mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 4

    Nicaragua während der Corona-Hochphase. Sie ist angeblich amerikanische Journalistin, verkauft aber vorrangig ihren Körper gegen US-Dollars und Protektion. Er ist Brite und macht angeblich in Öl. Beide werden irgendwie ein Paar, geraten irgendwie ins Fadenkreuz und wollen das Land verlassen.

    Ende der Zusammenfassung. Ich wünschte nur, "Stars at Noon" wäre eine ebenso kurzfristige Angelegenheit. Dem ist leider nicht so. Geschlagene 137 Minuten verbringt Claire Denis damit, ihre eigene Stilistik abzufeiern (die sie sehr wohl beherrscht), verliert dabei aber auch die, für Filme notwendige dritte Partei, das Publikum aus den Augen.

    Irgendwie soll "Stars at Noon", eine Roman-Verfilmung, ein romantischer Polit-Thriller sein. Irgendwo steckt das auch drin, derlei Details werden allerdings wahrhaftig herbeigeredet. Was auch eine äußerst komische Umdeutung der Regel "Show, don't tell" verkörpern könnte. Nur mit dem Resultat, dass gleich sämtlicher Kontext geopolitischer und biografischer Natur flöten geht.

    Als wäre dies die bereinigte Version eines Films, ziehen alle halbwegs interessante Details an uns vorbei, während zwischen Margaret Qualley und Joe Alwyn kaum ein Funke überzeugender Chemie aufkommt. Realismus, bitte schön. Dann aber ohne teils prätentiöse Dialoge (die ich großzügig der literarischen Natur des Stoffes anrechne) und mit erkennbarer Motivation. Dass Leute über zwei Stunden was reden und machen, löst bei mir nicht zwangsläufig Anteilnahme an ihrem Schicksal aus.

    Dafür ist so ziemlich jeder Aspekt der Handlung von "Stars at Noon" abstrakt, so wie die Aussicht auf einen Sternenhimmel am helllichten Tag.

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    • 6 .5

      Na, hoppla, da ist er ja wieder. Hoch verehrtes Publikum, Mr. Michael Bay persönlich ist aufgetaut und hat die Freude am Filmemachen für sich neu entdeckt. Ein Energie-Schub, der Bay sogar dazu antrieb, sich an seiner eigenen Mini-Version des Bankraubs von Micheal Mann's "Heat" zu versuchen.

      Sicherlich größenwahnsinnig. Dank perfekter Besetzung und Drohnen-Technologie aber auch wuchtig und atemberaubend inszeniert. Und damit fängt "Ambulance" gerade erst an. Was dem Szenario bei fast zweieinhalb Stunden auch ein wenig zum Nachteil gereicht.

      Bei den ganzen Aufnahmen von Streifenwagen fange ich zwangsläufig an, mich zu fragen, wann die sich jetzt in Decepticons transformieren. Oder ich warte nur darauf, dass Optimus Prime unter der Brücke des L.A. River auftaucht und den Helikopter wegschleudert.

      Es gibt zwar ständig etwas Neues zu sehen, doch das Verhältnis zwischen den Brüdern und ihrer Geisel beginnt sich auch schon im Kreis zu drehen. Immerhin kann sich Bay da ganz aufs Talent seines darstellerischen Dreier-Gespanns verlassen. Sie bringen die nötige Überzeugungskraft dort ein, wo ihrem Regisseur das nötige Feingefühl fürs Charakter-Kino abgeht.

      Auch deshalb ist "Ambulance" objektiv bewertet vielleicht nur "sehr gut". Überzeugte Hater wird Michael Bay eh nicht entwaffnen können. Andererseits ist dies sein bestes Werk seit "The Rock" oder zumindest "Die Insel". Ein Action-Kracher, bei dem sich von einer Konvergenz von Inhalt und Technik sprechen lässt.

      Und auf seiner ganz eigenen Skala, dem "Bay-Meter", sprengt sich Michael den Weg nach oben frei. Selbst das ist schon Überraschung genug.

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      • 3 .5

        Eine Verschlimm-Besserung, die es nicht gebraucht hätte. "Castle Freak" 1995 markierte die dritte Zusammenarbeit Stuart Gordons mit seinen Stars Jeffrey Combs und Barbara Crampton. Die Full-Moon-Produktion war typisch billig, nicht überzeugend geschrieben und doch steckte auch ein Fünkchen Sinn im Ganzen.

        Werden Monster als Monster geboren oder werden sie erst von anderen dazu gemacht?

        Das Remake von 20202 klammert derlei Überlegungen ebenso aus, wie auch das ursprüngliche Melodram von Schicksals-Schlägen und zerrissenen Ehen. Zum Ausgleich gibt es billigste Slasher-Routine und ein Übermaß an Lovecraft-Zitaten. Wer also in letzter Zeit die Großen Alten im Horrorfilm vermisst hat, darf sich hier vor Freude in den Schoss sabbern.

        Leider steigert sich dadurch nicht proportional die Qualität des Films. Der neue "Castle Freak" verbleibt qualitativ auf Schlock-Niveau und sieht, bei aller ganz guter Effekt-Arbeit, aus wie ein früher 2000er Titel (meinetwegen auch Zehnerjahre). Und sobald sich der gute Cthulhu etwas zeigt, endet die Fahrt schon wieder. Eine wahrhaft vertane Chance.

