mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
Trotz eines etwas merkwürdigen deutschen Titels mein leises, unauffälliges Fernseh-Highlight der vergangenen Woche. "Last Chance Harvey" zeigt einen geerdeten, müden Dustin Hoffman, der von New York nach London reist, wo seine Tochter vor den Altar treten wird. Hoffman wandelt dabei ein wenig auf den Spuren von "Lost In Translation" nicht, weil sich jetzt eine Menge blöder Ami-Briten-Gegensätze-Witze über uns ergießen. Nein, so wie einst Bill Murray darf Hoffman als Harvey Shine einen gealterten Mann unter einer riesigen Gewitter-Wolke spielen. Die Ehe schon lange gescheitert, von der Tochter distanziert und der Job (Werbe-Jingles komponieren!) hat ihn ebenso überholt. Das ist alles nicht so neu, aber schön verkörpert. Gleichzeitig wartet Emma Thompson als alleinstehende britische Service-Angestellte, darauf, dass ihr Leben vielleicht doch noch beginnt. Oder endlich schöner wird, schließlich gibt es neben verkappten Blind Dates, dem wöchentlichen Schreibkurs und den ewig nervenden Anrufen der Mutter nicht besonders erwähnenswertes. Schon klar, worauf das ganze am Ende wieder hinauslaufen wird. Nicht umsonst begegnen sich die beiden Glücklosen zufällig an der Airport-Bar. Was diesen Film dann doch über das, vielleicht, zu erwartende Mittelmaß hebt, sind seine gutaufgelegten Stars. Miss Thompson meistert eine so geplagte Frau nicht zum ersten Mal. Hoffman jedoch begeistert mit seinem spürbaren Schmerz, der ihm an diesem Punkt seines Lebens überkommt. Hey, würden wir uns noch alle Scheiße fühlen, wenn der beliebte Stief-Daddy von einem Strahlemann wie James Brolin verkörpert werden würde? Aber auch die Kluft zu seiner Tochter und dem vermurksten Familienleben überwindet Harvey schließlich. In einer von Hoffmans schönsten Moment-Leistungen, die Ansprache vor der Hochzeits-Gesellschaft zähle ich jetzt mal zu den besten Performances der letzten zwanzig Hoffman-Jahre. Ja, das ganze ist ein wenig märchenhaft, aber ohne diesen ganzen Romantik-Kitsch, den Hollywood so gerne auffährt. Geht es hier doch um Mitglieder des älteren Semesters, die bei ihrer unverhofften Zusammenkunft richtig aufblühen dürfen. Für einen ruhigen, aber schön ehrlichen Film-Abend also genau das richtige. Und zu lachen gibt es auch was, wie beim Sex-Thriller des Sechsundachtzig-Jährigen.
Machen ja auch einige der schönsten Kleinkunst-Kinos, aber bitt bloß nicht auf die etablierten Klassiker übertragen. Erst schlechte Neu-Synchros, da brauchen wir nicht noch neue Musik!!!
"Oh Schatz, zweiter Platz. Das ist so was wie ‘ne Silbermedaille!" - "Vorbilder?!" ist nicht die komödiantische Überleistung der letzten Jahre, aber bei weitem auch nicht die schlechteste. Ich hatte schon Angst, der Fernseh-Abend könnte verschwendet sein, aber definitiv Fehlanzeige. Die Idee, zwei Quasi-Versager, Irgendwie-Proleten und Zyniker in eine Großer-Bruder-Programm zu stecken, ist nicht gerade neu. Und dennoch lassen es Sean William Scott (irgendwie immer noch im Stifler-Modus) und vor allem Paul Rudd ganz ordentlich krachen. Die Witze sind wahrscheinlich schlechter übersetzt, aber Spass macht das doch die ganze Laufzeit über. Zwar schwankt der Gehalt von Role-Playing-Game-Verarsche/Verbeugung, zu Nerd-Loser-Ballade und auch einigen Sex-Witzchen. Hier tut sich auch Bobb'e J. Thompson als heimlicher Star des Films hervor. Ihm stehen aber auch Ken Jeong als absolut widerlicher König und Jane Lynch in nichts nach. Lynch spielt sich zwar auch immer selbst, aber hey, ich tue hiermit meine Sympathie für ihren trockenen Witz kund. Kein wirklicher Überflieger, aber "Vorbilder?!" kann einen verschnarchten Abend mächtig auflockern. Und das Reich KISS-My-Anthia ist echt geil, geiler als die Band, die es inspirierte.
Herrn Fiennes mache ich dafür nicht allein verantwortlich. So wie auch beim schnulzigen englischen Patienten. Aber diese Kult-Serien-Verunglimpfung gehört in den Giftschrank, auf den Scheiterhaufen oder sonst wohin, wo die Sonne nicht scheint.
Ein toller Artikel. Freu mich schon darauf, mal zu lesen, was zuerst da war - die Hähne oder das Ei!
Ich weiß noch, meine erste Comic-Messe irgendwann Ende der 90er-Jahre. Da sah ich ihn das erste Mal, diesen lustigen blutigen Smiley-Button und erstand ich eine alte "Sprechblase" und stieß auf das Comic-Überwerk schlechthin: "Watchmen" Danach war die Welt der gezeichneten Bildchen wohl nicht mehr die selbe, vor allem für mich. Ausgerechnet die Story einer ausrangierten Helden-Truppe im endzeitlichen 1985 ist eine der schönsten und herausfordernden Konstanten in meinem Leben. Wie oft hab ich schon in "Watchmen" geblättert, die Zeichnungen studiert? Okay, es herrscht also leichter Geek-Alarm, aber keine Angst. Ich werde hier nix ausführlich analysieren, durch deklinieren oder sonst wie unter die Lupe nehmen. "Watchmen" ist Gott sei Danke eine dieser Comic-Adaptionen, die man am besten wie ein Kind erlebt: Unvoreingenommen und offen für Magie. Man muss sich schon auf zweieinhalb oder fast vier Stunden im Super-Extended-Cut einstellen, in denen die 1980er wieder lebendig werden. Computer riesige Kisten mit Disketten-Laufwerk und 1 MB-Speicher sind, Richard Nixon irgendwie immer noch an der Macht ist, NDW-Hits neben Simon & Garfunkel-Oldies aus dem Radio dröhnen. Die Supermächte bereiten sich auf den nuklearen Schlag-Abtausch vor und es gibt nur eines, was sie bisher davor bewahrt hat: Dr. Manhatten, ein bläulich leuchtendes, gottgleiches Überwesen und einst einer der Watchmen. Eine Truppe kaltgestellter maskierter Helden, die ansonsten ohne Superkräfte auskommen mussten. Menschen also, die sich in Kostüme zwängen und mit teilweise selbstgebautem Equipment Recht und Ordnung vertreten wollen. Auf eine solche Geschichte sollte man sich einstellen. Und dabei ist die Vorstellung von Superhelden im realen Leben nur der geniale Aufhänger, den Alan Moore und Dave Gibbons einst ersannen, um eine heftige Kern-Botschaft zu transportieren. Ich beiß mir jetzt wirklich auf die Zunge, wer ihn gesehen hat, weiß, was ich konkret meine. Nur so viel, die wahrscheinliche ab- und tiefgründigste Reflexion über das Streben nach universellem Frieden. Aber genug der Fachsprache, wie waren ja bei Kindern. Aber selbst die wissen instinktiv, wann ein Superheld die Grenze zwischen Gut und Böse kreuzt, selbst wenn sein Anliegen das Wohl der Gemeinschaft verfolgen mag. Apropos, "Watchmen" lässt sich ja am besten unvoreingenommen genießen, hab ich schon gesagt. Denn dann kann man sich vollends auf diese Welt einlassen, auf die Dramen, Psychosen und Schicksale, die das Leben ihrer Figuren bestimmen, die Möglichkeiten, die sich vor allem Dr. Manhatten bieten. Dass einige Kritiker sich weniger begeistert vom dargebotenen dramaturgischen Gehalt. Nannten es mitunter eine aufgeblasene Soap Opera, als würden diese Formate nicht auch ihr Publikum fesseln. Ich für meinen Teil kann "Watchmen" nur eine vollends exzellent gespielte Aufbereitung und Variation von Zeitgeschichte, Superhelden-Mythos und durchaus glaubhaftem Seelenleben nennen. Eine wirklich ehrfurchtgebietende Erfahrung, weil sich Special Effects und andere Tricktechnik, Ausstattung und Konzeption selten so gut mit realen Darstellern vermischen. Weil das anstehende Ende der Welt kaum so gut spürbar erdrückend rüberkam. Und weil viel zu selten die Schablone der maskierten Gerechtigkeits-Kämpfer wirklich in die dritte Dimension überführt wird. Weil seit den 80er Jahren so talentierte Filme-Macher und Autoren wie Terry Gilliam oder Sam Hamm verschlissen wurden, bis "Watchmen" in die Kinos kam. Tja, und auch, weil Zack Snyder hier die perfekte Balance von Inhalt, optischem Bombast und bewusst gedrosseltem Erzähl-Stil gelang. All diese Stärken lassen diesem Werk nichts anderes als eine Sonderstellung unter den Comic-Adaptionen zukommen, so wie einst der Vorlage. Und das war es wahrscheinlich auch, dass ich mich seit dem Kino-Besuch vor drei Jahren davon abhielt, so etwas wie eine Kritik zu schreiben. Schön, dass es endlich geklappt hat.
