luis345 - Kommentare
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Alle Kommentare von luis345
„Türkisch für Anfänger“ ist wie eine kleine Zeitkapsel für mich. Als Kind war das vermutlich eine meiner ersten Live-Action-Serien, die ich mit der Familie von Anfang bis Ende mitverfolgt habe. Nach fast zwanzig Jahren habe ich sie mir wieder angesehen und ich hätte nicht gedacht, dass mich die Serie so nostalgisch erwischt.
Obwohl es komisch klingen mag, ist die Serie aus heutiger Sicht ein Zeitdokument darüber, wie das Leben damals war. Trotz kaum wahrnehmbarer optischer Veränderungen (modische Entwicklung: Fehlanzeige). Und das macht die Serie dann auch schon wieder so zeitlos. Denn bis auf einige technische Umstellungen könnte die Serie auch heutzutage spielen – Smartphone statt Camcorder, Flatscreen statt Röhrenfernseher, Social-Media statt Chatforum.
Dabei handelt es sich im Grunde nur um eine Sitcom/Soap, die von Folge zu Folge eine absurde Situation nach der anderen kreiert und ein Missverständnis übers Nächste stapelt. Aber die Prämisse und die darin verankerten Figuren sind dabei so lustig, überspitzt und klischeehaft geschrieben, sodass „Türkisch für Anfänger“ unverkennbar und einzigartig bleibt. Daher wundert es mich nicht, dass die Serie auch noch später bei vielen Jüngeren Anknüpfungspunkte gefunden hat, welche für die Erstausstrahlung noch zu klein waren.
Die Beziehung zwischen Lena und Cem war auf ihre skurrile Art außergewöhnlich. Auf der einen Seite das clevere, selbstbewusste, freche deutsche Mädchen gespielt von Josefine Preuß (in die sich vermutlich nicht nur ich damals verguckt habe) und auf der anderen Seite der ungehobelte, etwas dämliche, gutaussehende türkische Junge gespielt von Elyas M’Barek. Viele gemeinsame Szenen und gegenseitige Sprüche sind dabei zu kleinen Klassikern in meiner Jugend geworden (Chief 1).
Mit ihren kurzweilige 12 Folgen bleibt die erste Staffel für mich knapp die Beste. Auch wenn sich die beiden Protagonisten mit Blick auf die gesamte Serie zu schnell ineinander verlieben. Die zweite Staffel kommt mit ihren 24 Folgen nicht drumherum repetitiv zu wirken. Viele Handlungsfäden werden stark gestreckt und bewegen sich doch spürbar im Kreis, wenn sich ein Missverständnis ans nächste Missverständnis reiht.
Man könnte meinen, dass die ARD aufgrund des riesigen Erfolgs damals die doppelte Anzahl an Folgen beauftragt hat. Aber tatsächlich blieb die erste Staffel hinsichtlich ihrer Zuschauerzahlen hinter den Erwartungen zurück. Nur die durchschlagend positiven Rückmeldungen der Zuschauer sorgten für die Freigabe einer weiteren Staffel.
Als geheime Stärke stellt sich dafür die Beziehung zwischen dem zunächst unscheinbaren, stotternden Costa und der prüden, strenggläubigen Yağmur heraus. Ich glaube, im Nachhinein stellte Costa für viele eine Identifikationsfigur dar, weil er eben nicht der gutgebaute Schönling war, sondern der missverstandene Außenseiter, der blöd angeschaut wird und den keiner ernst nimmt.
Die dritte Staffel kommt meiner Einschätzung nach nicht so gut an wie die ersten beiden, allerdings zu Unrecht. Während die zweite Staffel einfach nur an das Erfolgsrezept anknüpfte, haben sich die Autoren bei der letzten Staffel nochmal Neues einfallen lassen (und verkürzen zudem das Ganze auf 16 Folgen). Durch einen größeren Zeitsprung wird die Serie zu neuen Ideen gezwungen, wodurch sich manche Figurenkonstellationen ändern. Zwar kommt der Serie dabei ein wenig das Unschuldige abhanden, aber ihnen gelingt ein größtenteils runder Abschluss.
Auch wenn es typisch für eine Soap ist, immer neue Probleme zu erschaffen und weiterzuspinnen, um dann fast aus dem Nichts Lösungen herbeizuzaubern, endet „Türkisch für Anfänger“ sicherlich abrupt. Schade ist es, dass insbesondere Cem nie eine richtige Charakterentwicklung erfährt. Bis zum Schluss bleibt er der trottelige Macho, dem eine erfolgreiche Zukunft lediglich halbgar angedichtet wird.
Demgegenüber entwickelt sich Lena viel stärker weiter, ja wird in der dritten Staffel regelrecht vom pubertären Teenie zur verantwortungsbewussten Erwachsenen. Diese gegenläufigen Entwicklungen machen es dann auch denkbar unglaubwürdig, dass die beiden ernsthaft ineinander verliebt und ein Paar bleiben.
„Türkisch für Anfänger“ ist sicherlich keine meisterhaft geschriebene Sitcom-Serie. Und ich würde sie auch niemanden uneingeschränkt empfehlen. Aber damals wie heute bin ich positiv überrascht, wie endlos witzig und unterhaltsam das Hin und Her innerhalb des Ensembles anzusehen ist. Und ich komme nicht drumherum dabei an die Zeiten von damals zu denken und wie wir diese Serie geschaut haben.
Das Regiedebüt von Bora Dagtekin im Jahr 2012 ist der Prototyp seiner „Fack ju Göhte“-Reihe, mit der er die deutsche Kinolandschaft in den darauffolgenden Jahren belästigen musste. Mit der für das Kino neu verfilmten Serie „Türkisch für Anfänger“ setzte der Regisseur und Drehbuchautor seine eigen konzipierte Erfolgsserie als Kinofilm um. Und bewies damit eindrucksvoll, dass er als Regisseur nicht annähernd so geeignet ist, wie als Autor.
Die Serie zu „rebooten“ und als Film umzusetzen, hatte als Konzept sicherlich seinen Reiz. Ein klassischer Film für die Fans kann man sagen. Aber eben auch nur ein lauwarmer Aufguss einiger Serienmomente in einem neuen Gewand. Und dieser Aufguss fühlt sich so ähnlich an, wie wenn Leser eines Buches die dazugehörige Verfilmung sehen und am Ende hauptsächlich damit beschäftigt sind aufzuzählen, was alles gefehlt hat.
Zwar gelingt es dem Film in Grundzügen die Essenz der Serie einzufangen und einige typische, bekannte und witzige Momente aus der Serie zu rezitieren. Allerdings lehnt sich der Film verstärkt auf die proletenhaften Elemente und Bora Dagtekin findet insbesondere in Elyas M’Barek seinen grobschlächtigen Idioten für viele weitere Filme. Dem Konzept der Serie bleibt der Film ebenso weitgehend treu (dass sich z.B. Lena in Cem ernsthaft und langfristig verliebt, wird auch in der Serie nie glaubhaft, trotz des Unterhaltungswertes), verdummt jedoch alles etwas mehr und lässt den aus der Familiendynamik entstehenden Charme vermissen.
Der Prototypcharakter offenbart sich auch an anderen Stellen: Bei der Assi-Freundin von Cem dachte sich Dagtekin, er hätte einen so genialen Einfall gehabt, dass er diese Überzeichnung in gleich vier weiteren Filmen besetzt hat. Und dass Cem und Lena ihre geistigen Nachfolger in den beiden Lehrern aus “Fack ju Göhte" finden, wird nur dadurch kaschiert, dass Josefine Preuß durch Karoline Herfurth ausgetauscht wurde. An dieselbe Figur hat Dagtekin jedoch gedacht, wie alleine die Haarfarbe vorwegnimmt.
Darüber hinaus versucht sich Bora Dagtekin als verkannter Colour-Grading-Spezialist und erfindet neben Til-Schweiger-Filmen eine neue Form von hässlichen Bildern. Mit aufgedrehtem Kontrast und maximal poppigen Farben erinnert das überhaupt nicht mehr an die zugrundeliegende Serie und nimmt einmal mehr den „Look“ seiner folgenden Filme vorweg. Ob es besser gewesen wäre, die Serie direkt fortzusetzen, ist schwer zu sagen, da sie am Ende der drei Staffeln auserzählt wirkte. Zu neuen Ideen hätte es zumindest gezwungen. Und womöglich zu der Einsicht, dass man auf seinem Autorenstuhl sitzen bleiben sollte.
Ihr schafft es noch die Punktzahl komplett wegzurationalisieren. Das hat mich schon gestört, als ihr die Listen aktualisiert habt. Auf einer Filmseite interessiert mich an erster Stelle, wie ich oder meine "Kontakte" einen Film bewertet haben. Und dafür benötige ich jetzt eine Lupe, oder was? Genauso wie das Zusammenstreichen von Kommentaren auf zwei Zeilen. Nicht dass ich noch sehe, was meine "Kontakte" über einen Film denken. Und obendrauf noch sinnvolle Funktionen, wie Liken und Antworten random streichen. Das ist ja meine liebste Form von Update: Funktionen wegnehmen. Mal davon abgesehen, wie lächerlich lange ihr benötigt, um eine Internetseite vollständig zu updaten. Ob es das Smartphone noch gibt, wenn ihr Mitte des Jahrhunderts damit fertig seid?
Nach fast sieben Jahren, sechs Staffeln und 65 Episoden hat „Cobra Kai“ seinen Abschluss gefunden. Die Autoren Jon Hurwitz, Josh Heald und Hayden Schlossberg haben mit der Serie die wohl beste „Legacy“-Fortsetzung geschaffen und das wird man ihnen nie nehmen können. Die ersten beiden Staffeln, aber insbesondere die Erste, waren von ihrem Konzept, ihrem Stil und ihrer humorvollen Art so einzigartig, dass sie das „Karate Kid“-Franchise auf unerwartete Art neu wiederbelebt haben.
Natürlich ist die Serie in ihrer Gesamtheit nicht perfekt, aber wie sie es geschafft haben, bis zum Schluss ein Level an Unterhaltung und Ehrerbietung vor den Kultfilmen zu bieten, dabei von YouTube auf Netflix umgezogen sind und doch zu ihren Bedingungen „Cobra Kai“ zu Ende erzählt haben, ist in der modernen Film- und Serienlandschaft der letzten Jahre und Jahrzehnte einzigartig. „Cobra Kai“ ist ohne Übertreibung ein absoluter Triumph für Fans und Zuschauer; ein seltenes, beinahe einmaliges Musterbeispiel dafür, wie es gemacht werden muss.