        • 6

          Wie nur einen Film neu auflegen, der so kultig, wie auch dümmlich ist? "Road House", das Original, ist gleichbedeutend mit blöden Sprüchen, Männer-Gekloppe, der Musik der Jeff Healey Band und der Präsenz von Patrick Swayze, die das alles zusammenhält.

          Zumindest in dieser Hinsicht kann das 2024er "Road House" mit Jake Gyllenhaal einen ähnlich starken Besetzungs-Coup vorweisen. Und einige der Kampfszenen sind wirklich nice anzusehen. Das allein rechtfertigt allerdings nicht das jahrelange Herbeireden dieses Remakes, noch das Anliegen an sich.

          In der ersten Hälfte macht das Update noch sehr viel richtig. Augenzwinkernd verweist es auf die Western-Anleihen des Vorbilds. Gyllenhaal lässt seinen Charme spielen und sogar die Dynamik im Club und Selbstironie besitzen mehr Substanz.

          Dann stampft Connor McGregor ein und spielt überdreht wie im "Fast and Furious"-Bewerbungsvideo. Die Prügelei wird beinhart und doch zeigen sich einige Längen im Zirkus.

          Was dem Original fehlte, schüttelt das Remake teilweise locker aus dem Ärmel. Und doch fehlt es ihm an genau dem Wieder-Erkennungswert und den Merkmalen, die Swayzes Version ihren Status erst bescherten. Etwas heller in der Birne, aber auch kein Leuchtfeuer.

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          • 7

            Daniel Craig's Abschieds-Show. Die geht natürlich nicht ohne annähernd drei Stunden Laufzeit, vielen Zitaten, die Verknüpfung loser Enden, große Dramatik und Konzessionen ans heutige Action-Kino über die Bühne.

            "No Time to Die" bedeutet mir tatsächlich mehr, als ich ursprünglich angenommen hätte. Schließlich waren die 007-Abenteuer von Sean Connery, Roger Moore und Co. auch für mich prägende Seh-Erlebnisse meiner Kindheit. Doch weder werde ich jetzt vom größten und besten James Bond aller Zeiten schwärmen. Noch werde ich ausklammern, dass die Craig-Ära mit einer sehr speziellen Erzählweise haderte. Sehr, sehr viel klüger als "Fast and Furious" und doch nicht immer erinnerungswürdig.

            Von diesem "Makel" kann auch "No Time to Die" nicht freigesprochen werden. Hier reihen sich einige Mini-Episoden zusammen, die mal mehr, mal weniger Eindruck schinden. So ist Christoph Waltz ja nur wegen der Kohärenz kurz zu sehen, Ana de Armas raubt für einige Minuten sämtliche Aufmerksamkeit und ist dann wieder raus. Rami Malek lässt seine ganze Klasse als Gegenspieler immer wieder aufblitzen, endet aber als Kapitalist. Ein wenig lachhaft.

            Und sicherlich lässt sich über die Überlänge streiten. Wenigstens stimmen unter der Regie von Cary Joji Fukunaga die Stilsicherheit und die technischen Aspekte. Möchte auch so sein, ist jedoch nicht immer der Fall.

            Bei aller Haarspalterei über den Zustand des modernen Bondfilms, Daniel Craig war schon eine Marke für sich. Für seinen Abtritt runde ich, auch sehr gerührt, wohlwollend auf.

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            • 6 .5

              Frisches aus der Rubrik "Verblasste Klassiker": Eine Enthauptung, der tragische Fall eines getöteten, entführten Mädchens und ein Kommissar, der nicht vor dem Stich ins Wespennest zurückschreckt.

              "My Dear Killer" gilt als einer der Klassiker des Giallo. Regisseur Tonino Valerli bewies Talent und drehte später noch "Mein Name ist Nobody". Die Musik steuerte niemand geringeres als Ennio Morricone bei.

              Doch heutzutage zeigt der Film auch erhebliche Abnutzungs-Erscheinungen und vor allem Logik-Löcher, die sich auch nicht mit beiden geschlossenen Augen ignorieren lassen. Für heutige Gemüter dürfte der Krimi außerdem etwas zu behäbig erzählt wirken und wie eine Fernseh-Produktion erscheinen.

              Aber davon abgesehen, zeigt "My Dear Killer" selbst so noch viele gute Einfälle, die ein Aufbäumen der Langeweile abwehren. Nur nicht "Sieben" oder Thomas Harris als Maßstab nehmen.

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              • 3

                Wenn William Lustig's "Maniac" eine Komödie wäre ...

                Lebemann Lester ist spielsüchtig und deshalb ständig klamm. Deswegen hält er auch immerzu Ausschau nach alleinstehenden, wohlhabenden Damen, um an Geld zu kommen. Von den Überresten schneidet er sich hier und da ein Steak ab und verfüttert den Rest an seine Katze und die Hausschweine.

                Wenn das doch nur das schlechteste Herzblatt-Profil ever wäre. Aber nein, "When Alice Broke the Mirror" zeigt Lucio Fulci von seiner allerschlechtesten Seite. Geradezu stümperhaft in allen Belangen, ist der Film weder richtig Horror, noch Satire oder schwarze Komödie.

                Es mag ja irgendwie belustigend sein, einem Typen dabei zuzuschauen, wie er mit einer Kettensäge Schaufenster-Puppen "filetiert" und seine Klamotten richtig schön sauber bleiben. Aber spätestens bei der Darstellung der weiblichen Opfer – allesamt mit Warzen und/oder Gesichts-Behaarung behaftet – geht der letzte Hauch Geschmacks-Sicherheit doch irgendwie flöten.

