Warum das Finale von Dexter so enttäuschend ist

04.10.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Dexter
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Dexter war schon seit Jahren nicht mehr der gute alte Serienmörder, den wir vor acht Staffeln kennen und lieben gelernt haben. Doch dieses Serienende hat nun wahrlich niemand verdient. Achtung – Mörderische Spoilergefahr!

Zuschauer, die das Finale von Dexter Staffel 8 noch nicht gesehen haben, seien vor Spoilern gewarnt.

Ich liebe die ersten vier Staffeln der Showtime-Serie Dexter. Sie waren witzig, clever, voller Überraschungen und brutal (komisch). Sie waren so manipulativ und suggestiv wie der legendäre Vorspann der Serie. Umso schmerzhafter war es mitanzusehen, dass die Serie seit ihrer Halbzeit immer mehr an einstiger Größe verlor.

Wir lernen Dexter (Michael C. Hall) in der ersten Staffel kennen als gefühlskalten Serienmörder, der ein „Alibileben“ als Freund der alleinerziehenden Rita (Julie Benz) führt und bei Miami Metro als Forensiker und Blutspezialist arbeitet. Für Blut hatte er immer schon viel übrig und die Serie zieht mehrere Staffeln lang ihre Stärke daraus, Dexter gegen andere Serienmörder antreten zu lassen und zugleich gegenüber den Menschen, die ihn lieben, seine soziale Inkompetenz und Blutlust verstecken zu müssen.

Doch spätestens nach Ritas Tod am Ende der vierten Staffel hat die Serie nicht mehr so recht zu ihrer alten Form zurückgefunden und die finale, achte Staffel hat einmal mehr gezeigt, dass schon viel früher Schluss hätte sein sollen. Deshalb geht mein schmerzendes Herz für Serie heute an Dexter und seine Schwester Debra als einzigartige und von Michael C. Hall und vor allem Jennifer Carpenter sensationell verkörperte Seriencharaktere, die nicht nur ihren Abgang in der letzten Episode – geschrieben von Scott Buck und Manny Coto – wahrlich nicht verdient haben.

Hektisch und abrupt
Das Finale von Dexter wirkte, als wären einzelne Ideen, die Serie abzuschließen, von Leuten zusammengefügt worden, die zuvor kaum eine Folge der Serie gesehen und keine emotionale Bindung zu den Figuren haben. Warum sonst sollten alle Handlungsstränge offen bleiben und nicht ein einziger der Charaktere seinen gebührenden Abschied bekommen? Immerhin spiegelt Debras erbärmlicher Tod wunderbar Dexters Unfähigkeit, ein guter Bruder und Mitmensch zu sein, wider. Denn dass entweder Dexter oder seine Steifschwester Deb daran glauben müssen, war uns allen klar und ist auch gut so. Doch alles andere ist gar nicht gut so.

“Wir wollen alles den Köpfen der Zuseher überlassen“, meint der aktuelle Showrunner Scott Buck (via THR) und genau das tun sie auch. Wer sich eine Auflösung der Geschehnisse erwartet hat, sei es ein positives oder auch ein negatives Ende, der wird so wie Dexter so schnell keinen Frieden finden, da das, was ihm lieb ist, sei es nun die Serie oder die Schwester, einen unwürdigen Abgang erlebt hat. Nur ein paar Sekunden werden „verschwendet“ für Hannas Reaktion auf die Todesnachricht von Dexter. Einen kleinen Moment bloß bekommen wir zur Abschiednahme von Dexters Vatervisionen.

Klar hat sich Dexter über die letzten acht Staffeln hinweg verändert und meist hat es Spaß gemacht, diese Veränderung mitanzusehen gegenüber seinen Stiefkindern, seinem Sohn, seiner Schwester. Aber rechtfertigt das nach acht Jahren erst ein paar Minuten vor Ende seine Erkenntnis, dass ihm Töten keinen Spaß mehr macht? Abrupt ist eines von vielen passenden Eigenschaftswörtern für diesen unwürdigen Abgang. Für die kitschreiche Tränenproduktion waren hingegen die Flashbacks mit Debra und Dexter gedacht, die nichts mehr mit den witzigen Kindheitserinnerungen von Dexter an die Lektionen seines Vaters zu Beginn der Serie gemein hatten.

Verschwendung starker Charaktere
Denn die gesamte achte Staffel vertrödelte Zeit damit, den verschiedensten Charakteren halbherzig Screentime zu verschaffen. Nichts wäre spannender gewesen, als die Reaktionen der Charaktere zu sehen, wenn sie Dexters wahre Natur herausgefunden hätten. Doch stattdessen werden ihnen unwitzige und uninteressante Handlungen aufgezwungen. Masuka (C.S. Lee) hatte plötzliche eine Tochter, passenderweise eine Oben-Ohne-Kellnerin, die ohne besondere Vorkenntnisse natürlich bei Miami Metro zu arbeiten beginnen kann. Die Beziehung und schließlich die Trennung von Angels Schwester Jamie (Aimee Garcia) und Quinn (Desmond Harrington) diente bloß als Aufbereitung für die plötzlich wieder so leidenschaftliche Liebe zwischen ihm und Debra. Das wiederum sollte Debras Tod ein Stück weit tragischer machen, da irgendwer irgendwem noch „Ich liebe dich“ hinterherflüstern durfte, bevor er bald daraufhin verstarb.

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