In unserer Rubrik Kommentar der Woche möchten wir eure geistig-textuellen Ergüsse, also eure Kommentare, feiern. Die Voraussetzungen dafür können beinahe alle Kommentare (egal ob für Filme, Serien, Personen, News) erfüllen, ob nun schön, persönlich, kurz, lustig, bizarr, alt, nachdenklich, lang, originell, treffend, gehaltvoll, neu, dadaistisch, tanngrün oder ihr habt uns einfach nur ausreichend mit BOB bestochen. Ihr könnt mich per Nachricht gerne gelegentlich auf einen Kommentar, der euch besonders gut gefallen hat bzw. euren absoluten Lieblingskommentar auf moviepilot, hinweisen – aktuell fahnde ich z.B. weiterhin besonders nach tollen Personen- und Serien- oder Staffelkommentaren. Wir können euch keine Versprechungen machen, dass wir den Vorschlag auch auswählen, aber inspirieren lassen wir uns gerne.
Der Kommentar der Woche
Kirschkuchen gibt es heute für Flibbo, der seine Ansichten über die Serie Twin Peaks von David Lynch nicht nur für die mysteriöse Diane mit seinem Diktiergerät festgehalten hat, sondern für uns alle niedergeschrieben:
Für diesen Kommentar würden einige Leute den Autor wahrscheinlich am liebsten (Trommelwirbel) LYNCHen (Tusch!). Nichtsdestotrotz: „Twin Peaks“ ist eine ob ihrer Traumsequenzen und zahlreicher sonstiger Markenzeichen astronomisch überbewertete Serie. Auch durch die gut gezeichneten Charaktere und immer wieder kehrenden Handlungsorte, die man bald ins Herz schließt, verleitet „Twin Peaks“ fast unweigerlich dazu, die zahlreichen Längen, die unnötigen Nebenhandlungen und die holprige Weiterführung nach der Aufklärung des Mordes, um den es ursprünglich geht, einfach zu vergessen und sich die Anzahl sowie Intensität der Cliffhanger im Gedächtnis zu vervielfachen. Irgendwie schaffte es der eine oder andere gewitzte inszenatorische Einfall immer wieder, ganze Folgen, die eher nur so vor sich hin plätschern, aufzuwiegen. Ganz besonders aus dem Schneider ziehen konnte die Serie sich dadurch, dass sie nie zu einem richtigen Ende kam, mit dem man unter Umständen hätte unzufrieden sein können. So bleibt in den Köpfen ein anbetungswürdiges Mysterium.
Diese schleichende Musik zwischen Kitsch und Coolness, die den Vorspann seltsam geheimnisvoll und fast hypnotisch macht – nach einer Weile überspringt man den immer gleichen, langweiligen Vorspann nur noch. Ähnlich verhält es sich mit der Serie an sich. Ein imposanter Anfang, und dann lässt es irgendwann nach. Wie wohl jede Serie hat auch „Twin Peaks“ gewisse Durchhänger, vielleicht aber sogar mehr als normal. Dafür gibt es eben hier und da diese magischen Momente. Und es kommt wohl auch einfach auf dieses familiäre Feeling an, nachdem man selbst Twin Peaks kennen gelernt hat. Man überlegt hin und her, wer für einen selbst die Miss Twin Peaks wäre und steht in Gedanken an der Seite des sich perfekt ergänzenden Ermittler-Paares, bestehend aus Kleinstadt-Sheriff und FBI-Agent. Die Hotelerbin Audrey sagt zu Special Agent Cooper einmal, dass es nur ein Problem mit ihm gäbe: Er sei perfekt. Wohl nie hat diese Umschreibung besser auf einen Serienprotagonisten gepasst. Cooper ist die perfekte Hauptfigur in einer Serie mit Höhen und Tiefen, mal spannend, mal fad, mal lustig, mal unheimlich, mal irgendwas dazwischen. Perfekt? Nein. Seiner Zeit voraus? Vielleicht. Gut? Ja.
Den Kommentar findet ihr übrigens hier