                Und so amüsant der Gedanke auch scheint, dass ein Serienkiller ständig Probleme mit seinen Leichen hat, an "When Alice Broke the Mirror" stimmt vor allem nur der Titel. Doch selbst die Reminiszenz an Lewis Carroll besteht nur dem Namen nach. Der Rest präsentiert sich als ultrabilliges Machwerk, das an ein, zwei Wochenenden abgedreht hätte sein können.

                Den Lacher über minderwertige Qualität könnt ihr euch auch gern anderswo besorgen.

                • 3

                  Es mag uns jetzt erschrecken, doch selbst das Jenseits ist sexistisch. Und das ist noch die nennenswerteste Lektion, die nach "Altar – Das Portal zur Hölle" hängenbleibt.

                  Denn während neue Denker und Talente die gläserne Decke des Horrorfilms durchstoßen, bleibt sehr viel weiter unten nur der unglückliche Bodensatz. Zu diesem kann getrost auch dieser Titel gezählt werden. Selbst dann, wenn der Name wohliges Videotheken-Flair versprüht und Erinnerungen an italienische Splatter-Exzesse weckt.

                  "Altar" ist lediglich eine dröge Fernseh-Moritat. Eine Spuk-Geschichte um dunkle Riten und Besessenheit, bei der noch die Kulisse ansehnlich wirkt. Ansonsten geht dem Film alles ab, selbst erschreckende Aspekte wie eine Vergewaltigung werden mit einem Achselzucken quittiert. Die Erwachsenen drehen durch, sollen doch die Kinder die Flucht ergreifen. Ach, nee, die gehen lieber ein Picknick machen.

                  Und wieso eigentlich reicht beim Gatten ein Schnitt im Finger, um von einem Anderen kontrolliert zu werden, während für die Ehefrau ein ganzer Zirkus aufgeführt werden muss? Nur eine weitere Frage, die hier nie beantwortet wird. Aber keine Sorge, so dringend ist sie auch nicht. Der Film ist eh ziemlich schlecht.

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                  • 6
                    mikkean 29.03.2024, 18:02 Geändert 29.03.2024, 18:03

                    Jetzt mal ehrlich, nur so unter uns. Eigentlich ist "Sympathy for the Devil" nur so mittelprächtig. Weil das Psycho-Duell zwischen einem aufgeräumten, harmlosen Familien-Vater und seinem wahnsinnigen Beifahrer, dem selben, engmaschigen Muster folgt, in dem sich solche Filme noch immer verheddert haben.

                    Siehe nur dem sehr ähnlichen "Bad Heat", der eine ähnliche Konstellation mit Lance Henriksen und Eric Roberts durchspielte. Auch da stand die Überraschung am Ende quasi schon in unsichtbaren Lettern an die Wand geschrieben. Doch warum rede ich von diesem vergessenen Streifen?

                    Ganz einfach deshalb, weil auch dort die Chemie zwischen den Protagonisten einem nichtssagenden Script Leben einhauchte. Das Gleiche trifft auch hier zu. "Sympathy for the Devil" profitiert vom schön schrägen Kontrast zwischen Joel Kinnamans Fähigkeit, den unscheinbarsten Nicht-Charakter zu verkörpern, während Nicholas "Nic" Cage hier alles geben darf, was er an Over-Acting in der Schublade verstaut hat. Nice auch deshalb, weil er mit roten Haaren und matching Anzug wie ein irrer Vegas-Magier aussieht, der aus der Klapse entflohen ist.

                    Vor allem, nein, nur deswegen, funktioniert "Sympathy for the Devil". Auch dann, wenn das Herumwedeln mit seiner großen Überraschung eigentlich an Selbstbetrug grenzt. Und wir außerdem schon öfters gesehen haben, dass der wahre Teufel nicht wie einer angezogen sein muss. Doch was soll's. Ich bleibe dabei, der Film geht schon in Ordnung. Selbst wenn er es nicht sollte. Ist auch schon ein Trick für sich.

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                    • 3 .5

                      Bei allem Übel, dass Geheimdienste in unserer Welt angerichtet haben mögen, wenn Filme wie "Black Site" mit der Thematik ultra-geheimer Folterstätten werben, sollte mehr als Vorsicht angebracht sein.

                      Ist es doch nur ein schaler Aufhänger für einen komplett langweiligen "Action"-Titel, bei dem es nur Zufall scheint, dass Cast-Member wie Michelle Monaghan und Jason Clarke auch schon in größeren Projekten mitgewirkt haben. Das Talent spielt hier nämlich keine Rolle.

                      Was von der Nicht-Story, über den Über-Attentäter Hatchet, der sich wie ein Rasenmäher durch die titelgebende Einrichtung und deren Personal fräst, nämlich übrigbleibt, sind schlechte CGI (Videogames anno Spät 90er, frühe 2000er), der Nicht-Versuch, so etwas wie einen dramaturgischen Aufbau zu wagen und sehr viel Enttäuschung über verschwendete Lebenszeit.

                      Ach ja, außerdem ist "Black Site" schließlich nur so etwas wie ein aufgeblähter Prolog mit der lächerlichen Drohung, dass hier noch mehr kommen wird/könnte. Ich wette aber dagegen.