Die sechste Staffel führt die Stärken und Schwächen der Serie fort. Sie ist nach wie vor enorm unterhaltsam, erschafft die absurdesten Momente und balanciert eine schiere Anzahl von Charakteren gleichzeitig. Dieser Abschluss aus nochmal 15 Folgen – fünf mehr als die vorigen Staffeln, die leider von Netflix unnötig auf sechs Monate verteilt wurden – ist definitiv gelungen. Wobei auch klar ist, dass die Serie erwartungsgemäß nie mehr ganz zum Höhenflug der ersten Stunden zurückkehren konnte.
Wie schon mehrfach von mir moniert, haben es die Autoren verpasst, eine konzentrierte und auf das Wesentliche fokussierende Geschichte zu erzählen. Bereits ab der dritten Staffel wurde sichtbar, dass sich das Konzept aus Drama, Comedy, Rivalitäten und Fanservice nicht derart lange halten kann. Auf den Punkt geschrieben, hätte „Cobra Kai“ maximal vier Staffeln lang sein dürfen. So hätte man seine Rezepte und Ideen nicht überstrapaziert.
So wurde nach der ersten Staffel eine Staffel nach der anderen ein weiteres Übergangsstück und die Verbeugung vor einem 80er-Jahre-Klassiker entpuppte sich zunehmend zu einer nicht enden wollenden Soap-Opera. Was als hervorragende Erweiterung zum ersten Karate-Kid-Film geschrieben wurde, verstanden als komödiantische „Abrechnung“ mit den beiden Figuren Johnny Lawrence und Daniel LaRusso, entwuchs zu einer immer größeren Fortführung der einst dreiteiligen Saga.
Mehr Figuren, mehr Verstrickungen, mehr Rivalitäten und Fronten machten daraus ein Geflecht, welches kaum mehr einzufangen war. Wie häufig möchte man Figuren die Seiten wechseln lassen, um es künstlich spannend zu halten? Wie oft möchte man vergessene Gegenspieler zurückholen, um das Drama bis auf das Letzte auszureizen? Wie oft kann man die alten Filme zitieren, bis jeder ikonische Moment ausgespielt worden ist?
Dieser Punkt war definitiv ab der fünften Staffel erreicht. Und das merkt man auch in der letzten Staffel: Die Luft ist raus. Die immer selbe humorvolle, überzogene, bissige und absurde Inszenierung wiederholte sich zu sehr und ließ irgendwann spürbar nach. Die drei Autoren kommen aus dem Comedy-Genre, weswegen „Cobra Kai“ so angelegt ist, wie es ist. Nur lässt sich das nicht auf 65 Episoden strecken.
Was ich den Autoren vorwerfe, und das sieht man insbesondere jetzt mit Blick auf die gesamte Serie, ist, dass es ihnen nie gelungen ist, die Serie „erwachsen“ werden zu lassen. Die überzogene und kitschige Ausrichtung war eine bewusste Entscheidung, welche primär den ersten beiden Staffeln sehr gutgestanden hat. Und es ist auch nicht so, dass „Cobra Kai“ nie ernst oder konsequent sein konnte. Ganz im Gegenteil. Ich verehre die Serie dafür, wie es ihr meistens mit Leichtigkeit gelang ehrliche, ernste und lustige Momente zu balancieren.
Und ja, die Karate-Kid-Filme sind, wenn man alle mit einbezieht, – und den Anspruch erheben die Autoren, alle drei Filme gleichermaßen zu behandeln und zu würdigen – „chessy“, überzogen und naiv. Nur ist das der erste Karate-Kid-Film nicht – der, worauf „Cobra Kai“, ausgehend vom Protagonisten, offensichtlich am allermeisten basiert. „Karate Kid“ ist für mich ein durchgehend ernstzunehmender, emotionaler, wundervoller Film.
„Cobra Kai“ verehrt diesen Film. Nur gelingt es den Autoren nie, auch nicht im weiteren Verlauf der Serie, mal einen tonalen Schwenk in diese Richtung vorzunehmen. „Cobra Kai“ beginnt als überzogene, augenzwinkernde Dramedy und sie endet auch so. Nur hält das keine sechs Staffeln. Die Verbindungen und Rückbesinnung auf die drei Filme waren immer ein Highlight, nur ist davon irgendwann nicht mehr viel übrig.
In seltenen Momenten parodiert sich die Serie gegen Ende fast schon selbst, wenn kleinste Nebenrollen aus den Filmen für die Serie zurückgeholt werden. Oder aufgrund mangelnder Alternativen die ersten Staffeln nun als Nostalgie- und Rückblendenmaterial herhalten müssen. Nichts davon ist schlimm oder zieht die Staffel nennenswert herunter. Nein, es sorgt sogar für mehrere Schmunzler. Nur sind sie bezeichnend für eine Geschichte, welche ihren Zenit lange überschritten hat.
Mit „Erwachsen werden“ ist dabei auch die visuelle Komponente gemeint. Es ist das eine als billig produzierte YouTube-Serie zu starten, es ist das andere auch in einer solchen Optik nach sechs Staffeln zu enden. Ich hatte immer den Wunsch für „Cobra Kai“, dass es qualitativ so aussehen würde, wie die Filme. Dass sie doch noch die Kurve zu einer kinematischen Erfahrung schaffen, welche über die Optik einer Nickelodeon-Show hinausgeht.
Inszenatorisch ist die Serie stellenweise genial. Erst der hervorragende Schnitt sorgt für die aberwitzige Seherfahrung. Und auch die meisten Actionchoreografien, wenn auch in ihrer Qualität schwankend (was aber mehr an der Physis der verschiedenen Darsteller liegt), sind fantastisch. Nur rein optisch denke ich mir seit Jahren, warum das Ganze farblich wie eine Jugend-Sitcom aussieht und nicht wie „Karate Kid“.
Der sechsten Staffel gelingt trotz alledem ein runder Abschluss. Dass es die Autoren schaffen nochmal so viel Geschichte und Charakterentwicklung in das Ende zu stecken, hat mich positiv überrascht. Statt 10 sind es 15 Episoden, statt 30 Minuten Laufzeit sind es meist 40 Minuten Laufzeit. Sie nehmen sich noch einmal sehr viel Zeit für den Aufbau eines großen Finales und finden am Ende doch auf rührende Art zum Ursprung „Cobra Kais“ zurück.
Zwar verlieren sie sich am Ende auch ein wenig darin, allen Figuren einen möglichst runden Abschluss zu spendieren. Jeder erhält sein Happy End, wirklich jeder erfährt seine „Redemption“. Aber dafür spielen sie viele Stärken der Serie einmal mehr gekonnt und voller Selbstbewusstsein aus. Einzig bezüglich Daniel LaRusso und seinem Verhältnis zu Mr. Miyagi bin ich zwiegespalten. Während die Autoren sehr bemüht sind, jede Figur bis ins letzte Detail auszuerzählen, bleibt Daniels Entwicklung auf der Stelle stehen.
Was ich in Staffel 5 noch charmant fand, sein Ringen mit Miyagis Erbe, dreht sich gegen Ende doch etwas im Kreis. Während sich Johnny Lawrence immer stetig weiterentwickelt hat, verweilt Daniel als der hitzköpfige und hibbelige Schüler Miyagis, der es nie schafft in seine Fußstapfen zu treten.
Obendrauf gibt es eine „kontroverse“ Sequenz zwischen ihm und seinem verstorbenen Meister. Rein konzeptionell ist diese Sequenz die besser geschriebene Szene aus „The Last Jedi“ zwischen Luke und Yoda. Nur ist sie leider visuell ein absoluter Reinfall. An der Stelle merkt man beispielhaft, dass die Autoren und letztlich „Cobra Kai“ immer daran gelitten haben, dass sie jede, aber auch jede Figur aus den Filmen zurückbringen konnten. Nur eine nicht: Mr. Miyagi. Und daran verzweifeln sie so sehr, dass sie sich letztlich visuell vergreifen.
Fazit: Ich liebe „Cobra Kai“ trotz seiner Macken, trotz der kleinen Kritikpunkte eines großes „Karate Kid“-Fans, bis zum Schluss. Die erste Staffel ist Perfektion. Und die gesamte Serie hätte Perfektion sein können, wenn die Autoren sich auf weniger Figuren und das Wesentliche konzentriert hätten. Aber besser so, als wäre die Serie mittendrin von Netflix abgesetzt worden. Besser so, als wäre das gesamte Konzept von Anfang an ein Reinfall gewesen. Somit bleibt „Cobra Kai“ in der Gesamtschau ein kleines Wunder – eine Serie, die es allen gezeigt hat.
Staffel 1: 9 Punkte
Staffel 2: 8,5 Punkte
Staffel 3: 6,5 Punkte
Staffel 4: 8 Punkte
Staffel 5: 7,5 Punkte
Staffel 6: 7,5 Punkte
Normalerweise schaue ich keine Horrorfilme, aber Robert Eggers „Nosferatu“-Adaption hat mich gleich interessiert, nicht nur weil ich sein „The Northman“ zuletzt sehr gemocht habe, sondern weil es sich beim Original natürlich um den berühmten Stummfilmklassiker aus Deutschland handelt.
Im Vorfeld habe ich nicht viel vom Film mitbekommen, außer, dass es sich wohl um ein seit mehreren Jahren geplantes Projekt von Eggers handelt. In seiner Kindheit gehörte der Film von Murnau wohl zu seinen Lieblingsfilmen. Darüber hinaus schlug der Film in den Vereinigten Staaten über die Feiertage für Eggers Verhältnisse regelrecht ein und ist gleich nach dem Startwochenende der erfolgreichste Film seiner bisherigen Filmografie daheim.
Rein inhaltlich kann Eggers Interpretation überzeugen. Meiner Meinung nach ergänzt er die Geschichte an allen Stellen sinnvoll, erweitert die Mythologie im Sinne der Vorlage und sorgt für eine Kontextualisierung des Ganzen, welche die Handlung angenehm ausschmückt. Außerdem kürzt Eggers für meinen Geschmack an den richtigen Stellen. Der Weg Hutters zur Burg des Grafen und daran anschließend die Wege beider in die Stadt Wisborg wird gestrafft. Währenddessen wird der letzte Akt mit Graf Orlok und den handelnden Akteuren in der ausgedachten deutschen Stadt erweitert.