Boah ey, C. Thomas Howell durfte unter Spielberg mit E.T. durch die Luft schweben, war einer von Coppola's "Outsiders" und kämpfte gegen Rutger Hauer in "The Hitcher" ... Welch viel versprechender Karriere-Beginn. In "War Of The Worlds 2" humpelt er nun durch Asylum-typische Elends-Sets. Dass er dabei sogar noch Regie führen durfte, macht es auch nicht besser. Schmuddelige Lagerräume, Verfolgungs-Jagden auf Hinterhöfen oder auf Industriegeländen, Wiki verrät mir, das ganze war nur halb so teuer wie der Mockbuster-Vorgänger. Schlägt sich auch in den Leistungen der Leute nieder, die nur bedingt schauspielerisches Talent verbreiten. Ich hätte mich liebend gerne wie im Trash-Heaven gefühlt, aber erbärmlich animierte CGI-Mars-Maschinen, die mit schlecht eingefügten "Laser-Strahlen" - ich nenn das jetzt mal so - Leute wegzappen sorgen bei mir eher für Scham-Gefühl statt Seh-Vergnügen.
Herr Stallone. Da kann man ja als nur herzlichst gratulieren. Vielen Dank für die Highlights Ihrer illustren Karriere. Ohne Sie wäre das Kino der letzten Jahrzehnte etwas eintönig geraten. Über die paar Flops sehen wir doch gerne hinweg.
Erst gräbt er sich ein Löchelein, dann wirft er da den Reynolds rein. - Hitchcock wollte es sein Leben lang tun, einen Thriller mit nur einem Schauplatz. Ein Protagonist, mindestens 90 Minuten an einen Ort gefesselt. Wurde leider nichts, aber Larry Cohen schrieb dem Meister der Suspense zu Ehren sein "Phone Booth" fertig. War trotz kleiner Mängel ja auch eine echt spannende Angelegenheit. Was das hier zu suchen hat? Ganz einfach, mit "Buried" schlägt Rodrigo Cortés Hollywood ein echt dreistes Schnäppchen. Warum eine Telefon-Zelle auf offener Straße, drumherum laufende Dumpfbacken, die eh nur stören? Das geht auch einfacher! Ryan Reynolds, trotz langer Schaffens-Liste nicht wirklich der Über-Star, erwacht lebendig begraben. Ein Feuerzeug, ein Stift und ein Handy sind die einzigen Überlebens-Hilfen, die seine Entführer ihm zugestehen. Okay, etwas zu trinken auch, aber verdammt knapp rationiert. Schlichtweg fantastisch diese Grund-Idee. Was sich in den nächsten anderthalb Stunden entfaltet, kann ich wirklich nur als unglaublich spannend und oft auch niederschmetternd bezeichnen. Als Fremder in einem fremden kriegs-zerrütteten Land ist Reynold's Charakter Opfer einer barbarischen Erpressung geworden. Seine Entführer melden sich immer wieder, fordern zum Dreh eines Videos auf. Wenn seine Regierung eine Million Dollar zahlt, kommt er frei. Nebenbei bleibt der Begrabene natürlich auch nicht untätig. Zu Hause muss doch auch jemand alarmiert werden. Jedes weitere Wort wäre zu viel, wahrscheinlich waren die davor es auch schon. "Buried" führt die Traum-Fabrik schön vor. Die vergrieselte, dunkle Optik lässt beim Zuschauer Beklemmungen aufkeimen, vom Sound passend untermauert. Rodrigo Cortés hat beeindruckende Wege gefunden, eine Holz-Kiste in einen unheimlichen Sarg zu verwandeln. Auch vom Verlauf der Ereignisse, die neben Reynolds ja nur von meist knappen Telefonaten getragen wird, bin ich nachhaltig geplättet. Gerade auch, weil die spanische Produktion sich keine falschen Hoffnungen diktieren lässt. Von der ersten bis zur letzten bittren Minute ein echter Ausnahme-Thriller. Toll, dass sich jemand noch so etwas traut.
Ja, neben einigen Asia-Perlen der wirklich bekömmlichste Horror-Beitrag, den Tele 5 in jüngster Zeit ausgestrahlt hat. "C2 Killerinsekt", schon dieser Name, zieht mich an wie vor zig Jahren, als die VHS in meinen Rekorder krabbelte. Spielt da eigentlich jemand bekanntes mit, kurzes Kopf-Kratzen und dann schießt mir durchs Hirn wie ein Insekten-Fuss. Seth Green, oh Mann irgendwie erkannt / fast verkannt. Und the one and only Clint Howard im Kurz-Auftritt. Immerhin hat Tony Randel's Zecken-Stadl recht ordentliche, was sag ich, schön eklige Effekte und zieht das ganze Horror-Gekrabel mit einigem Spannungs-Faktor auf. Ich blieb schon damals dran, grade auch, weil es mittendrin was zu lachen gab. "C2 Killerinsekt" ist wahrhaft eine der schöneren Alternativen zum restlichen Mockbuster-Aufgebot unser aller Lieblings-Trash-Kanone Tele 5.
"Seit 400 Jahren leben die letzten elendig schlechten Schauspieler unter der Erde. Nichtssagende Bubi-Typen; glatzköpfige Wissenschaftler-Surrogate, die Sex-Roboter bauen und eine Horde auf sexy-gebürsteter Chicks, die sich untereinander Catfights liefern. Sie allesamt sind jenseits von Gut und Böse synchronisiert, aber das ist nichts gegen die Bedrohung, die vor Äonen das Asylum über sie brachte: Riesenhafte Hässlich-Pixel, die sich für Transformers oder Mechas aus japanischen Anime-Serien halten. Zu dumm, dass sie hier den Planeten der Menschen in lächerlichsten Homemade-Sequenzen belagern müssen. Bilder so schrecklich schlecht, dass sich jeder Hobby-3D-Animator beschämt abwenden dürfte. -
Sie dachten, sie könnten sich und ihre Welt retten.
- Leider haben sie diesen Kampf verloren . . . "
Ehrlich, ich liebe Trash, aber dies hier ist schon Körper-Verletzung. Immerhin zeigt uns "Transmorphers" eine Welt, in der gleichgeschlechtliche Ehen so normal wie grottig animierte Riesen-Roboter ist. Das wäre dann auch schon alles. Wann zeigt Tele 5 die Fortsetzung!!!