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                      • 7

                        Teils Tarantino-Verschnitt, teils ein halluzinogener Rausch, nach dessen Ende der gute Brad Pitt gerne ein, zwei Runden Nespresso springen lassen darf. "Bullet Train" ist womöglich nicht der nächste Kultfilm, dessen popkulturelle Nachwehen noch Jahrzehnte später spürbar sein werden.

                        Was der Film über einen Killer-Stau im Shinkansen allerdings definitiv darstellt, ist eine enthemmte Action-Komödie, die fröhlich über sämtliche Logikfragen und Kritiker-Ansprüche hinwegrast. Und wer sich auf die illustre Schar von selbstverliebten Auftrags-Mördern und Strippenzieher:innen einlassen kann, darf den grauen Alltag skippen und am Ende nur bedauern, dass die nächste ICE-Fahrt nicht annähernd so aufregend sein wird.

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                        • 5 .5

                          Das filmische Plädoyer gegen den Generationsvertrag. Paco Plaza hält dem Genre nach der REC-Saga die Treue und liefert Horror auf leisen Sohlen ab. Wo jeder Schreck zur Abwechslung mit knarrenden Fussböden oder plötzlich zuknallenden Türen einhergeht.

                          Im Grunde ist "La Abuela" genau der Film, den ich mir vorstelle, wenn es heißt, die Pflege der armen Omi wird zum Albtraum. Mit einer beneidenswerten Stil-Sicherheit lotst uns Placa durch eine entschleunigte Grusel-Stunde, die sich, größtenteils als Zwei-Personen-Stück, aufs Innere eines Madrider Altbaus reduziert.

                          Angenehm frei von flachen Jumpscares, lebt der Film von Atmosphäre, Ausstattung und Sound-Design. Hier wurde die Mise en Scène nicht nur im Vorbeigehen erledigt. Und bisweilen dachte ich schon, hier eine Art "Suspiria" im Mini-Format zu bestaunen.

                          Hervorzuheben wäre dabei auch die Leistung der Großmutter-Darstellerin Vera Valdez, die ihre allmähliche Wandlung rein körperlich spielt und nur sehr wenige, kurze Dialogzeilen benötigt.

                          Allerdings stehen diesen positiven Eigenschaften auch einige grundlegende Faktoren gegenüber, die aus "La Abuela" ein schön anzusehendes, aber auch nicht gänzlich zwingendes Horror-Erlebnis machen.

                          Tempo und Fortschritt der Story können schön als zähflüssig empfunden werden. Auch, weil die Enkeltochter eine sehr passive Protagonistin verkörpert, deren Angst und Unglaube, die Hoffnung auf einen Lichtschimmer gegen die drohende Finsternis ziemlich schnell dämpfen.

                          Und vor allem bietet die Geschichte kaum etwas Neues, sofern die Zuschauer:innen mit ähnlichen Voodoo-Verjüngungskuren wie "Der verbotene Schlüssel" vertraut sind. Da kann die Handhabung von Paco Plaza noch so sattelfest sein, aus einem ansonsten 6.5 Kandidaten wird so bald ein eher mittelmäßiger Horror. Nicht viel mehr, doch auch nicht weniger.

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                          • 4
                            über Old

                            Ein Tag am Strand reicht schon fürs ganze Leben. M. Night Shyamalan, der ewige Wechselbalg, mal Ausnahme-Talent, mal erzähl-technisches Sorgenkind. Mit dem schwarzhumorigen "The Visit" hatte er wieder Boden gutgemacht. Nur um mit "Old" erneut Sympathie zu verspielen.

                            So viel über die Prämisse seinerzeit hergezogen wurde, ich finde sie gar nicht so schlecht. Denn sie funktioniert, zumindest bei der Comic-Vorlage "Sandburg" von Frederik Peeters und Pierre Oscar Lévy.

                            In seiner filmischen Adaption hadert Shyamalan, wie so oft, mit einer medioker dargebotenen Dramatik, einem löchrigen Konzept und einer beleidigend schlichten Auflösung. Alles Faktoren, den Strandtrip des "vorzeitigen" Todes in ein in die Länge gedehntes Theaterstück verwandeln, statt das Potenzial für einen echten Horrorthriller
                            auszureizen.

                            Aber mal ehrlich, die Erklärung ist konfus und dann braucht es nur einen (unbewaffneten) Cop im Urlaub, um den jahrzehntelangen, maliziösen Machenschaften eines Milliarden-Unternehmens den Stecker zu ziehen. Wo die sonst wie viele Existenzen ausgelöscht und verwischt haben?

                            Nicht unbedingt ein (Shyamalan-) Titel, der sich mehrfach lohnt.

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                            • 2

                              Sieht aus wie eine schlechte Seifenoper, ist nur müder Grusel und bitetet einen richtig üblen Final Twist. Wenn es nur das wäre, aber "Fear the Dark" ist ein Mehrfach-Täter und erfüllt mindestens dreimal den cineastischen Tatbestand:

                              1. Befördere nie eine dröge Tagline zum Filmtitel

                              2. Bring dein Publikum nicht zum Einschlafen

                              3. Sei nie zu blöd, um die Frage nach deiner Existenz-Berechtigung aufzuwerfen.

                              Schuldig in allen drei Anklage-Punkten.

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                              • 4

                                Maggie Q als Star einer Home Invasion für Fans von "You're Next", was kann da schon schiefgehen? Eigentlich nichts und doch auch eine ganze Menge. Wie "Fear the Night" demonstriert.

