner South Parks drauf sind. Der Witz, dass Kenny in jeder Folge stirbt, wurde irgendwann lahm und vorhersehbar. Das merkten auch die Schöpfer Matt Stone und Trey Parker und lassen es deshalb schon lange sein.

Die Folge mit Scott Tenorman wird wohl kaum ein South Park-Fan vergessen.

Auch die anderen Figuren stießen irgendwann zwangsläufig an ihre Grenzen. Seit Eric Cartman die Eltern von Scott Tenorman zu Chili verarbeitet und ihm zum Essen verabreicht hat, gibt es nichts mehr, was der verzogene Narzisst tun könnte, um uns noch zu schockieren. Diese Entwicklung betrifft auch andere Serien und ist kaum zu vermeiden. Für die Macher muss klar gewesen sein: South Park muss sich ändern, um nicht zu enden wie die Simpsons.

South Park entwickelt sich weiter

Spätestens mit der 18. Staffel wandelte sich South Park enorm. Erstens setzten die Autoren von da an auf einen durchgehenden Handlungsstrang innerhalb einer Staffel, statt auf die gewohnt klar abgegrenzten, einzelnen Episoden. Zweitens stehen aktuelle Themen und Satire seitdem mehr als zuvor im Fokus. Die Figuren selbst dienen quasi nur noch als Vehikel, um Gesellschaftskritik zu vermitteln.

Die 18. Staffel von South Park war noch etwas holprig, danach wurde es besser.

Auch wenn mich das neue Konzept zu Beginn nicht sehr überzeugte, war dieser radikale Schritt rückblickend betrachtet dennoch nötig. Denn South Park hatte zu diesem Zeitpunkt schon lange an Schwung verloren.

Die erste Staffel war ja auch noch nicht perfekt. Die Serie brauchte Zeit, um zu reifen und es dauerte, bis sie sich eingegroovt hatte und eine meisterhafte Folge die nächste jagte. Staffel 18 war der Startschuss für ein neues South Park und die vergangene 22. Staffel zeigt, was das Konzept drauf hat, wenn es erstmal richtig in Fahrt kommt.

Staffel 22: Halb Mann, halb Bär, halb Schwein

Eine Geschichte, die sich in Staffel 22 über zwei Folgen erstreckt, hat mich besonders begeistert. In den Episoden 6 und 7 gibt es ein Wiedersehen mit einer echten South Park-Kultfigur: Dem Schweinebärmann, auch Mannbärschwein genannt.

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Vor vielen, vielen Jahren machten sich die South Park-Autoren mit diesem monströsen Fantasiewesen über Al Gore lustig. Der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat hatte mit seiner Doku Eine unbequeme Wahrheit bereits 2006 auf die anstehende Klimakrise aufmerksam gemacht, doch wollte damals niemand auf ihn hören. Matt Stone und Trey Parker machten aus dem Klimawandel ein metaphorisches Mannbärschwein, das nur in Al Gores Vorstellung existierte.

South Park ging das ernste Thema, wie die meisten Leute in der damaligen Zeit, mit Gleichgültigkeit an. Al Gore wurde als Wahnsinniger dargestellt, in seiner Jagd auf das Mannbärschwein ging es ihm nur darum, sich selbst auf ein Podest zu heben und sich als großen Retter zu inszenieren.

South Park kombiniert brisante Themen

Letztes Jahr revidierten die Macher ihre damalige Haltung. In Staffel 22 ist das Mannbärschwein Wirklichkeit und wütet in South Park. Doch obwohl jeder sehen kann, wie das Monster massenhaft Unschuldige in Stücke reißt, glauben viele Menschen immer noch nicht an dessen Existenz.

Al Gore und der Schweinebärmann hätten an sich schon für eine interessante Folge ausgereicht. Doch durch das Konzept der durchgehenden Handlung innerhalb einer Staffel hatten die Autoren zuvor schon andere Themen mit aktuellem Bezug in South Park etablieren können. Diese brachten sie daraufhin in die besagte Episode mit ein und stapelten so ihre politisch gewichteten Running-Gags.

Schul-Schießerin sind in der Grundschule von South Park Alltag.

So hält der Polizeichef die Mannbärschwein-Angriffe für Schul-Amokläufe, die in South Park niemand mehr schockieren, weil sie Alltag geworden sind. Dabei möchte er wie alle anderen auch nur nach Hause und das Western-Videospiel Red Dead Redemption 2 zocken.

Die Verstrickung dieser unterschiedlichen teils politisch brisanten, teils popkulturellen Themen in absurder, satirischer Form macht South Park auch heute noch zu einer hervorragenden Serie, auch wenn sie nun andere Qualitäten aufweist als in ihrer Hochphase.

Der Wahnsinn der Welt braucht South Park

Manche mögen South Park für vulgär, brutal und überzogen halten. Doch für mich spiegelt der derbe Cartoon nur das wieder, was ich fühle, wenn ich mir die Geschehnisse in der echten Welt ansehe.

South Park ist auch nicht viel verrückter als die echte Welt.

Dabei ist die große Leistung von Drehbuchautor Trey Parker gar nicht, dass er hochgradig intellektuelle Gesellschaftsanalysen durchführt. Das hat South Park auch gar nicht nötig. Die Serie ist genauso plump wie die Leute, Bewegungen und Phänomene, von denen sie handelt - und genau deshalb so effektiv.

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Mithilfe humorvoller Übertreibungen macht South Park auf die absurden Probleme der Realität aufmerksam und hilft mir, den Wahnsinn der Welt zu ertragen. Darum bleibe ich Stan, Kyle, Kenny und Cartman auch in der 23. Staffel treu, die seit gestern bei Comedy Central läuft.

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