mikkean - Kommentare

Alle Kommentare von mikkean

  • 3 .5

    Hallo, alle mal herhören. Finger weg und mindestens einen Kilometer Sicherheits-Abstand wahren.

    "Book Club: The Next Chapter" ist weniger ein Film, als das Lebenskraft raubende Produkt bösartiger Energie-Vampire.

    Mit Verlaub meine Damen, Starpower ist nicht gleich Esprit. Sprüche übers Nudelteig-Kneten sind kein Wortwitz und beinahe jedes musikalische Italo-Pop-Zitat geht mit der Zeit nur auf den Wecker.

    Ein Wunder, dass ich unserem Quartett richtig böse bin. Gerade bei Miss Keaton wundere ich mich, wie lange sie schon damit durchkommt, eine Kopie ihrer selbst zu spielen. Aber wenn die männlichen Kollegen das so machen.

    Nur bitte, erspart der Welt derlei Filme. Ist besser für die Umwelt und die geistige Gesundheit.

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    • 5
      mikkean 05.06.2025, 00:41 Geändert 05.06.2025, 00:52

      Die Familie ist tot, es lebe die Familie ...

      Auch bei der zehnten Ehrenrunde treibt Ober-Patriarch Vin Diesel sein Monster-Franchise gnadenlos voran. Mehr Pferdestärke, mehr Umdrehungen, bei denen schon längst nicht mehr auf die Regeln der Physik geschissen wird. Inzwischen hat nun wohl auch selbst Gevatter Tod an Schrecken eingebüßt.

      Was soll's. "Fast X" spiegelt den Zustand der Serie ziemlich treffend wider. Bis zur Unendlichkeit aufgebläht, dabei schon längst jenseits von Gut und Böse. Diesel, a.k.a. Dominic Toretto geht es natürlich immer nur die Familie.

      Das Ding mit dem Avengers versammeln steht "Fast & Furious" immer noch nicht, selbst wenn eine Marvel-Heldin als Verstärkung angeworben wurde. Immerhin schafft es Jason Momoa als Joker-Ersatz zeitweise, die Löcher in der Dramaturgie mit etwas Verve zu stopfen. Aber hier zählen ja eh nur High-Speed-Zerstörungs-Orgien der Superlative.

      Ganz egal also, wie viele Figuren und Ergänzungen zur eigenen Chronologie noch vorgenommen werden, am Ende bleibt alles beim Alten.

      • 6 .5

        Vom Remake, das eigentlich ein Reboot, das sogar ein Sequel ist. Mit ihrem "Candyman" gelingt Nia DaCosta eine überraschend formvollendete Neuauflage, die viele andere Missgriffe im Horror-Bereich in die Wüste schickt.

        Black Lives Matter trifft auf den Schwarzen Mann. Blutvergießen auf den snobistischen Filter der gentrifizierten Kunst-Elite. Für sich eine starke, gegenwärtige Mixtur, die natürlich auch die Handschrift von Co-Autor und Produzent Jordan Peele trägt.

        Gleichwohl benötigt dieser "Candyman" auch einige Durchläufe, bis er wirklich gefällt. Ich gebe das ganz offen zu. So versiert DaCostas Umgang mit Schock-Momenten und Erzähl-Techniken daherkommt, fehlt der Version von 2021 das Je ne sais quoi.

        Der ironische Blick auf eine gebildete weißen Oberschicht, die von urbanen Legenden und deren Gewalttaten fasziniert, direkt von jenen aufgesogen wurde. Hier fehlt das Höllenloch-Flair von Caprini-Green, noch ein wirklicher Kommentar zum Siegeszug der geleckten und unbezahlbaren Modernisierungs-Wellen in Großstädten.

        Was natürlich kaum übersehbar ist, beim neuen Candyman wird das Erbe rassistisch motivierter Gewalt und Unterdrückung nicht nur gepflegt, sondern verstärkt kultiviert. Nicht unbedingt mit der Gießkanne. Aber okay, es ist eine Perspektive, die auch lohnenswert ist. Auch wenn nicht jeder Kill, so perfekt inszeniert er auch sein will, die gleiche dramaturgische Intensität wie im Original erlangt. Hat ja auch nicht jedes Opfer gleich eine direkte Verbindung zum Protagonisten. In der Hinsicht war die Odyssee von Helen dann doch einen Tick persönlicher und weniger passiv.