Schön anzusehen, sind auch die Anspielungen Eggers auf das Original, wenn hin und wieder Dialoge oder Motive übernommen werden. Zudem filmt er „Nosferatu“ im 5:3-Format, welches beinahe dem 4:3-Format des Originals gleichkommt. Und dann sind da natürlich die modernisierten Horror-Elemente, welche für mich durchweg funktioniert haben.
An das Original heran bzw. über den modernen Anstrich hinaus, kommt die Neuverfilmung allerdings zu keinem Zeitpunkt. Das liegt, abgesehen von der Format-Wahl, daran, dass Eggers hier visuell einen über weite Strecken viel zu konventionellen und dahingehend langweiligen Film inszeniert hat. Zwar gibt es immer wieder Momente, z.B. die Ankunft und der Aufenthalt auf Orloks Burg, sowie vereinzelte Sequenzen im letzten Drittel, die schön anzusehen sind und herausstechen.
Aber alles Weitere ist leider arg konventionell geraten, ohne spannende Einfälle oder prägnante Besonderheiten. In manchen Bereichen ist Murnaus über 100 Jahre alter Film sogar immer noch überlegen. So zitiert Eggers z.B. das Schattenspiel, wofür das Original berühmt wurde. Nur daran heranzureichen, geschweige denn es zu erweitern, gelingt ihm fatalerweise nie.
Hier war ich insbesondere enttäuscht davon, dass Eggers sich auch nie der Ästhetik der Stummfilm-Ära und dessen Stilmittel bedient. Stattdessen verliert sich seine Neuinterpretation zu häufig in Erklärungen und überbordenden Dialogen, die es meiner Meinung nach nicht zwingend gebraucht hätte. Nur zu sagen, man verfilmt die Geschichte für ein modernes Publikum reicht mir zu keinem Zeitpunkt aus, um diesen Film in Gänze zu rechtfertigen.
Fazit: Bei weitem kein schlechter Film, aber als „Nosferatu“-Kenner verpasst man auch nichts, wenn man einfach nochmal das Original schaut.
„Der Soldat James Ryan“ wird auf ewig für seine geniale Eröffnungssequenz in Erinnerung bleiben. Jedoch auch nur dafür. Denn danach hat man im Grunde alles Interessante gesehen. Aber für diese ersten 25 Minuten ist Steven Spielbergs Kriegsfilm aus dem Jahr 1998 in die Geschichte eingegangen.
Bis heute gilt sie als Prototyp für die mediale Darstellung des modernen Krieges im 21. Jahrhundert. Zahlreiche Filme ließen sich von ihr inspirieren. Regisseur Ridley Scott zitiert sie in mindestens drei seiner Filme (Gladiator, Robin Hood und Gladiator II). Erfolgreiche Videospielreihen, wie Medal of Honor oder Call of Duty wären ohne „Der Soldat James Ryan“ vermutlich nicht entstanden.
Aus drei Perspektiven betrachtend sowie zügig, ja geradezu hektisch, geschnitten, hebt Spielberg hier auf eindrucksvolle Weise den Terror und das Chaos des Zweiten Weltkrieges hervor. Die Landung der Alliierten am D-Day in der Normandie dient hierbei als Vorlage und Spielberg deutete mit seiner immersiven Art der Darstellung eigenständig die Wahrnehmung des Westens auf diesen Krieg um. Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass viele Amerikaner weitgehend durch diesen Film vom Verständnis über den Zweiten Weltkrieg geprägt wurden (vergessen wird die Ostfront, vergessen wird die größtenteils widerstandslose Landung an anderen Strandabschnitten der Normandie).
Steven Spielberg gelingt dies durch den dokumentarischen Stil, den er hierbei verwendet. Das blutgetränkte Gemetzel am Strand ist Cinéma vérité in seiner schönsten Form. Mit Kamerafahrten durch die Reihen der landenden Amerikaner, Perspektivwechsel auf die deutsche Seite, die erbarmungslos mit Maschinengewehrsalven durch die alliierten Reihen fegen und dem durch Tom Hanks verkörperten Veteranen, der geschockt und betäubt durch die Granateinschläge das Geschehen verfolgt.
Dabei bleicht Spielberg das gefilmte Material bewusst aus, um dem Film den Anstrich von einem Wochenschau-Bericht von damals mitzugeben. Auch das dient allein der Immersion und dem Charakter einer im Stil des Dokumentarfilms abgedrehten Sequenz. Unterstrichen wird das Ganze durch die handgehaltene Kamera, welche manchmal über die Schulter oder in entsprechender Distanz zum Geschehen das Grauen des Krieges festhält.
Hin und wieder ist man sich als Zuschauer unsicher, ob Spielberg bewusst oder unbewusst mit zynischen wie auch galgenhumorartigen Momentaufnahmen aufwartet. Sei es ein orientierungsloser Soldat, der nach seinem abgesprengten Arm sucht, ein von Captain Miller über den Strand gezogenen Soldaten, der unbemerkt durch einen Granateinschlag seinen gesamten Unterleib verliert oder ein Fernmelder, der, als er das dritte Mal von Captain Miller an die Schulter gepackt wird, um mit ihm zu sprechen, kein Gesicht mehr hat.
Diese Eröffnungssequenz gehört zu den wenigen Abschnitten in einem modernen Blockbuster, die als pures Kino bezeichnet werden können. Es wird eine Geschichte rein mit den Mitteln des Films erzählt. Keine Exposition, keine Charaktere, keine Erzählung, kaum Dialog. Nur Bewegung und Aktion.
„Movies are kinetic. It’s about movement. Forget the actors, forget the story. It’s all about movement. The chase. The chases were the beginning form of cinema. A chase, like anything else in a movie, it has to be built. You got a beginning, a middle and an end. And you have several incidents in there.“ – George Lucas.
Steven Spielberg schuf hier eine so brillante Sequenz, sodass auch keine weitere mehr im Verlauf der zweieinhalb Stunden Film daran heranreichte. „Der Soldat James Ryan“ lohnt sich dafür, aber auch nur dafür, denn obgleich eines noch sehr unterhaltsamen Finales (und der zugegebenermaßen damals sehr überraschenden Wendung, bei wem es sich um den alten Mann zu Beginn des Films handelte) plätschert der weitere Verlauf des Films vor sich hin.
Überwältigt von der Normandielandung kann kein anderer Moment mehr glänzen oder überzeugt in entsprechender Art und Weise. „Der Soldat James Ryan“ steht hier auch prototyphaft für viele weitere Filme, die Spielberg in den 2000er und aufwärts produzierte: Meist eine spannende Prämisse und ein guter Einstieg, jedoch geht dem Ganzen schnell die Luft aus (Minority Report, Krieg der Welten, Indiana Jones 4, Ready Player One u.v.m.).
Ein gutes Beispiel für „Style over Substance“ von dem sich die Mehrheit blenden lässt. Die Animationsqualität ist auch in Staffel 2 wieder hervorragend. Aber das war es dann auch. Leider setzt die finale Staffel das fort, was der Verlauf der ersten Staffel bereits angedeutet hat: Zu viele Figuren, zu viele Ideen; und keine einzige davon wird vernünftig ausgearbeitet.
Stattdessen besitzt die Geschichte zu keinem Zeitpunkt einen roten Faden, sondern ist überwiegend konfus erzählt und ohne eine einheitliche Vision. Was wurde aus dem nuancierten Klassenkonflikt zwischen Ober- und Unterstadt? Oder den politischen Implikationen nach Ausrufung des Kriegsrechts? Anstelle davon verliert sich „Arcane“ in eine Ansammlung an Figuren, von der keine einzige genügend Raum erhält, während die Handlung in ein Geschwurbel der beiden befreundeten Wissenschaftler abdriftet, die irgendeinen Unsinn über „das Arcane“ und die Hex-Technologie faseln.
Das Herzstück der Serie, der Konflikt der beiden Schwestern, verkommt derweil zur Nebenhandlung, als hätten die Autoren nie verstanden, was die eigentlichen Stärken und das Interessante an der ersten Staffel war. Zudem ist das „World Building“ der zweiten Staffel unterirdisch mies. Es geschehen häufig ohne Erklärung oder Hintergrund irgendwelche Dinge, es werden zufällig Handlungselemente eingeführt und irgendwelche Figuren dazugeschrieben, ohne dass es sich aus der Welt ergibt oder dafür Vorarbeit geleistet wurde.
Selbst wenn man Staffel 1 gesehen hat, ist man hier häufig hoffnungslos verloren und kommt nicht darum herum zu denken, man hätte eine andere Serie hierfür verpasst oder einen erforderlichen Comic nicht gelesen. Ich hatte immer den Eindruck, „Arcane“ sei ohne das Vorwissen über das Videospiel zu genießen. Entweder stimmt das nicht oder die Autoren haben versagt. Sie wollen hier augenscheinlich ganz viel erzählen und glauben, sie könnten dies entsprechend „tief“.
Am Ende jedoch erzählen sie, erschlagen und überladen von Figuren, Handlungselementen und Einfällen, rein gar nichts. Schade, dass dafür drei Jahre an aufwendiger Produktion geopfert wurden und das Potenzial aus Staffel 1 derart in den Sand gesetzt wurde.
Umso länger man über den Film nachdenkt, umso dümmer wird es: Im ersten Teil findet sich Maximus in der nordafrikanischen Stadt Zucchabar wieder, in der er zum Gladiator ausgebildet wird. In der Fortsetzung greifen die Römer Numidien an, um es zu erobern und in ihr Reich einzugliedern (was historisch schon hinten und vorne nicht passt, aber egal). Die Stadt Zucchabar lag jedoch damals in Numidien, dem heutigen Algerien und Tunesien. Das bedeutet im Umkehrschluss, die Römer erobern in der Fortsetzung ein Gebiet, welches im Vorgängerfilm bereits als Teil des römischen Reiches dargestellt wurde. Der gute Ridley Scott und sein Drehbuchautor haben nicht nur historisch nicht aufgepasst, sondern glatt Inhalte des eigenen Filmes vergessen, auf dem diese Fortsetzung aufbaut...
Originalkritik:
https://www.moviepilot.de/movies/gladiator-2--2/kritik/2829493
„Gladiator II“ macht nahezu alles falsch, was eine Fortsetzung im Jahr 2024 falsch machen kann. Ein Film ohne neue Ideen, ohne eigenen Gedanken, ohne Mut. Stattdessen tischt uns Altmeister Ridley Scott einen lauwarmen Aufguss des Vorgängers auf. Diese Fortsetzung ist größer gefilmt und actiongeladener, aber auch eindimensionaler und langweiliger.