Ich bin ehrlich überrascht, recht selten kommt es doch vor, dass einen das Programm mit einer echten antiken Perle überrascht. Wenn man an Biopics mit Musik-Bezug denkt, dürften einem zuerst die großen Star-Epen wie "Ray" oder "Walk The Line" des vergangenen Jahrzehnt einfallen. Oder auch "The Doors", weiter zurück schwindet die Liste bestimmt. Gebe ich jetzt mal offenherzig zu. Denn jede Dekade hat ihre Musik und auch ihre damit verbundenen Filme, manche davon verbergen sich vor einem. So wie "Stardust", die Geschichte einer Band, die nicht ganz zufällig an die der Beatles erinnert. Und einen wirklich aufwühlenden Blick in die große Welt des Geld-Machens, des Star-Rummels, des Hypes, der Welt-Tourneen, des Blitzlicht-Gewitters und größenwahnsinniger Konzept-Alben wirft. Sprich: den schnellen Aufstieg des Jim MacLaine, der anfangs als Teil seiner Band, den Stray Cats (ganz ohne Brian Setzer!) nur von der Musik leben möchte. Nachdem er seinen Mike als Manager ins Boot geholt hat, geht plötzlich alles, zumindest für uns Zuschauer, ganz schnell. Es gibt regelmäßig bei den Auftritten, erste Studio-Aufnahmen, die Single wird ein Hit, das Album schlägt wie eine Bombe ein, auch in Amerika. Und dann heißt es nur noch "Jim MacClaine and the Stray Cats", die Weichen sind gestellt. Jim wird zur Ikone aufgebaut, die Band verlässt ihn irgendwann einfach, aber er ist schon zu etabliert. Selbst totally wasted schreibt er Songs, die zu Hits aufgebauscht werden und dann verbucht er mit seiner spacigen Ode-an-die-Mütter-und-Frauen-Oper das größte Live-Konzert aller Zeiten. Aber was dann? Wie in einem Rausch läuft "Stardust" die Etappen eines kometenhaften Aufstiegs durch und lässt dabei kaum ein gutes Haar an den Mechanismen der Industrie, ohne sie dabei aber auch grundlegend zu dämonisieren. Nein, es ist gerade die Figur von "Dallas"-Urgestein Larry Hagman, der ständig pusht und das Geld weiter herein flattern zu lassen. Was das aber für Jim heißt, macht Michael Apted in seiner Musiker-Story in einigen wirklich schönen, wenn auch niederschmetternden Momenten deutlich. Interessant daran auch die Besetzung, Haupt-Darsteller David Essex ist ja selbst Musiker und wird sich schon mit den Gegebenheiten des Biz ausgekannt. Sein Jim tut einem wirklich leid, auch wenn bis zum Ende einige seiner unschönen Charakterzüge sein Wesen fast gänzlich bestimmen. Jedenfalls wandelt er sich vom naiven McCartney, auch optisch, zum etwas exzentrischeren Genius mit Marc Bolan-Frisur, der in einem Schloss verwest und nicht mehr so einfach Songs schreiben kann. "Stardust" ist gerade wegen seines Alters so interessant. Der Film versprüht nicht nur das Ambiente einer Zeit, in der die Leute ihre Stars noch per Tonträger und Live-Konzert statt Downloads und Musik-Videos anhimmelten. Und in der Musik noch den guten alten Hauch des Selbermachens hatte, nicht des ewig-niedergedudelten Samples und stumpfer synthetischer Beats. Nein, ich bin bestimmt kein engstirniger Musik-Freund, aber mit einem heutigen Star wäre so ein Film einerseits denkbar, aber bestimmt auch weniger natürlich. So kann man sich aber mal schön zurücklehnen und miterleben, wie die ganze Maschinerie schon damals arbeitete und das Geld und Erfolg nicht immer der Maßstab fürs persönliche Glück sein müssen. Zumindest Pop-Gott Jim ist am Ende ein zurückgezogener König auf einem einsamen Schloss im Nirgendwo. Bis dahin ist ein wirklich schönes Erlebnis, sowohl musikalisch als auch filmisch. Ganz ohne die schwermütigen Sühne-Dramen der jüngsten Biopics und auch deren Hektik. Ach ja, ganz toll auch Keith Moon, der als one and only den Drummer der Stray Cats gibt und dabei manchmal schön aufdrehen darf. Ich wette, er hat sich nicht mal groß anstrengen müssen, das zu spielen.
"Hey John, ich bin's Paul! Wollte mal wissen wie es dir so geht. " - Was für eine schöne und ungemein faszinierende Vorstellung. Da hocken sich John Lennon und Paul McCartney am 24. April 1976 zusammen hin und verarbeiten die letzten Jahre. Hat ja wirklich stattgefunden, denn die Ausgangs-Idee von "Two Of Us" basiert auf diesem legendären Männerabend, an dem beide Ikonen der Musik wirklich zusammensaßen und fast dem dreisten Aufruf von Saturday Night Life gefolgt wären. Mann, das wäre in die Geschichte eingegangen, der dazugehörige Film wird diese Ehre aber nicht genießen werden. Mal abgesehen von der elfjährigen Zeitspanne, die bis zu seiner Free-TV-Premiere in Deutschland verging, gibt es nicht viel positives, was "Two Of Us" zu etwas wahrhaft besonderem macht. Das Treffen der beiden Legenden ist oft zu gekünstelt und dreht sich mal mehr um eine schwierige Annäherung - bei der Lennon wie eine Zicke rüberkommt - etwas zielloses Miteinander und einem Schluss, der nicht ganz an die offenherzige und heilende Seelenschau davor anschließen kann. Nachdem sie Lennon und McCartney kurz zuvor den wohl besten, da innigsten Dialog des ganzen Streifens lieferten, verfällt John da am Ende in eine deprimierende Isolation, die mich sogar etwas beschämt. Schließlich scheint der Lennon des Films am Ende wie ein talentiertes schutzloses Kind, das sich an seine Mutti Yoko klammert. An der Sichtweise will ich gar nicht rumkritisieren, kommt meiner Meinung aber erst viel zu spät und viel zu unglaubwürdig rüber. Denn so scheint es fast, als wäre John ein Sternenkind, dem der Trubel ums Musik-Machen an sich überfordert. Aber wir dürfen nicht vergessen, Lennon war nach den Fab Four nicht nur als Aktivist tätig, er schrieb ja auch Musik. Mal unbeschwert, mal tiefgründig und aufrichtig bewegend. Sowie ja auch Macca. Na ja, was "Two Of Us" auszeichnet, ist leider seine teilweise träge Dramaturgie, die der sich anmaßenden Fantasie der Autoren nicht gerecht wird, der spürbare Fernseh-Standard der Produktion und das Fehlen sämtlicher Original-Musik. Was zwar nicht im Fokus steht, trotzdem wäre auch der herrschende Rummel um McCartney zu Beginn eindrücklich geschildert werden können. Und sowieso, den beiden Protagonisten geht der rechte Esprit ihrer Figuren wirklich ab. Neben der natürlich etwas lachhaften äußeren Erscheinung (Stichwort: Beatles-Kostümparty) empfehle ich die Original-Version des Films. Da mühen sich Aidan Quinn und Jared Harris mit eigentümlichen Ergebnis ab, so wie Lennon und Macca rüberzukommen. Denn zumindest Quinn ist ja kein gebürtiger Brite, was seinen Akzent gleich noch lustiger erscheinen lässt. Aber es ist sehr einfach, über diese vermeintlichen Schwächen herzufallen. Wer die Beatles liebt und fasziniert von ihrer Geschichte ist, wird sich "Two Of Us" wohl trotzdem anschauen dürfen. Erwartet nur nicht zu viel von dieser kleinen Fernseh-Träumerei, auch wenn sie das Herz am rechten Fleck hat.
Oh Mann, "Judge Dredd", gestern nach langer Zeit mal wieder gesehen. I AM THE LAW - diese Hymne widmeten schon Anthrax dem grimmigen Endzeit-Justiz-Helden, der Richter, Geschworener und Henker in einer Person ist. Das Rechtssystem von Heute bedarf aber auch einer so radikalen Kur. Schließlich ist das Leben auf der verseuchten Erde im dritten Jahrtausend echt hart. In den Mega-Cities leben die Menschen dichtgedrängt und trotz technischem Überstandards wirkt das ganze wie ein überdimensioniertes Ghetto. Klar, das die Ordnung heftig bröckelt. Aber zum Glück fährt Sly Stallone als Verkörperung des Underground-Comics Dredd Patrouille. Mit seinem Lawgiver, der Knarre, die selbst Robocop Neid abringen dürfte, hat er dabei das beste Argument der Rechts-Sprechung. Die Welt von "Judge Dredd" ist 1995 wirklich sehr beachtlich aufbereitet worden. In einer seiner besten von wenigen Kino-Arbeiten hat der Brite Danny Cannon schon ganze Arbeit geleistet. Das Set-Design ist immer noch Klasse und führt die Tradition von "Metropolis" und "Blade Runner" schön weiter. Übrigens, da war vieles handgemacht. Wirklich beeindruckend, selbst heute noch. Die Geschichte ist im Kern schön knapp und leicht verdaulich, auch wenn gelegentlich die Bürde des tieferen Sinns durchschimmert. Wie Sly einmal selbst sagte: "we shouldn't have tried to make it Hamlet." Andererseits fallen die ethischen und moralischen Hintergründe der Herkunft Dredd's weit weniger störend auf, als die eingestreuten Versuche, viel gemindert dargestellte Gewalt mit einem Hauch Sozial-Kritik und auch Parodie zu versehen. Sprich, so wie eben "Robocop", an dessen Messlatte "Judge Dredd" eben nicht heranreicht. Aber wie ich jetzt feststellen konnte, habe ich nach all den Jahren dennoch Frieden mit diesem Film geschlossen. Denn von Herrn Stallone mal abgesehen - der sich immerhin weniger auf seine seinerzeit schon etwas geringer gestählten Muskeln verließ - ist es auch die Besetzung, die viel vor einem Reinfall rettet. Max von Sydow als väterlicher Freund und Vorgesetzter, Jürgen Prochnow als korrumpierter Bösewicht (eine seiner wirklich guten Hollywood-Leistungen), Armand Assante als die wahre Nemesis oder Diane Lane, die sich bestens müht, Dredd eine menschliche Seite zu entlocken. Ja, das ist irgendwie alles profan und skizzenhaft, dafür macht es aber immer noch verdammt viel Spass. Selbst bei einem grenzwertigen Running Gag wie Sly's: "Ich wusste, dass er das sagen würde!" "Judge Dredd" ist einfach eines der erfreulichsten Stallone-Vehikel, gutes Acting, wirklich tolle Ausstattung, einfach ein ordentlich spürbares Budget. Nach seinem "Demolition Man" hätte Sly eigentlich mit keinem besseren Film um die Ecke biegen können. Egal, ob die Figur Dredds in manchen Comics jetzt mehr oder minder düster auftritt. Diesen Streifen kann man bedenkenlos genießen, denn hier kommt selbst Rob Schneider als echt launiger Sidekick rüber. Alle Achtung, wieder so ein Film, der echt gut gereift ist. Ist ja auch nicht "The Specialist", uah.