        Aber nichtsdestotrotz, gelingt "Candyman" das kleine Wunder, sowohl den eigenen Anspruch, wie Clive Barkers Schöpfung treu zu bleiben. Ach ja, dass das alles als Horrorfilm funktionert, habe ich schon erwähnt, oder?

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        • 5 .5
          mikkean 26.05.2025, 01:41 Geändert 26.05.2025, 01:44

          Wenn die Theorie auf die harte Realität trifft. Auf dem Papier liest sich "Empire Records" / "Das Empire Team" wie ein Triumph.

          Ein ganz normal verrückter Tag im hippen Plattenladen um die Ecke. Ordentliches Budget, Liv Tyler und Renée Zellweger (nur ein Jahr nach "Texas Chainsaw Massacre IV") im Cast. Und auf dem Regie-Stuhl Allan Moyle. Der Mann, der mit "Time Square" und "Pump Up the Volume" den Finger ganz nah am Puls der Zeit hatte und allen vernachlässigten, unruhigen Kids of America eine Stimme verlieh.

          Was, wo und wann genau schiefging ist, könnte Stammtisch-Debatten füllen, lohnt sich dennoch nicht wirklich. Sagen wir einfach, von Moyle wäre Bedeutsameres zu erwarten gewesen.

          Damals, in den Neunzigern, wäre ich wohl voll auf "Empire Records" abgefahren. Mit all den Jahren Abstand erkenne ich darin vor allem ein verkrampftes Gen-X-Vehikel und Mainstream-Produkt, dass sich verzweifelt mit Grunge-Federn zu schmücken versucht.

          Klingt hart, doch ich bin eher überrascht darüber, wie oberflächlich die Figuren und ihre Wortwechsel sein können. Ich will nicht wie meine Mutter enden. Letzte Nacht habe ich versucht, mich umzubringen. Der Laden steht vor dem Aus. Alles ganz wichtig und dennoch hat Moyle seinen Midas-Touch über die Jahre eingebüßt.

          Niemand, im Ensemble, animiert das Publikum wirklich so sein zu wollen wie sie. Oder wenigstens seine, ihre, alle Ängste, bedrückenden Gefühle über Bord zu werfen und sich der Musik hinzugeben. Die Teenage Angst, die Mode und die Rebellion gegen the Man, sind hier nur eine Fahne, in die sich eine recht harmlose Comedy hüllt.

          Da helfen auch der Cameo von GWAR und Gespräche über die Basslines der Misfits und der Pixies nicht mehr viel.

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          • 5

            Und jetzt alle Nachsprechen: Brother-Fucker, Husband-Fucker, Sister-Fucker.

            Vielen Dank Blake Lively und Anna Kendrick, für diese Erweiterung unseres Sprach-Schatzes. Allein dafür hat sich die Produktion von "Nur noch ein kleiner Gefallen" doch gelohnt.

            Und beim Rest? Gnadenlose bezaubernde Italien-Kulisse, kein Photoshop-Filter hätte es besser hinzaubern können. Miss Lively begreift auch diesen Film als Laufsteg-Show. So wie auch Paul Feig erneut Raffinesse mit Knüppel-Humor und Seifenoper-Twists verwechselt.

            ABER: Irgendwie ist das alles auch halb so schlimm, wenn die Erwartungshaltung nicht so hoch hängt. "Nur noch ein kleiner Gefallen" ist alles andere als ein richtig guter Film. Als Sequel hält der dennoch irgendwie das Niveau des Vorgängers.

            Und ich weiß nicht, ob es an Wahnsinn oder doch Genie grenzt, den Dreh des ersten Films einfach im Gaga-Modus zu wiederholen. Das muss ich nicht lieben, aber doch anerkennen.

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            • 5

              Von all den Nicolas Cages des Universums, hält "Arcadian" den alleinerziehenden Vater für uns parat. Irgendwie doof, der ländlichen, aber auch eher generischen post-apokalyptischen Welt hätte ein wenig vom MANDY-Wahnsinn nicht geschadet.

              So wie es ist, erhalten wir einen Survival-Horror, der besser ist als zunächst gedacht. Der sich aber nicht traut, nach wahrer Größe zu streben. Immerhin ist das nicht unser erstes Rodeo mit den Schrecken der Nacht. Wir kennen das natürlich alles: die Vater-Söhne-Dynamik, die Erkundung der untergegangenen Welt und Kreaturen, die jenen Reste der Menschheit jagen.

