luis345 - Kommentare
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Alle Kommentare von luis345
https://www.youtube.com/watch?v=6H4isRtvSLo&t=14s
Die Verfolgungsjagd sah unschön aus. Da fehlte entweder die Zeit oder das Geld. Andere Disney+ Serien, wie z.B. "The Falcon and the Winter Soldier" hatten bereits gezeigt, dass das auch besser geht. Aber davon abgesehen war das ein sehr guter Start; vielleicht sogar der beste Pilot aller MCU-Serien bis jetzt.
https://youtu.be/uW8Td-d5p0M
Mein kleines Highlight: "Spider-Man: No Way Home" gewinnt noch nicht mal die Fan-Abstimmungen und verliert zweimal gegen Zack Synder den Public Vote xD
https://www.vanityfair.com/hollywood/2022/03/oscars-cheer-moment-fan-favorite-2022
Bester Film (10 Nominierungen erlaubt)
The Last Duel
Dune
Zack Synder’s Justice League
Beste Regie (10 Nominierungen erlaubt)
Ridley Scott (The Last Duel)
Denis Villeneuve (Dune)
Bestes Drehbuch (10 Nominierungen erlaubt)
Ben Affleck, Matt Damon, Nicole Holofcener (The Last Duel)
Denis Villeneuve, Eric Roth, Jon Spaiths (Dune)
Bester Darsteller (10 Nominierungen)
Adam Driver (The Last Duel)
Leonardo DiCaprio (Don’t Look Up)
Andrew Garfield (Spider-Man: No Way Home)
Kong (Godzilla vs. Kong)
Beste Darstellerin (10 Nominierungen)
Jodie Comer (The Last Duel)
Beste Kamera (5 Nominierungen)
Dune
The Last Duel
James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben
West Side Story
Bester Soundtrack (5 Nominierungen)
Dune
Bester Song (5 Nominierungen)
Beste Effekte (5 Nominierungen)
Dune
Zack Synder’s Justice League
James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben
Godzilla vs. Kong
Beste Ausstattung/Kostüme/Kulissen (5 Nominierungen)
Dune
The Last Duel
West Side Story
Last Night in Soho
Schlechtester Film (5 Nominierungen)
Spider-Man: No Way Home
Red Notice
Beste Serie (5 Nominierungen)
WandaVision
Star Wars: Visionen
Arcane
Squid Game
Bester Seriendarsteller (5 Nominierungen)
Beste Seriendarstellerin (5 Nominierungen)
„Strange Magic“, ein Animationsfilm von Lucasfilm nach einer Geschichte von George Lucas, der seinerzeit an den Kinokassen brutal gefloppt ist und von nahezu allen Kritikern zerrissen wurde. Also im Grunde nichts Neues, da fast jedes Projekt von George Lucas, welches nicht mit „Star Wars“ betitelt ist, als gescheitert gilt. Es wundert nicht, dass er immer wieder zum Kultfranchise zurückgekehrt ist (bzw. zurückkehren musste) und sich schließlich irgendwann von all dem verabschiedet hat. Der Film „Strange Magic“ ist so ein weiterer, buchstäblich seltsamer Fall, denn es handelt sich um einen Animationsfilm, nach dem man schon gezielt suchen muss, um ihn überhaupt zu entdecken.
Ähnlich wie „Red Tails“ ist dieses Projekt kurz nach Veröffentlichung in der ewigen Versenkung verschwunden. Dieses Mal aber doch ganz klar zu Unrecht. Als eines der wenigen Animationsprojekte in der Geschichte von Lucasfilm, ist „Strange Magic“ zumindest rein technisch kein Film der Marke Pixar oder dergleichen. Ebenso ist die Geschichte nicht immer das, was man von einem Disney-Film (unter ihrem Banner erschien der Film im Jahr 2015) erwarten würde. Die Geschichte ist einerseits simple und gerade gegen Ende offensichtlich in ihrer Aussage (es steht sogar auf dem Plakat), andererseits nicht gerade konventionell erzählt und gespickt mit sehr eigenwilligen, gar hässlichen Designs.
Und getragen wird das Ganze von Charakteren, die auch noch alle 5-10 Minuten anfangen müssen zu singen. Gerader dieser Punkt nervt zumindest mich ganz subjektiv, umso typischer ist es, dass Lucas und das Produktionsteam sogar damit experimentierten, alle Dialoge des Films singen zu lassen. Ach ja, der gute George, immer noch ein Innovator, ein Künstler, der doch nur mit dem Medium Film experimentieren wollte, aber auf ewig missverstanden in seinem Handeln bleibt. Und so wird auch dieser Film nicht wertgeschätzt.
Simple und offensichtliche Aussagen, joa, das fasst eigentlich auch alle Disney und Pixars Filme der letzten zehn Jahre zusammen; Aussagen, die auch auf jeden Glückskeks passen würden. Technisch ist „Strange Magic“ etwas „rough“, aber wenigstens verfügt der Film über einen eigenständigen und originellen Stil. Es ist eben nicht der immer gleiche, teure und hochwertige, aber auch glatt geleckte und charakterlose „Look“ der üblichen Verdächtigen bestehend aus dem Hause Disney, Pixar, DreamWorks und Co. Und dabei übersehen die meisten Leute mal wieder genau den Punkt der Handlung oder bestätigen ihn gar.
Als sei es nicht der Sinn, dass die eine Hälfte der Kreaturen abstoßend aussehen. Selbst wenn man das der gesamten Animation vorwirft, bestätigt das den Film in seiner Botschaft. Sogar mit dem inflationär genutzten Einsatz von Songs gehen die Charaktere gegen Ende überraschend clever und auf einer Metaebene um. Dabei ist die Geschichte gleichzeitig so simple in ihren Aussagen, wie auch clever in ihrer Inszenierung: Die Geschichte erzählt von der Schönheit in jedem Lebewesen, welche man auf den ersten Blick nicht sieht und nicht erwartet zu sehen. „Strange Magic“ ist wie „Die Schöne und das Biest“ nur dass sich das Biest nie in einen schönen Mann verwandeln wird.
Im Grunde handelt es sich um eine Abwandlung eines Lehrstücks, welches George Lucas in „Star Wars“ immer wieder erzählt hat und worauf die Zuschauer immer wieder aufs Neue hereingefallen sind. Es ist die Yoda-Lektion. Ein Wesen, so klein, hässlich und unscheinbar, aber doch der größte Jedi-Meister aller Zeiten. Oder die Ewoks – süß wie nervig, tapfer wie unterschätzt, letztendlich jedoch diejenigen, die das große Imperium entscheidend schlagen. Oder Jar Jar Binks – ein hässlicher und nerviger Tollpatsch, aber auch ein treuer Begleiter, das Bindeglied zwischen den verfeindeten Naboo und Gungans und somit letztlich der entscheidende Faktor, der zur militärischen Niederlage der Handelsföderation beiträgt. Es ist immer dieselbe Lektion: Erkenne den Wert in den vermeintlich minderwertigen und andersartigen Dingen. „Strange Magic“ trägt diese Botschaft in sich. George Lucas fooled you once again.
Man muss die Stadt Gotham als eigenen, in sich geschlossenen Kosmos verstehen, was noch nie sonderlich viel Sinn ergeben hat, aber eben fast immer so ist. Riddler geht es nur um Gotham, deswegen folgen ihm auch nur Bürger aus Gotham, eine Stadt, die maximal wenige Millionen Einwohner hat. Somit wäre es unsinnig, wenn ihm Millionen Radikale folgen würden, es sei denn ganz Gotham wäre Rechtsextrem. Gotham steht als Synonym für Amerika oder andere Länder.
Außerdem ist diese Gruppe, die sich im Film um Riddler schart, ja auch eine ganz spezifische Subkultur. Sozusagen die Radikalsten der Radikalen, die wirklich Umsturz-Fantasien haben und zu den Waffen greifen. Und genau die finden sich dann eben in irgendeiner Telegram-Gruppe mit wenigen Hundert Mitgliedern/Followern.
Ein mieser Abschluss für eine der schlechtesten Trilogien aller Zeiten. Wenn man keinerlei Erwartungen mehr hat und als gebeutelter Spider-Man Fan komplett desinteressiert an dieser Filmreihe ist und dennoch enttäuscht wird, dann handelt es sich um „Spider-Man: No Way Home“. Selbst die größten Fehlschläge des MCUs oder der neuen Star-Wars-Filme stellt dieser Film in den Schatten. So etwas wie „Avengers: Endgame“ war wenigstens noch ein unerwartbarer, aber eben enttäuschender Abschluss einer Reihe; ein kompletter filmischer Fehlschlag, der einzig noch durch seine Figuren getragen wurde, die man über so viele Jahre begleitet hat. Dieser Spider-Man-Film ist hingegen einfach nur noch eine erzählerische und inszenatorische Bankrotterklärung; ein filmischer Totalschaden auf allen Ebenen und eine so große Beleidigung für das Kino, sodass einem heute Scorseses Worte wie eine unterschätzte Vorhersage noch viel schlimmerer Zeiten vorkommen.
Auf keinen Film bzw. Trilogie treffen all die Kritikpunkte über das MCU, die man über all die Jahre immer wieder vernommen hat, so gut zu, wie auf diese Spider-Man-Filme. Mit dieser Reihe hat man alles unterboten, was die Marvel Studios je produziert haben. Dieser dritte Teil ist nun die Krönung und so schlecht, dass man es nun fast als Beleidigung gegenüber jedem anderen Marvel-Film sieht, wenn dieser Nichtfilm mit all seinen Schwächen und Nervigkeiten auf eine Ebene mit dem Rest gestellt wird. Dieser Film ist gleichermaßen identitäts-, als auch seelenlos, der einem mit einer absoluten Nichtleistung aus ausgekotzten Bildern und sinnfrei verfassten Handlungen eine Erzählung präsentiert, aus der man dümmer herauskommt, als aus jedem Michael Bay oder Roland Emmerich Film.
An der „Spitze“ dieses Unfalls von Filmen steht der Regisseur Jon Watts, der sicherlich ein netter Mensch ist und abseits von Spider-Man auch einige guckbare Filme gedreht hat, der unter Sony und Marvel aber zu alldem wurde, was man den Regisseuren so vieler moderner Blockbuster oftmals vorwirft: Ein Auftragsregisseur, dem alle kreative Ambitionen genommen wurden und der ein Produkt auf die banalste aller Weisen herunterfilmt. So völlig befreit von Ideen und Identität fragt man sich, ob Jon Watts überhaupt jemals kreative Ansprüche hegte, so miserabel sind diese Filme inszeniert. Für die Drehbücher mag er ja nichts können, aber so unterirdisch, wie diese Aneinanderreihung von Bildern gedreht werden, fragt man sich, ob überhaupt ein Regisseur anwesend war. Dagegen wirkt selbst jeder neue, auf tausenden Daten, Auswertungen und Algorithmen basierende Netflix-Film, wie ein Werk mit Vision. Watts ist das beste Beispiel für einen Marionettenregisseur, der maximal dazu missbraucht wird, die Schauspieler halbwegs gut gelaunt durch diese Qual zu führen, während der halbe Film vermutlich von ILM stammt, welche die ganzen lieblosen CGI-Sequenzen beitragen, die einfach in viel zu kurzer Zeit und ohne Vision aus dem Rechner gekackt wurden.