Leider bestätigt der Film einen genau darin, was die unterirdische Marketingkampagne schon angekündigt hat. Zunächst der erste Trailer, der mit unpassender Rap-Musik untermalt wurde und im Grunde den halben Film vorwegnahm. Später unästhetische Filmplakate, die jedes Gespür für Eleganz und Minimalismus vermissen ließen.
Dennoch besaß ich die Hoffnung, dass Ridley Scott irgendeinen vernünftigen Einfall für eine Fortsetzung seines beliebten Sandalenepos gehabt haben muss. Und wenn jemand dieses Genre nochmal wiederbeleben könnte, dann er. Nun zeigt sich, dass Gladiator II in genau die Falle läuft, wie schon so viele „Legacy“-Fortsetzungen vor ihm. Statt einer neuen, spannenden Geschichte, verliert man sich allein darin, den beliebten Vorgänger an jeder möglichen Stelle zu zitieren, während die Handlung, bis auf ein paar Konstellationen, 1 zu 1 vom ersten Film abgekupfert ist.
Paul Mescal übernimmt als Lucius, und wie schon die Trailer verrieten, als Sohn von Maximus, zu 90 Prozent die Rolle von Russell Crowes Maximus. Einzig einen kleinen Perspektivwechsel traut sich der Film zu, indem die Eroberungszüge der Römer in ein kritisches Licht gerückt werden. Mehr Raum für Neues lässt diese kalkulierte Fortsetzung jedoch nie zu. Schließlich werden die fehlenden 10 Prozent der Maximus-Figur von Pedro Pascals Acacius ausgefüllt, der die Rolle des römischen Feldherrn übernimmt.
Beide stehen sich jedoch zunächst verfeindet gegenüber, woraus die Marketingkampagne ein riesiges Bohei machte. Jedoch stellt sich diese Fehde sehr schnell als dramaturgisch durchschaubar heraus und wird noch in der ersten Hälfte des Films aufgelöst. Einerseits erleichternd, dass dies nicht der zentrale Konflikt des Films ist. Das hätte die Fallhöhe im Vergleich zum Vorgänger doch erheblich gesenkt. Andererseits erschreckend platt, wie schnell Pedro Pascal aus der Handlung verschwindet und dennoch das Zugpferd jener Marketingkampagne darstellte.
Ebenfalls doppelt besetzt wird Joaquin Phoenix Commodus mit zwei verrückten Kaisern. Geta und Caracalla verkörpern nun das korrupte Rom, haben mit Commodus jedoch einzig gemeinsam, dass sie als antagonistische Schwächlinge ganz gut herhalten. Zeitgleich sind sie wesentlich dümmer und überzeichneter als Commodus. Jener war vielleicht schwach, aber nicht dumm. Geta und Caracalla hingegen stellen sich, insbesondere einer der beiden, als regelrecht geisteskrank heraus, was dem Szenario sehr viel Glaubwürdigkeit und Würde raubt.
In dieses Gebilde fügt sich noch Denzel Washington ein, der größtenteils die Gladiatorentrainer-Rolle des ersten Teils übernimmt. Mit einer kleinen Wendung führt seine Figur die Handlung des Films nochmal in eine andere Richtung, was nicht darüber hinwegtäuscht, wie erschreckend konstruiert und banal das Ganze geschrieben ist. Und dann wäre da noch Connie Nielsons Lucilla, die genauso wie im Vorgänger zahlreiche Gefängnisgespräche mit unseren Protagonisten führt und sich in Hintertüren gegen die korrupten Kaiser verschwört.
Neben den recycelten Figuren mit minimalsten Variationen, recycelt Ridley Scott auch jeden Handlungspunkt und Schauplatz mit nur minimalsten Variationen: Statt einer Schlacht gegen die Germanen eröffnet die Fortsetzung mit einer Schlacht in Nordafrika. Statt gegen Tiger kämpft Lucius gegen Nashörner und überdimensionale Affen. Statt einer Verschwörung gibt es zwei Verschwörungen. Alles wird Schritt für Schritt wie im ersten Film abgehandelt. Nur fühlt sich nichts davon so dringend, so spannend, so beeindruckend, wie noch im Vorgänger an
Natürlich kann Ridley Scott so etwas nach wie vor immer noch hervorragend inszenieren. Nur emotional gepackt wird man davon zu keinem Zeitpunkt. Wenn sich die identische Struktur des Vorgängers entfaltet, wird man zeitweise sogar gelangweilt. Und kleine, wichtige Momente des ersten Films spart diese Fortsetzung dann seltsamerweise aus. Zum Beispiel entsteht keinerlei Beziehung zu Paul Mescals Lucius und seinen Gladiatorenbrüdern. Während sich um Maximus hier noch eine coole, kleine Clique bildete, versauern die anderen Gladiatoren in der Fortsetzung zu gesichtslosen Komparsen.
Hinzukommt, dass es den hübschen Bildern an Bedeutung und Inhalt fehlt. Ridley Scott macht den Fehler, sich allein auf sein eigenes Vorgängerwerk zu beziehen. Aber was waren die Inspirationsquellen für den ersten Film? Der erste Gladiator war ein Remake des Sandalenepos „Der Untergang des römischen Reiches“. Zudem bediente sich „Gladiator“ einer Bildsprache, die sich stark an moderne diktatorische Regime orientierte. Wenn Commodus mit einem Triumphzug in Rom einläuft, dann sehen wir die Ästhetik einer Leni Riefenstahl. Wenn Acacius in Rom einläuft, zitiert Scott höchstens sein eigenes Werk, aber eine tiefergehende inhaltliche Aussage fehlt gänzlich.
Neben diesen Gemeinsamkeiten wird der Film durch den großen Nostalgiehammer nochmals alberner. Und durch zahlreiche kleine Entscheidungen wird sogar der geliebte Vorgänger aktiv dümmer gemacht. Es ist manchmal ein wenig wie bei „Joker: Folie à Deux“, bei dem man sich später schämen musste, den Vorgänger überhaupt gemocht zu haben bzw. bewusst oder unbewusst daran gearbeitet wird, den ersten Film peinlich und dämlich wirken zu lassen.
Das geht damit los, dass „Gladiator II“ den Zuschauer permanent an den besseren ersten Film erinnern muss. Besonders schlimm geht der Film dabei mit seiner musikalischen Untermalung um. In jeder bedeutungsschwangeren Szene muss das Musikthema von „Gladiator“ anklingen, egal ob nötig oder passend. Das erinnert an die Star-Wars-Sequels, die auch in der noch so unpassenden Situation das Force-Theme anklingen ließen, um ihm auch die letzte Bedeutung zu rauben.
Besonders breittreten muss dieser zweite Teil auch das inhaltliche Thema des Vorgängers, nämlich „den Traum von Rom“. Was im ersten Film nur ein Nebenprodukt rund um Maximus Rache an Commodus war, wird in „Gladiator II“ so häufig erwähnt, dass es irgendwann nur noch dämlich klingt. Es ist schon faszinierend, wie man ein und dieselbe Idee zweimal aussprechen kann, während sie in einem Moment nachvollziehbar und episch daherkommt und im nächsten Moment einfältig und dumm.
Abgesehen davon entwertet dieser Film permanent das Ergebnis und die Errungenschaften seines Vorgängers und von Maximus. „Gladiator II“ mag Maximus noch so oft huldigen, in Wahrheit tritt er ihn mit Füßen. Der erste Film endete mit der Schlussfolgerung, dass Rom frei von Tyrannei ist und in eine Zukunft schauen kann, in der der Senat zurück an die Macht kommt. Dafür hat Maximus sein Leben gegeben. Die Fortsetzung setzt schließlich, wie jede schlechte Fortsetzung des 21. Jahrhunderts, alles wieder auf Anfang.
Die Rückkehr zwei tyrannischer Kaiser aus dem Nichts ist buchstäblich das Äquivalent zu „Somehow Palpatine returned“. Oder „somehow ist das Imperium wieder zurück, die Republik zerstört und es existiert ein neuer Todesstern.“ Wie und warum das Ganze passieren konnte, wird ausgespart. Hauptsache, es existiert ein Grund, um eine unnötige Fortsetzung zu inszenieren.
Ähnlich verhält es sich mit der Geschichte von Lucius. Dieser Film basiert darauf, dass Lucius der Sohn von Maximus ist und jener mit den Worten starb: „Lucius ist sicher…“ Auch dafür starb Maximus. Damit Lucius in Sicherheit ist. Wie erklärt „Gladiator II“ schließlich die Tatsache, dass Lucius außerhalb von Rom lebt und nie zum Thronfolger geworden ist? In einer Rückblende schafft ihn Lucilla unmittelbar nach Maximus Tod aus Rom und ganz Italien, weil sie durch den Tod von Commodus Angst hat, dass ihr Sohn durch einen Machtkampf ums Leben kommt. Lucius war also nie sicher. Dümmer und respektloser wird es nicht mehr.
Fazit: „Gladiator II“ ist die unnötige Fortsetzung eines Klassikers geworden, die ich befürchtet habe. Überflüssig und langweilig klappert Ridley Scott nochmal alle bekannten Stationen des ersten Teils ab. An diesen Film wird sich in einem Jahr niemand mehr erinnern.
„Der wilde Roboter“ ist schon ein guter und schöner Film geworden, jedoch auch nicht das Meisterwerk, was der erste Trailer und einige Kritikerstimmen erhoffen ließen. Insbesondere der Animationsstil sticht hervor, der dem Stil vom kürzlich erschienenen „Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“ ähnelt und endlich mal Abwechslung in den animatorischen Einheitsbrei allá Disney und Pixar bringt. Die Geschichte ist jetzt nichts Außergewöhnliches, aber schafft es in den richtigen Momenten witzig oder emotional zu sein. Nur ist es schade, dass vom experimentellen Stil des ersten Trailers dann erzählerisch doch nicht mehr viel übrig geblieben ist. Einen kurzen Hoffnungsschimmer hatte ich, dass sich ein Film traut ohne viel Dialog und Plot eine kinematische Erfahrung in seiner puren Form zu liefern. Aber natürlich ging das nicht, was wieder beweist, dass solche Experimente maximal in Trailern möglich, aber nicht kommerziell durchführbar sind.