              Ein neues "The Road" hätte ich mir nicht erträumt. Dafür ist "Arcadian" ein ziemlich anspruchsloses B-Movie auf den Spuren von "A Quiet Place", minus wirklich tiefgreifender Emotionen.

              Wo der Film hingegen richtig punktet, ist das Creature Design, wenn die Viecher dann auch mal deutlicher zu sehen sind. Als hätten sich Critters mit Flugsauriern gekreuzt. Diese Wesen wären auch Racoon City nicht fehl am Platz.

              Allerdings verhält es sich bei ihnen wie mit dem Rest. Ganz coole Einfälle werden eingestreut, doch das steigert weder die Spannungskurve, noch das grundsätzliche Interesse an "Arcadian". Cage muss sich dafür nicht schämen. Ich hätte ihm eigentlich ein besseres Vehikel dieser Sorte gewünscht. Dieser Film hingegen ist einfach da.

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              • 3 .5

                Weniger ein bemühtes Thriller-Filmchen, als ein reiner Lückenfüller für unliebsame Sendeplätze und leere Streaming-Listen. Stilecht wird gerade ein einzelner Haken geschlagen, stoppt die Entwicklung der Figuren an ihren reizlosen Gesichtern und zur ordentlichen Reflexion von Ideen, Motiven und ähnlichem Potenzial fehlte einfach der Wille. Da ist selbst das Zitat der berühmten Spiegel-Einstellung aus "Der Diener" nicht bloß redundant, sondern schlicht verschwendet. (Oder schon anmaßend?)

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                • 2 .5

                  Young-Adult-Romanzen müssten eigentlich Zucker als das neue Gift ablösen. Für Filmfreunde zumindest. Ich weiß, ich bin eigentlich zu klug dafür, trotzdem kriegen sie mich immer wieder rum.

                  Und unser neuester Schwächeanfall hört auf den Namen "Beautiful Disaster". Hier wird die Konstellation Braves-Mädchen-trifft-tätowierten-Bösen-Buben um Cage-Fights, Sex-Wetten und einem Glücksspiel-Thriller auf Leben und Tod angereichert. Ganz groß gedacht also für die Zielgruppe.

                  Ich wage es dennoch zu behaupten, dass kein noch so von Hormonen durchflutetes Gehirn, nicht nach der Streichung des Adjektivs im Titel verlangen wird.

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                  • 6
                    über Elvis

                    Der Fluch des Biopics ereilt den King of Rock 'n' Roll. Was hatte Elvis Presley auch für ein hartes Leben. In Ketten gelegt durch seinen Mentor und ständig im Clinch. "Elvis" bietet jedenfalls gleich eine Handvoll Showdowns: mit dem Rassismus, mit der verklemmten Moral, mit dem Zeitgeist, der Idole wie ihn schnell ausmustert.

                    Und doch, wird in Baz Luhrmanns Händen nur ein schön anzusehender Bilderrausch, dessen Glanz sich alle Figuren und dramaturgischen Entwicklungen unterordnen müssen. Da wird die Ehe mit Priscilla zur Randnotiz, die Gattin selbst zur Hintergrund-Figur, bis ihre Wortmeldung benötigt wird.

                    Was auch nicht wirklich überrascht. Erstens, weil Luhrmann eher als visueller Meister bekannt ist. Zweitens, weil "Elvis" als Auftragsarbeit verstanden werden muss. Das cineastische Glanzstück einer großangelegten Marketing-Kampagne zum vierzigsten Todestag.

                    Klar, dass dabei alles von Rang und Namen seine Songs interpretiert. Versteht sich von selbst, dass der King in diesem Film ein Brückenbauer zwischen Schwarz und Weiß auftritt. Mit B.B. King abhängt und den ursprünglichen Rhythm and Blues abfeiert. Wer wird da meckern wollen, wo sein Einsatz beim Kampf um die Bürgerrechte war oder wieso er die Songs farbiger Künstler:innen nur vortrug, anstatt ihnen aktiv eine Bühne zu bereiten.

                    Derartige Debatten haben keinen Platz im Abstiegskampf eines großen Künstlers. Den inszeniert der Film immerhin in den besten Momenten als Tunnel voller Nebengeräusche, gelegentlichen Aufbäumens und sogar ein wenig spürbarer Tragik für den sicherlich wahrhaft begnadeten Elvis Aaron Presley.