                                Zumindest wegen des Umstands, dass hier jemand wie Neil LaBute am Werk war. Der Mann hinter "Nurse Betty" oder "Lakeview Terrace", dessen erster Genre-Ausflug ausgerechnet das Remake von "The Wicker Man" markiert.

                                Boys vs. Girls, vermummte Angreifer, die eine Braut-Party im Landhaus crashen – die Ausgangslage ist oft erprobt bis schon generisch. Problematisch ist nur, dass "Fear the Night" seine Killer-Gruppe zu oft den Mund aufmachen lässt und Dialogzeilen mit Pillepalle-Psychologie, Hinterwäldler-Getue und Vergewaltigungs-Fantasien füllt.

                                Nicht, dass ich empfindlich geworden bin. Im Gegenteil, ich bin eher gelangweilt, weil dafür richtig herausragende Momente fehlen. Keine echten Hingucker, die mich jubeln lassen, vom Kartoffelschäler mal abgesehen.

                                Das ist auch schade, da Maggie Q ihre Frau für mindestens zwei Kerle steht. Aber so kriegserfahren und problembeladen ihr Charakter auch sein mag, richtiges Interesse daran kann die Umsetzung nicht generieren. Und erst recht nicht sorgt der Film für ein wuchtiges Whoah, sobald unsere Heldin ihre Fähigkeiten zum Einsatz bringt.

                                "Fear the Night" ist schon blutig, gleichzeitig wirkt er merkwürdig steril. LaBute spult ein Standard-Programm ab, einen Moment, die Ironie seiner Geschichte auszukosten oder Restfragen zu beantworten, findet er hingegen nicht. Dafür gibt es ständige Unterbrechungen und einen doch unnötigen Timer. Schlechter geht es auch, doch auch umso vieles besser.

                                • 3 .5
                                  mikkean 10.03.2024, 18:39 Geändert 10.03.2024, 18:55

                                  Der tiefe Fall des Masters of Disaster: Roland Emmerich zieht es zum Erdtrabanten, Theorien zur Hohlerde und Ideen, die schon das Billig-Liebchen "Moontrap" offerierte.
                                  Addieren wir dazu noch ein gut 150 Millionen Dollar starkes Budget, erhalten wir als Ergebnis "keinen Film für Kritiker*innen".

                                  Entsprechend dieser Sichtweise, ließe sich "Moonfall" durchaus als eine weitere, gigantomanische Spinnerei und ein exzessives Feuerwerk der Realitätsflucht zelebrieren.

                                  Aber auch ein Emmerich hat wohl inzwischen keine Lust mehr, für aufgerissene Augen und klaffende Kieferpartien zu sorgen. Der Mann will keine Grenzen mehr Verschieben, Größenordnungen über den Haufen werfen und scheinbar nie dagewesene Bilder erschaffen.

                                  Schlimmer noch, seine "augenzwinkernde" Story – hust, hust – ist noch nicht mal mehr pathetisch, sondern ziemlich dümmlich. Das will bei Hollywoods Output der letzten Jahre schon was heißen.

                                  Selbst für Roland Emmerich ist das ein spürbarer Rückschritt. Für uns wiederum eine gute Gelegenheit für ausgelassene Trinkspiele.

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                                  • 5 .5

                                    Gutmenschentum trifft auf Sci-Fi-Survival. Immerhin in ansprechender Optik, die zeigt, dass der hier beteiligte deutsche Nachwuchs es durchaus draufhat. Wie der Titel schon verrät, gerät die Mars-Mission von "Stowaway" in Gefahr, als die dreiköpfige Besatzung auf einen versteckten, vierten Mann an Bord stößt.

                                    Zu blöd, denn sämtliche überlebenswichtige Systeme, Vorräte, Strom- und Luft-Versorgung waren eben nur für eine Besatzung von drei Passagieren ausgelegt. Ganz dem Kredo der idealistischen Raumfahrt entsprechend, will die Crew weder böse, noch herzlos sein. Also verschreiben sich alle dem Ziel, Mittel und Wege zu finden, die Ressourcen zu erweitern und dem blinden Passagier einen Platz einzuräumen.

                                    Durchaus die logischste, und realistischste Entscheidung. Einen Flug zum Mars drehst du nicht so einfach um. Bei "Stowaway" geht damit allerdings nicht nur ein Riesen-Anteil der Laufzeit flöten. Der Film beraubt sich damit sämtlichen dramaturgischen Potenzials. Selbst wenn ich nicht den Standpunkt heranziehen mag, dass hier über reale Migrations-Konflikte im Weltall reflektiert werden können, bleibt vor allem lediglich die Prämisse interessant.

                                    Während vor allem Toni Collette und Daniel Dae Kim sehr passive Charaktere verkörpern, die entweder für sich alleine in Tränen ausbrechen oder ihre Ansichten und Gefühle unter Verschluss halten. Nochmals, mag für eine reibungslose Raumfahrt angemessen erscheinen, im filmischen Vergleich zieht hier aber selbst "Apollo 13" immer noch locker vorbei. Da ist das Drama wenigstens spürbar.

                                    Aber auch so hat "Stowaway" seine Macken, die den Eindruck erwecken, hier hätte das Kurzfilm-Format vielleicht die bessere Option dargestellt. Und übers Ende mag ich gar nicht sprechen. Das ist im Grunde auch vorhersehbar.