Entsetzt bin ich allerdings auch darüber, wie leicht ein Kevin Feige seine wohlbehüteten und dem Anschein nach penibel geplanten Figuren hergibt und sie von anderen Autoren und Regisseuren missbrauchen lässt. In all den Jahren MCU gibt es keine Figur, die so out-of-character agiert, wie Doctor Strange (ohnehin eine Figur, die es lange schwer in dieser Reihe hatte). In „Infinity War“ blühte er endlich zu jenem obersten Zauberer auf, der er immer sein sollte, um nun in „No Way Home“ zum dümmsten aller Anwesenden im Raum zurück degradiert zu werden. Die besagte Sequenz ist sogar noch schlechter, als sie schon im Trailer war, als Wong wenigstens noch mit etwas Rest-Würde seinen Freund am Zauberspruch hindern wollte. Im finalen Schnitt ist es Wong hingegen ebenso gleichgültig, was mit dem Universum passieren könnte, wie Doctor Strange.
Obendrauf verliert Strange dann noch den Kampf gegen Spider-Man in seiner eigenen Spiegeldimension und wird das letzte Stück Ehre genommen, als sich die Autoren dafür entscheiden, dass Peters Freund einfach aus Laune heraus die Zauberei für sich entdeckt, für die Strange jahrelanges Training benötigte. Nichts an von dieser Dämlichkeit nimmt ihm übrigens Tom Hollands Peter Parker, der selbst nach zwei Soloabenteuern und zwei Avengers-Filmen seinen Status als schlechtester Spider-Man nochmal unterbieten kann, indem er so dümmlich handelt und reagiert, wie ein 8-jähriger. So selbstsüchtig, egozentrisch und rücksichtslos wie er sich verhält, klatscht man am Ende mehr in die Hände und jubelt vor Schadenfreude, als dass man auch nur ansatzweise Trauer empfindet, wenn er nach und nach alles verliert, was ihm lieb ist und er als einsames Nichts endet. Nun ist er endlich ein halbwegs akzeptierbarer Spider-Man, nachdem er Tante May verloren hat und alleine klarkommen muss… also nach fünf Filmen, und nachdem er bereits Onkel Ben verlor… und nachdem er bereits seinen Ersatzonkel Tony Stark verlor… also jetzt ist er wirklich Spider-Man… jetzt wo seine Trilogie zu Ende ist.
Generell ergibt nichts an dieser Handlung irgendeinen Sinn und man sollte nicht auf die Idee kommen auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Peter möchte nicht, dass die Bösewichte wieder in ihr Universum kommen, damit sie nicht ihrem Schicksal, nämlich dem Tod zum Opfer fallen… dann „heilt“ Peter alle Bösewichte und sie werden trotzdem wieder in ihr Universum zurückgeschickt, was jetzt genau was an der ganzen Situation geändert hat? Jetzt stürzt Doc Oc eben „geheilt“ in den Fluss, Norman wird „geheilt“ aufgespießt und Elektro wird „geheilt“ von der Elektrizität des Umspannungswerkes pulverisiert. Und wenn nicht, wurden dann alle vorigen Filme in ihrer Handlung geändert und es ergibt damit gar keinen Sinn mehr, dass Peter 2 und Peter 3 dort sind, wo sie jetzt sind? Und warum mussten Lizard und Sandman überhaupt „geheilt“ werden, wenn ersterer das im jeweiligen Film doch ohnehin am Ende wurde und letzterer damals zu einem freundlichen Verbündeten wurde, der gar nicht „geheilt“ werden musste? Und dieser ganze hirnrissige „Plot“ findet seinen Ausgang im Handeln von den zwei dümmsten Superhelden aller Zeiten, die aus reiner Selbstüberschätzung das Multiversum destabilisieren, weil den Autoren nichts Besseres einfiel.
Selbst auf simpelsten dramaturgischen Ebenen gelingt es den Autoren nicht eine halbwegs stringente und logische Geschichte zu etablieren, aufzubauen und dann halbwegs nachvollziehbar aufzulösen. Der Tod von Tante May funktioniert beispielsweise überhaupt nicht, nicht nur, weil May und Peter in diesen drei Filmen die schlechteste Beziehung hatten und nie miteinander funktionierten, sondern weil nie etwas dafür getan wird, dass dieser Tod auch nur ansatzweise vorbereitet wird. Sie läuft dreimal durchs Bild und ist eben anwesend, um dann plötzlich aus heiterem Himmel dem grünen Kobold zum Opfer zu fallen. Selbst nach drei Filmen kreiert dieses Ereignis kein bisschen Emotion, da es nie einen Aufbau dafür gab, da das Verhältnis der beiden ohnehin nahezu nicht existent war und es sich um die bei weiten mieseste May aller Spider-Man-Filme handelte. Da boten selbst die wenigen Momente zwischen Tobeys Peter und seinem Onkel mehr Gewicht und Emotion, als das. Und natürlich sind die Zeiten längst vorbei, als man noch mindestens einen ganzen Film auf genau so einen tragischen Tod hinarbeitete und die Beziehung zweier Personen genau darauf ausrichtete und es so schrieb, dass es am Ende maximal emotional war, siehe „The Amazing Spider-Man 2“.
Genau diese Szene bringt mich zum nächsten Punkt: Inszenierung. Ich habe selten einen 200 Millionen US-Dollar teuren Film gesehen, der dermaßen hässlich aussieht und schlecht inszeniert ist. Die zwei einzigen gelungenen Sequenzen sind der Kampf zwischen Spidey und Norman im Hochhaus sowie das Ende bzw. die letzte Sequenz des Films. Alles dazwischen wirkt hingegen so dermaßen hingerotzt, dass einem die Augen schmerzen. Auch das liegt wohl wieder maßgeblich an Jon Watts, der es selbst mit drei verschiedenen Kameraleuten schafft (ja, alle drei Filme der Reihe besaßen tatsächlich immer einen anderen Kameramann) immer wieder aufs Neue zutiefst unästhetische und hässliche Bilder auf die Leinwand zu bringen.
Eigentlich fängt es schon beim Drehbuch an: Die glorreiche Rückkehr der beiden alten Spider-Männer findet in irgendeinem Wohnraum statt, in dem Ned mal eben aus purem Zufall heraus zwei Portale öffnet, durch die dann Tobey Maguire und Andrew Garfield steigen. Die dürfen dann ihre Kräfte präsentieren, indem u.a. Andrew die Decke von Staub befreien darf. Wow, wie ungeil und maximal beschissen kann man eine Rückkehr eigentlich „zelebrieren“? Da haben also alle im Kino gekreischt, als Tobey völlig ausdruckslos und müde über ein Portal in eine fremde Wohnung trat und die Großmutter von Ned angrinste?
Was die Rückkehr der alten Spideys zumindest zeigt bzw. bestätigt: Andrew Garfield war von allen dreien klar der beste Spider-Man und Peter Parker. Man merkt ihm zumindest an, wie sehr er die Rolle geliebt hat und dass er auf ironische Weise Spaß hat. Dahingegen wirkt Tobey etwas müde, stellt sich auch 15 Jahre später nicht wirklich als großer Schauspieler heraus und spielt einfach die Grütze herunter, die man ihm für zehn Säcke Geld angeboten hat. Tobey hatte immer das Glück unter Sam Raimi in den besten Filmen mitgespielt zu haben und hatte den Vorteil, dass er nun mal „der Erste“ war. Der beste Spider-Man war er deswegen aber lange nicht. Wenn auch nahe dran an Andrew und immer noch meilenweit besser als alles, was Tom Holland darstellen soll.
In der letzten Stunde von „No Way Home“ fühlt sich schließlich jede Szene der drei Spideys wie ein SNL-Sketch oder billiges Fan-Film-Projekt an, so minderwertig und einfallslos fühlen sich die Gespräche der drei an. Eine richtige Atmosphäre in einem richtigen und ernstzunehmenden Film kommt dabei nie auf. Stattdessen zählen Tobey und Andrew einfach zu 90 Prozent die Ereignisse ihrer Filme auf, damit jeder Fan im Kino für jede erkannte Referenz mal kurz kreischen kann. Zugeben muss man zumindest, dass die alten Spideys durch dieses Ereignis eine Art Abschluss gegönnt bekommen, den sie in ihrer jeweiligen Filmreihe nie erhalten durften. Das täuscht aber leider nicht darüber hinweg, wie ohne jedes Gefühl oder Sinn für Chemie der Figuren die Szenen abgefilmt werden. Wenn es sich nicht um SNL-Sketch-Niveau handelt, könnte man glatt denken, es handelt sich um Deleted Scenes oder einstudierte Witzeleien für den Gag Reel. Wer wollte es nach dem Treffen aller drei Spider-Männer nicht sehen, wie sie über die selbstproduzierten Spinnennetze von Tobey philosophieren? Oder Peter 2 Peter 3 den Rücken einrenkt? Oder alle Peters innerhalb von einer Minute ein Gegenmittel für fünf Bösewichte herstellen, was alles umwirft und widerlegt, was man in den vorigen Filmen gesehen hat?
Abgerundet wird das Ganze dann durch die schlechteste Action, die ich je in einer Comicverfilmung erlebt habe. Inszenatorisch wieder maximal unterwältigend, unästhetisch und komplett im grauen CGI-Sumpf der Dunkelheit gehalten. Wie peinlich schlecht es einfach aussieht, wenn alle Peters gemeinsam schwingen und zusammenarbeiten… so in dunkel Grau, mit ganz viel herumwirbelnden Sand, damit die Bilder noch matschiger aussehen. Untermalt mit dem miesesten aller MCU-Scores, dem neuen Tom Holland Spider-Man Theme, welches so generisch, austauschbar und langweilig klingt, dass alle andere MCU-Themes auf einmal wie Balsam für die Ohren erklingen. Einfach nur traurig, wie wenig Mühe sich hier gegeben wird, von der Inszenierung, den Effekten bis zur tonalen Untermalung. Ach ja, und man sollte natürlich nicht glauben, dass die alten, cooleren Themes der anderen Spider-Männer gespielt werden. Ne ne, die klingen nur an einer Stelle für jeweils zwei Sekunden an, um ansonsten vom gewohnten Geplärre des neuen Soundtracks über Bord geworfen zu werden. Also selbst in Fanservice-Fragen scheitert diese Nichtleistung von Film.
Symptomatisch für die unterirdische Inszenierung lässt sich eine Szene heranziehen: Als Andrew Garfields Spider-Man seine Art von „Redemption“ erhält und die MJ von Tom Holland auffängt (gleichzeitig untergräbt das natürlich einmal mehr jeden Charaktermoment von Tom Hollands Peter, aber was solls. Fanservice!). Als Vergleich lässt sich hier natürlich die von Marc Webb inszenierte Todessequenz von Gwen Stacy aus „The Amazing Spider-Man 2“ heranziehen: emotional, spannungsgeladen, ruhig, mit Bedeutung, mit Wucht, mit Konsequenz, mit Gewicht. In Zeitlupe streckt sich Peter Parkers Netz wie eine Hand aus, welche verzweifelt versucht seine große Liebe Gwen vor dem sicheren Tod zu retten, nur um mit ansehen zu müssen, wie er daran um nur wenige Zentimeter scheitert und er sein Ein und Alles in den Armen verliert.