                    Die Grenzen und das enge Korsett des Musiker-Biopics sprengt "Elvis" dabei leider nicht. Was sich auch daran zeigt, wie schnell die faszinierende Idee, das Leben des Kings durch die Augen von Colonel Tom Parker zu betrachten, verpufft. Andererseits ist der Film auch nicht wirklich schlecht. Im Gegenteil, es gibt humorvolle Einfälle und Passagen wie der erste Gig in Las Vegas sind regelrecht mitreißend – nicht nur musikalisch.

                    In solchen Momenten schimmert mehr als ein Funke durch. Und dennoch bleibt "Elvis" gleichermaßen Passion Project der Beteiligten, wie auch das Produkt einer heutigen Kino-Maschinerie. Viel Aufwand, um den King zu feiern. Nur zu selten wahrhaft einzigartig.

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                    • 6

                      Tierfilm-Horror, Familien-Abenteuer und Kokain-Schmuggel – was für eine Kombo. "Cocaine Bear" ist schon ein echtes cineastisches Kleinod. Mit Krampf auf Kult gebürstet, aber auch nie echt langweilig. Und stellenweise recht drollig im Humor.

                      Ganz anders jedenfalls als Elizabeth Banks vorheriges Debakel "Charlie's Angels". Der Abstecher in gleich drei Genres im Achtziger-Mixer funktioniert eigentlich recht gut. Schließlich wurden damals nicht wenige Filme auf Drogen erdacht oder realisiert.

                      Warum nicht also einen koksenden Bären auf eine Schar bunter Charaktere loslassen, die beinahe ausnahmslos recht sympathisch wirken? Für den Spaß zwischendurch empfiehlt sich das allemal. Zumal der "Cocaine Bear" quasi ein neues Subgenre begründete, von dessen Thron ihm bisher kein Meth-Biber, Drugtopus oder Weed-Schnecke vertreiben konnte.

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                      • 5 .5

                        Guy Ritchie und Jason Statham auf der Suche nach dem Glück. Die kreative Schlagkraft hat schon etwas von ihrer Wucht eingebüßt. Doch ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich mir kein besseres Gespann für ein Gentlemen-Spy-Movie der Marke "Operation Fortune" hätte vorstellen können.

                        Fairerweise lässt sich dabei die Tatsache nicht unter den Tisch kehren, dass Ritchie sich als Wiederholungstäter entpuppt, der die Schwächen seines Flops "Codename U.N.C.L.E." bedenkenlos zweitverwertet.

                        Ein paar lässige Signature Moves ersetzen nur bedingt die Charakter-Zeichnung, noch locken gestochen scharfe Aufnahmen von Urlaubs-Kulissen das Publikum weg von den Adrenalin-Trips der Bonds und Ethan Hunts dieser Welt.

                        Und ebenso interessiert es uns auch nicht wirklich, wem hier was ach so Wichtiges oder Tödliches abgenommen werden soll. Oder, hat es uns eigentlich zu interessieren?

                        Selbstverständlich hält der Film ein paar Qualitäten bereit, die so nur ein Guy Ritchie auf seine eigene Weise inszenieren kann. Wie uns die Idee schmackhaft zu machen, Statham könne durchaus 007 beerben. Oder die Männer-Runde mit Aubrey Plaza zu verstärken, die jetzt endlich mal zu ihren eigenen Big-Budget-Ehren kommen sollte. Ja, und zu guter Letzt natürlich Hugh Grant als beinahe hyper-sexueller, selbstverliebter Waffen-Händler. Die mit Abstand denkwürdigste Rolle, die er, Pi mal Daumen, mit dem besten Solo-Auftritt des Films veredelt.

                        Genug ist das natürlich alles nicht. Bei "Operation Fortune" winken am Ende des Regenbogens weder Sequel-Hoffnungen, noch ein Topf voller Gold. Das fällt eher unter die Misch-Kategorie "Genügend Energie um nicht durchzufallen, aber noch weit entfernt von wirklich gut".

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                          mikkean 11.03.2025, 00:39 Geändert 11.03.2025, 00:39

                          Ach, was soll's. Die Hochtage seiner "Trilogie" "Session 9", "The Machinist" und "TransSiberian" liegen für Brad Anderson schon etwas länger zurück. Doch mit "The Silent Hour" gewinnt der Mann einem ausgelutschten Thriller-Szenario ein paar neue Facetten ab.