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                                    • 5

                                      Wie war das noch bei "Twelve Monkeys"? Die Stelle, an der Bruce Willis etwas darüber sagt, wie Filme zwar gleich bleiben, sich doch für dich ändern, wenn du sie als Kind und später als Erwachsener wiedersiehst?

                                      Eine wirklich schöne Sichtweise, die sich mir allerdings nicht bestätigt hat, nachdem ich "The Amityville Horror" nach rund zwanzig Jahren erneut durchlebt habe. Der Film mag ein Klassiker und Genre-Urgestein sein. Damals ein gewaltiger Kassen-Erfolg, der sowohl ein durchwachsenes Franchise, wie auch ein ganzes Sub-Genre begründete.

                                      Er riss mich jedoch schon damals nicht vom Hocker. Und schafft es erst recht heute nicht. Trotz neuer Synchro und angepassten Audio-Effekten. Mal abgesehen vom durchaus guten Subtext über die finanzielle und existenzielle Nöte der Durchschnitts-Familie, wirken Tempo und Erzählweise heutzutage weder altmodisch und bedächtig. "The Amityville Horror" ist nur noch antiquiert und wurde inzwischen schon dutzendfach überholt.

                                      Ich stelle ja nicht in Abrede, dass Rod Steiger, Margot Kidder und James Brolin ihren Figuren keine glaubhaften Konturen verleihen würden. Noch bezweifle ich, dass der Film heute kein Publikum finden kann, dass ganz eigene Qualitäten daran ausmachen wird.

                                      Mir hingegen fehlt es einfach an wirklich nachhaltigen Horror-Momenten. Einfach nur Rod Steiger zu zeigen, dem schlecht wird oder James Brolin optisch verlottern zu lassen, reicht mir persönlich nicht, um gleich das Etikett Klassiker zu verlängern. Zumal die wirklich auffälligsten Einfälle, wie das rote Zimmer und, ja, das ist ernst gemeint, das Riesen-Schwein am Fenster, gar nicht ausgereizt werden.

                                      "The Amityville Horror" bleibt Ansichtssache. Ich greife allerdings lieber zu anderen Legenden wie "Bis das Blut gefriert" oder "Das Grauen".

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                                      • 5 .5

                                        Clint Eastwood gibt mal wieder den Advokaten des einfachen Mannes und erweist seine Ehrerbietung Helden, die von der großen Masse übergangen werden. "Der Fall Richard Jewell" fügt sich sowohl thematisch, als auch handwerklich hervorragend ins Oeuvre des Meisters.

                                        Und wieso auch nicht? Die Geschichte des Sicherheitsbeamten, der beim Olympia-Attentat von Atlanta eine größere Opferzahl verhinderte, nur um sich anschließend selbst im Fadenkreuz einer Hexenjagd der Behörden wiederzufinden ... wow. Das ist kafkaesk, verstörend, es schürt die Angst vor dem eigenen Regierungs-Apparat.

                                        Aber so differenziert, und objektiv Eastwood's Erzählstil auch sein mag, "Richard Jewell" besitzt auch seine bedenklichen Qualitäten. Der Film kann durchaus die falschen Signale an Leute senden, die sich als geistige Zwillinge des Verfolgten sehen. Es ist ja kein Geheimnis, dass nicht wenige Landsleute, wie Jewell selbst, Waffen horten, vielleicht lernen, wie Rohrbomben gebaut werden oder gerne mal wie Milizen trainieren.

                                        Versteht mich nicht falsch, das mag jetzt thematisch abdriften oder vielleicht eine Kernaussage übersehen, die durchaus lauten könnte, dass der erste Eindruck bei Leuten trügerisch sein kann.

                                        In meinen Augen macht es sich Eastwood auch ein wenig zu bequem in seiner Kuschel-Ecke der zweifelnden Weltansicht. Dafür braucht nur Peter Walter Hauser als guten Hauptdarsteller, der den kognitiv etwas abgehängten Jewell gut spielen kann. Kathy Bates als aufgeregte Film-Mutti, die "Mein armer Junge" in Dauerschleife abspult und Sam Rockwell als rettenden Anwalts-Schutzengel. Während die Gegenseite Jon Hamm als selbstverliebten FBI-Mann auffährt, der mit einer Sensations-Reporterin ins Bett hüpft, die mit ihren Schlagzeilen Stimmung gegen Jewell macht.

                                        Leicht zu verstehen, dieses Szenario. Und auch deswegen musste sich "Der Fall Richard Jewell" schon zum Release einige Vorwürfe gefallen lassen. Dass eine komplexe Geschichte zu sehr verdichtet wird, während bestimmte Aspekte unter den Tisch fallen. Den größten Fehler erlaubt sich der Film allerdings bei der Figur der Journalistin Kathleen Scruggs.

                                        Die ist nämlich nicht fiktional. Wird, trotz des Talents von Olivia Wilde, auf die Rolle einer opportunistischen Schnapsdrossel reduziert. Besonders der Vorwurf, sexuelle Gefälligkeiten gegen Infos einzutauschen, rief seinerzeit öffentlichen Protest von ehemaligen Kolleg:innen Scruggs hervor, die diese Darstellung als Rufschädigung. Die echte Scruggs übrigens konnte sich zum Zeitpunkt schon nicht mehr persönlich dagegen wehren.

                                        Und vielleicht wäre sie, nach dem American Sniper oder einem Richard Jewell, auch mal eine mögliche nächste Hauptfigur für den Streiter der Entrechteten, namens Clint Eastwood.