Die zweite Staffel ist eine klare Steigerung im Vergleich zur Ersten. Die einzelnen Handlungsstränge funktionieren besser, auch weil vieles davon zusammenläuft. Hier zeigt sich, dass sich der (leider) träge Aufbau aus der ersten Staffel in Teilen auszahlt. Es gibt mehr Highlights und narrative Pay-offs zu verzeichnen. Außerdem ist der erzählerische Fluss besser. Nach wie vor bleiben ein paar Nebenschauplätze auch ein wenig langweilig. Der Fokus liegt auf der Schmiede der Ringe und das macht schon durchaus Spaß. Lange Zeit hat man darüber gelesen, jetzt sieht man es endlich mal visualisiert. Zwar ist „Die Ringe der Macht“ qualitativ noch nicht da angekommen, wo man die Serie gerne hätte. Aber die Richtung stimmt.
„Joker: Folie à Deux“ ist das, was dabei herauskommt, wenn eine Fortsetzung von Anfang an als gänzlich überflüssig galt. Am Beeindruckendsten ist, dass es Regisseur Todd Phillips geschafft hat aus dieser Geschichte, welche maximal als kleiner Epilog zum ersten Teil herhält, 140 Minuten an Bildmaterial herauszupressen.
„Joker“ wurde im Jahr 2019, trotz mittelmäßiger Kritiken, zum großen finanziellen Überraschungserfolg. Und obwohl sich ein Kult um den Film bildete, waren selbst Liebhaber des Films der Meinung, dass es an einer Fortsetzung nicht bedarf. Natürlich interessierte dieser Umstand das Studio herzlich wenig und finanzierte einen zweiten Film.
Dass eine Fortsetzung nun jedoch derart einfallslos daherkommt, ja geradezu dazu beiträgt, den Vorgänger rückblickend dümmer und schlechter dastehen zu lassen, das überrascht dann doch. Dieser Film pendelt zwischen „Scheiß drauf, Warner Bros. hat mir 200 Millionen Dollar gegeben, ich mache damit, was immer ich möchte“ und „Oh Gott, Hilfe, der erste Film war nie dazu konzipiert eine Fortsetzung zu erhalten, was soll ich nur machen?“
„Joker: Folie à Deux“ lässt den Zuschauer an sehr vielen Stellen ratlos zurück. Was genau war an diesem Film so teuer, gleich viermal teurer als am Vorgänger? Denn dafür, dass der Film überwiegend in einem kargen Gefängnis und einem einzigen Gerichtssaal spielt, wird das durch nichts gerechtfertigt.
Warum wird mit dem Musical-Aspekt so halbgar umgegangen? Schon im Vorfeld musste Todd Phillips zurückrudern, als anfängliche Berichte es so aussahen lassen, als sei der gesamte Film ein Musical. Jetzt fragt man sich, warum war er das eigentlich nicht? Stattdessen serviert einem der Film zwar ab und zu ganz nett anzusehende Musical- und Gesangseinlagen, aber diese reißen das Ruder leider auch zu keinem Zeitpunkt herum.
Jetzt behaupten einige positiv gestimmte Kritiken, der Film versuche sich an einer kritischen Rezeption des ersten Teils. Aber tut er das wirklich? Der Joker als Idol und Symbol wird hier Schritt für Schritt entmystifiziert, was angeblich gerade Fans sauer aufstoßen soll. Aber zum einen hat bereits der erste Teil Joker als Figur in vielen Bereichen entmystifiziert und zum anderen war ja bereits das damals schon einer der großen Kritikpunkte des Films – Joker als Symbol für die „trumpistische“ Arbeiterklasse, die mittels eines Gewaltaufstandes die staatliche Ordnung niederschlägt. Kein „Fan“ sollte hier vor den Kopf gestoßen werden, wenn genau das jetzt mit der Fortsetzung relativiert wird.
Das Problem des Films liegt tatsächlich woanders: „Joker: Folie à Deux“ schafft es, das bisschen Ambivalent und Uneindeutigkeit des Vorgängers zu nehmen und Kopf über in die Mülltonne zu werfen. Ich bin kein Fan des ersten Films, nein, ich fand ihn nicht nur mittelmäßig, sondern zähle ihn zu den überbewertesten Comicverfilmungen aller Zeiten. Schon damals wurde vieles, was an Joker als Figur spannend ist, viel zu sehr ausbuchstabiert und erklärt.
Aber selbst den Rest an Spekulation, der noch geblieben ist, schiebt Todd Phillips eindrucksvoll den Riegel vor. Der erste Teil hat damit gespielt, was real ist und was sich nur in Arthurs Kopf abspielt. Man kann sogar sagen, der Film erhielt eigentlich erst mit seinem Ende den Kultstatus, indem durch eine einzige Sequenz alles davor Gezeigte infrage gestellt wurde: „Ist der Film nicht clever? Fand das alles etwa nur in Arthurs Kopf statt?“ Die Fortsetzung raubt dem alles.
Oder beweist auf beeindruckende Art und Weise, dass der erste Teil nie besonders clever war. In „Joker: Folie à Deux“ ist nichts zweideutig oder spekulativ, nein, jede Szene wird meist durch ihre fantasievollen Musicaleinlagen klipp und klar vom realen Teil getrennt. Und durch den Gerichtsprozess rund um Arthur wird schließlich auch verraten, was am ersten Film real war und was nicht (Spoiler: Alles, was der Film gezeigt hat, ist auch genauso passiert.)
Darüber hinaus lässt sich konstatieren, dass der Film auch schlicht langweilig ist. Die Highlights in Form von Musicaleinlagen, der wieder guten Regie und den schönen Bildern, täuschen nicht darüber hinweg, dass in 140 Minuten hin und her Gelaufe in einem Gefängnis nicht viel passiert.
Obendrein ist die Figurenzeichnung geradezu chaotisch und regelrecht inkonsistent. Insbesondere Arthur ist nach Teil 1 kaum wiederzuerkennen. „Joker“ endete auf einem Höhepunkt, während sich Arthur in der Fortsetzung auf unerklärliche Weise gebrochen durch den Film schleppt, kurzfristig durch Harley Quinn motiviert wird, sein Alter Ego Joker wieder anzunehmen, um ihn dann wiederum auf unerklärliche Weise und abrupt fallen zu lassen. Kann man zwar so schreiben, aber macht es nicht nachvollziehbar oder besonders logisch.
Fazit: Ein Musterbeispiel von einer überflüssigen Fortsetzung, an der ein Regisseur aufgrund mangelnder kreativer Einfälle sowie nicht konsistent zu Ende überlegter Ideen scheitert.
Endgame was also bad, actually | Spectacle over Storytelling
https://www.youtube.com/watch?v=tfh9SHgTjIA
Es hat zwar Jahre gedauert, aber allem Anschein nach kommen immer mehr Fans zu der Erkenntnis, dass „Avengers: Endgame“ eine große Enttäuschung war.
https://www.moviepilot.de/movies/avengers-4-endgame/kritik/2387319
Nach all der Lobhudelei über „Shogun“ muss ich konstatieren: Die Serie wird dem nicht ansatzweise gerecht. Und ich kann mir auch nur schwer erklären, wodurch die Begeisterung gleichermaßen bei Kritikern wie bei Zuschauern zustande gekommen ist.
Zweifelsfrei handelt es sich um eine handwerklich hochwertig produzierte Historienserie, die phasenweise mit Schauspiel, Setting und Drama zu überzeugen weiß. Aber genauso sind mir im Verlauf dutzende Punkte und Kleinigkeiten ausgefallen, die man kritisieren könnten. Wenn das der Serien-Goldstandard sein soll, dann erklärt das, warum ich immer weniger Serien schaue.
Zunächst ist „Shogun“ auf technischer Seite keinesfalls fehlerfrei. Natürlich haben insbesondere Serienproduktionen immer ihre Einschränkungen, denn egal, wie hoch das Budget ist, es muss nicht nur für zwei, sondern für zehn Stunden Bildmaterial herhalten. Nur gibt es andere Produktionen, die deutlich besser darüber hinwegtäuschen können.
Immer wenn „Shogun“ groß sein möchte, ist der Einsatz digitaler Effekte ziemlich offensichtlich. Zudem gibt es einige Szenen mit ziemlich offensichtlichem Greenscreen. Im Grunde findet die Handlung auch nur größtenteils in zwei Settings statt, einem Fischerdorf und einer Burg. Darüber hinaus scheut man die größeren Actionsequenzen oder Schlachtmomente, denn sobald sie auch nur angedeutet werden, erkennt man die Grenzen des technisch Machbaren.
Das wird insbesondere im Finale ersichtlich, als die ursprünglich als limitierte geplante Serie den großen Showdown, auf den neun Stunden lang hingearbeitet wurde, nur in einem Flashforward kurzerhand abarbeitet, um kein großes Spektakel inszenieren zu müssen. Also endet „Shogun“ buchstäblich ohne die Konklusion, dass jemand Shogun wird. Stattdessen wird das Ganze in einem Dialog abgefrühstückt.
Eigentlich ist die historische Ausgangslage sehr interessant. Die Serie aus den 80ern und den Roman dazu kenne ich nicht. Die Prämisse reicht allein, um Interesse zu wecken. In Japan kämpfen nach dem Tod des Herrschers verschiedene Fürsten um die Nachfolge. Darin verwickelt sich ein gestrandeter Engländer, der sich mit einem der Fürsten anfreundet. Und die Portugiesen mischen auch noch mit.
Das Ganze basiert auf realen Gegebenheiten, die so zu Beginn des 17. Jahrhunderts stattgefunden haben. Problematisch wird es, wenn sich der Wikipedia-Eintrag spannender liest als eine 10-stündige Serie dazu. Und man kommt kaum darum herum, die eine oder andere Sache in den ersten paar Folgen zu recherchieren, da die Serie keine Anstalten macht, den Zuschauer in irgendeiner Form abzuholen.
Es sind ja nicht nur die historischen Hintergründe an sich, sondern auch die kulturellen Gepflogenheiten des japanischen Landes vor 400 Jahren. Bei vielen Motiven, Entscheidungen und Charakterzügen habe ich irgendwann aufgegeben, diese zu hinterfragen oder auf logischem Denken her zu überprüfen. Scheinbar war das damals einfach so. Die Leute haben so gedacht, so gehandelt, so gedient. Und die meisten Zuschauer scheinen das problemlos geschluckt zu haben. Nur täuscht das nicht darüber hinweg, dass so einige Charakter- und Plotentwicklungen schlicht keinen Sinn ergeben oder überaus konstruiert erscheinen.