                          Angeschlagener Cop muss sich und eine gehörlose Zeugin vor einem Killer-Kommando in einem Abriss-Haus retten. Der Clou: auch Joel Kinnamans Protagonist leidet an zunehmenden Verlust seines Hörvermögens.

                          Und ist die Story auch noch so dünn und durchsichtig wie ein Blatt Papier, benutzt "The Silent Hour" den Zustand seines Helden nicht bloß als Gimmick. "Midnight" aus Südkorea fand ich zwar packender, aber auch hier treiben einige richtig gute Einfälle die Nadel hoch genug, um eine ordentliche Empfehlung aussprechen zu können.

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                          • 4

                            Träumen Roboter eigentlich von banalen Filmen? Verwundern würde es jedenfalls nicht, wenn "Simulant" allein von Algorithmen zusammengesetzt worden wäre. Bei der x-ten Kreuzung aus "Blade Runner" und "I, Robot" erwarten uns keine neu gewonnenen Erkenntnisse. Nur Motive und Genre-Grundpfeiler, die wir im Schlaf rezitieren können.

                            Wäre auch nur halb so schlimm, wenn das Sci-Fi-Melodram und der High-Tech-Thriller nicht so überraschungsarm aneinander vorbei plätschern würden. Doch wo Harrison Ford noch Detektiv-Arbeit leisten musste, rennt Sam Worthington entweder mit der EMP-Wumme fuchtelnd herum oder hockt vorm Bildschirm. Und wohin die Story mit dem Ehepaar geht, ist ebenso schnell klar. Das haben wir so oder halt ähnlich schon erleben dürfen, allerdings spannender.

                            Story A und Story B, Herz und Hirn, bleiben bei "Simulant" lediglich zwei benachbarte Versuchsanordnungen, die nicht miteinander mischbar sind. Alex Garland gelang es noch, mit Reduktion maximale Spannung zu erzeugen.

                            Hier bedeuten begrenzte Mittel vor allem Aufnahmen von Opel-Werken mit Hologramm-Logos. Ist zwar was, aber lange nicht genug, um dieser Kopie einer Kopie eine lange Speicherung auf der Festplatte zu garantieren.

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                              England statt Australien, ein Fotostudio statt Teegeschäft, Passbilder als Hassobjekt anstelle von Bubble Tea. Am wichtigsten natürlich, die anfangs glücklose Heldin ist indischer Abstammung, nicht chinesischer.

                              Wäre alles gar nicht so wichtig. Trotzdem gelingt "Prophezeihung... Liebe" das Unmögliche: Das Remake von "Five Blind Dates" hinterlässt einen deutlich spürbareren Eindruck als das unscheinbare Original. Selbst wenn die Genre-Grenzen garantiert nicht aus den Angel gehoben werden.

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                              • 5 .5

                                Oh no, lebensverändernde Einschläge erschüttern den BFF-Kokon der Thirtysomethings Lucy und Jane. Während Letztere der Arbeit wegen umziehen will, muss sich Lucy darüber klar werden, was sie im Leben will. Und warum sie Jungs einfach nicht interessieren.

                                Halt. Wäre das hier eine queere RomCom über verspätete Liebes-Erklärungen und so weiter, läge alles noch im grünen Bereich. Aber diese Art von Film ist "Am I OK?" nicht.

                                Tatsächlich wollte Drehbuch-Autorin Lauren Pomerantz ihre eigenen Erlebnisse darüber verarbeiten, wie ihre Freundschaften vor und nach einem späten Outing belastet wurden. In den Händen der Regisseurinnen Tig Notaro und Stephanie Allynne wird daraus alles andere als ein lebensbejahendes Indiewerk voller Esprit, Wortwitz, Selbstliebe oder Sex Positivity.

                                Au contraire, die Insider-Witze unserer Freundinnen drehen sich um falsche Namen und Wortschöpfungen wie Vaginen-Eis. Was so authentisch wie auch nervtötend ist, dass der Funke selbst beim dritten Anschauen nicht überspringen will.

                                Und auch Dakota Johnson scheint den Filmtitel als Aufforderung verstanden zu haben, stets irgendwie kurz vorm Heulkrampf zu stehen. Nun gut, wenn ihre Figur dann endlich aufblüht, sobald sie den Sprung wagt. Aber nein, selbst dann bleibt "Am I OK?" zugeknöpft und beschämt, als wäre das weiterhin ein peinliches Geheimnis.