"Warnschuss!!! - Oh Sorry, hast du deinen Kopf etwa noch gebraucht?" -
Das ist er also, der größte Action-Cast aller Zeiten. Stallones ganz eigene Tafelrunde oder letztes Abendmahl, kommt ganz auf die Sichtweise an. "The Expendables" war ja einige Zeit so etwas wie der filmgewordene feuchte Traum der Action-Aficionados. Muckis und Testosteron, Eighties-Hard Rock statt verkappter Dance-Hip Hop-Mucke. Lacht uns Knochen knacken und das Land in Schutt und Asche legen. Ja genau - das hatte ich mir ehrlich gesagt auch erhofft. Die Vorzeichen schienen ja so gut. Und dann, tja dann, ist "The Expendables" leider doch eher der Film, der er ist. Ein groß-angelegtes B-Movie, in dem sich leider neben den Stärken des Genres auch seine Macken gemütlich gemacht haben. Eine aussagekräftige Story hätte wohl niemand erwarten dürfen. Aber wenn juckst, ein fiktiver südamerikanischer Inselstaat in der Hand böser Ami-Leute, die dort Drogen-Anbau betreiben. Eine harte Söldner-Truppe, die da reinplatzt und es mächtig krachen lässt. Was soll's - so einfach kann es sein. Herr Stallone ging hier auf Nummer sicher, was er wiederum bei der Besetzung gut macht. Denn neben ihm, Mickey Rourke, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren geben sich da auf der Seite der guten ja noch Terry Crews und Randy Couture die Ehre. Während der wahrscheinlich genialste Moment gar nichts mit Action zu tun hat: die Cameos von Arnie und Bruce Willis. Oh yeah, da sprühen die Funken vor Wortwitz und Augenzwinkern an die Wirklichkeit leicht über. Und erinnert für einen Augenblick an die 80er, als die Person auf der Leinwand noch mit dem echten Menschen gleichgestellt wurde. Das haut rein und ist leider der wirklich einzige Höhepunkt, des durchdachten Drehbuch-Schreibens. Bitte nicht falsch verstehen, damit habe ich überhaupt kein Problem. Nur macht sich die Banalität der geschilderten Ereignisse in den ruhigen Stellen des Films, sprich bis zum Showdown, leider mehr als deutlich. Wie in einem B-Film halt, die bis zu den trashigen Mockbustern der heutigen Zeit, jede Woche verlässlich die Regale der Videotheken bereicherten. Da waren Figuren- oder Spitznamen ja schon die Schablone für fast alle Handlungs-Stränge. Und auch dies ist Stallone hier gelungen, seine Figuren brauchen nicht tief zu sinnieren, ein paar Scherze oder eine zivile Heldentat sind ausreichend, ansonsten ziehen sie einfach in die Schlacht. Und warum beschwere ich mich dann? Eben weil die Schlacht nicht das große Spektakel ist, dass ich mir auch dank der Marketing-Kampagne erhofft hatte. Und wenn es scheppert, dann gleich unter augenscheinlicher CGI-Verstärkung, was gerade das Mini-Bombodrome am Ende gleich wieder schmälert. Hätte ruhig auch handmade sein dürfen oder eben als Illusion bitte schöner eingearbeitet. Ansonsten kann ich sagen, böse Buben schlachten macht öfters weniger Spass, gerade wenn sie von Eric Roberts, Stone Cold Austin oder Gary Daniels - noch so ein paar schöne B-Garde-Pluspunkte - verkörpern werden. Kurz um, seinen persönlichen Wunschtraum hätte Sly noch etwas ausschmücken können. Wir wissen ja, das er durchaus ein Talent für aussagekräftige Stoffe hat. Und natürlich auch mit einer Look-and-Feel-Attitüde, die sich weniger hinter den Action-Blockbustern von heute wie "The Fast And The Furious" versteckt. Denn die kleckern mitunter mehr, als "The Expendables" trotz aller grandiosen Momenten klotzt. In die Analen wird der Film damit leider nicht eingehen, aber dafür zählt er zum besten, was alle Beteiligten in letzter Zeit abliefern durften. Nur leider heißt das eher Bierfest und Männerrunde, statt Action-Klassiker. Will aber ja auch schon was heißen.
Was ist das nur mit diesen Star-Melodramen, die Jahr für Jahr über uns herfallen und den Studios ja nur Geld und Oscar-Ruhm einbringen sollen? Oder anders gefragt, warum empfinde ich nur einige davon als nicht so schwülstig, gestelzt und vor allem mal einigermaßen faszinierend. Selbst, wenn sie einen bewusst ruhigen Kurs fahren, Gesten und Bilder über offene Worte stellen, um den Seelen-Zustand ihrer Protagonisten zu verdeutlichen? Tja, die Antwort dürfte eher psychoanalytisch und vertrackt-poetisch ausfallen, ich brauche sie aber nicht dringend. Nein, was ich über "A Single Man" sagen will, ist eigentlich ganz einfach. Zuerst läutete mal wieder mein innerer Radar. Eine Roman-Verfilmung über einen lebensmüden homosexuellen Englisch-Professor in den Sechzigern - ja genau, die im 20. Jahrhundert! - der sich nach dem Unfall seines Geliebten erschießen will. Dazu noch gestandene Mimen wie Colin Firth, Julianne Moore, Lee Pace oder Matthew "Watchmen" Goode - von denen sich Firth dann noch eine Oscar-Nominierung erspielte. Trotz Indie-Gehalt - immerhin kein Weinstein-Werk - wurde ja viel über das Ensemble und die Hoffnung auf die Gold-Trophäe spekuliert. Und unser guter mikkean wusste nicht so recht, was er von diesem Film erwarten sollte. Immerhin sind es doch zwei starke Motive, die diesen Stoff tragen: Das versteckte Anderssein in einer Zeit, in der Homosexualität zum Todes-Urteil werden konnte. Und dann noch der Ausblick auf einen Selbstmord-Kandidaten, der am letzten Tag seines Lebens diverse Sachen ordnet, sein Erbe aufteilt und sich auf den Schritt vorbereitet, der seiner Qual ein Ende setzen soll. War das nicht ein langer Satz? Ich mach's mal kurz. Auf den ersten Blick eigentlich nichts neues, "A Single Man" gefällt mir trotzdem. Nicht wegen seinem exquisiten Sixties-Ambiente, besonders eindringlichen Bildern, die man sofort zu den größten Hollywoods zählen müsste. Und ganz bestimmt nicht, weil die Darsteller hier regelrechte emotionale Purzelbäume schlagen, um sich oder dem Film möglichst hohe Anerkennung zu bescheren. Nein, was mir an "A Single Man" so positiv auffiel, war die gekonnte Nutzung von Herrn Firth's Stärke, auch mal unaufgeregt zu spielen. Sein Charakter ist auch in tiefer Trauer und Einsamkeit strukturiert, wohl überlegt und mächtig glattgebügelt. Die Haare sind gescheit gekämmt, die Sachen sauber und makellos. Wie er es selbst so schön kommentiert, es braucht immer einige Zeit, bis sein George Falconer in seine Rolle findet. Das dabei an diesem angesetzten letzten Tag seines Lebens nicht alles so gleichgültig und "wie immer" an uns vorbeiläuft, verdanken wir auch der Art, mit Colin Firth die Schale seiner Figur knackt und allmählich einen ganz anderen Menschen offenbart, der auf Brille, Jackett und besonders den Kamm pfeift. Selbst wenn nicht jeden die leisen Momente oder die etwas matten Gespräche wie diese mit seiner einzigen Freundin, die Frau Moore auch nicht schlecht rüberbringt, erfreuen mögen. Wenigstens optisch ist "A Single Man" mal ein etwas anderes "Drama" geworden und damit meine ich vor allem die Optik seines Protagonisten. Und na ja, damit verbunden auch diese Augenblicke, die diesen ernsten Stoff dezenter und sogar erquickend rüberbringt. Ich will garantiert nicht spoilern, aber bei George's erstem Versuch, sich das Leben zu nehmen, kommt wirklich so etwas wie Humor rüber. Und das ganz und gar aufrichtig. "A Single Man" ist wirklich kein bierernstes Drama, bei dem der Tod, trotz der Ereignisse, sich ständig wie ein schwarzer Schatten auf seinen Darsteller legt. Kein Gothic-Drama, bei dem der Sprung ins Nichts einen wohlig auffängt, nachdem die kalte bedrohliche Welt verlassen wurde. Das wäre auch zu engstirnig gewesen. Tatsächlich kann ich sagen, für diesen Ausgangspunkt feiert der Film das Leben am Ende sogar mehr, als so manche heitere Komödie. Auch wenn ich sagen muss, dass dabei die Stellung der Homosexualität in der frigiden Kleinstadt-Gesellschaft dieser Zeit ein wenig untergeht. Aber was soll's, schließlich ist "A Single Man" kein Film für erhobene Fäuste, die Aufstand skandieren. Denn das zeigt uns der Film auch, wir sollten uns alle untereinander mehr auffangen, als an uns vorbeizulaufen.