Demgegenüber steht „No Way Home“: MJ fällt kurzzeitig in Zeitlupe herunter, Tom springt ihr hinterher und wird von Norman abgefangen; das sieht Andrew und springt wie in einem schlechten Fan-Film ganz erschrocken hinter MJ her; Schnitt – er erreicht sie innerhalb von wenigen Millisekunden, obwohl MJ bereits mindestens die Hälfte der Strecke gefallen ist, und fängt sie kurz vor dem Boden auf. Alles ist innerhalb von fünf Sekunden vorbei, weil der Film natürlich keine Zeit für echte Inszenierung oder Emotionen hat und schnell zur nächsten Szene hetzen muss. Also die „Redemption“ für Andrew ist inszenatorisch in allen Belangen schlechter und fauler umgesetzt und ergibt rein physikalisch nicht mal Sinn, vor allem nicht, wenn man die Szene mit ihrem Vorbild vergleicht. In wenigen schnelle Schnitten, aus grau-dunkel zermatschten Bildern, ist alles innerhalb weniger Sekunden vorbei, ohne auch nur ansatzweise an die besagte Referenz heranzureichen. Traurig. Einfach nur traurig.
Fazit: Ein absolutes Elend. Der Tiefpunkt des Kinos.
Sie hat recht. Sie weiß es von Dave Filoni. Und er hat es von George Lucas.
https://pbs.twimg.com/media/FNlpb4jUUAAk2z5.jpg
Dieser Musikmix ist schon fast dreist. Aber immer her damit. Die LKW-Ladung Prequel-Fanservice lass ich jetzt auch noch über mich ergehen.
Aufgrund meiner Sympathie für die Videospiel-Reihe, aber auch aus Langeweile heraus, habe ich mir die Uncharted-Verfilmung doch noch aus minimalem Interesse angesehen. Zudem erhielt der Film von den Zuschauern ganz passable Wertungen, besitzt auf Rotten Tomatoes sogar einen Audience-Score von 90 Prozent. Dennoch ist dieser Film leider genau das geworden, was ich befürchtet habe: Ein überwiegend langweiliger, zahnlos und glattgebügelter, schlecht inszenierter Abenteuerfilm.
Anhand der Trailer war bereits erkennbar, wie sehr sich „Uncharted“ an den einzelnen Action-Set-Pieces der Videospiele bedient. Ich bin jedoch überrascht davon, wie sehr die Verfilmung inhaltlich und dramaturgisch einem der Videospiel-Teile ähnelt, nämlich im Wesentlichen „Uncharted 4: A Thief’s End“. Dieser Film ist ungefähr zu 80 Prozent eine abgewandelte Nacherzählung dieses Videospiels. Großzügig dazu gemischt wurden Versatzstücke aus „Uncharted 3: Drake’s Deception“, wozu vor allem das Konzept eines jungen Nathan Drakes zählen, der zu Beginn seinen Kumpanen Sully kennenlernt, sowie die übernommene Actionsequenz in bzw. außerhalb eines Frachtflugzeuges.
Zusammengedampft wurde das Ganze dann auf einen knapp zweistündigen Film, der enttäuschenderweise deutlich schlechter erzählt sowie inszeniert ist und fast alle spaßigen Elemente eines Uncharted-Spiels vermissen lässt. Die Actionszenen des Films sind durchweg enttäuschend. Einzig die angesprochene Flugzeug-Sequenz schafft es ansatzweise, die Spannung, die Raffinesse und den Spaß der Videospielvorlage zu transportieren. Darüber hinaus inszeniert Ruben Fleischer hier aber mit großem Desinteresse und keinerlei Gespür für Pacing, Choreografie und wenigstens ein bisschen Härte eine mittelmäßige Sequenz nach der anderen ab.
Die Frotzeleien und die Dynamik zwischen Nate und Sully wollen zudem ebenfalls kaum funktionieren. Kein Gag zündet und ein Gefühl von Team oder gar einer oberflächlichen Vater-Sohn-Beziehung kommt überhaupt nicht auf. Stattdessen hat man Mark Wahlbergs Sully zu einem gierigen und arschigen Nebencharakter geschrieben, der zwar eine nachvollziehbare Entwicklung durchmacht, jedoch von Nate mehr verachtet, als nur im Ansatz gemocht wird.
Die Geschichte verläuft damit so unspektakulär wie austauschbar und entspricht weitestgehend „Uncharted 4“: Nates Motivation ergibt sich aus seinem verschollenen Bruder heraus, der im Film nach einer Intro-Sequenz aber nie mehr auftaucht; Henry Everys Schatz wurde durch Ferdinand Magellans Schatz ersetzt; eine Antagonistin heißt Braddock, die fast 1 zu 1 Nadine Ross entspricht; die zentralen Stationen bestehen aus einer Auktion, Rätselraten in einer spanischen Kirche und einem Actionfinale auf zwei alten Seeschiffen bei einer tropischen Insel.
Hinzu kommt dann noch Chloe Frazer, die in der Hauptreihe vor allem aus „Uncharted 2: Among Thieves“ bekannt ist. Das Actionfinale des Films kommt als einziges so nicht in den Spielen vor, jedoch entkräftet das nicht die Tatsache, dass es sich vordergründig um einen müden Abklatsch handelt, der nie an die erzählerische Klasse oder die einnehmende Inszenierung der Videospielvorlage heranreicht.
Der Film zeigt sich gegenüber den Videospielen oder gar geistigen Vorlagen, wie der Indiana-Jones-Reihe, gänzlich kanten-, identitätslos und auf möglichst kinderfreundliche Unterhaltung getrimmt. Tom Hollands Nathan darf nur einmal gegen Ende überhaupt eine Schusswaffe in die Hand nehmen und kurzzeitig benutzen. Aber mit wuchtigen Actionsequenzen oder gar einer fraglichen moralischen Rolle des Protagonisten wird hier nie gearbeitet.
Ohnehin wirkt die Verfilmung letztlich mehr wie ein langer Teaser zu einer hoffentlich besseren Fortsetzung, die sich nicht mal im Angesicht ihrer Mittelmäßigkeit traut „all in“ zu gehen: Wenn man schon so viele Kulissen und Handlungselemente übernimmt, warum dann auch nicht die mitreißenden Actionsequenzen und ihre Härte?
Darüber hinaus darf man von einer Videospielverfilmung, die sich derart „treu“ ihrer Vorlage ergibt, anscheinend nicht erwarten, dass man dann wenigstens einen Großteil des großartigen Soundtracks gleich dazu erhält. Stattdessen ersetzt der Komponist ihn weitestgehend mit einem generischen 0815-Soundtrack, der maximal zu einer kurzen Hommage des legendären Nathan-Drake-Themes bereit ist. In der Post-Credit-Szene erscheinen Tom Holland und Mark Wahlberg schließlich endlich in ihren klassischen Outfits und Erscheinungsbilder der Videospiele, wobei man sich dann als Fan fragt: „Warum nicht genau das direkt für diesen Film?“
Somit verkommt diese Videospielverfilmung, wie bereits so viele andere, als billige Kopie des Originals, welche den tollen Spielen nicht im Entferntesten gerecht wird und sogar an elementaren Grundlagen und einer niedrigen Erwartungshaltung scheitert. „Uncharted“ ist einfach ein unnötiger und langweiliger Film oder auch: Wenn Du „Uncharted 4: A Thief’s End“ auf Wish bestellst.
Erstkommentar bzw. Einschätzung zum Film:
https://www.moviepilot.de/movies/uncharted/kritik/2560927
Bei „The Batman“ kommt im Grunde genau das heraus, was die Trailer und die Aussagen Matt Reeves versprachen: Ein düsterer Film Noir und „Detective“-Batman-Film, der sich ganz der Figur widmet und dabei eindrucksvoll erzählt, wie auch inszeniert ist. Ist der Film ein Meisterwerk geworden? Das neue Nonplusultra der Comicverfilmungen? Nein, das nicht. An „The Dark Knight“ reicht Reeves nicht heran, aber als erster Teil einer voraussichtlichen Trilogie und als willkommene Abwechslung im so häufig gleichförmigen Blockbuster-Brei ist diese Interpretation Batmans mehr als gelungen.
Es ist schon bizarr, dass so ein Film heutzutage überhaupt noch existieren kann und ausgerechnet von Warner Bros. durchgewunken wurde. Klar, es ist immer noch Batman. Aber dafür knapp drei Stunden lang, zählt sich zu keinem bestehenden Universum und verfolgt einen erzählerischen Stil, der so gar nicht zum bekannten Comic-Mix der letzten Jahre passt.
Das Studio, welches Zack Synders Vision noch hart bekämpfte, „Batman v Superman“ gerade nicht eine dreistündige Laufzeit erlaubte und „Justice League“ auf zwei Stunden verstümmeln ließ. Warner Bros. scheint nach den Höhen und Tiefen ihres DCEUs wieder mehr zu riskieren. „Joker“, „The Suicide Squad“ und jetzt „The Batman“, der nach jüngsten Zahlen mit seinem 200 Millionen USD Budget alles andere als billig war („Joker“ war ja zumindest noch ein Schnäppchen).
Dabei entsteht ein Film, der erzählerisch und inszenatorisch allemal heraussticht und mit seinem Stil eine ganz eigene Sprache besitzt. Echte Abwechslung, nicht nur behauptete. Dabei ging „The Batman“ ursprünglich aus Ben Afflecks „The Batman“ hervor. Affleck stieg komplett aus, Matt Reeves warf das Skript über Bord und als einziges Überbleibsel blieb der Titel: „The Batman“.
Aber was erzählt man jetzt? Schon wieder ein neuer Batman, schon wieder ein neuer Darsteller, eine neue Interpretation und eine „neue“ Geschichte, die sich irgendwie unterscheiden und von den älteren Filmen abheben muss, aber dennoch im Kern Batman sein soll. Die Lösung ist ein ähnlicher Kniff, den bereits das MCU und Sony mit Spider-Man anwandten: Weg mit der Origin-Story, nicht nochmal der Tod von Thomas und Martha Wayne. Dafür ein jünger, unerfahrener Batman; jemand, der schon zwei Jahre „im Amt“ ist, aber noch viel zu lernen hat.
Dadurch setzt „The Batman“ in gewisser Hinsicht etwas Vorwissen voraus. Der Zuschauer muss es Batman von Anfang an abkaufen, wie sehr er unter dem Tod seiner Eltern leidet, ohne es je zu sehen zu bekommen. Das gelingt Matt Reeves einerseits deutlich besser als Marvel, so reflektiert sich das Trauma von Bruce Wayne an mehreren Stellen in einem kleinen Jungen, der zu Beginn des Films ebenfalls ein Elternteil verliert. Clever.
Andererseits fehlt der Handlung dadurch in Teilen die dramaturgische und emotionale Fallhöhe. Am stärksten ist das bei der Beziehung zwischen Bruce und Alfred zu spüren, deren kompliziertes Verhältnis aufgrund des mangelnden Aufbaus zu keinem greifbaren „Payoff“ führt (ohnehin handelt es sich um einen Handlungsstrang, der in einer Fortsetzung oder gar in einem dritten Teil besser aufgehoben wäre; dann, wenn die Verknüpfung des Zuschauers auch mitgewachsen ist).