                                Harsche Worte hin oder her. Allein die Tatsache, dass sich Presse-Mitteilungen und verlinkte Artikel spannender lesen als der eigentliche Film, will hier schon was heißen.

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                                • 7 .5

                                  Gäbe es nicht "Spotlight", dann müsste ich "She Said" glatt als besten Investigativ-Thriller seit "Die Unbestechlichen" lobpreisen. Doch ich werde hier die Katholische Kirche mit Harvey W. abwiegen.

                                  Maria Schrader gelingt ein fesselndes Porträt monatelanger Recherche, schmerzhafter Opfer-Erzählung und die Vielzahl juristischer Drohgebärden gelungen. Der Fokus sitzt geradezu perfekt, sowohl auf der (ziemlich belastenden) Arbeit der Reporterinnen Jodi Kantor und Megan Twohey, Celebrity-Namen wie Ashley Judd und Gwyneth Paltrow, als auch den Frauen, die in der Hierarchie weiter unten standen.

                                  Und über allem schwebt Weinstein als menschlicher Todesstern, der mit strafrechtlicher Verfolgung und Vernichtung der Reputation droht. Sicherlich hätte es dem Film nicht geschadet, seinen objektiven Ansatz etwas mehr Kante zu verleihen.

                                  Allein das Gelöbnis journalistischer Integrität und tiefst empfundene Betroffenheit werden nicht alle Zuschauer:innen gleichermaßen ansprechen. Zumal "She Said" schon ein wenig dazu neigt, von der Redaktions-Besprechung A zum Interview B zu gleiten. Und die einzigen treibenden Faktoren die Arbeit der Konkurrenz oder der Versuch, endlich Gwyneths Statement zu bekommen, zu sein scheinen.

                                  Andererseits wird der Film auf seine nüchterne Art dem Anliegen besser gerecht, als mit der Hypothek einer aufgesetzten Girl-Power-Botschaft (inklusive Western-Showdown mit Weinstein etc.), auf die sich alle Kulturkrieger stürzen würden. Doch diese Zeitgenossen dürfen sowieso nicht zur Zielgruppe des Films gezählt werden.

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                                    mikkean 12.02.2025, 17:41 Geändert 12.02.2025, 21:33

                                    Die erste Hälfte der großen Abschieds-Show von Ethan Hunt. Ein paar neue Stempel im Reisepass, neue Gesichter für die Schurken-Galerie und Tom Cruise als Ikarus des Stunts, der seine Todessehnsucht noch nicht gestillt hat.

                                    Bei "Mission: Impossible – Dead Reckoning" ist also vieles beim Alten. Und doch muss ich Cruise und seinem Stab hoch anrechnen, dass sie sich der geistigen Abnutzung vieler Tentpole-Kollegen (ich schaue in deine Ecke, Dominic Toretto) standhaft verweigern. Größtenteils erfolgreich, wenngleich bei der siebten Runde einige Längen und logische Abstriche in Kauf genommen werden müssen.

                                    Denn Cruise und seinem Chef-Strategen Christopher McQuarrie scheint die eigene Ambition ein wenig über den Kopf gewachsen zu sein. So gewaltig die Gefahr einer selbstlernenden Künstlichen Intellgenz beschrieben wird, so schläfrig gerät die Exposition. Während Esai Morales hinter den Erwartungen des menschlichen Endgegners bleibt, den "M:I" verdient hätte.

                                    Im Gegensatz dazu wird sehr viel Zeit in die Einführung von Neuzugang Hayley Atwell investiert. Wobei mehr Kniffe der Screwball-Komödie entlehnt werden, als der des Agenten-Kinos. Bringt zwar auch frischen Wind, die eigentliche Handlung droht dabei aber auch ziemlich abzudriften. Bei den Vorgängern "Fallout" und "Rogue Nation" hielt McQuarrie die Fäden doch wesentlich fester im Griff.

                                    Der Mann hat jedoch eine Mission zu erledigen. Er muss Tom Cruise gut aussehen lassen. Für dieses Ziel müssen halt Opfer gebracht werden. Ob der unrühmliche Abgang von Rebecca Ferguson, die sowieso schon auf der Seitenlinie gehalten wird. Oder, auf zerebrale Ebene, Fragen nach Sinn und Unsinn bei so mancher Gelegenheit.