Da bin ich ehrlich gesagt recht gespalten - die Jolie als gestelzte Antik-Barbie ohne Sex-Appeal, eine langweilig pompöses Setting und diese blonden Haare!!! Aber selbst der schlechteste Oliver Stone ist mir angenehmer als "Troja".
Da kann ich mich nur anschließen verehrter Stu: Herzlichen Glückwunsch!!!
Danke, ihr lieben Coen-Brüder. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Immerhin war selbst mir "Burn After Reading" zu sehr selbstverliebter Insider-Gag mit Star-Ensemble, als denn eine eurer cineastischen Perlen. Aber mit "A Serious Man" macht ihr mich wieder rundum glücklich. Eine tolle, wenn auch typisch vertrackt und eigenwillig verpackte Geschichte, eine Darsteller-Riege, die sich dieser Story verschrieben hat und viele tolle Bilder, voller Magie, leiser Poesie und eben viel Humor. Mal echt jiddisch ist das Martyrium von Larry Gopnik, einem Physik-Professor ohne Fest-Anstellung. Sein Vorstadt-Leben in den Sechzigern ist einerseits typisch für die Zeit - Ein Vorstadt-Haus, das Bangen um den beruflichen Aufstieg, eine aufgedrehte Tochter, die sich die Haaren waschen und in Clubs gehen will, ein ganz schön schlitzohriger Sohn, der geplagte Bruder mit seinem Nacken-Abszess als Mit-Bewohner und zuletzt die Ehe-Frau, mit der es überhaupt nicht so gut läuft. Im Gegenteil, nach dem stimmungsvollen Intro in einem polnischen Schtetl zur Jahrhundertwende - einem der besten Kurzfilme in einem Film seit langem, beginnt die vermeintliche Alltags-Routine über Gopniks Kopf einzustürzen. Die Frau will die Scheidung, weil sie den alten Bekannten der Familie und Witwer Sy ehelichen will. Güter- und Wohnort-Trennung inklusive. Ein koreanischer Student will seine miserable Note aufgebessert wissen und wie von Zauberhand bleibt ein Umschlag voller Geld liegen. Der Aufhänger für eine unangenehme Kampagne, bei der immerhin Gopniks Posten auf dem Spiel steht. Sein leicht durchgeknallter Bruder Arthur arbeitet nebenbei an seiner Erklärung der Welt, die auch zu einer sicheren Formel zum Glücksspiel-Gewinn führt. Der arme Larry Gopnik durchlebt einen echten Spießruten-Lauf, bei dem ihm jede sichere Eisscholle nach und nach wegbröselt. Da wird er gedrängt, den Rabbi wegen der Scheidung aufzusuchen, ein ständiger Anrufer will etwas wegen eines Columbia-Record-Club und der Vater seines vermeintlichen koreanischen Bestechungs-Studenten ruft zum Kultur-Kampf auf. Was Joel und Ethan Coen hier auf ihren Protagonisten herabregnen lassen, ist eine wunderbar abstruse Farce voller sinnig unsinniger und schicksalsträchtiger Stolpersteine. Da sehe ich sogar einen tieferen Sinn dahinter, denn immerhin ist bei diesem Reigen der trefflich pointierten Hiebe vor allem der "Held" selbst derjenige, der über alles und jeden verzweifeln kann und eben nichts unternimmt, etwas zu ändern. Die Faust auf den Tisch knallen, seinen Bruder beim Verschwinden helfen, die Ehe-Frau mal wegen des dreckigen Hotels und dem verschwindenden Geld wegen ordentlich durchschütteln und auch den eigenen Sohn mit seinen "Geschäften" mal die Ohren langziehen. Oh je, ich hoffe, ich habe nicht zu viel verraten. "A Serious Man" ist einfach zu durchgedreht und dabei doch so liebenswert. Vor allem, was den Stil angeht. Die Sixties kommen richtig schön treffend herüber, die Kleider, die Möbel und die Musik - Jefferson Airplane's "Somebody To Love" ist der inoffizielle Titel-Track des Films und scheint bei näherer Betrachtung auch den Sinn des ganzen Geschehens zusammen zufassen, nur als kleiner Anspieltipp gemeint. Ansonsten präsentieren sich die Coens wiedermal in Hochform und schaffen es sogar, uns am Ende ordentlich vor den Kopf zu stoßen. Auch der Cast ist klasse, mit vielen Überraschungen. Wie Haupt-Darsteller Michael Stuhlbarg, Richard Kind, der den Bruder fantastisch rüberbringt, Fred Melamed, Adam Arkin oder auch Michael Lerner im wohl grandiosesten Kurz-Auftritt ever. Welche Absicht oder Wertschätzung man auch immer für "A Serious Man" ausmachen und aufbringen mag, dieser schöne kleine Film ist genau das, was die Coens am besten servieren. Einen vortrefflich aufbereiteten filmischen Irrsinn, der das Kino mehr zu bereichern weiß, als die ganze Armada der technisch hochwertigen Blockbuster. Macht weiter so Leute!