Grundsätzlich ist Reeves Ansatz stilistisch und auch in ihrer Geschichte weitestgehend über jedwede Kritik erhaben. Es gäbe hier und dort kleinere Kritikpunkte anzumerken, die dem großen Ganzen aber kaum schaden (Warum ist Batman z.B. noch unerfahren, aber seine Rüstung blockt bereits jedweden Angriff ab, sodass Batman selbst sein Gesicht in eine Explosion halten kann, ohne Schaden zu nehmen? Warum muss Gotham wieder, ähnlich bereits bei Nolan, so komischen geografischen Logiken unterliegen, die auf echte Städte niemals zutreffen würden? Warum muss der fast in sich perfekte „Standalone“-Film am Ende doch wieder eine Fortsetzung andeuten?).
Spannender ist eigentlich, wie Batman dieses Mal als Figur, als selbsternannter Rächer und gleichzeitig Hoffnungsschimmer für Gotham interpretiert wird. In der Hinsicht lässt sich „The Batman“ stark mit „Joker“ vergleichen, die beide zwar viel für ihren Protagonisten übrighaben, was Charakterentwicklung und Handlung angehen, aber auf gesellschaftspolitische Fragen kaum Antworten finden, ja sogar in Ansätzen problematisch sind („Joker“ deutlich mehr, der auch insgesamt der klar schwächere Film ist).
Beide Filme ähneln sich bereits in ihrem visuellen Stil und in dem, für das sie insgesamt im aktuellen Blockbuster-Kino stehen. Beide präsentieren ein zutiefst heruntergekommenes und deprimierendes Bild einer Stadt, welche in Kriminalität erstickt und kaum mehr zu retten scheint. Beide sind inszenatorisch und visuell einzigartig und beeindruckend, aber ihre Geschichte fühlt sich selbst manchmal cleverer als sie in Wirklichkeit ist (für „Joker“ trifft das deutlich mehr zu; für „The Batman“ trifft das zumindest in Teilen auf Riddlers Schnitzeljagd zu). Auch inhaltlich gibt es grundlegende Parallelen, z.B. der Fokus auf Väter und der Figur Thomas Wayne im Speziellen, die mehr oder weniger von ihren geglaubten Idealen entmystifiziert wird.
Letztlich stand bei der Figur Batman in den letzten Jahrzehnten aber auch häufig im Vordergrund, wofür diese Figur eigentlich steht. Welche Weltsicht besitzt Batman, für wen kämpft er in Wirklichkeit und welche Methoden wendet er dafür an? Sowohl „Joker“, als auch „The Batman“ greifen ganz stark die aktuelle gesellschaftspolitische Lage der Vereinigten Staaten auf. Beide zeichnen das Bild einer verdorbenen Gesellschaft und üben dabei vor allem Kritik am bestehenden Establishment.
Der Bösewicht Riddler gleicht hier in vielen Belangen dem Joker: Gesellschaftliche Umstände haben ihm zu dem gemacht, der er heute ist. Während die Politiker und Wohlhabenden Veränderung versprochen haben, ist in Wahrheit gar nichts geschehen und so erhebt sich nach und nach eine zurückgelassene, abgehängte und wütende Bürgerbewegung. „Joker“ vermittelte hier ein problematisches Bild, da er die Schuld für Jokers Taten einzig bei der Gesellschaft und letztlich den heuchelnden Politikern sah, somit die Taten einzelner und sich zusammenraufender Extremer rechtfertigte und für angemessen hielt.
„The Batman“ ist weniger problematisch und explizit, aber verweigert sich dafür auch einer konkreten Aussage und Antwort auf dieses Problem. Reeves Drehbuch spricht die Problematiken an, aber lässt sie überwiegend stehen und lässt vor allem Batmans Rolle darin weitestgehend offen. Batman bleibt in seiner Anlage eine neokonservative Figur, die zwar am Ende lernt, dass Hoffnung und Vorbildsein auch ganz sinnvoll ist, aber an der Lösung aller kriminellen Probleme, nämlich dem zu Brei schlagen aller Verbrecher, festhält.
„The Batman“ ist dadurch nicht durchgehend „konservativ“ oder gar „rechtskonservativ“, immerhin stoppt er die buchstäblich rechtsextremen Auswüchse des Riddlers. Zudem spricht der Film an, dass Bruce Wayne alias Batman aufgrund seines Reichtums und Einfluss immer privilegiert war und er sich nicht zu sehr bemitleiden sollte, wie andere an gleicher Stelle (aka dem Riddler).
Bezeichnend für das Dilemma der Figur ist aber dafür ein Dialog im Film, als die Bürgermeister-Kandidatin Bruce Wayne darauf anspricht, dass sie seine wohltätigen Bemühungen und Möglichkeiten vermisst. Bruce, völlig desinteressiert am Gespräch, watscht die zukünftige Bürgermeisterin geradezu ab, bleibt allein auf seinen Fall fokussiert und bis zum Ende im Glauben, dass er nur genügend Kriminelle vermöbeln muss, dann werden sich die Probleme der Stadt schon lösen.
Somit fällt „The Batman“ in die Falle, in die auch so viele andere Superheldenfilme der letzten Jahre tappen: Man kritisiert aktuelle und reale Zustände, schafft dafür einen Bösewicht, der im Kern recht hat, aber aufgrund seiner verbrecherischen Methoden aufgehalten werden muss und dadurch der Status Quo letztendlich doch wiederhergestellt wird. Dadurch ist „The Batman“ zwar einer der besten Filme über Batman, der sich rein inszenatorisch und erzählerisch von allen anderen abhebt, jedoch in seinen übergreifenden Aussagen und Thematiken schweigsam, konventionell und ohne konkrete Lösungsansätze zeigt.
Alan Ladd Jr., ‘Star Wars’ Savior and Oscar Winner for ‘Braveheart,’ Dies at 84
https://www.hollywoodreporter.com/movies/movie-news/alan-ladd-jr-dead-star-wars-braveheart-dies-1235102885/
Der Filmproduzent Alan Ladd Jr. starb gestern im Kreise seiner Familie mit 84 Jahren. Er machte sich in den vergangenen Jahrzehnten unter 20th Century Fox als Produzent von viele Filme einen Namen, gilt aber bis heute vor allem als Wegbereiter sowie "Retter" einer ganz besonderen Filmreihe: Star Wars.
Es brauchte damals das Vertrauen und den Glauben eines ganz bestimmten Filmproduzenten, der es George Lucas ermöglichte "Star Wars" zu verfilmen, was seinerzeit aus einem Skript bestand, welches für die meisten unlogisch und unverständlich war. Alan Ladd Jr. war dieser Produzent. Er glaubte nicht an Produkte, sondern an Filmemacher und ihre Visionen.
Er war es auch, der für Lucas in die Bresche sprang, als die Produktion des Films von zahllosen Problemen geplagt war und das Budget überschritt. Ohne die Rückendeckung durch "Laddie" hätte Star Wars noch während der Produktion scheitern können. Somit war Alan Ladd Jr. ein ganz entscheidender Baustein in der Entstehung und des Erfolgs von Star Wars.
“Laddie loved film and believed in filmmakers. He was one of the few executives who bet on the person rather than the project. Without Laddie there would be no Star Wars. He didn’t understand what Star Wars was about, but he believed in me and supported my vision. Quiet and thoughtful, he had an independent spirit that gave so many storytellers a chance. He stood up to the studios and went with his gut instinct. Laddie took a great personal and professional risk on Star Wars, and on me, and for that I will be forever grateful.” - George Lucas.
Problematisch ist, dass dies die meisten Fans, zumindest wenn man sich auf den bekannten Plattformen umsieht, leider überhaupt nicht so sehen. Bei der Sequel-Trilogie wurde noch schnell und recht einstimmig eingesehen, dass vieles davon uninspirierter Fanservice-Unsinn war.
Seit The Mandalorian stehen die Ausläufer auf Disney+ aber leider unter dem heiligen Stern der beiden Messiasse Jon Favreau und Dave Filoni, die gerade als die Retter und Söhne des heiligen George Lucas gefeiert werden und nichts falsch machen können. Dass sie hingegen fast genauso wie ein J.J. Abrams alles in Fanservice ertränken, interessiert nicht mehr.
Zwar finde ich, dass The Mandalorian nach wie vor einen Vertrauensvorschuss verdient, man erinnere sich an Serien wie Rebels und The Clone Wars, die unter Dave Filoni von Staffel zu Staffel deutlich besser wurden, aber leider hat gerade Boba Fett eindrucksvoll gezeigt, was auch für ein erzählerischer Unfug aus der Feder von Favreau und Co. stammen kann.
Star Wars ist als Marke wohl einfach zu groß und furchteinflößend. Eigentlich ist diese Entwicklung ja logisch, denn wer will es J.J. Abrams oder allen Rian Johnson Nachfolgern verdenken, lieber permanent auf Nummer sicher zu gehen, nachdem die Prequels und später Episode 8 in Grund und Boden gehasst und durchs gesamte Internet gepeitscht wurden? Niemand will sich das antun.
Ah, yes, Filmmusik, Ton und Schnitt. Also das, was einen Film zu 90 Prozent ausmacht.
Als Uncharted-Spieler und Fan der Reihe ist mir diese Verfilmung ehrlich gesagt ziemlich egal. Nachdem der Film nun nach Jahren der Produktionshölle endlich das Licht der Welt erblickt, kann man doch schon sehr schnell ausmachen, was diese Verfilmung im Kern ist: Ein schneller „Cashgrab“ seitens Sony, der sich wahllos ein paar ikonische Videospielmomente aus nostalgischen Gründen zusammenklaut (anstatt neue zu erfinden?) und eine kaum mitreißende oder wenigstens kompetent gefilmte Geschichte eines jungen Nathan Drake erzählt. Da hab ich doch in den letzten Tagen lieber nochmal „Uncharted 4: A Thief’s End“ in der aufpolierten PS5-Fassung gespielt, welches nach wie vor ein hervorragendes Videospiel ist. Auch nach fast sechs Jahren sehen die Zwischensequenzen immer noch überragend schön aus. Bis ins kleinste Detail hat das Studio Naughty Dog hier damals eine wahres, filmreifes Erlebnis abgeliefert.
Klar, die Uncharted-Spiele waren nie eine Reihe, die durch eine besonders gute Handlung geglänzt hat. Sogar muss man mit Abstand zugeben, dass die ersten drei Teile handlungstechnisch ziemlich simpel aufgebaut sind und eher die filmreifen Sequenzen in Erinnerung blieben, anstatt irgendetwas von der Geschichte. Die Reihe wurde zwar von Spiel zu Spiel besser, und gerade Teil 4 ist echt sehenswert, aber mehr als eine nette Schießbude war zumindest der Beginn der Reihe nicht. Für bessere Drehbücher wäre daher eine Kinoverfilmung durchaus denkbar gewesen, wohingegen es inszenatorisch schon immer fragwürdig blieb, was ein Spielfilm hier erreichen, ergänzen oder gar übertreffen möchte. Mit Ruben Fleischer hat sich Sony so ihren Standardregisseur geholt, der als einziges nicht abgesprungen ist und einfach alles geforderte für das Studio emotionslos herunterfilmt.