                                    Und warum dann die gute Bewertung? Nennt es den Cruise-Bonus. Nennt es Verbohrtheit. "Dead Reckoning" ist nicht der perfekte Startschuss fürs Grande Finale. Im Vergleich zu anderen Endlos-Reihen bewahrt sich der Film allerdings auch das Maß an Eigenständigkeit, mit der sich die "Mission: Impossible" auseinanderhalten lassen. Das lässt mich durchaus hoffen, dass der Nächste noch einen draufsetzt.

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                                    • 7 .5

                                      Zwei Fremde, eine doppelt gebuchte Unterkunft und unschöne Überraschungen im Keller. "Barbarian" war einer der Horror-Hits in Pandemie-Zeiten und es wird schon nach wenigen Minuten klar wieso.

                                      Was noch als Meet Cute im Airbnb beginnt, wird einfach so auf Monster-Terror umgekrempelt. Bis doch wieder dem Humor Platz eingeräumt wird. Autor und Regisseur Zach Cregger, davor in leichteren Gefilden tätig, legt schon einen gewagten Stilwechsel hin, der ihm erstaunlich gut gelingt.

                                      Mag sein, dass vieles an "Barbarian" äußerst vertraut wirkt. Verzweigte Tunnel-Gewölbe, Creature-Horror und sogar abartige Zeitgenossen sind ja schließlich Teil der Genre-DNA. Für jedes Klischee hält Cregger hingegen einen kleinen Ausgleich bereit. Und da muss ich vor allem Justin Long hervorheben.

                                      Als Oberarsch und glückloser Hausbesitzer ist er sicherlich alles andere als ein würdiger Mitstreiter für die Heldin Georgina Campbell. Seine Inklusion zeigt allerdings auch, wie sich eine recht geradlinige Story doch immer noch erfrischend anders aufziehen lässt. Überhaupt ist das Wechselspiel von Eskalation und Exposition, das bei "Barbarian" jeglichen Anflug von Langeweile vertreibt. Muss nicht allen gefallen. Dem ähnlich gearteten, verhunzten Remake von "Castle Freak" ziehe dieses Vergnügen jederzeit vor.

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                                        Kaum zu glauben. Auch im Licht des Full Moon geschehen kleine Wunder. "Subspecies 2" ist zwar nur ein weiteres Billigfilmchen, doch auch eine Steigerung zum Vorgänger.

                                        Warum jetzt der Blutstein, das Symbol der Macht im Vampir-Reich, in den Hintergrund tritt und Fiesling Radu plötzlich Gefallen an der Freundin seines Bruders findet, wird nur unzureichend umrissen. Ernsthafte analytische Vorstöße verbieten sich bei Charles Band ja aber von selbst.

                                        Stattdessen kann ich sagen, dass nicht nur Radu Vladislas eine wesentlich hübschere Haarpracht vorweisen kann. Generell steigert das Sequel das Effekt-Niveau. Und so dünn die Story auch wieder ist, Ted Nicolaou gelingen ein paar echte Nosferatu-Momente, die ebenso niedlich, wie auch recht passend für die Marke sind.

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                                        • 4

                                          Kick-off zu DER Vampir-Saga aus dem Full-Moon-Universum. Charles Band, der alte Pfennigfuchser, überließ seinem Kumpel Ted Nicolaou das Zepter. Was den Film mit seinen lächerlichen Spezial-Effekten, der Hundehaar-Perücke von Angus Scrimm und reichlich Längen, nicht unbedingt rettet.

                                          Andererseits kann "Subspecies" zugutegehalten werden, dass die rumänische Burg-Kulisse sehr zum Ambiente beiträgt. Und im Gegensatz zu Bands Puppentheater ist die Mythologie, so inkohärent sie auch sein mag, ansatzweise recht ansprechend. Es gab jedenfalls schon blöderes.

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                                          • 3 .5

                                            Uff, welch kreative Energie hier auch abgezapft wurde. In den Humor ist sich ganz sicher nicht geflossen. "Ihr seid herzlich eingeladen" beweist nur, dass sich Komödien über konkurrierende Hochzeits-Gesellschaften eben nicht von selbst schreiben. Trotz großer Namen wie Reese Witherspoon oder Will Ferrell. Selbst die können blöde Gags nicht verkaufen, noch den Film davor bewahren, nur als banales Streaming-Futter zu enden.