Was macht eigentlich eine filmische Katastrophe aus? Bei "Jonah Hex" deuteten alle Anzeichen auf ein eiliges: "Dreh dich schnell um und lass die Finger davon!" Eine hierzulande gänzlich unbekannte Comic-Figur als Vorlage, Megan Fox, schauspielerische Lieblings-Zielscheibe vieler Kritiker und zur Krönung ein echt miserables Einspiel-Ergebnis. Diesen Jonah wollte ich trotzdem mal sehen, immerhin klingt die Idee eines entstellten Anti-Westernhelden mit einem sprichwörtlichen Händchen für Tote morbide und faszinierend. Und, um es gleich vorwegzunehmen, "Jonah Hex" ist für mich kein Desaster, aber ein Film mit erheblichen Mängeln. Auf der Habenseite der Haupt-Gewinn, Josh Brolin mit markigen Sprüchen und schön entstelltem Gesicht. Herrn Brolin kann ich nun wirklich gut leiden, leider wird er hier Opfer der Umstände. Der Einstieg macht Laune, da erleben wir im Abriss das Drama des ehemaligen Südstaaten-Kämpfers Hex, der entstellt wird und miterleben muss, wie seine Familie verbrannt wird. Halbtot von den Crow-Indianern gepflegt, kann unser vernarbter Held seither Tote kurz wieder beleben, was seiner Tätigkeit als Kopfgeldjäger sehr zuträglich ist. Soweit, so gut, aber worum geht es in dem Film denn noch? Na ja, wie jeder gute/böse/zwiespältige Held hat auch Jonah seine Nemesis. Seinen ehemaligen Vorgesetzten aus Bürgerkriegszeiten, Quentin Turnbull. John Malkovich müht sich mal mehr, mal weniger motiviert ab, diesem vollends entmenschlichten Bastard Leben einzuhauchen. Der Mörder von Hex Familie plant für die verhasste USA nämlich ein besonderes Feuerwerk zur Hundertjahr-Feier. Jede weitere Ausführung wäre an dieser Stelle zu viel, aber nicht nur, weil der Film eher überraschungsarm daherkommt. Er ist auch noch verdammt kurz. Keine 90 Minuten geht das leider verkappte Spektakel und das schon allein macht irgendwie deutlich, ein Film mit Fokus ist nicht gleich ein Film mit Fokus. Die Figuren und ihre finale Konfrontation scheinen schon zu etabliert, um uns gebührend ins Geschehen einbinden und fesseln zu können. Jedenfalls kam es mir so vor, als hätte man hier das letzte Kapitel eines Zyklus verfilmt. Als würden ein kurzer Anriss der Vorgeschichte und die Ansage: gut ist gut, böse halt böse und Jonah darf irgendwie beides sein. Eines ist klar, ein dreckiger Prärie-Held mit Horror-Touch und wenig Inhalt ist keine schlechte Absicht. Immerhin kann sich ja nicht jeder solch ausgearbeitete Storys wie Spider-Man oder Batman leisten. Mehr Schießen, weniger Fragen, kein Problem. Aber, ich werde das Gefühl nicht los, dass hier entweder zu viel Insider-Gags verbraten wurden oder zu wenig Vorstellungs-Kraft beim Potential der Figur. Denn "Jonah Hex" hat durchaus einiges an Kult-Appeal, so eine Art "Wild Wild West" mit ebenso überdrehten Gimmicks und Waffen-Systemen mit Steam-Punk-Einsatz und dem schön schaurigen Untoten-Einschlag. Das hätte es werden können, ist es auch. Nur mit einigen unschönen Abstrichen. Und überhaupt, "Horton Hört Ein Hu!"-Regisseur Jimmy Hayward hätte sich bei seinem ersten Real-Film mal entscheiden können, ob er dem Studio nun ein etwas düsteres Helden-Geschichtchen für Zwölfjährige oder ein erwachsenes Underground-Comic-Ding im Geiste von "The Crow" verkauft. Denn da versagt ebenfalls, beschwört Massenmord und lässt es doch gänzlich clean am Zuschauer vorbei rieseln. Hier hätte sich etwas mehr Mut zur Brutalität vielleicht ausgezahlt. Ich spreche nicht von blutigsten Shoot-Outs oder Splatter. Eher von einem Verzicht auf das Familien-Publikum, dem das hier wohl ganz abgehen dürfte. Mit der Bekenntnis zum Erwachsenensein hätte "Jonah Hex" wahrscheinlich mehr Chancen auf einen Geheim-Tipp gehabt. So bleiben nur ein paar Running-Gags wie Jonah's Abgänge, bei denen er immer brennende Gebäude etc. hinterlässt und zwei, drei mittelprächtige Schießereien mit ganz schönem Spielzeug. Ansonsten aber auch recht überflüssige Figuren, wie Megan Fox (da haben wir sie ja endlich!) als schlagkräftige Dirne und Teilzeit-Kompagnon, Michael Fassbender als Killer mit Gesichts-Tätowierung, den sonst ganz lustigen Will Arnett, der als Lieutenant wirklich nichts beitragen darf oder auch, und das kam recht nice, Aidann Quinn als Präsident Ulysses S. Grant. Warum aber dann bei so vielem milden Rumgemotze dann eine 5,5? Na ja, mal ehrlich, das ganze ist auch recht kurzweilig, überhaupt nicht ernst zunehmen und ist trotz aller Makel besser gelungen als, sagen wir, "Spawn", der war wahrlich ein übles Flickwerk von Tricktechnik, Story-Gemansche und und und. Solch misslungenen Abführmitteln hat der Toten-Flüsterer Hex nun doch einiges voraus. Deshalb: Habt Spass damit und zählt danach weiter die Tage bis zum nächsten Dunklen Ritter.
"Mortal Kombat" auf Rädern, da kann man sich auf was gefasst machen. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, denn "Death Race" ist zwar ein ohrenbetäubend dumpfes Vehikel, dass sich einen kultigen Corman-Trash zum Vorbild nimmt - gefällt mir gleichzeitig aber auch als einer der handwerklich besseren Filme von Paul W.S. Anderson. Zum einen versteht es der Mann, seinen Helden Jason Statham gut ins Szene zu setzen, zum anderen sprengt er die "Fast And The Furious" aus der Pole Position. Denn was hat die außer unsagbar teuren Vollhonk-Kisten und blöden Sprüchen denn zu bieten? Etwa einen rauen Gefängnis-Reißer mit Gladiatoren-Kämpfen auf vier Rädern - genau das, was "Death Race" jetzt auffährt. Da darf sich W.S. Anderson mitunter richtig austoben und hinterlässt den einen oder anderen blutigen menschlichen Kollateral-Schaden. Alles im Namen der Quote dieses Mords-Spektakels, dass Joan Allen in ihrer Rolle als Oberbitch und Gefängnis-Direktoren veranstalten lässt. Die Frage nach Anstand und Moral wird jedenfalls mächtig niedergemacht. Zu einer durchaus angebrachten Reflexion über den Sinn des Geschehens wie er noch in "Rollerball" anno 1974 anklingen durfte, reicht es erwartungsgemäß nicht. Und auch das Rennen selbst wird eher aufs Werkzeug einer totalitären Führung reduziert, an dem sich Millionen Zuschauer ergötzen wollen. Da fährt man halt mit, wenn man wieder in die Freiheit will. Aber vergessen wir doch diesen Makel, hier brüllt es geradezu nach Spektakel und Hirn-Aus-Action, schön mit Stereotypen versehen. Herr Statham glaube ich, kann seinen Helden im Schlaf spielen, Langzeit-Gegner Tyrese Gibson ist auch in der "Fast And Furious"-Routine, ich erwarte aber auch keine ausgeklügelten Charaktere. Spass macht das ganze gerade durch die Nebenfiguren wie Ian McShane als launigen Mechaniker. Bei der Frauen-Quote ist es vor allem Frau Allen vorbehalten, hier eben die böse Königin des Knast-Lands zu spielen. Und das kann sie gut. Vergessen werden darf da aber nicht Natalie Martinez als Navigator, wobei dieses Power-Frau-Rolle eher aufs Übliche reduziert ist. Um die Figuren geht es bei "Death Race" ja auch nicht wirklich, sonst würde es ja "Death People" heißen. Aber dennoch schmuggelt W.S. Anderson ein paar schöne Knast-Vögel rein, wie den ewigen Psychopathen Robert LeSardo, den allein seine Tattoos für solche Rollen qualifizieren oder auch "Liu Kang" Robin Shou, auch wenn ich da zweimal hinschauen musste. Ansonsten ist der Film ein schneller Reißer, der bestens zu langweiligen Abenden passt. Und mich dabei sogar überzeugt, dass W.S. Anderson wirklich ein Filme-Macher ist. Jedenfalls spreche ich "Death Race" mal einen dicken Sympathie-Bonus aus. Nach "Resident Evil" oder "Aliens Vs. Predator" hatte der Mann diesen auch nötig. Nur nicht so leichtfertig verspielen, okay Paul?