                                        Wie dem auch sei. Ist "Richard Jewell" deswegen, und überhaupt, nun ein schlechter Film? Mitnichten. Er hat seine inhaltlichen Probleme, muss nicht allen gefallen und wird auch garantiert nicht gemacht, um viele Oscars zu gewinnen. Eastwood ist sich bislang noch immer treu geblieben. Selbst wenn es Zeit gab, in der seine Werke weniger verfängliche Stoffe behandelten.

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                                          Die Welt kann endlich aufatmen. Wir haben ihn gefunden, den einen Film über Teufels-Austreibung, der sogar sämtliche Sequels von "Der Exorzist" wie Genre-Klassiker wirken lässt. Lasst die Korken knallen, spendet eine Runde tobenden Applaus und dann vergesst gleich wieder, dass "The Assent" an dieser Stelle erwähnt wird.

                                          An diesem schläfrigen Horrorfilm gibt es im Grunde nichts Besonderes, dass nicht unverdient aus dem Kurzzeit-Gedächtnis gelöscht werden kann. Abgesehen natürlich von der Kulisse. Ein weird eingerichtetes Landhaus, dessen Inneneinrichtung so ausschaut, als wäre sie von Marilyn und Charles Manson gemeinsam erdacht worden.

                                          Und noch eines besticht kurzfristig. Die Verwendung eines Old-School-3D-Filters, der zuerst noch witzig wirken könnte. Mit der Zeit aber nur noch Augenschmerzen induziert.

                                          Ansonsten wurden uns schon deutlich packendere Vater-Sohn-Dramen, Psycho-Geschwafel und Dämonen bekriegende Priester geboten. Da wäre das hübsche Coverbild doch lieber für ein Metal-Album verwendet worden.

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                                            Das Grauen in der Cumshot-Villa. Es zeugt ja nicht unbedingt von einem guten Urteils-Vermögen, ein Haus renovieren zu wollen, in dem ständig Körpersäfte aus den Ritzen und Steckdosen triefen. Aber des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

                                            "Girl On The Third Floor" nutzt diese Ausgangslage für einen merkwürdigen, wie ganz und gar eigensinnigen Exkurs in moralische Gefilde. Das ist weniger Horror, selbst wenn es stark danach riecht.

                                            Viel mehr porträtiert der Film einen Typen mit krimineller Vergangenheit, der einen auf Ehemann und werdender Vater macht, und sich dennoch zum Fremdvögeln verleiten lässt. Ist jetzt nicht das Aufregendste der Welt. Und wird auch nur bedingt interessanter.

                                            Außer, wenn ich den Vorhang wegziehe und offenbare, dass er mit einem Geist geschlafen hat, der in dem Haus lebte, als das noch ein Bordell war.

                                            WTF? In der Tat. Abgefahrener wird es dennoch nur bedingt. Dafür ist "Girl On The Third Floor" so sehr independent, wie träumerisch versponnen. Kenner werden noch anmerken, dass die Sache mit den Murmeln eine Referenz an "The Changeling" darstellen könnte. Oder dass die Handlung als Gleichnis für die ewige Dualität zwischen Verlangen und Rationalität ...

                                            ... streichen wir das. Das würde den Film noch erheben. Das hier ist ganz klar Geschmacks-Sache. Wer meint, Körpersäfte und Anspruch würden zusammenpassen, könnte eines Besseren belehrt werden. Aber Ansprüche kannst du zwar stellen, erfüllt werden müssen sie keineswegs.

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                                              Eine kleine Auffrischung unserer Angst vor dem, was in der Finsternis auf uns lauert. Die Idee geht zwar auf Stephen King zurück, "The Boogeyman" macht dennoch die meiste Zeit lieber einen auf "Der Babadook".

                                              Das Böse nistet sich sprichwörtlich bei einer trauernden Familie ein. Nicht neu, nicht übel und eigentlich Horror für und mit Herz. Wenn "The Boogeyman" die richtige Balance aus therapeutischem Einfühlungs-Vermögen und Schreck-Momenten bieten würde.

                                              Wo der Film einige verdammt effektive, wie hervorragend konzipierte Grusel-Momente bietet, sackt er in Sachen unverarbeiteter Trauer-Bewältigung leider auf mittelmäßiges Gebrabbel ab. Auch hier gilt, nicht völlig falsch oder hohl, aber auch nur oberflächlich.

                                              Hätten die Macher nur ihre Figuren ebenso sorgsam, wie sie das titelgebende Monster gekümmert, wäre vermutlich ein Genre-Schwergewicht daraus erwachsen. So bleibt viel genre-typisches Einerlei. Der Tritt aufs Gaspedal zum Finale und so einige unbeantwortete Fragen, wenn wir uns die Geschichte tatsächlich nochmals durch den Kopf gehen lassen.

                                              Doch trotz allem, bei "The Boogeyman" schlägt die Nadel teilweise in den roten Bereich aus. Hier haben sich einige der besseren Schocks des Horror-Jahres versteckt. Weshalb hier die lichtesten Momente zur Abwechslung mal im Dunklen liegen. Nicht die "Königsklasse", aber auch kein Bockmist.

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                                              • 3 .5

                                                Der Film, der so klingt, als würde jemand an der Bar einen Drink bestellen. Trotz zahlreich erkennbarer Markenzeichen, ist "Manhattan Baby" einer der schlechtesten Filme von Lucio Fulci. Inhaltlich komplett zerfahren, unentschieden erzählt und nur dann Horror, wenn es ums Blut- und Schaum-Spucken geht.