Die Besetzung ist mir derweil überraschend gleichgültig: ein junger Nathan Drake, warum nicht? Selbst Mark Wahlberg als Sully finde ich jetzt auf den ersten Blick nicht furchtbar. Aber man spürt leider schon anhand der Trailer, dass diese Verfilmung nichts Erwähnenswertes zur Reihe hinzufügen wird. Warum dann nicht lieber die teils fantastischen Videospiele erneut anpacken? Anhand des Promo-Materials merkt man schon, was falsch lief bzw. wie man so eine Videospielverfilmung falsch angehen kann:
Tom Holland and ‘Uncharted’ Creators Discuss Making the Movie | Creator to Creator
https://www.youtube.com/watch?v=vTQk2H0_qxA
Ich frage mich: Reden Darsteller und Regisseur mit Neil Druckmann gerade zum ersten Mal? Zuerst weiß Ruben Fleischer nicht mal, aus welchem Teil welche Sequenz stammt. Danach muss er Tom Holland mitteilen, dass er eine extra von ihm aus den Spielen übernommene Szene gestrichen hat. Und dann sind alle überrascht, dass Druckmann davon erzählt, wie häufig seine Darsteller ihre Dialoge beim Dreh improvisiert haben. Joa, sowas wäre vielleicht vorm Drehbeginn eine nette Information gewesen, um dem Geist der Spiele näher kommen zu können. Sicher ist zumindest, dass der Film als einer der vielen Videospielverfilmungen, wenn auch nicht als Vollkatastrophe, in nur eine Kategorie der Geschichte eingehen wird: Hat niemand gebraucht.
Es ist schon interessant, was für einem Hass diese neue HDR-Serie gleich ausgesetzt ist. Die Fans machen ihrer weltweiten Community und Zuschauerschaft ja alle Ehre; vielleicht können sie bald Star-Wars-Fans mit einem noch mieseren Image ablösen...
Es wäre mal aufschlussreich, woher dieser automatische Abwehrreflex tatsächlich kommt. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass die meisten anhand eines einminütigen Teasers schon abzuleiten meinen, wie eine acht Folgen lange erste Staffel am Ende aussehen wird. Liegt es am Techgiganten Amazon und Jeff Bezos, den man einfach zu hassen hat?
Im Grunde scheint sich hier generell eine große Heuchelei zu verstecken; insbesondere in anderen Kommentarspalten des Internets kommt ja mehr der innewohnende Rassismus einiger Leute hervor, als echte Kritik, die sich dann hinter Scheinargumente verstecken, dass Tolkiens Welt nicht so aussehen würde. Die Serie hält sich etwa nicht exakt an die Bücher? Hm, also genau so, wie sich Peter Jackson in vielen Bereichen nicht an die Bücher gehalten hat?
Natürlich hat jeder "Fan" vergessen, dass die Herr-der-Ringe-Filme oftmals enorm von der Vorlage abweichen. Und auch, dass das bis heute viele Puristen der Bücher nicht mögen; und auch, dass Jacksons Interpretation sogar in Teilen den zentralen Kern Tolkiens Werk verfehlte, sogar so weit, dass Tolkiens Sohn selbst rein gar nichts mit den Filmen anfangen konnte. Ob die neue Serie also jetzt an schwarzen Elben oder einer Galadriel in Rüstung scheitern wird? Ich habe meine Zweifel.
Genauso wenig wird die Serie an dem Einsatz digitaler Effekte oder einem "cleaneren Look" scheitern. Es wird wohl eine ewige Diskussion bleiben, aber nein, CGI entscheidet nicht darüber, ob ein Film oder Serie gut oder schlecht wird. Hat es noch nie und wird es nie. CGI ist ein filmisches Werkzeug, wie jedes andere. Natürlich kann es mal besser oder schlechter eingesetzt werden, aber die Qualität einer Handlung und die Charaktere wird es nie beeinflussen.
Und soweit ich diesen Mini-Teaser beurteilen kann, sieht das noch nicht mal ansatzweise nach einem "CGI-Overload" aus. Es gibt zwar immer diese Leute, die schon einen Anfall bekommen, wenn etwas auch nur annähernd nach Greenscreen aussieht, aber so etwas ist einfach nicht ernstzunehmen, wenn man keine Ahnung davon hat, wie solche Shots in Wirklichkeit erst entstehen und wie sie auch früher entstanden sind.
Peter Jacksons Trilogie besaß im Übrigen nicht einfach nur ein bisschen CGI, das wäre eine Untertreibung. Die Herr-der-Ringe-Filme nutzten massiv die digitale Technologie. Ohne sie wären die Filme gar nicht erst möglich gewesen. "Die Rückkehr des Königs" wird mit seiner enormen Anzahl von 1500 VFX-Shots kaum von einer anderen Film-Produktion der 2000er überboten, so massiv setzte man CGI ein.
Das sind natürlich längst vergessene Zahlen, ansonsten würde fast jedwede moderne CGI-Kritik sofort in seine Einzelteile zerfallen. Im Übrigen entscheidet die Technik auch nicht zwangsläufig über die Ästhetik und das Aussehen eines Films oder einer Serie. Dabei handelt es sich um rein kreative Entscheidungen, da es heutzutage alle digitalen (!) Möglichkeiten gibt, um einen Film (ironischerweise) weniger "clean" und digital aussehen zu lassen. Aber diesen Reflex des Losheulens werden "Film-Nerds" wohl nie verlieren, wenn in ihrem Lieblingsfranchise auch nur ansatzweise etwas "dIgItAl" und "nAcH cGi" aussieht.
Das Problem hat vor allem "The Book of Boba Fett" hervorgerufen. Diese Serie hätte nicht überwiegend auf Tatooine spielen sollen. "Obi-Wan Kenobi" muss es allerdings.
So schnell kann der Stern des Mandalorian-Creators sinken. Wozu existiert diese Serie? Zumindest nicht aus dem Grund, weil man eine gute Geschichte für den legendären Kopfgeldjäger Boba Fett besaß. Und nach der Hälfte des geschriebenen Skripts bemerkte Jon Favreau, was er sich da gerade für einen Unsinn aus den Fingern zieht und hat schnell auf maximalen Fan-Service und die 3. Staffel von „The Mandalorian“ umgesattelt. Das Beste in „The Book of Boba Fett“ hat nichts mit Boba Fett zu tun. Gleichzeitig muss aus allem mal wieder ein zusammenhängendes Universum gemacht werden, wo jede Figur in jeder Serie auftauchen muss. Ja, die Mandalorian-Folgen waren für sich stehend tatsächlich nicht übel (besonders die fünfte), aber passten leider einfach überhaupt nicht in den Kontext dieser Serie. Stattdessen entwertet Jon Favreau sein eigenes, eigentlich so starkes Finale der 2. Staffel und dreht alle narrative Bedeutung und Emotion wieder zu ihrem Ursprung zurück. Ein billiger Trick. Nicht nur Boba Fett wurde mit dieser Serie entwürdigt, sondern „The Mandalorian“ gleich noch mit.
Ich war zu Beginn noch wohlwollend. Die ersten beiden Folgen waren ein solider Auftakt, vor allem die Rückblenden. Aber anschließend entpuppt sich die Serie als inhaltsleere, faule und sinnfreie Handlung, die Boba Fett in keiner Weise gerecht wird und ihn zu einem nutzlosen Trottel degradiert. In der ganzen Serie setzt er einmal seinen Blaster ein. Die restliche Zeit wird er hohle Phrasen los und lässt sich von anderen herumkommandieren und die Welt erklären. Sogar im Hinblick auf Boba Fetts Einführung in „The Mandalorian“ ergibt sein Charakterwandel nicht mal Sinn; stattdessen verkommt er zu einer Witzfigur, die man zu keinem Zeitpunkt versteht, dessen Motivation nie Sinn ergibt; jemand, der mit dem einstigen Boba Fett so wenig gemeinsam hat, wie die Sequels mit Star Wars. Ihm gleich macht es die lächerliche Handlung, die nicht den Hauch von irgendeinem Gangster/Mafia-Epos versprüht, sondern einfach nur aus billigen Straßenkämpfen zwischen dämlichen Antagonisten und noch dämlicheren Protagonisten besteht. Es ist kaum auszuhalten, wie dämlich Boba Fett in seiner eigenen Serie ist.
Ebenso kreativ tot sind die Regie und Inszenierung. Im Vorfeld hatte ich Robert Rodriguez noch gelobt; er verdiente einen Versuch. Aber nachdem, was er jetzt inszenatorisch und actiontechnisch abgeliefert hat, sollte man ihn wohl besser ins weit entfernte Star-Wars-Exil schicken, wo bereits J.J. Abrams und Rian Johnson sitzen. Selbst für seine Verhältnisse war diese Leistung maximal enttäuschend, wenn er selbst von den No-Name-Regisseuren in den Schatten gestellt wird. Vielleicht war er aber auch der Ehrenmann, der sich bereitgestellt hat, die drei beschissensten der sieben miesen Jon-Favreau-Skripte zu verfilmen. Vielleicht hat er sich geopfert. Wer weiß. Zumindest besitzt Favreau den größten Anteil daran, was er mit „The Book of Boba Fett“ für eine ausformulierte Bankrotterklärung abgeliefert hat. Schade um die Figur. Man sollte sich glücklich schätzen, dass Dave Filoni an seiner Seite ist, damit glaubt man wenigstens einige andere Charaktere halbwegs in Sicherheit. Wer weiß, wie „The Mandalorian“ bereits ohne ihn ausgesehen hätte.
Fazit: Die größte Enttäuschung seit „The Last Jedi“.
Ausführlicher: The Book of Boba Fett – Eine Serie ohne Inhalt
https://www.moviepilot.de/news/the-book-of-boba-fett-eine-serie-ohne-inhalt-1134832
"Die übergreifende Geschichte rund um Baby Yoda (Grogu) ist sozusagen nur ein Aufhänger für die nächsten „Fetch-Quests“. Daher wird Mando seinen Schützling auch nie bei einem Jedi abgeben, weil es dann keine Gründe mehr für eine weitere Staffel gäbe." - Eigenes Zitat aus Dezember 2020.
Krass, wie mutlos und einfältig geschrieben Favreaus kleines Universum tatsächlich ist. Er hat sein eigenes, tolles Finale der 2. Staffel mal eben komplett entwertet und in die Tonne getreten.
Wow, ich hätte nicht damit gerechnet, wie schlecht die Serie noch wird. Das ganze Projekt ist die größte Enttäuschung seit "The Last Jedi".
Die Hobbit-Trilogie ist nicht so gut wie die Herr-der-Ringe-Trilogie, darauf haben sich wohl alle geeinigt. Es ist eigentlich ein kleines Wunder, wie kompetent und solide die Filme am Ende noch geworden sind, wenn man bedenkt, wie langwierig und chaotisch der Entstehungsprozess war. Und gleichzeitig trauert man dem Gedanken hinterher, was hätte sein können, wenn Guillermo del Toro nach jahrelanger Teilhabe und Pre-Production nicht abgesprungen wäre. Es bleibt ein kleines Rätsel für mich, warum Peter Jackson schließlich viele Pläne über Bord warf, aus seit Jahren geplanten zwei Filmen drei machen musste und alle drei unnötigerweise dem Epos eines „Der Herr der Ringe“ gleichkommen sollten.
Ich hatte immer ein Herz für die Hobbit-Filme. Immerhin sah ich sie und erwartete sie, im Gegensatz zu „Der Herr der Ringe“, Jahr für Jahr im Kino und stellten eines der großen Fantasy-Ableger dar, die ich nun auch endlich mal auf der großen Leinwand erleben durfte. Ich weiß noch, wie ich nach den ersten beiden Filmen auf jede Fortsetzung hin fieberte und wie Ed Sheerans „I see fire“ jahrelang im Radio lief. Und damals ging ich auch noch richtig glücklich aus jedem der drei Teile; selbst den seinerzeit schon viel gescholtenen „Die Schlacht der fünf Heere“ mochte ich und ich verließ diese Reise rundum zufrieden. Über die Jahre sah ich zwar ein, dass der dritte Teil so einige Probleme hat und kein guter Abschluss ist, aber die Abneigung gegen die Filme habe ich nie ganz nachvollziehen können.
