- ein Artikel von jnschrstn
Wenn man einmal davon absieht, wie geschichtsrelativierend dieser Film agiert, mit welchen Kalendersprüchen er um sich schmeißt und dabei ein zutiefst falsches Kunstverständnis bemüht, kann gerade die Kamera nicht überzeugen:
Nach 188 Minuten Überlänge könnte durchaus die Frage aufkommen, welchen absurden Schnittfetischisten von Donnersmarck aufgelesen haben muss, um diesem Film das wohl unsauberste Aussehen seit Langem verpasst zu haben. Keine Frage: "Werk ohne Autor" ist bei weitem nicht auf dem Level eines Till-Schweiger-Films, der nur auf seine Spielzeiten kommt, indem jede Sequenz mit abertausenden Zwischenschnitten (meist entkontextualisiert) gefüllt wird. Dennoch wird auch hier eine Form des Schnittes verwendet, die den Hobby-YouTubern bekannt sein dürfte. Besonders deutlich wird dies in den beiden Szenen, wo entweder der Protagonist oder seine Schwester vor Bussen stehen und eben nicht die Sequenz bis zum Ende ausgespielt, sondern sekündlich zur nächsten Bruch-Sequenz gesprungen wird, - nur um den Anschein eines künstlerischen Bewusstseins zu schaffen. Schlussendlich wirkt das nicht nur billig, sondern so undurchdacht, dass man sich fragen könnte, ob hier nicht einfach immer wieder die Crew aus dem Bild geschoben wurde, um weiter drehen zu können.
Doch nun weg vom Schnitt und zum eigentlichen Grundproblem: Die Kamera ist langweilig und träge. Genau dort, wo man eine Dynamik im Bild vermuten würde, werden Aufnahmen unlieb abgedreht und lediglich der erstbeste Slider verwendet, um ja keinen "Wackler" zu verursachen. In keiner einzigen Szene entdecken wir eine Bewegung, Dynamik oder schlicht die Liebe zum Bewegtbild. Gern möchte ich an dieser Stelle an alte Dogma-Filme erinnern, woraufhin gleich jeder Cineast den Zeiten der Dynamiken nachtrauern wird. Der Trend strebt aber momentan leider zum Kamerakran, Slider und der Steadycam: Das Problem liegt dabei in der Bewegung der Kamera. Sie selbst scheint zwar in Bewegung zu sein und vermittelt uns den typischen Look einer Hollywood-Hochglanz-Optik, verkörpert dabei aber weder eine Emotion, die von einem Schauspieler verkörpert werden könnte oder auf den Zuschauer übergehen soll, noch den Anspruch ein interessantes Bild für die Kinoleinwand einzufangen. Alles ist starr und klinisch rein. Diese blank polierte Filmoptik macht nicht nur jede Einstellung unglaubwürdig, sondern unterstützt die falschen Aussagen des Filmes, die letztlich für das falsch produzierte Historiendrama Donnersmarcks stehen. Zuerst mag sie in einfacher Hinsicht als gut gemachte Kameraarbeit erscheinen, entpuppt sich aber schlussendlich nur als grotesk überzogenes, unästhetisches Stilmittel des modernen Kinos. Gerade hier sollte es also stutzig machen, wenn solch ein Film wie "Werk ohne Autor" für die beste Kamera nominiert wurde. Es verstört und macht zudem traurig, wenn man sich überlegt, welchen Weg das Bewegtbild gehen könnte, sollte dieser Film tatsächlich diesen wichtigen Oscar gewinnen.
Dass es jedoch auch anders gehen kann im heutigen Kino, beweist uns Lars von Trier: Schon wie in meinem Kommentar zum Film "Werk ohne Autor" verweise ich auch hier auf das Beispiel von Melancholia. In diesem fantastisch anzuschauenden Film fühlen wir uns nicht nur an alte Dogma-Zeiten erinnert, sondern können auch die Verwirklichung des Wortes "Bildästhetik" bestaunen. Dementgegen stünde Christopher Nolan der, meist selbst hinter der Kamera, das gute arithmetische Mittel zwischen Bewegung und einer schlicht eingesetzten Kamerafahrt findet.