Wobei „Plotentwicklung“ schon einer Übertreibung gleicht. „Shogun“ lebt in zehn Stunden mehr von regelrechten Mikroentwicklungen, als dass irgendetwas Überraschendes oder Spannendes passieren würde. Im Grunde besteht die gesamte Serie aus diplomatischem und intrigantem Gerede, woraus letztlich nie etwas Nennenswertes entsteht.
Der eine Fürst sitzt im Fischerdorf und „überlistet“ seine Gegner durchweg mit irgendwelchen Finten und Lügen, während die anderen Fürsten in der Burg sitzen und jedes Mal feststellen, dass sie aufgrund dieses Gesetzes und jener Formalie ja gar nichts machen können. Würde man nur „Shogun“ kennen, könnte man glauben, dass Japan Jahrhunderte lang in einem historischen Limbo saß, in dem eigentlich nie etwas passiert ist.
Geschichten dieser Art können ja durchaus spannend sein. Niemand schreit hier nach großer Action oder kriegerischen Auseinandersetzungen. Nur ist das Erzählte nun mal leider nicht spannend und nach der fünften Ausrede, warum XY nicht passieren kann, was seit Folge Nr. 1 angedeutet wurde, fühlt man sich als Zuschauer langsam auf den Arm genommen. „Shogun“ wird deswegen leider von Folge zu Folge langweiliger.
Eine kleine Enttäuschung ist auch der Hauptdarsteller, der Engländer in der Serie. Zwar gefällt er mir im späteren Verlauf immer besser, aber insgesamt frage ich mich schon, wie man neben Hiroyuki Sanada so eine Dumpfbacke stellen konnte. Generell ist das Verhältnis zwischen ihm und dem Fürsten ernüchternd. Die historische Vorlage liest sich großartig: ein gestrandeter Engländer, der einem japanischen Fürsten zum Aufstieg zum Shogun verhilft, zeitgleich zu einem engen Freund wird und als erster Europäer den Titel eines Samurai erhielt.
Geschrieben klingt das spannend, das war es dann aber auch. Denn die Serie schafft es zu keinem Zeitpunkt glaubhaft zu vermitteln, wie der Engländer dem Fürsten tatsächlich half, außer dass er ihm ein paar strategische Informationen über die verfeindeten Portugiesen gab. Stattdessen nutzt der Fürst viel mehr sein Dasein aus, was, warum auch immer (richtig erklärt wird das nie), die gesamte politische Landschaft Japans lahmlegt und zu keiner einzigen weitreichenden Entscheidungen seiner Gegner führt.
Auch die Freundschaft der beiden bildet sich mehr so nebenbei, wobei nie ganz klar wird, was der Fürst am Engländer hat. Aus nicht ersichtlichen Gründen ist er total begeistert von ihm und schenkt ihm alles. Der Engländer ist dabei genauso überrascht wie der Zuschauer. Nur verläuft sich das alles auch irgendwann und in der zweiten Hälfte der Serie spielt das keine allzu große Rolle mehr.
So dramaturgisch mau wie das, verlaufen auch viele andere Handlungselemente. Es gibt so einige Figuren, die im Verlauf der Serie die Seiten wechseln oder sterben, nur nichts davon trifft einem emotional. „Shogun“ macht es einem generell schwer für Irgendjemanden Sympathien zu hegen, weil alle Figuren letztlich so emotionslos und rein durch ihre Loyalität gesteuert handeln.
Zwar versteht man, dass die Japaner nun mal so sind (oder waren): obrigkeitshörige Befehlsempfänger, deren einziger Sinn es ist, loyal zu sein, jederzeit seine Pflicht zu erfüllen und kein einziges Mal eigenständig denkend aus dem geschaffenen System auszubrechen. Selbst die Fürsten sind derart in diesem gesellschaftlichen Konstrukt gefangen, sodass keine einzige nachvollziehbare, notwendige, gar logische Entscheidung oder Handlung zustande kommt.
Der Engländer hält, wie beschrieben, auch nicht her. Und der besagte Fürst, wird gegen Ende sogar zum Unsympath, bei dem man sich fragt, warum man überhaupt „für ihn“ sein soll, wenn er beispielsweise aus einer „List“ heraus seinen besten Freund Selbstmord begehen lässt, damit er schlussendlich an die Macht kommen kann.
Fazit: Hätte ich all das Tamtam um „Shogun“ nicht mitbekommen, dann hätte es sich wohl einfach nur um eine mittelmäßige Serie gehandelt. So jedoch verbleibt „Shogun“ als mittelgroßes Rätsel zurück. Oder eben als eine Serie, die enorm überbewertet ist.
Gestern Abend wurde auf Apple TV+ überraschend der Extended Cut zu Ridley Scotts „Napoleon“ veröffentlicht. Bereits letztes Jahr vor Kinostart sagte Scott, er sitze auf einer erweiterten Fassung, die fast viereinhalb Stunden lang sein würde. Dann gab es ein Hin und Her: Im April hieß es, Apple hätte den Extended Cut abgesägt, im Juli schließlich dann, dass die Veröffentlichung aufgrund Altersfreigabe-Check kurz bevorstünde.
Nun ist er plötzlich da und umfasst knapp dreieinhalb Stunden. Das ein oder andere hat Scott dann scheinbar doch noch herunter getrimmt. Aber ich gehe mal davon aus, es handelt sich hier um Scotts vollständige Vision. Zumindest erwarte ich keinen „Final-“ oder „Ultimate Cut“ mehr.
Ein Fazit zur erweiterten Fassung lässt sich schnell formulieren: Dieser Cut ist eine Verbesserung. Wer jedoch die Kinofassung schon nicht mochte – und davon gab es einige –, der wird auch mit der Erweiterung nicht glücklich werden. Wer allerdings an Scotts Interpretation der Figur nach wie vor interessiert ist, der wird hier eine Version erhalten, die vollständiger als die Kinofassung ist und einige spürbare Lücken mit Material füllt.
Dabei bleibt es allerdings auch. Dieser Extended Cut fügt neue Sequenzen hinzu oder erweitert vorhandene. Daher sollte man genauso wenig erwarten, dass Ridley Scott hier irgendetwas umstrukturiert oder an der Aussage des Films geändert hat. Der Fokus bleibt auf Napoleon und Josephine und hier rühren auch die meisten Ergänzungen her. Insbesondere Josephine erhält zu Beginn einige neuen Sequenzen.
Und obwohl „Napoleon“ (leider) kein Film ist, der sich groß um die besagte Hauptfigur als Politiker und Feldheer schert, wird die Handlung trotzdem etwas mehr ausgeschmückt. So wird der zuvor noch ignorierte Italienfeldzug zumindest erwähnt, während die Schlacht von Austerlitz spürbar erweitert wurde. Nur das ist eben nicht der Fokus des Films. Der Aufhänger für Scott und seinen Drehbuchautor war die Dynamik zwischen Napoleon und Josephine. Und auch dieses Gerüst erhält nochmal deutlich mehr Fleisch.
Obwohl die erweiterte Fassung hier nichts Neues aussagt, wird die Geschichte und Botschaft doch nochmal besser herübergebracht. So ist Napoleons Aufstieg und Fall klar an die Beziehung zu Josephine geknüpft. In diesem Zusammenhang fand ich es zum Beispiel gelungen, dass Napoleons Verlangen nach einem Erben vertieft werden konnte und wie daran die Beziehung schließlich zerbricht. Nur muss man eben – neben der Tatsache, dass Napoleons politisches Handeln weitestgehend ausgeklammert wird – damit leben, dass das alles historisch nicht sonderlich akkurat ist und das Drehbuch nach wie vor vieles in Anbetracht der Beziehung der beiden zurechtbiegt.
Zudem gibt Joaquin Phoenix immer noch ein seltsames Porträt von Napoleon ab. In der ersten Hälfte spielt er Napoleon mehr wie einen Tölpel, der mehr mit Glück als mit Verstand mal eben große Schlachten schlägt und zum Kaiser aufsteigt. Als es dann jedoch zur Schlacht von Austerlitz kommt, mimt er plötzlich den absolut selbstbewussten Strategen. Hier behauptet der Film einfach mehr als er tatsächlich zeigt. Ob Ridley Scott das tatsächlich so angewiesen hat? Oder bekommt Phoenix seine komische, manchmal gar autistisch anmutende Joker-Persönlichkeit nicht mehr in den Griff?
Insgesamt hätte dem Film in meinen Augen eine andere Struktur gutgetan, um interessanter und unterhaltsamer zu wirken. Der chronologische Aufbau funktioniert bei einem solchen historischen Stoff schlicht nicht so gut. Zudem macht er es umso offensichtlicher, dass viele interessante Stationen in Napoleons Schaffen fehlen. Ein gutes Beispiel dafür, wie man es cleverer lösen kann, ist der Final Cut von Oliver Stones „Alexander“. Nicht nur strukturell, sondern auch inhaltlich löst Stone die Verarbeitung einer solchen Figur besser, weil er sich ganz klar an einer von vielen Interpretationen orientiert. Ridley Scott hingegen, oder wohl eher Joaquin Phoenix, „erfindet“ eher eine neue Persönlichkeit, die es so angesichts der doch sehr guten Quellenlage nie gegeben hat.
Für das, was der Film sein möchte, ist der Extended Cut eine bessere Version der schon ordentlichen Kinofassung. Nur ein guter, möglichst akkurater Film über Napoleon Bonaparte wird er auch dadurch nicht.
Originalkritik: https://www.moviepilot.de/movies/napoleon-2023/kritik/2775518
Es verwundert nicht, dass schon die Trailer nicht wussten, wie sie diesen Film vermarkten sollen. Kein Hinweis auf den Inhalt oder die Geschichte, gar nichts. Kein Wunder, denn auch nach drei Stunden weiß man als Zuschauer nicht so richtig, worum es hier gehen soll und warum man dafür so viel Zeit benötigt.
Nachdem Ridley Scotts ambitionierte Prequel-Reihe gescheitert ist, ist „Alien: Romulus“ der Versuch, das Alien-Franchise wiederzubeleben. In welche Richtung lässt sich die Reihe noch führen? Regisseur Fede Álvarez entscheidet sich für ein sogenanntes „Midquel“ und siedelt die Geschichte von „Romulus“ zwischen den ersten beiden Alien-Filmen an. Und da nun mittlerweile Disney die Schirmherrschaft über das Franchise hält – die nicht daran interessiert sind, eine Marke weiterzuentwickeln, sondern lediglich am Leben zu halten – kommt dabei ein seltsamer Mischmasch aus verbrauchten Ideen heraus.
