Wir schauen Hannibal - Staffel 2, Folge 6

06.04.2014 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Futamono
NBC
Futamono
28
3
Wir stehen kurz vor der Halbzeit der zweiten Hannibal-Staffel und dementsprechend läuft auch die heutige Episode auf allen Zylindern. Sogar noch mehr als wir es gewohnt sind, denn Futamono entspringt eine kranke Idee nach der nächsten.

Wer gedacht hat, dass uns Bryan Fuller nach dem schockierend turbulenten Mukozuke eine kleine Auszeit gönnt, der irrt. Zwar werden in Futamono nicht derart radikale Entscheidungen getroffen, wie ein versuchter Auftragsmord an Hannibal, aber wie hier Teams zurecht gerückt und Fronten verhärtet werden, durchzogen von schaurigen, schwarzhumorigen Dialogen und einer gewohnt bezaubernden Inszenierung, ist erstaunlich. Wenn Hannibal dieses Niveau tatsächlich halten kann, dann wird Ronald Pofalla entspannte Samstage wohl bald für beendet erklären.

Weitere Morde geschehen und allmählich scheint auch Jack (Laurence Fishburne) sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass sein Lieblingsfreund Hannibal (Mads Mikkelsen) doch tatsächlich ein massenmordender Menschenfleischliebhaber sein könnte. Dieser zieht nun nämlich ziemlich direkt in den Krieg gegen Will (Hugh Dancy) und verspricht ihm indirekt, sich für die Gemeinheiten damit zu revanchieren, jede Person niederzumetzeln und zu verspeisen, die Will gern hat. Anfangen möchte er anscheinend mit Dr. Alana Bloom (Caroline Dhavernas), die ihren sexuellen Präferenzen treu bleibt und sich auf eine Romanze mit einem weiteren psychisch nicht ganz klar definierbaren Mann einlässt. Jack und sein Team glauben währenddessen, dass sie Hannibal durch gute alte Detektivarbeit überlisten könnten und finden (oder bekommen?) heiße Spuren. Infolgedessen durchsucht Jack (in der Nacht und alleine, versteht sich) ein altes Warenhaus, um dort eine überraschende Entdeckung zu machen: Miriam Lass (Anna Chlumsky) ist noch am Leben.

“I think you’re more in control now than you have ever been. You found a way to hurt me”, bemerkt Hannibal in einem der atemberaubendsten verbalen Stand-Offs des jüngeren Fernsehprogramms. Niemals zuvor legte er seine Karten so offen auf den Tisch. Für Hannibals Maßstäbe darf dieses gesamte, mit Drohungen überlaufende Gespräch durchaus als Wutausbruch interpretiert werden. Dieser leise Schrei läutet aber eben auch die Kriegsglocken, die für die kommenden sieben Wochen ein unangenehmes Omen beschwören. Von hier an gehört jeder Charakter in dieser Serie entweder zu Team Will oder zu Team Kannibalismus und Futamono leistet hervorragende Arbeit darin, genau diese Kriegsvorbereitungen, dieses hinterlistige Schachspielen zu zelebrieren. Will scheint sich für seine Armee endlich Jack und damit das gesamte FBI-Team gesichert zu haben. Das ist auf jeden Fall ein großes Plus, schließlich sind das echt clevere Jungs, die da arbeiten. Zudem könnte das auch bedeuten, dass Will schon sehr bald aus seiner Anstalt entlassen wird, was wiederum endgültig zu einer blutigen Schlacht führen würde. Dennoch sieht es niemals so aus, als ob sie ernsthaft die Überhand gegen Dr. Lecter gewinnen könnten.

Ich muss jedoch zugeben, dass ich genau das für einen kurzen Moment geglaubt habe. Ich hätte Hannibal durchaus zugetraut, dass er infolge seiner Rage gegen Will ein wenig unachtsam beim Morden wird und versehentlich die ein oder andere Spur hinterlässt, die ihm den Kopf kosten könnte. Dass er Jack und seinen Handlangern (mal wieder ein kleines Highlight: Aaron Abrams und Scott Thompson) immer ein Schritt voraus ist, war eigentlich schon bei der Dinner-Party abzusehen, in der er sich tatsächlich darauf hinabgelassen hat, Tierfleisch zu servieren. Spätestens aber nach der gewohnt erstklassig montierten finalen Sequenz dürfte alles klar sein. Dieses selbstgefällige Grinsen am Cembalo, während Jack Miriam wiederfindet, ist alles andere als ein gutes Zeichen.

Apropos Dinner-Party: Es war mal wieder eine einzige Freude, mehr von Dr. Chilton zu sehen, auch wenn ich mir überhaupt nicht sicher bin, welche Position er in diesem Schachspiel überhaupt einnimmt. Momentan sieht es nach Team Will aus, was einerseits natürlich gut ist, andererseits auch bedeuten könnte, dass es ihn nicht mehr allzu lange geben wird. Bis dahin dürfen wir uns aber noch über jeden seiner Auftritte freuen (Hannibal the cannibal!, das Ding hat sich Bryan Fuller wohl für einen ganz besonderen Moment aufgespart).

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News