                                                Denn seien wir ehrlich, dem Meister wurden entweder schwierige Bedingungen von außen diktiert oder "Manhattan Baby" wurde erst während der Dreharbeiten konzipiert. Wir starten noch recht beeindruckend in Ägypten. Aufnahmen auf und um einer Pyramide wären heutzutage so wohl nicht mehr möglich.

                                                Das markiert allerdings nur den Auftakt einer recht widersprüchlichen Geschichte, bei der eigentlich nur klar wird, dass die Kinder eines Archäologen ein böses Amulett besitzen und irgendwie böse Kräfte beschwören. Dass hier Menschen verschwinden (und irgendwo im Wüstensand aufmatschen), scheint aber niemanden groß zu interessieren. Hauptsache, die Kinder haben Albträume und benehmen sich zusehend komisch.

                                                Welche Mächte hier was vorhaben, wen sie übernehmen, durch was sie wiedergeboren werden wollen – das kann auch nach neunzig Minuten nur mit einem Monster-Diagramm nachvollzogen werden. Und wer will das schon. "Manhattan Baby" wirkt so, als hätte sich jemand an "Poltergeist", "Das Omen" und anderen paranormalen Hits orientiert. Und Fulci war eben gerade verfügbar. Da machte es halt nichts, dass er wieder was mit Schlangen und Gift-Gespucke einfügen wollte.

                                                Herausgekommen ist ein wandelnder Widerspruch in Dialogen und Handlung. Da wackeln auch schon mal die Pappwände des Fahrstuhls oder begrüßt der Spiritist die besorgten Eltern, nur um sie gleich erzürnt wegzuschicken. Wer braucht schon Logik und rote Linien im Horrorfilm.

                                                Eher selten greift da die Handschrift von Fulci und erzeugt durchaus atmosphärische Momente. Geschweige denn, dass allein die Einrichtung des okkulten Ramschladens mal wie ein stimmungsvolles Bühnenbild wirkt.

                                                "Manhattan Baby" bleibt eine Ansammlung abstruser Unmöglichkeiten, sowohl inhaltlich, wie auch bei manch lachhaften, handwerklichen Entscheidungen. So obskur, dass sich das Ansehen auch schon wieder lohnt. Nur das Mitdenken sollte auf eigene Gefahr erfolgen.

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                                                  mikkean 31.10.2023, 19:35 Geändert 31.10.2023, 19:36

                                                  It's gonna be a Freaky Friday the 13th!!! Warum bloß ist noch niemand auf diese Idee gekommen? Slasher-Film und Body-Switch, oder hat's das doch gegeben?

                                                  Egal, "Freaky" zieht für mich mit "Happy Deathday" gleich. Hier wird nicht nur lustlos Genre-Routine abgespult, da spielt auch jemand lustvoll mit Versatz-Stücken und Klischees. Das muss nicht allen gleich gefallen, ich habe mich glänzend amüsiert.

                                                  Die wichtigsten Faktoren dafür kennzeichnen erstens, meine wachsende Begeisterung für die, eigentlich schon zu erfahrene, Nachwuchs-Kraft Kathryn Newton und zweitens, die bloße Präsenz von Vince Vaughn. So sehr Newton sich in die Killer-Rolle reinhängt, toppt Vaughn er das doch ständig. Der Spaß, mit dem er den Körper-Tausch angeht, einen Jungen knutscht und Anfeuerungs-Chöre performt, ist in jeder Sekunde spürbar.

                                                  Da ist es auch vollends verzeihbar, dass der Humor in "Freaky" eher drollig, statt drollig ist. Und dass der Film sein Konzept eher safe spielt, anstatt es bis in die kleinste Meta-Ebene zu zerlegen, geht irgendwie auch in Ordnung.

                                                  Am Ende des Tages ist und bleibt es blutiger Schabernack. Was auch deshalb funktioniert, weil es die meisten Opfer hier durchaus verdienen. Bei all den schlechten Titeln, die ich so sichte, habe ich mir einen Film verdient, bei dem ich mich zurücklehnen und unterhalten lassen kann.

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                                                  • 3 .5

                                                    Runde zwei für Taiwan's heimischen Horror-Hit. Neue Charaktere, eine Rückkehr und etwas mehr Mühe, die Geschichte irgendwie sinnvoll zusammenhalten. So wirkt es jedenfalls auf einen außenstehenden Zuschauer wie mich.

                                                    "The Tag-Along 2" wiederholt trotzdem die gleichen Fehler wie sein Vorgänger. Die Eröffnungs-Sequenz mit der Abholzung ist optisch reizvoll, für den restlichen Film hat sie allerdings keinerlei Bedeutung. Da widmen wir uns eher wieder einem Vermissten-Fall und problematischen Haushalten.

                                                    Wie sich das alles zu einem Gesamtbild zusammenfügt, kann schon als schauderhaft bezeichnet werden. Leider nach qualitativen Maßstäben und nicht nach der Horror-Skala. Denn auch die Schocks wirken hier zusehends anderen Werken "entliehen" und kündigen sich zumeist im Vorfeld an. Weshalb es auch die inhärente Pro-Life-Geisteshaltung ist, die am ehesten von "The Tag-Along 2" hängenbleiben dürfte.

                                                    Der Film ist zwar keine Predigt, der Wert des Lebens wird dennoch dem der puren Unterhaltung vorgezogen.

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