„Romulus“ ist nicht nur zwischen zwei vorigen Filmen des Franchise angesetzt, sondern verhält sich auch größtenteils genauso wie diese. Welche beiden Filme des Franchise werden als einziges allgemein geliebt wie geschätzt? Genau, der erste Horrorfilm von Ridley Scott und der zweite Actionfilm von James Cameron. Und deswegen ist „Romulus“ genau das: ein Horror-Action-Film im Alien-Franchise, der sich auf die alten Stärken zurückbesinnt und sich von seinen Vorgängern am laufenden Band inspirieren lässt.
Wobei sich Fede Álvarez deutlicher an Scotts Erstwerk bedient. Horror, Spannung und Schrecken stehen im Zentrum, wohingegen die große Action nur fein dosiert zum Einsatz kommt. Aber im Grunde greift „Romulus“ jeden Moment und jede beliebte Szenenaufmachung in irgendeiner Form auf.
Dazu muss ich gestehen, dass ich die gesamte Alien-Reihe nicht mal ansatzweise so gut kenne, um behaupten zu können, jede Anspielung verstanden zu haben. Die meisten Filme habe ich alle nur einmal gesehen, Alien 4 sogar noch nie. Doch wie sich bei Experten und Kennern herauslesen lässt, bedient sich „Romulus“ wohl noch deutlich häufiger und schamloser an jeden Gedanken, den die alten Filme je gefasst haben. So mutlos das auch sein mag, immerhin respektiert Álvarez alle Teile und ignoriert nicht wie die Star-Wars-Sequels mindestens 50 Prozent des Franchise und seiner Zuschauerschaft.
Obwohl das alles nicht gerade auf einen guten Film schließen lässt, muss man „Romulus“ zugutehalten, dass er, für das, was er sein möchte und für das, was er erzählt, über weite Strecken als sehr solider Horrorfilm funktioniert. Zunächst gefallen die neuen Protagonisten allesamt und werden sehr schön eingeführt. Die verschiedenen Hintergründe, Motivationen sowie Beziehungen untereinander führen dazu, dass die Spannung nicht aufgrund Desinteresses verloren geht. Die Geschichte mag einfach sein, aber ist gleichsam effektiv und verliert nie wirklich an Unterhaltung. Dazu wird dann im Verlauf noch ein kleines Mysterium hinzugefügt, welches der Rahmenhandlung einen größeren Sinn im Franchise verleiht.
Wenig auszusetzen gibt es außerdem am gesamten Design der Welt, den Effekten und wie Álvarez es gelingt, dies mit der Kamera einzufangen. Im Vorfeld wurde natürlich wieder viel mit den tollen praktischen Sets geprallt, aber die Arbeit dahinter zahlt sich definitiv aus (obgleich der Film oftmals auch sehr auffälliges CGI einsetzt).
Und dann ist da ja schließlich noch der Horroraspekt, den der Regisseur aufgrund seiner Erfahrung auch mühelos befriedigt. Man kann nicht behaupten, dass der Film nicht an mehreren Stellen überaus spannend inszeniert ist und das alles filmisch überaus geschickt umsetzt. Es wird immer wieder eine weitere Wendung und Verschärfung oben draufgesetzt. Und da ich weit davon entfernt bin, die alten Alien-Teile bis ins kleinste Detail auswendig zu kennen, haben mich vermutlich auch einige Szenen mehr gekriegt als große Alien-Fans, die aufgrund der Redundanz womöglich nur müde gelächelt haben. Denn bis auf einige offensichtliche ikonische Franchise-Momente habe ich die meiste Zeit des Films nicht sofort an Teil XY gedacht.
Einzig gestört hat mich die Wiederbelebung eines Charakters per CGI-Deep-Fake-Verfahren aus den alten Teilen, an dessen Stellen man auch mit Leichtigkeit auf einen bekannten Schauspieler der Scotts-Prequels hätte zurückgreifen können. Zudem flacht das Finale im Gegensatz zum soliden Horror-Action-Fest im Vorfeld ab und hat für mich dramaturgisch und handlungstechnisch weniger funktioniert.
Dennoch merkt man natürlich am Handlungsrahmen insgesamt, dass hier kein großes Risiko eingegangen wurde oder neue Wege bestritten werden wollten. Man bekommt eben das, wofür man bezahlt hat. An der Stelle ist Disney sogar nicht mal ein großer Vorwurf zu machen. Wer hat denn Ridley Scotts Versuch in eine neue, ambitionierte Richtung zu gehen abgestraft? Genau, das wahrt ihr ach so selbstverliebten und besserwisserischen Alien-Fans, die „Prometheus“ die kalte Schulter gezeigt haben und für „Alien: Covenant“ gar nicht erst erschienen sind. Nun erhalten wir das sichere und mutlose „Midquel“, welches kein Kompromiss ist, sondern einfach Aufgewärmtes von vorgestern. „Genau das wolltet ihr doch?“, denkt sich Disney.
Und natürlich gibt es jetzt so Spezialisten, die noch vorgestern federführend gegen Ridley Scotts Vision gehetzt haben und sich schon seit gestern wundern, warum Hollywood denn so mut- und einfallslos geworden ist. Noch besser: Sie sehnen sich jetzt sogar teilweise nach Scotts „Mut“ und attestieren seinen Filmen, dass sie ja wenigstens etwas versucht hätten.
Kommt einem irgendwie alles bekannt vor: Den ursprünglichen Schöpfer und zuvor hochgelobten Regisseur für sein Erstwerk in den Himmel heben, um ihn dann bei den kleinsten Anstalten etwas Kreatives und Neues zu wagen, fallen zu lassen und fertig zu machen. Wenn derjenige schließlich aufgibt und dem gemeinen Volk wieder die Kost von gestern aufgetischt wird, folgt auf kurzsichtige Erleichterung die große Ernüchterung, dass das immer Gleiche ja doch nicht so gut schmeckt. Wo sind die neuen Ideen? Die sind tot. Dank euch.
Fazit: „Alien: Romulus“ ist weder der große Wurf, noch eine Enttäuschung. Regisseur Fede Álvarez liefert hier insgesamt ein sehr rundes, spannungsgeladenes und unterhaltsames Horror-Spektakel im Alien-Universum ab. Abgetrennt vom Franchise, kann man ihm handwerklich nicht viel vorwerfen. Nur im Kontext aller anderen Filme, kristallisiert sich jetzt erst recht der fade Beigeschmack heraus, dass man doch einem Nachfolger zu „Alien: Covenant“ nachtrauert und Scotts ursprünglicher Vision vermisst.
Wie verzweifelt kann man sein?
„Deadpool & Wolverine“ ist eine Kombination aus seinen beiden Vorgängern und Crowdpleasern wie „Spider-Man: No Way Home“: ein sprüchedurchzogenes Spektakel mit jeder Menge überraschenden Gastauftritten und einen Abgesang auf die 20th Century Studios. Nur verbleibt davon, wie zu erwarten, nicht viel.
Als einmalige Achterbahnfahrt nach Scorsese’schem Vorbild funktioniert der dritte Deadpool-Film mit einem gleichgesinnten Publikum hervorragend, stellt sich aber mit etwas Abstand und einer möglichst rationalen Betrachtung als lose Aneinanderreihung von Actionsequenzen heraus, die inhaltlich und dramaturgisch hinten und vorne nicht zusammenfinden möchte und bestenfalls als unterhaltsames Stückwerk aus witzigen Sprüchen und Cameos durchgeht.
In den ruhigen Momenten wird der Film, wie schon die beiden Vorgänger, schnell langweilig. In den Actionszenen täuschen immerhin größtenteils witzige Sprüche und Marvel-Anekdoten darüber hinweg, dass den Autoren in Anbetracht einer Handlung, welche für Spielfilme erforderlich ist, eigentlich nichts eingefallen ist. Hugh Jackman kehrt als Wolverine zurück, damit man ihn zusammen mit Deadpool irgendwie durch eine sinnfreie Geschichte schleifen kann. Ähnlich wie schon bei Tobey Maguire in „No Way Home“ stellt sich das Ganze jedoch als überraschend mau und einfallslos heraus.
Ja, es ist zugegebenermaßen lustig mit anzusehen, wie sich die beiden Protagonisten kabbeln. Und der Film geht überraschend ehrlich und nicht heuchlerisch mit der Rückkehr von Jackmans Wolverine um, was die Eröffnungssequenz zum besten Moment des Films macht. Nur über alles Weitere sollte man lieber nicht nachdenken.
Zum Beispiel, dass Wolverine irgendeine bedeutungsschwangere Vergangenheit angedichtet wird, die jedoch nie relevant für den Film, geschweige denn mal aufgelöst wird. Oder dass der Film, dessen Handlung sich maßgeblich an den etablierten Mechanismen des Multiversums aus der Serie „Loki“ bedient (inklusive zahlreicher Schauplätze), dann allerdings auf nahezu jede entscheidende Regel der Serie scheißt. Es ist schon faszinierend, wie es Marvel auch nach Jahren immer noch nicht schafft einheitliche Regeln für sein Multiversum zu schaffen. Und die zweite Staffel von „Loki“ kam erst letztes Jahr raus!
Wenn man schließlich all die unterhaltsamen Sprüche und Cameos abzieht, dann bleibt ein Grundgerüst übrig, welches so als Film eigentlich niemals passieren darf. Dem Totalschaden „No Way Home“ hat Deadpool 3 im Grunde nur eins voraus: stabilen Deadpool-Humor. Ansonsten bleiben noch die soliden Actionsequenzen, die jedoch eher verzweifelt eingestreut werden, um nicht zu langweilen. So kämpfen Deadpool und Wolverine zweimal gegeneinander und bei beiden Malen fragt man sich: „Warum?“ Hauptsache Action.
Währenddessen stolpern die beiden durch die erschaffenen Welten der Serie „Loki“, nur um von einer Cameo-Flut in die nächste zu geraten, in einer Geschichte, die dramaturgisch nie funktionieren möchte und inhaltlich nichts bietet, was nicht vorher schon in anderer Besetzung versucht wurde auszuschlachten.
Es ist schwierig, irgendeinen stringenten Gedanken oder eine Struktur in diesem Film zu erkennen. Somit sind auch Deadpool 1 und 2 rein objektiv die deutlich besseren Filme. Nur gibt sich der Film alle Mühe, dies zu verschleiern. Wie schon „No Way Home“, wie schon „Endgame“. Das Ironischste an der Sache ist, dass genau so etwas das bröckelnde MCU wiederbeleben wird. Das Kino ist tot, lang lebe das MCU.