Auch heute noch bin ich der Meinung, dass man als Zuschauer und Fan der „Der Herr der Ringe“-Trilogie mit den ersten beiden Hobbit-Filmen mehr als glücklich sein kann. Ja, keiner der Filme reicht an irgendeinen von Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Filme heran. Aber in welcher Welt hätte das gelingen können? Selbst mit Del Toros Interpretation kann ich mir kaum vorstellen, dass das Hobbit-Buch in verfilmter Form auch nur ansatzweise an Jacksons Meisterleistung der frühen 2000er herangereicht hätte. Die jetzigen Filme zeigen zwar viel verschenktes Potenzial, aber gerade die ersten beiden Teile bildeten im Grunde ein richtiges gutes Fundament und eine bis dahin spannende Geschichte.
Was die Filme im Kern herunterzieht, ist dieser sture Wille von Peter Jackson, seinen Autoren und vermutlich dem Studio, dass man mit der Hobbit-Trilogie unbedingt seiner Vorgänger-Trilogie nacheifern und gleichkommen wollte. Warum muss es eine so epische und alles umspannende Geschichte im Sinne von „Der Herr der Ringe“ sein? Warum muss es unbedingt auf drei Filme gestreckt werden, die im Extended Cut fast neun Stunden lang sind? Um ehrlich zu sein, glaube ich sogar, dass drei Filme hätten funktionieren können, wenn das Studio damals darauf gedrängt hat. Aber warum dann nicht einfach drei 120 Minuten Filme drehen, anstatt die ganze Geschichte auf jeweils ca. 180 Minuten aufzublasen, mit Figuren und Handlungssträngen, die schlicht unnötig sind?
Die Extended Cuts sind hier ein zweischneidiges Schwert. Einerseits mag ich viele der ergänzenden Szenen und ich möchte nur wenige missen, andererseits spürt man jedoch einfach, wie sich die Filme dadurch phasenweise elendig ziehen. In „Der Herr der Ringe“ wirkte nahezu nichts überflüssig; es waren vollständige Filme, die für das Kino nun mal gekürzt werden mussten. Bei den Hobbit-Filmen hatte ich hingegen immer wieder das Gefühl, dass die Filme nicht der Vollständigkeit halber ergänzt und in Extended Cuts veröffentlicht wurden, sondern dass es sich teilweise wirklich um Marketing-Kalkül gehandelt haben muss und eben, weil die Filme unbedingt und auf Biegen und Brechen wie „Der Herr der Ringe“ sein mussten. Gerade die ersten beiden Teile habe ich mit ihren ca. 160 Minuten in der Kinofassung als runde und gelungene Filme in Erinnerung. Einzig der dritte Teil wirkte seltsam beschnitten und ich kann mich noch genau erinnern, wie damals die Trailer Szenen enthielten, die nicht in der Kinoversion waren, aber notwendigen Kontext enthielten.
Dennoch muss ich sagen, dass sich an meiner Meinung zu „Eine unerwartete Reise“ und „Smaugs Einöde“ nicht allzu viel geändert hat. Der erste Teil zieht sich bereits mit seinen drei Stunden Laufzeit in wenigen Momenten. Am meisten stört mich an „Eine unerwartete Reise“ jedoch, wie ähnlich er zum ersten „Der Herr der Ringe“-Teil ist und wie stark Peter Jackson mit Fanservice gearbeitet hat. Ich weiß zwar, dass es durchaus die Schuld der Buchvorlage ist, dass Bilbo und Frodo zu Beginn eine sehr ähnliche Reise einschlagen, aber anhand des Films wirkten die abgeklapperten Stationen eigentlich wie eine stellenweise identische Nacherzählung. Im Extended Cut von „Die Gefährten“ kommen Frodo und Sam ja sogar an den versteinerten Trollen vorbei, was diesen Eindruck nochmal verstärkt. Die „Flucht“ nach Bruchtal, der gescheiterte Weg über ein Gebirge, der Umweg durch eine Ork/Goblin-Höhle – das erinnert schon stark an „Die Gefährten“. Eigentlich fehlte nur Zwischenstopp in Bree. Die Orks rund um ihren Anführer Azog treffen sich sogar auf der Wetterspitze, um noch eine bekannte Station abhaken zu können.
Was sich durch alle drei Filme zieht, ist dann auch noch die mal mehr, mal weniger gelungene Verknüpfung zu den „Herr der Ringe“-Filmen und die wachsende Bedrohung durch Sauron. Obgleich es schon ganz cool ist, Elrond, Galadriel und Saruman wiederzusehen, wirkt die Verknüpfung doch teilweise arg forciert (auch wenn es wiederum schön anzusehen ist, wie perfekt sich die Darsteller integrieren ließen, als seien sie in den zehn Jahren um keinen Tag gealtert). Auf der einen Seite ist es unnötiger Fanservice, auf der anderen Seite wollte man die Hobbit-Filme unbedingt zu einer vollwertigen Prequel-Reihe ausbauen, was die Buchvorlage aber nie hergab.
Letztlich ergeben sich sogar einige Logiklücken, die einen überzeugenden Anschluss zu den Herr-der-Ringen-Filmen erschweren: Wenn man von Saurons Rückkehr wusste, warum genau ist dann in der Zeitspanne von 60 Jahren, die zwischen „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ liegt, nichts unternommen worden? Oder warum muss sich Legolas am Ende auf die Suche nach Aragorn begeben, die ja offensichtlich zu absolut nichts geführt hat, wenn man „Die Gefährten“ kennt? Oder warum lässt Gandalf, im Wissen um den Ring und der nicht gerade guten Ausrede, Bilbo einfach mit dem Ring ziehen?
Besonders den ersten beiden Teilen muss ich dafür allerdings zugutehalten, dass der vermehrte Einsatz von visuellen Effekten und Hintergründen ziemlich gut gealtert ist. Ähnlich wie den Star-Wars-Prequels wurden den Hobbit-Filmen ja immer vorgeworfen sich von jedweden Sets verabschiedet zu haben und alles nur noch im Greenscreen gedreht wurde. Obwohl es nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Filme viel mehr CGI benutzten, sieht es in den meisten Fällen echt in Ordnung aus und gerade bei „Die unerwartete Reise“ spürt man auch noch die gute Mischung aus praktischen Sets, den tollen Aufnahmen Neuseelands und den digitalen Hintergründen. Im Übrigen hatte ich ebenfalls nie ein Problem mit den nun teils allein mittels CGI erstellten Orks. Ich finde die Designs durchaus gelungen und wenn es sich nicht um Azog, Bolg oder den Goblinkönig handelt, merkt man noch, dass einige Orks und Goblins mitunter noch „practical“ erstellt wurden. Wie bei vielen Trilogien, die man plant, ist es eben so, dass der Einsatz von CGI häufiger und auffälliger verwendet wird, umso weiter die Teile voranschreiten. Der erste Teil hat meist noch eine gute Mischung, aber für den letzten Teil besaß man dann keine Zeit mehr, um aufwendige und teure Sets zu bauen. Bei „Die Rückkehr des Königs“ war das übrigens nicht anders, der damals mit 1500 VFX-Shots mit die meisten digitalen Effekte seiner Zeit besaß.
Darüber hinaus hatte ich bei Gollum das Gefühl, dass er zwar aufgrund der vorangeschrittenen Technik besser aussah, aber auch nicht so übertrieben gut gestaltet wurde, dass man sich den veralteten Herr-der-Ringe-Gollum nie wieder ansehen möchte. Natürlich prahlen die VFX-Künstler auch mal mit den besseren Gesichtsanimationen, aber beide Filmversionen fügen sich echt gut zusammen und man merkt nochmal, was für eine gute Leistung damals schon bei "Der Herr der Ringe" abgeliefert wurde. Enorm verbessert hat sich außerdem die Integration von Hobbits/Zwergen und Menschen in derselben Aufnahme. Bei den Herr-der-Ringe-Filmen sieht man mittlerweile einfach, wenn sich die Hobbits nicht im gleichen Set befinden. Aber bei den Hobbit-Filmen ist die Integration nun nahezu makellos. Beeindruckend sind die Aufnahmen in der Hobbit-Höhle mit Bilbo, den Zwergen und Gandalf, wobei sich letzterer ja fast nie am Set befand und separat im Bluescreen abgefilmt wurde.
„Smaugs Einöde“ war von allen drei Filmen lange Zeit mein liebster Teil, doch ich würde sagen, dass er von allen Filmen im Extended Cut die meisten Probleme aufweist und einfach nochmal langatmiger ist als „Eine unerwartete Reise“. Ich sehe ihn zwar immer noch auf einer Stufe mit dem ersten Teil, aber das liegt maßgeblich am tollen sowie spannenden Finale mit dem Drachen Smaug. Der Weg dahin ist jedoch lang und man merkt, dass der Film die meisten Szenen dazu addiert bekommen hat (die Kinoversion war fast 10 Minuten kürzer als Teil 1, aber der EC ist nun tatsächlich fünf Minuten länger).
Vor allem im Düsterwald spürte ich, dass die Szenen beim Herumirren der Zwerge zu lang sind. Aber auch der Aufenthalt in der Seestadt wird unnötig gestreckt und der Zusatz von Thorins Vater in Dol Guldur ist überflüssig. Besonders spannend finde ich zwar den Einbau der Waldelben – generell ist die ganze Feindschaft zwischen Zwergen und Elben so mit das beste an der Trilogie –, aber wiederrum streichungswürdig ist die Integrierung von Legolas, der einfach nur noch zu einem Superhelden verkommt und sich ein Ork-Heer auch alleine vorknüpfen könnte.
Dafür gar nicht mal so schlecht empfand ich die Ergänzung von Tauriel und ihre Liebe zum Zwerg Kili. Auf dem Papier ist es ja durchaus eine solide Idee, im Zuge der Feindschaft eine Liebesbeziehung einzubauen. Nur leider wird auch hier Potenzial verschwendet und Tauriels Figur endet buchstäblich im Nichts. Insgesamt ist „Smaugs Einöde“ daher ein guter Film, der ein vielversprechendes Finale vorbereitet hat. Und lange nicht alle Ergänzungen zur Romanvorlage sind schlecht. Einige benötigen die Filme sogar, weil sonst der Kontext für Vieles gefehlt hätte. Die erweiterte Feindschaft/Rivalität zwischen Thorin und Azog ist beispielsweise gelungen. Auch die Andeutung einer vielversprechenden Tragik rund um Throins Erbe gefällt richtig gut. Selbst wenn die Zwerge den Berg zurückerobern, kommt das dann allen zu Gute oder scheitern sie an ihrer Gier und der Macht des Arkensteins? Im Grunde bereiten die ersten beiden Hobbit-Teile eine richtig schöne Tragödie vor.
Am Ende löst der dritte Teil all das nur leider nicht ein. „Die Schlacht der fünf Heere“ versinkt einfach nur noch in einer einzigen zweistündigen Actionsequenz, die kein Ende nehmen möchte. Dabei wird Smaug buchstäblich im Prolog des Films abgespeist, was die ganze Reise zugunsten einer riesigen Schlacht, die Peter Jacksons Vorgängertrilogie unbedingt würdig sein oder sogar toppen muss, entwertet. Hätte Smaug als Bedrohung nicht ausgereicht? Dann hätte es meinetwegen noch ein Bündnis zwischen Elben und Zwergen geben können, die Arzog und sein Heer vernichten.