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                                            • 6 .5

                                              Zur Feier einer arg verspäteten Free-TV-Premiere. "London Town", basierend auf dem jahrelang vernachlässigten Joe-Strummer-Project, erzählt vom Erwachsenwerden vor der Kulisse der vom Punk aufgerüttelten Siebziger Jahre.

                                              Die Geschichte über Verantwortung übernehmen, Taxi-Nachtschichten in Frauen-Klamotten, die Entzauberung unserer Eltern-Bilder, und dem Wunsch, den Clash-Frontmann persönlich zu treffen, ist sicherlich nicht weltbewegend. Garantiert nicht so revolutionär wie die Musik, die der Film abfeiert. Und doch geht das Konzept ziemlich gut auf, selbst wenn Punk und Strummer nur Randerscheinungen bleiben.

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                                              • 5 .5

                                                Die Romantik ist tot? Sagt das noch einmal, nachdem ihr einen Schizophrenie-Patienten auf seiner Reise von einer australischen Küste zur anderen begleitet habt, damit er das Mädchen seiner Träume findet. Schließlich muss er doch allen beweisen, dass sie nicht bloß ein Produkt seiner Fantasie ist. Alles klar?

                                                Unser Odysseus verzichtet auch auf jegliche pharmazeutische oder therapeutische Unterstützung. Dafür wird er von einer Horror-Krankenschwester und dem denkbar nutzlosesten Superhelden-Opa überhaupt heimgesucht.

                                                Mit derlei Unmöglichkeiten, und einer recht eigenwilligen Logik zur Auflösung, strapaziert die Fantasy-Dramedy doch schon den guten Willen. "Das Mädchen deiner Träume" hat schon Charme. Auch witzig: Dream-Girl Lilly Sullivan hat zuletzt ihre Nehmerqualitäten beim Deadites-Schlachten bewiesen.

                                                Letztlich bleibt ein glattgebügelter Film, dessen kuriose Story in den Händen von Träumern wie Terry Gilliam oder Michel Gondry sicherlich ganz eigene Höhenflüge erlebt hätte.

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                                                • 8 .5

                                                  Von der schlimmsten Hausparty überhaupt zur künstlerischen Rehabilitierung. Nach "Mother!" hat Darren Aronofsky endlich sein Mojo wieder und stellt das Herz vor den Kopf. Zur Anteilnahme am Schicksal des übergewichtigen Englisch-Lehrers Charlie bedarf es keiner fundierten Kenntnisse von Literatur oder Symbolik. "The Whale" ist vor allem eine geballte Ladung rauer, ungekünstelter Emotionen.

                                                  Und vor allem ist es die Auferstehung seines Hauptdarstellers Brendon Fraser, der, flankiert von einem tollen Cast wie Sadie Sink und Hong Chau, sämtliche Facetten seiner Figur verinnerlicht hat und nach und nach preisgibt.

                                                  Vereinzelt musste sich Fraser ja manch gehässige Kritik gefallen lassen. Wie für seinen Auftritt in "Killers of the Flower Moon". Als ein Journalist meinte, er solle den Oscar gleich lieber zurückgeben. Aber das ist überheblicher Bullshit. "The Whale" ist ein großes Stück Schauspieler-Kino. Nicht allein Kunst um der Kunst willen, sondern ganz nah dran am Menschen. Schmerzhaft, aber auch schön.

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                                                  • 8 .5

                                                    Nicholas Winton und der Kindertransport. Unbesungene Helden und beinahe vergessene Heldentaten. "One Life" zeichnet nicht nur die Bemühungen eine der größten humanitären Rettungsaktionen nach, sondern auch deren verspätete Rückkehr ins öffentliche Bewusstsein.

                                                    Unprätentiös, nicht aufdringlich, doch eindringlich. Wie es sich für das Thema gebietet, präsentiert sich der Film sachlich und schlicht. Und wird doch durchs würdevolle Spiel von Anthony Hopkins in eine emotionale H-Bombe verwandelt.

                                                    Denn "One Life" bejubelt nicht einfach nur altruistischen Heroismus. Dies ist ebenso ein Film über die Last der Schuld, nicht jede Seele gerettet haben zu können. Sobald das klar ist, darf der Damm während der Momente im Fernseh-Studio brechen. Wobei die Macher:innen klug genug waren, diese nicht als Schlusspunkt zu benutzen. Gut so.

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