Den Ursprung des „Planet der Affen“ hat man uns im Detail erklärt. Aber was nun? Jetzt finden wir uns tatsächlich auf dem Planeten der Affen, wie er einst in den 60er Jahren eingeführt wurde, wieder (...). Nur was fängt man jetzt damit an? So richtig weiß man das leider auch nach fast zweieinhalb Stunden nicht. Denn so wahnsinnig viel erzählt der neue Film von Regisseur Wes Ball dann doch nicht.
„Godzilla x Kong: The New Empire“ ist selbst dann eine Enttäuschung, wenn die gesamte dämliche Handlung ignoriert wird und alleine für die namensgebenden Protagonisten und ganz viel Monster-Kloppe ins Kino gegangen wurde. Und das muss man erstmal schaffen.
Auch „Part Two“ ist ein audiovisuelles Brett. Es ist der Film, für den die große Leinwand geschaffen wurde. An das Spektakel und den Wahnsinn des ersten Teils knüpft Villeneuves Fortsetzung nahtlos an. […] Trotz alledem ist merklich zu spüren, dass diesem Film etwas mehr Zeit gutgetan hätte. Wo der erste Teil stellenweise langatmig und wie ein überbordender Prolog wirkte, ist der zweite Teil oftmals gehetzt und springt geradezu abrupt durch verschiedene Handlungselemente.
Der erste Trailer ist ja mal richtig enttäuschend. Glatt geleckt und handzahm. Die Verantwortlichen dahinter gehören direkt gefeuert, es sei denn, das soll tatsächlich den fertigen Film repräsentieren. Sieht filmisch jetzt schon wie ein Rückschritt aus. Knüpft augenscheinlich mehr an eine moderne 0815-MCU-Produktion, anstatt eine konsequente Deadpool-Fortsetzung an. Dabei begleitet von langweiliger temp music, die dem Trailer den letzten Rest an Eigenständigkeit und Charakter raubt.
Und falls sich die Sprüche von Deadpool auf diesem Niveau bewegen, dann bewahrheitet sich anscheinend die Berichterstattung, dass Ryan Reynolds aufgrund des letztjährigen Streiks nicht mehr am Set improvisieren durfte. Und dann ist da ja noch die inhaltliche Prämisse, die allen Ernstes den (für Deadpool-Verhältnisse) langweiligen und vor Logiklöchern strotzenden TVA-Plot aus „Loki“ auskramt, um all das Erzählte mit dem MCU-Kanon zu vereinbaren. Die Vorzeichen stehen schlechter als gedacht.
Hayao Miyazakis „letzter“ Film (zuletzt hat er es dementiert) könnte kaum typischer für ihn sein. Miyazaki macht mal wieder Dinge, die nur ein Miyazaki macht. An Eigenartigkeit mangelt es auch „Der Junge und der Reiher“ nicht und bei einem Großteil der Ideen und Konzepte fragt man sich wieder, was eigentlich in seinem Kopf abgeht.
Ich hätte seinen neusten Anime für das Studio Ghibli gerne mehr gemocht, aber leider verrennt sich der Kultregisseur aus Japan auch mit diesem Film wieder in Konzepte und Experimente aus denen niemand außer er klug wird. Die erste Hälfte ist da noch gerade zu geerdet, ja beinahe zum Einschlafen langweilig.
Aber der Aufbau zu einer Geschichte über Verlustbewältigung und die Akzeptanz einer neuen Lebensrealität hat mir inhaltlich und thematisch deutlich besser gefallen, als das, was in der zweiten Hälfte folgt. Zwar ist „Der Junge und der Reiher“ visuell und ästhetisch eine Augenweide und entführt den Zuschauer in eine Zeichentrickwelt längst vergangener Tage.
Aber für die Bilder und die wirren Ideen muss die Handlung dann später weichen, wenn Miyazaki mal wieder gemäß „Chihiros Reise ins Zauberland“ in einen Wahn aus zusammenhangslosen Elementen und Storyfetzen, sowie rätselhaften Gestalten und nichtssagenden Figuren verfällt. Das läuft entsprechend handlungstechnisch ins absolut Leere und am Ende wacht man auf und erinnert sich, dass es ja ursprünglich mal um einen Jungen ging, der mit dem Verlust seiner Mutter gekämpft hat.
Der ein oder andere kann sich sicherlich wieder in den dutzenden Metaphern verlieren, die er angeblich in dem bunten Bildersumpf aus halbgaren Ansätzen und unvollständigen Konzepten erkannt haben mag. Aber im Kern ist „Der Junge und der Reiher“ (im Original übrigens „Wie lebt ihr?“ – beide Titel sind unpassend) nur ein Film für die tollen Bilder und die Ghibli-Nostalgie.
Hayao Miyazakis Filme sind eben immer nur eines: tatsächlich clevere Abenteuerfilme, gute, unterhaltsame Kinderfilme oder verkopfte Konzeptfilme ohne einen roten Faden. Sein neuster Film ist Letzteres.
Das ist also das Ende des DCEUs. Mit „Aquaman: Lost Kingdom“, einer Fortsetzung zum erfolgreichsten DCEU-Film, endet die zehnjährige Marvel-Konkurrenz sang- und klanglos. Denn auch dieser Film wird aller Voraussicht nach an den Kassen floppen, was schon die unauffällige Marketing-Kampagne und das späte Review-Embargo vorwegnahmen.
Dennoch habe ich mich ein wenig auf diesen Film gefreut. Der Vorgänger besaß keine gute, geschweige denn originelle Geschichte, aber die kreativen Unterwasserwelten gepaart mit James Wans spektakulären Inszenierung stachen unübersehbar hervor. Aquaman 2 versucht daran anzuschließen und scheitert über weite Strecken.
Die Handlung ist nochmal dümmer, die Charaktere nochmal dämlicher und die Dialoge einfach nur grausig. Auch die unterhaltsame Inszenierung kann nicht mehr ganz an Teil 1 anschließen – obwohl das nach wie vor das Beste des Films ist. Wo der erste Film größtenteils eine inhaltliche Kopie von Marvels „Thor“ war, ist Aquaman 2 nun witzigerweise in großen Stücken eine Kopie von „Thor: The Dark Kingdom“. Im Deutschen teilen sich beide sogar das Wort „Kingdom“ als Untertitel.
Denn aus Aquaman 2 wird eine Buddy-Komödie/Roadtrip zwischen dem namensgebenden Protagonisten und seinem Bruder sowie Erzfeind aus Teil 1. Oder eben Thor und Loki. Ähnlich dümmlich ist schließlich auch die Geschichte des Films. Arthur verbündet sich mit seinem Halbbruder Orm, um Black Manta aufhalten zu können, der sich für den Tod seines Vaters an Arthur alias Aquaman rächen möchte. Dazu bedarf es der Erweckung des verschollenen 7. Königreiches.
Während Thor 2 dabei einen düsteren Ton eingeschlagen hat, versucht Aquaman 2 die Albernheiten des Vorgängers zu nehmen und aufzudrehen. Jason Momoa als Aquaman spielt derweil einfach nur noch sich selbst und blödelt durch den Film. Nur leider entsteht dabei nicht ansatzweise die Dynamik, welche man zwischen Thor und Loki kannte. Zu keinem Zeitpunkt kauft man Arthur und Orm ab, dass sie Halbbrüder sein könnten. Das liegt auch daran, dass die Witzeleien zwischen den beiden maximal ein müdes Schmunzeln hervorlocken.
Eine große Enttäuschung ist die Darstellung von Black Manta. Im ersten Teil wurde er bereits ausführlich als künftiger Gegner von Aquaman vorbereitet. Und Leute, die sich nur grob mit den Comics auskennen, wissen, dass Black Manta der bekannteste Erzfeind von Aquaman ist. Nur leider macht das Drehbuch aus ihm einen Wahnsinnigen und Verrückten.
Dass er für seine Rache den Pakt mit dem Teufel eingeht, ist grundsätzlich spannend. Allerdings wird er dadurch derart verrückt, sodass seine ursprünglichen Motive in den Hintergrund rücken und er zum Handlanger eines noch größeren Übels degradiert wird. Der Film interessiert sich sogar so wenig für Aquaman und ihn, sodass er während des Finales buchstäblich an die Seite verwiesen wird, um Aquaman und Orm das Rampenlicht zu überlassen.
Ins Kino bin ich jedoch nicht aufgrund der Handlung gegangen, sondern aufgrund James Wan und seiner Interpretation dieser Welt. Die Bilder, die Designs und die Inszenierung der Action – das hat bereits den Vorgänger ausgemacht und das macht auch diese Fortsetzung aus. James Wan gelingt es wieder eine beeindruckende, wenn auch abgedrehte Fantasywelt auf die Leinwand zu bringen. Die Actionsequenzen sind erneut rasant und enorm unterhaltsam. Diese Spielereien und großen Kulissen sind es, was die Filme sehenswert macht.
Nur ist es auch hier so, dass James Wan nicht an seinen vorigen Film heranreicht. Es gibt wieder herausstechende Szenen, z. B. die Infiltration Black Mantas Basis durch Arthur und Orm. Aber an den kreativen Shots des ersten Films oder einer Uncharted-esquen Verfolgungsjagd auf den Dächern Italiens mangelt es. Zudem kommen auch die Unterwasserwelt, Atlantis und Co. für meinen Geschmack zu kurz. Während der erste Teil hier noch hervorragend die Welt und zahlreiche verschiedenen Königreiche etabliert hat, baut der zweite Film nur unbefriedigend darauf auf.
Zugutehalten muss ich dem Film, dass er wenigstens tonal konsequent ist. Der Film mag „goofy“ sein, aber zumindest gibt er nicht vor, dass irgendetwas an dieser Geschichte emotional oder schwerwiegend sein soll. Außerdem schert sich der Film, wie schon Teil 1, keine einzige Sekunde für das restliche DCEU und zieht stattdessen sein eigenes Ding durch.
Fazit: Wie schon so viele Comicverfilmungen der jüngsten Zeit kann man sich auch diesen Film sparen. „Aquaman: Lost Kingdom“ ist kein Abschluss für das DCEU, sondern eine äußerste mittelprächtige Fortführung der Aquaman-Geschichte. Gescheitert ist das DCEU allerdings deutlich früher.