Aber dieses nicht enden wollende, teils antiklimatische und dramaturgisch unrunde, sowie immer wieder lächerlich wirkende Schlachtgetümmel möchte auf Dauer einfach nicht funktionieren. Zur Ehrenrettung muss ich zwar gestehen, dass das CGI gar nicht mal so schlecht ist, wie es immer gemacht wird, aber das täuscht trotzdem nicht über die erzählerischen Unzulänglichkeiten hinweg.
Thorins Wahnsinn wird leider einfach in einer Szene abgehakt. Dass Smaug dank der Zwerge die halbe Menschenstadt abgeschlachtet hat, ist irgendwie auch egal, nachdem Azog kommt und Throin wieder lieb ist. Ebenso der große Moment der Zwergenarmee aus den Eisenbergen kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt aller Zeitpunkte, als Throin noch im Unrecht ist und man überhaupt keine Sympathien für sie empfindet. Man hätte aus ihrer Ankunft einen richtig epischen Rohan-Moment machen können. Zwar fand ich es schon ganz aufregend, dass Zwerge und Elben ihre Differenzen auf dem Schlachtfeld klären, aber die Dramaturgie möchte in vielen Fällen so gar nicht funktionieren.
Am unangenehmsten ist aber der ganze Nahkampf zwischen Throin, Azog und ihren jeweiligen Anhängern. Da wird sich mit einem Superlativ (ja, ich meine dich, Legolas) und einem traurigen Tod nach dem anderen überboten. Ich kann mich noch gut erinnern, wie das Kino damals in Erwartung des nächsten Zaubertricks von Legolas in Gelächter ausbrach. Man fragt sich, wozu die Adler kamen, diese kleine Armee hätte Legolas auch noch geschafft. Auch beispielsweise bei Thorin vs. Azog fragte ich mich irgendwann, wie ausufernd und langgezogen ein Zweikampf eigentlich sein kann (der Einbruch ins Eis wäre doch ein cleveres und gutes Ende gewesen)?
„Die Schlacht der fünf Heere“ ist zwar am Ende eine Enttäuschung in Anbetracht einer mehr als soliden Trilogie, aber meiner Meinung nach auch nicht die Vollkatastrophe, zu der er häufig gemacht wird. Man spürt nur hier besonders stark, dass sie eigentlich gar kein Skript mehr besaßen und ein runder Abschluss oder die Aufteilung in nur zwei Filme zugunsten einer riesige, nicht enden wollenden Schlacht geopfert wurde. Ein paar gute Sequenzen verstecken sich hier ja durchaus (auch wenn Smaugs Abgang enttäuschend kurz ist, funktioniert die Sequenz optisch und dramaturgisch).
Das Hauptproblem der Trilogie ist letztlich die tonale Ausrichtung gewesen. Es hätte nicht der Herr der Ringe 2.0 sein müssen. „Der Hobbit“ hätte tonal und optisch anderes sein können, sich von der Vorgängertrilogie abheben und klar unterscheiden müssen. Immerhin ist auch das Buch ein ganz anderes. Guillermo Del Toro hätte das wahrscheinlich liefern können und er wird ein massiver Verlust für das Projekt gewesen sein. Als Peter Jackson schließlich kurzfristig und in großer Zeitnot übernommen hat, hat er die Filme einfach exakt an „Der Herr der Ringe“ angepasst.
Für die Vermarktung war das natürlich clever und ich vermute, dass ebenfalls sehr viele Fans damit abgeholt werden konnten (immerhin hassen sie alles, was sich von ihrer ersten Filmerfahrung entfernt). Aber auf dem weiteren Weg ging dieser Anspruch einfach vollständig in Luft auf. Gerade „Eine unerwartete Reise“ machte noch vieles richtig; sogar die Tatsache, dass es sich um ein Kinderbuch handelt, wurde gut eingefangen. Aber der Anspruch, letztlich eine vollwertige Prequel-Geschichte daraus zu machen, war vermutlich kreativ und erzählerisch der größte Fehler.
Für all diejenigen, die etwas von den Filmen halten, kann man im Übrigen die neueren 4K-Versionen auf ganzer Linie empfehlen. Da ich die Extended Cuts auf Blu-Ray schon besitze, wäre mir das 4K-Update zwar erstmal kein Geld wert (so wichtig sind mir die Filme dann doch nicht), aber Tests und Vergleichsbilder zeigen, dass die 4K-Umsetzungen richtig gut sind. Da die Filme damals schon mit digitalen Kameras in 5K gedreht wurden, ist das Ergebnis sogar besser als bei den nur hochskalierten 4K-Versionen der Herr-der-Ringe-Filme. Das liegt daran, dass die Filme optisch aneinander angeglichen wurden, und zwar zugunsten der Herr-der-Ringe-Trilogie. Die Farben sind jetzt deutlich neutraler und realitätsnäher. Besonders bei Außenaufnahmen sieht Mittelerde jetzt mehr so aus wie in „Der Herr der Ringe“.
Außerdem wurde das Color Grading wesentlich verbessert. Der Grund für das meist sehr digitale Aussehen der Hobbit-Filme waren nicht immer die digitalen Kameras und der vermehrte Einsatz von CGI, sondern die teils verhunze Farbkorrektur und Anpassung. Die Hobbit-Filme waren oftmals in ihren Farben seltsam übersättigt, wohingegen sie während einiger Innenaufnahmen (besonders gut bei Smaug im Berg zu sehen) wiederum übertrieben platt und untersättigt waren. Darüber hinaus besaß das Bild hin und wieder auch einen komischen grau-grünlichen Farbstich. All das haben die neuen 4K-Versionen korrigiert. Bei allen Vergleichsbildern, die ich gesehen habe, bewirkt das neue Color Grading in manchen Momenten wahre Wunder.
Alles in allem kann man daher schlussfolgern, dass man der Hobbit-Trilogie durchaus nochmal eine Chance in 4K geben kann. Aber auch darüber hinaus bin ich mit der Reihe im Reinen, obwohl so viel mehr möglich gewesen wäre und der finale dritte Teil nun wirklich erzählerisch verpatzt wurde. Die Trilogie kommt nicht annähernd an „Der Herr der Ringe“ heran, aber bei all den Umständen, bleibt man dennoch erstaunt, was für überwiegend unterhaltsame und solide erzählte Filme dabei herausgekommen sind. „Der Hobbit“ ist bei weitem keine schlechte Filmreihe, nur eben eine gegen Ende enttäuschende, die viel Potenzial verschenkt hat, an ihrer langwierigen Produktionszeit gescheitert ist und man letztlich doch mehr der Version hinterhertrauert, die unter Guillermo Del Toro hätte entstehen können.
Kein "Spider-Man: No Way Home" in den Hauptkategorien? Ich sehe die enttäuschte MP-Redaktion bereits vor mir :(((
Ich war nie der größte Herr-der-Ringe-Fan, aber habe die Trilogie immer als einzigartige Errungenschaft respektiert und dafür hoch angesehen. Es gibt kaum eine Filmtrilogie, die, egal, was man von ihr halten mag, im Grunde herausragend und nahezu perfekt in einem Abstand von nur wenigen Jahren geschrieben, strukturiert, gefilmt und als ein großes Fantasy-Epos in die Kinos gebracht wurde. Selbst als jemand, der mit anderen Filmen bzw. einem anderen Franchise, bspw. der Star-Wars-Saga, mehr anknüpfen konnte, muss am Ende zugeben, dass „Der Herr der Ringe“ für sich alleine stehend und auf allen Ebenen ein kaum zu übertreffender filmischer Erfolg ist.
Nachdem bereits die Hobbit-Trilogie seit Jahren in meinem Blu-Ray-Regal steht, habe ich daher nun anlässlich der 4K-Veröffentlichung auch endlich mal nach der „Original“-Trilogie gegriffen. Was mich bisher immer davon abhielt, war zum einen die einfache Tatsache, dass die drei Filme im Extended Cut so enorm lang sind, dass ich mir kaum vorstellen konnte, die Reihe in ihrer Gänze nochmal zu schauen, anstatt sie nur der Vollständigkeit wegen im Regal stehen zu haben. Zum anderen hatte ich immer die Hoffnung, dass die Filme in Zukunft mal auf eine Disk passen würden, anstatt permanent aufgeteilt werden zu müssen. Und zu guter Letzt schreckte mich tatsächlich das umfangreiche Bonusmaterial ab, welches ich sowieso nie komplett geschaut hätte.
Die neuere 4K-Veröffentlichung bietet dennoch drei Nachteile: (1) In ihrer 4K-Version sind die Filme so groß, dass der Extended Cut schon wieder auf zwei Disks aufgeteilt werden musste; (2) obwohl Peter Jackson persönlich die moderne 4K-Abtastung überwachte, handelt es sich bei der Trilogie seltsamerweise nur um eine 2K-Fassung, die auf 4K hochskaliert wurde; (3) es ist tatsächlich jedwedes Bonusmaterial völlig abwesend, was ich nun ironischerweise etwas schade finde. Zumindest ein paar wenige zentrale Making-of-Dokumentationen und die Audiokommentare hätten dabeibleiben können (stattdessen wäre es vielleicht eine Überlegung wert gewesen, die Kinoversionen zu streichen, die auf meinen Blu-Ray-Versionen der Hobbit-Filme ebenfalls nicht zu finden sind).
Dennoch kann man sagen, dass die „Der Herr der Ringe“-Filme noch nie so gut aussahen. Laut Peter Jackson hat er wohl bei der Überarbeitung der beiden Trilogien darauf geachtet, dass sie visuell einheitlicher aussehen und aneinander angeglichen werden. Davon merke ich zumindest wenig und man bräuchte wohl den direkten Vergleich, um größere Unterschiede festzustellen. Zugunsten der Hobbit-Trilogie (digital gedreht) wurden den Filmen außerdem weitestgehend das Filmkorn entfernt, d.h. die Filme sehen nun „cleaner“ aus, lassen damit jedoch den Charme von analog gedrehten Filmen vermissen – ebenfalls eine Sache, die mir zumindest nicht störend auffiel.
Was mich hingegen eher überrascht hat, ist die Tatsache, dass die digitalen Effekte augenscheinlich gar nicht verbessert oder wenigstens leicht aufpoliert wurden. Ich weiß natürlich, dass die meisten Fans das genau richtig finden, aber ehrlich gesagt hätte ich es persönlich in Ordnung gefunden, wenn man zumindest ein paar miese Compositing-Fehler ausgebügelt hätte. Als Beispiel dafür wären einige auffällige weiße Umrandungen von Charakteren, die in ein Matte Painting oder in einen Greenscreen eingefügt wurden, zu nennen. Aber auch andere Kleinigkeiten, wenn im letzten Film Frodo auf den Schicksalsberg klettert und er dann im letzten Shot aus der Ferne gefilmt in den Eingang des Bergs hineinrennt – gruselig.