"Alles einsteigen bitte, der Wahnsinns-Express schließt die Türen!" - Wow, für diese Bewertung muss ich zwei Dinge klarstellen: Erstens, "Bad Lieutenant: Port Of Call New Orleans" ist kein Film, jedenfalls keiner, der sich an normalen Maßstäben definieren lässt. Und zweitens, Werner Herzog ist noch lange nicht einer meiner Lieblings-Regisseure UND TROTZDEM möchte ich ihm mal meine Anerkennung für dieses Erlebnis bekunden. Herzogs "Bad Lieutenant" startet eigentlich mit allem, was einen "normalen" Streifen auch ausmacht. Terrence McDonagh ist ein Cop in New Orleans, den wir schon in den ersten zehn Minuten nicht wirklich knuddeln wollen. Kurz nach Hurrikan Katrina findet er mit seinem Kollegen einen zurückgelassenen Sträfling in einer überfluteten Zelle. Nach einem Moment der totalen Verachtung für diesen Kerl stürzt sich McDonagh dann doch ins Wasser. Er rettet den Typen, was ihm Medaille und Beförderung einbringt, aber auch seinem Rücken einen scheinbar irreparablen Schaden zufügt. McDonagh wird zum Schmerzmittel-Junkie, der sich auch noch Unmengen an Koks reinzieht. Wobei ich glaube, diese "kleinen" Schwäche könnte er auch schon davor gefrönt haben. Na ja, dieser McDonagh ist jedenfalls irgendwie ein echter Arsch, im Job hat er es schon zu was gebracht. Aber seinen Privat-Vorrat stockt er mit Diebstählen aus der Asservatenkammer oder unlauteren Kontrollen vor den Klubs der Stadt auf. Da passt es nur, dass seine Geliebte ausgerechnet die Prostituierte Frankie ist. Tatsächlich überzeugend von Eva Mendes verkörpert. Oh ja, Herrn Herzog ist es gelungen, Nicholas Cage aus seinem schauspielerischen Big Budget-Schlummer zu wecken. Denn neben dem Spass, mal einen heruntergekommenen Voll-Arsch mit Marke zu spielen, leistet Cage ganze Arbeit beim zunehmenden geistige Zerfall seiner Figur. Schließlich ist "Bad Lieutenant" auch irgendwo ein Krimi, bei dem es gilt, die Mörder einer ermordeten Immigranten-Familie, die im Drogen-Geschäft tätig war, aufzuklären. Und hier beginnt das ganze erst wirklich interessant zu werden. Das Schicksal meint es nämlich nicht gut mit unserem Protagonisten. Wenn endlich ein Zeuge gefunden wird, kann McDonagh nicht verhindern, dass der das Weite in England sucht. Und den Tätern um den Gangsterboss Big Fate kann er auch nicht lange habhaft werden. Ganz nebenbei sieht der arme Cop dann auch schon Leguane, schläft zugedröhnt vor einer viel versprechenden Nummer ein oder verliert mehr und mehr Geld beim Wettspiel. Genau beginnt sich das Geschehen vom Strickmuster eines durchgeknallten Thrillers zu lösen und wird zu einer Charakter-Studie. Schließlich pumpt da noch ein drogenbelastetes Herz in diesem Körper. Vor allem eines, das der Hure Frankie helfen will. Wenn zum Beispiel ein hochnäsiges Unternehmer-Bürschen kräftig zulangt oder als ihr brutaler Zuhälter zur Wahl zwischen Verdienst-Ausfall oder Blei-Kur bittet. Den Kopf zieht sich McDonagh schließlich so aus der Schlinge: Er geht einen Pakt mit dem Teufel ein und wird Bullen-Freund von Big Fate. Ab hier beende ich mal die Inhalts-Angabe Schrägstrich Analyse. Keine Panik, ich habe noch gar nicht so viel verraten. Es gibt noch eine Menge Details und Szenen zu entdecken. Werner Herzog hat bei "Bad Lieutenant" alles gesetzt und gewonnen. Auch ich kenne und schätze das kranke Original von Abel Ferrera. Dennoch bin ich wirklich beeindruckt, von einem simplen oder verwursteten Remake lässt sich in diesem Fall nicht sprechen. Cage und Keitel unterscheiden sich in ihren Darstellungen sehr voneinander und, so wie auch ihre jeweiligen Beweggründe, doch noch die Kurve zu kriegen. Wie bereits erwähnt, Cage spielt einerseits einen echten Wichser und dennoch fesselt es mich, ihm dabei zuzuschauen, wie er ein schlimmes Verbrechen aufklären will oder auch nur, einen Straf-Zettel verschwinden zu lassen. Es ist ja nicht so, als wüsste dieser McDonagh nicht, dass sein Zug auf den Abgrund zusteuert. Am Ende eifert er selbst zusammen mit seiner Frankie dem Vorbild des Vaters nach, der neuerdings zu den Anonymen Alkoholikern geht. Was sag ich zu dem Film als ganzes? Vielleicht, dass der Streifen der linearste, nicht-lineare Film ist, der mir seit langem untergekommen ist. Die Verbrechens-Aufklärung steht da immer mehr oder weniger im Vordergrund, wechselt mit diesen intimeren Momenten, wo Cage sich im Dreck wälzen darf und dann doch einen weiteren Schritt auf der Reue-Treppe nimmt. Dabei verlässt sich Herzog einerseits auf eine "traditionelle" Optik, streut dann aber immer wieder diese Momente rein: Die schöne Handkamera bei den Leguanen oder dem toten Alligator oder der Augenblick, wo der umnebelte Cage die Seele des Zuhälters beim Breakdance beobachtet - echt irre. Übrigens auch von einer teilweise überraschenden Kamera begleitet, toll. Und ganz nebenbei fällt mir auf, dass "Bad Lieutenant" außerdem die Merkmale dieser schönen Indie-Welle aufweist, die ab und zu selbst die Oscars rocken. Etablierte Namen wie Cage, Mendes, Brad Dourif oder auch Val Kilmer (!!!), die allesamt bestens aufgelegt sind. So einfach die Zutaten auch sein Mögen, bei diesem Streifen bekommt man das, was man von einem Krimi nicht erwarten würde. Irgendwie heldenhafte Anti-Helden, eine angeschlagene als denn düster-bedrohliche Stadt und so viele Verrücktheiten, die selbst die branchenführenden Crime-Serien wie CSI, Law and Order und Co. langweilig aussehen lassen. Nur noch eine Warnung noch: Das her ist definitiv ein ruhigerer und wahrlich kein knallender Film. Sollte man sich schon drauf einstellen, ansonsten viel Spass bei der Fahrt durch ein kränkelndes Hirn.
Oh "Dobermann", mein "Dobermann" - Wiedersehen macht doch Freude. Als ich im April davon las, war ich überrascht und angestachelt zugleich. "Dobermann" wird vom Index gestrichen - das wurde auch Zeit. Zum einen, weil dieser Film mit einer meiner schönsten Kindheits-Erinnerungen verbunden ist (jepp, war die Zeit von so coolen Säuen wie "From Dusk Till Dawn") und zum anderen, weil ich diesen Streifen nach dreizehn Jahren einfach mal wieder sehen wollte. Na ja, wenn man "Dobermann" als solchen bezeichnen will. Oft, sehr oft erscheint hier vieles als abgedrehtes Videoclip-Spektakel, bei dem das Tempo von Bild und Ton so enorm angezogen wird, damit man als Zuschauer zur Aspirin greifen möchte. Und nebenbei die Grenzen von Recht und Unrecht, Anstand und Moral gehörig auf den Kopf stellt. Dem Dobermann fällt die Knarre schon in der Wiege zu, als Erwachsener pinkelt er den Bullen ans Bein und raubt Geld-Transporter und Banken aus. Und das sehr gekonnt und mit Köpfchen, immerhin hätte er auch ein Don wie Papi werden können. Ausgerechnet Vincent Cassel verleiht dieser zwiespältigen Figur Profil und knutscht hier schon mit Monica Bellucci, die seine taubstumme Geliebte mimt. Mit Profil meine ich übrigens eine gnadenlos durchgezogene Ambivalenz, die den gesamten Film umgibt. Der Dobermann fuchtelt mit seinen Knarren rum, macht Zivilisten Angst und zögert auch nicht, Bullen ins Jenseits zu befördern. Aber weil die dummen Amts-Vertreter nichts taugen, reißt schließlich der menschenverachtende Christini das Ruder an sich. Ich kann es heute wie damals nicht fassen, Tchéky Karyo gibt hier eine seiner Glanz-Leistungen ab. Eben weil er merklich Spass daran hatte, den Terminus Arschloch neu zu definieren, indem er Mütter abknallt, Babys mit Hand-Granaten spielen lässt. Und dem jedes abartige Mittel recht ist, um den Dobermann und seine Truppe mehr oder minder derangierter Komplizen auszurotten. Kein Wunder, dass sich die schwer bewaffnete Eingreif-Truppe und die Ganoven am Ende in einem Club namens Jo Hell gegenüberstehen. Jan Kounen beweist mit dieser krass überzeichneten Räuber-Pistole, dass er den Mumm in den Knochen hat, um andersartige Stoffe mit einer visuellen Wucht aufzuziehen. Später drehte er ja auch "39,90", der mich mich immerhin optisch fast genau so fesselte. Sein "Dobermann" ist filmisch gesehen ein echtes Spreng-Geschoss, so wie jenes, mit denen im Film die Banken frei gesprengt werden. Da knallt es uns um die Ohren, fliegen brennende Cops durch die Luft, platzen Köpfe und noch viel mehr. Interessanterweise scheinen das viele andere als ebenso krasses wie verantwortungsloses Gemetzel wahrzunehmen. Dem möchte ich nur anfügen, der Film hat durchaus Sinn und weist eine lineare Handlung auf. Und scheint mir heute, wie auch damals, weniger grafisch explizit. Die Leichen rein unbeteiligter Passanten türmen sich gar nicht, bis vielleicht auf die Mutter des Babys. Und auch die Kleine selber übersteht die Granaten-Sache unbeschadet. Am bezeichnendsten dürfte der Gast-Auftritt von Kounen selber sein. Der wird zwischen zwei Türen eingesperrt von Bellucci mit einer Spreng-Kapsel beschossen und liegt am Ende wie bei Bugs Bunny angeschwärzt und zerzaust am Boden. Für mich persönlich ist es gerade dieser Comic-Faktor, der das Geschehen in "Dobermann" abfedert. Im Gegensatz zu vielen anderen Genre-Vertretern spielt Cassel eben keinen ruchlosen Motherfucker, der Menschen wie Freiwild abknallt. Wodurch auch Sachen wie der zermatschte Schädel Karyos am Ende - oh, zu viel verraten - gleich viel mehr reinknallen. Wer sich also mit dieser Gangart anfreunden kann und gnadenlos karikierte Charakter im Blutrausch sehen will, wird sich eines überraschend flotten Franzosen-Reißers ausgesetzt sehen, der echt Bock macht. Für wen dies nicht gilt, und wer hier von üblem Selbst-Zweck redet - den verweise ich gerne auf ein Uwe Boll-Masterpiece namens "Rampage". Vielleicht ist so was eher euer Kaliber.