Einige Effekte sind für ihre Zeit nach wie vor genial und die Mischung aus praktischen und digitalen Effekten ist überwiegend geglückt. Manchmal jedoch war ich doch überrascht, wie mittelmäßig bis beinahe unfertig einige kleine Momente aussehen. Zu nennen wäre da auch die „Einfügung“ der Hobbits in so manche Szenen. Seit die Hobbit-Trilogie mit ihrem digitalen Aussehen in die Kinos kam, hatten viele Herr-der-Ringe-Fans ja das Gerücht in die Welt gesetzt, Peter Jackson hätte damals die Größenverhältnisse der Hobbits und der Menschen alleine durch clevere Kameratricks hervorgerufen. Obwohl das in einigen Szenen der Fall gewesen sein mag, handelt es sich dabei doch offenbar um Fake-Facts, wie jedes halbwegs gelernte Auge erkennen kann.
Auf inhaltlicher Ebene hat sich meine Meinung zu den Filmen kaum verändert. Es ist eigentlich kaum möglich ein Ranking zu erstellen, da die Geschichte so perfekt und flüssig ineinander übergeht. „Die Gefährten“ hat als einziger Film das Problem des sehr offenen Endes, wobei es sich nicht mal um einen Cliffhanger handelt, sondern der Film mehr oder weniger einfach aufhört. Aber ehrlich gesagt empfand ich das nie als großes Problem und ich sah den ersten Teil sogar lange Zeit als meinen Favoriten an.
In meiner Gunst gestiegen ist hingegen „Die zwei Türme“, den ich immer als den schwächsten der Trilogie wahrnahm. Aus nicht mehr rekonstruierbaren Gründen hat es sich für mich lange Zeit um den langatmigsten und langweiligsten Teil der Trilogie gehandelt. Diese Schwäche sehe ich nun überhaupt nicht mehr. Das Einzige, was mich leicht enttäuscht hat, ist der ein wenig verkürzte Kampf bei Helms Klamm, speziell die Rettung durch Gandalf und das Heer von Rohan, wovon man fast nichts zu sehen bekommt und die Uruk-hai mehr oder weniger direkt die Flucht ergreifen (bis heute dämlich und nichtssagend bleibt aber auch der Titel des Films).
Zu meiner Überraschung musste ich dafür feststellen, dass die Extended Cuts hervorragend funktionieren. Keine Szene fühlt sich überflüssig an, es sind nahezu keine „Pacing“-Probleme festzustellen und man spürt, dass es sich um komplette, rundum gelungene Filme handelt. Das liegt aber u.a. auch daran, dass jeder der drei Filme über einen ca. 25-minütigen Abspann verfügt, von dem ich nichts wusste und der die ca. vier Stunden lange Laufzeit jedes Teils gleich wieder zum Positiven entwertet (ob man jedoch jedes Mal den hunderten Mitgliedern eines Fan-Clubs hätte danken müssen, sei mal dahingestellt).
Einzig „Return of the King“ würde ich unterstellen, dass er von allen Teilen am ehesten leichte Längen aufweist, die in wenigen Momenten zu spüren sind. Vermutlich liegt das aber auch an der herausfordernden Struktur, die nach der Endschlacht bei Minas Tirith noch eine weitere Schlacht, sozusagen die End-Endschlacht, an den Toren Mordors ausbalancieren muss und dann zusätzlich noch über ein sehr ausuferndes Ende für alle Figuren verarbeiten muss.
Ein Problem, welches sich mit dem Rewatch nur teilweise aufgelöst hat, ist der Unterhaltungswert und das Gleichgewicht der sich etablierenden beiden Haupthandlungsstränge der Filme – einerseits die Reise von Frodo und Sam und andererseits die Reise rund um Aragorn, Legolas, Gandalf und Co. Heute noch finde ich den Handlungsstrang von Frodo und Sam immer etwas weniger spannend und interessant. Ich bin dann doch immer glücklich, wenn zurück zu Aragorn geschnitten wird und im zweiten Teil gabs sogar mal eine Phase, die so lange von Frodos Reise wegschnitt, dass ich sie fast vergessen hätte.
Wenn man die Bücher kennt oder sich zumindest mit den Unterschieden zur Kinoadaption befasst hat, dann könnte deutlich werden, warum das womöglich so ist. Peter Jackson und sein Autorenteam haben sich nämlich seinerzeit dafür entschieden, Aragorns Rolle deutlich auszubauen bzw. ihr mehr Gewicht zu verleihen, indem er nach dem Vorbild der sogenannten Heldenreise agieren und entwickelt werden sollte. Es heißt sogar, dass dadurch Frodos innerer Konflikt und Reise mehr oder weniger ersetzt wurde. Einige Puristen von J. R. R. Tolkiens Werk kritisieren auch, dass Peter Jacksons Interpretation dadurch viel zu viel von Frodo als eigentliche Hauptfigur wegnimmt und die vorhandenen psychologische Tiefe der Vorlage durch ein klassisches Action-Fantasy-Spektakel ersetzt wurde.
Die Unterschiede zu den Büchern reichen selbstverständlich noch weiter (vor allem inhaltlich), aber auf rein thematischer Ebene ist es doch am spannendsten, wie sich die eigentlich doch so erfolgreich und übergreifend verehrte Filmtrilogie von seinem Ursprungswerk entfernt hat. Gerade das würde sogar dafürsprechen, dass man die Bücher in einigen Jahren neu interpretieren könnte, ohne dadurch der bis heute „definitiven“ Jackson-Version etwas wegzunehmen.
Obwohl die Filme aus dramaturgischen Gründen ein paar Elemente der Bücher weglassen mussten, ist die Peter-Jackson-Adaption in den Extended Cuts dennoch nicht immer selbsterklärend und perfekt strukturiert. Mir ist zwar bewusst, dass sich außerhalb der Filme alles nachlesen ließe, aber als jemand, der wenig über das Universum weiß, blieben für mich ein paar wenige zentrale Fragen immer ungeklärt.
Zum Beispiel habe ich anhand des ausführlichen Prologes in den ersten Minuten von „Der Gefährten“ nie ganz verstanden, was die Ringe eigentlich genau machen, wozu man sie geschmiedet hat und warum sie wie aufgeteilt wurden. Aber auch, wieso alle anderen Ringe buchstäblich irrelevant werden, nachdem Sauron einen noch mächtigeren Ring geschmiedet hat. Die Filme erklären zwar, was aus den neun Ringträgern der Menschen wurde (und es erschließt sich auch der Grund dafür), aber die Elben und Zwerge bleiben in diesem Kontext immer außen vor.
In „Die zwei Türme“ hingegen sehe ich bis heute die Rückkehr von Gandalf als unbefriedigend an. Auch hier reicht mir seine Erklärung bei weitem nicht aus und generell habe ich nie ganz verstanden, wer oder was die Zauberer Saruman und Gandalf überhaupt sind und was ihre Aufgabe ist. In „Return of the King“ kommt eine weitere Frage zur Geltung, die sich aber durch die ganze Trilogie zieht: Warum müssen die Elben Mittelerde verlassen und was genau ist im besagten „Westen“? Wie gesagt, mir ist bewusst, dass sich fast alles anhand der Buchvorlage beantworten lässt, aber ich finde, dass die Filme einige dieser Fragen besser hätten beantworten müssen.
Gerade auch mit der Hobbit-Trilogie im Hintergrund habe ich mich beim Krieg gegen Sauron immer gefragt, warum das eigentlich in überwiegender Mehrzahl nur die Menschen kümmert? Hätten die Elben nicht trotzdem ein Interesse daran haben müssen, dass Mittelerde nicht komplett versklavt wird? Und wo genau sind die Zwerge eigentlich? Ich vermute mal, dass Gimli irgendeiner größeren Sippe angehört, ansonsten wäre er nicht zur Beratung in Bruchtal eingeladen worden. Irgendwelche Anstalten, dass er seine Brüder dann aber mal kontaktiert und zum Kampf aufruft, macht er hingegen nie.
Wiederum loben muss ich das Worldbuilding aber insgesamt trotzdem. In wenigen Fantasy-Welten hat man eine so gute Orientierung darüber, wo sich was befindet. Ein einfacher Grund dafür ist, dass man im zweiten Teil einfach eine Karte zu sehen bekommt, wo sich einige relevante Standorte befinden. Diese geografische Vorstellung ist es, die meiner Meinung nach anderen Welten, wie z.B. einer Serie wie „The Witcher“ fehlen. Ebenfalls kurz hervorzuheben ist natürlich der Soundtrack von Howard Shore, der die gesamte Trilogie sowie die Hobbit-Filme hervorragend begleitet. Am besten gefällt mir ganz klar das Rohan-Theme.
Mit einem erwachseneren Blick und aus heutiger Perspektive fielen mir inhaltlich negativ lediglich die veralteten Frauenrollen und die stellenweise bedenkliche Interpretation der Völker auf. Es ist nichts, was ich den Filmen grundsätzlich negativ auslegen würde (hier wäre wohl eher die Buchvorlage zu kritisieren), aber ich doch als diskussionswürdig erachte und bei alldem Lob, welches die Filme über Jahre erhalten haben, untergegangen zu sein scheint.
Es ist nicht nur erstaunlich, wie die Rollen der Frauen ausgelegt sind, sondern allein die Tatsache, wie wenig es von ihnen in drei Filmen á 12 Stunden gibt. Es existieren eigentlich nur Arwen und Eowyn (als Randnotiz noch Galadriel), die die meiste Screentime über an Aragorn denken und um ihn weinen. In Anbetracht der riesigen Besetzung ist das schon bemerkenswert. Zumindest hier wäre es schwierig, Peter Jackson große Vorwürfe zu machen, weil Tolkiens Werk diese grundlegende Tatsache vorausgesetzt hat. Gut, man hätte vielleicht einfach mehr Frauen casten können (der Krieg wird laut Rohan immerhin auch als alleinige Aufgabe der Männer festgelegt, was man hätte ändern können; oder auch die Besonderheit, dass die Könige Rohans und Gondors komischerweise allein regieren und nicht mal Frauen an ihrer Seite haben usw.). Als einziger Moment ist hier die Tötung des Hexenkönigs durch Eowyn zu nennen, der noch stärker wirken würde, wenn sie sich nach Aragorns Abfuhr nicht gleich in Faramir verguckt hätte.
Noch auffälliger fand ich allerdings die Interpretation der Völker. Hier verfällt Peter Jackson doch in einen sichtbaren Orientalismus, der meinem Empfinden nach filmisch nicht exakt hätte umgesetzt werden müssen, auch wenn es die Vorlage so skizziert. Die Menschen des Westens kämpfen gegen das Böse im Osten, der von den Stämmen des Südens unterstützt wird. Dabei ist Rohan ganz klar nordisch/skandinavisch geprägt, während Gondor zumindest westeuropäisch wirkt. Und aus dem bösen Süden kommen dann natürlich orientalisch aussehende Menschen auf Elefanten, ja man könnte auch von Persern sprechen. Einen innewohnenden Rassismus würde ich den Filmen oder der Vorlage deswegen nicht vorwerfen, aber es ist erstaunlich, wie unkritisch/naiv Peter Jackson diese Bilder übernommen hat.
Das alles nimmt den „Der Herr der Ringe“-Filmen allerdings nichts von ihrer spektakulären Inszenierung, mitreißenden Geschichte und der hochinteressanten Welt sowie den spannenden Motiven. Daher bleibt die Trilogie auch in 4K ein Werk für die Ewigkeit. 9 Punkte für jeden Film und für die Trilogie.
Netter Provokationsartikel. Hab gut gelacht.