Hm, es sieht aus wie "REC", es riecht wie "REC" und es schmeckt wie "REC" ... Warum eigentlich nicht gleich zum Original greifen? Nein, ich verkneife mir hier jeglichen Kommentar über das Für und Wieder von Remakes. Es gibt einige gute, die sich vom Vorbild lösen und einen Stoff erweitern. Und eben solche, die schon Wikipedia als shot-for-shot remake aufführt. "Quarantine" gehört zu letzteren Sorte, weil der Film wohl schnell und so billig wie möglich gedreht werden sollte. Von der Idee bis zum Handlungs-Aufbau, den Kamera-Tricks, Story-Überraschungen und auch Dialogen kommt uns doch vieles bekannt vor. Nur, dass sich hier ein Cast aus vorrangig in Fernseh-Gefilden agierenden Gesichtern wie "Dexter"-Schwesterherz Jennifer Carpenter oder auch "Two and Half Men" Co-Star Marin Hinkle durchs Horror-Haus scheuchen lassen darf. Wie es bei Remakes dieser Art so üblich ist, geht auch hier der knallige Überraschungs-Effekt des Originals flöten. Wer "REC" gesehen und lieben gelernt hat, wird in "Quarantine" eben nur den hastig nachempfundenen Hollywood-Sprössling anerkennen. Mir ging es jedenfalls so, denn dieser Ami-B-Horror rockt einen langweiligen Abend durchaus, jedenfalls mehr als die Mockbuster in der Tele-5-Wiederholungs-Schleife. Aber ist eben auch nicht mehr als verwackelte Kamera, wildes Gekreische und noch einen Tick weniger Andeutung, woher das Grauen stammt, als im Original geboten. Das hat für mich das Genre mal mächtig gerockt und kurzzeitig unsere Seh- und Ewartungs-Haltung vor den Kopf gestoßen. Vielleicht auch, weil die Macher sich den Schauplatz wie ein wildes Game-Setting vorstellten, als denn nur einen Ort, an dem mal schnell ein geldbringendes Schauer-Stündchen gedreht wird.
So, genug verkrochen. Keine Entschuldigung mehr - jeden Alltags-Studi-Stress mal beiseite. Ach, ich könnte mir keinen Film als "I Saw The Devil" vorstellen, der mich wieder zum Schreiben zwingt. Auf so einen Spalter hab ich schon lange gehofft. Mit Spalter meine ich zur Abwechslung mal nicht "hartes den Harten - weiches den Weichen" oder "Ist es zu blutig, bist du 'ne dumme Muschi". Nein nein, Kim-Jee-Woon liefert nicht weniger als die reine Härte ab, mit der sich so viele Horror-Streifen aus good ol' Hollywood brüsten wollen und garniert das ganze mit einer inszenatorischen Klasse, von der sich ebenso viele Regisseure mal was abschauen sollten. Das schon mal Anhaltspunkt für meine Bewertung. Ich weiß noch, als Kim-Jee-Woon seinen "A Bittersweet Life" vorstellte. Da schrieb jemand, er sei mehr an Stil als an Poesie interessiert. Kann man drüber schreiten, schließlich wurde sein damaliger Film direkt mit "Oldboy" verglichen. Der Punkt aber ist, wenn Kim-Jee-Woon Stil abliefert, dann einen verdammt guten. Und ganz nebenbei eine so simple Ausgangs-Idee wie "Psychopath schlachtet die Frau eines Geheim-Agenten, der daraufhin auf Rache aus ist." Zuerst denke ich noch, okay, Serien-Killer-Thriller mit Blut - aber dafür zweieinhalb Stunden? Beim Abspann jubele ich fast, jedenfalls tritt mich da ein kleines Kind in meinen Eingeweiden voller Freude. Hey, Hollywood, schaut doch mal, so können solche Filme aussehen. Nach keiner Stunde stehen sich "Oldboy" Choi Min-Sik (im größten Besetzungs-Coup seit langem) als Killer und Lee-Byung-Hun als gut aussehender Agent und Rache-Engel gegenüber und da beginnt der Spaß erst. Nur ermorden wäre doch zu schade, deshalb dreht Lee-Byung-Hun als Agent den Zeiger einfach auf Null und lässt das Monster noch mal frei rumlaufen. Und hat sich dafür schon ein paar schöne technische Spielereien mitgebracht, die den Wahnsinn des Killers im Zaun halten. Ich kann und will das ganze Spektakel jetzt gar nicht beschreiben. Aber nach ihrer ersten Begegnung nehmen die beiden Darsteller erstmal gänzlich ungewöhnliche Rollen ein: Da muss der Psychopath schmerzhaft erkennen, dass jemand anders die Fäden in den Händen hält. Und Lee-Byung-Hun darf sich als beau guy austoben und dem Irren und seinem kannibalischen Kumpanen richtig schöne Scheußlichkeiten antun. "Ich verpass dir ein witziges Gesicht!" und schon trennen sich die Wege von Schädel und Kiefer, autsch. Selbstverständlich dreht Kim-Jee-Woon den Spieß nochmals um, wäre ja sonst zu vorhersehbar. Lange lässt sich das Ungetüm nämlich nicht die Achilles-Ferse aufschneiden, ausknocken und vorführen. Was "I Saw The Devil" für mich von den meisten Leinwand-Gräueltaten der letzten Zeit unterscheidet, ist ganz einfach der Wille, hier den sprichwörtlichen Abgrund auszuloten, der im Film ja beschworen wird. Die Zutaten kennen wir, die Muster des Killers und seines Henkers haben wir so auch schon mal vorgekaut bekommen. Aber dann rührt dieser südkoreanische Streifen einfach mal das Rezept im irrwitzigen Tempo durch. Und beschert uns ein wahrhaft außergewöhnliches Seh-Erlebnis. Da stimmt der Stil, schon der Spannungs-Aufbau durch Musik, Kamera, Beleuchtung und Schnitt vor dem ersten Kill packt mich. Jedenfalls mehr als gries-körnige Rausch-Bilder bei den "Saw"-Nachfolgern und überhaupt, können deren ausgeklügelte Todes-Fallen und ihre Moral einpacken. Es kann doch um so vieles interessanter sein, einfach einen Psychopathen loszulassen und ihn dann abseits der Justiz niederstrecken zu lassen. Das klingt jetzt zu platt. ich weiß. Denn immerhin geht es hier nicht um ein Steven Seagal-Spätwerk. Nein, denn überraschenderweise überzeugte mich auch Kim-Jee-Wons Ausflug in die Psychologie seiner Figuren. Neben der erwähnten Wandlung seines Schönlings sorgt auch der Killer immer wieder für einen verblüfften Ausstoß meinerseits. Gerade dann, wenn er auf ein paar ebenso verrohte Vertreter seiner Gattung trifft. Und zuletzt sollte noch gesagt werden, dass sich hier einfach einige der wahn-witzigsten Gemetzel der letzten Zeit verstecken. Einerseits, was das Kino aus Süd-Korea und Asien im allgemeinen und harte Kost überhaupt betrifft. Wenn man sich verhältnismäßig auf den Mainstream beschränkt. Und selbst da freut sich dieses Kind in mir, Gore mit Sach-Verstand und einem glücklichen Händchen fürs Filme-Machen. Ich darf also ganz offiziell verkünden: "Memories Of Murder", "Oldboy", "Sympathy For Mr. Vengeance", "Sympathy For Lady Vengeance", "Mother", "Thirst", "A Bittersweet Life", "The Chaser", "I Saw The Devil" - die Liste meiner Lieblings-Glanzleistungen aus Süd-Korea wird immer länger. Und die kamen alle in weniger als zehn Jahren raus. Puh ;-)