365 Days bei Netflix: Was zur Hölle soll das Ende bedeuten?

18.06.2020 - 17:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
365 Days braucht man, um das Ende zu interpretierenNext Film
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Seit Tagen steht mit 365 Days ein Softcore-Erotikfilm in der Top 10 von Netflix. Doch was bedeutet eigentlich das unvermittelte Ende und wie würde es in Teil 2 weitergehen?

365 Days erinnert in Sachen Drehbuch und Dialogen an drittklassige Adult Fan-Fiction. Trotzdem (oder gerade deswegen) schaffte es der polnische Erotik-Thriller in den letzten Tagen in die Riege der derzeit beliebtesten Produktionen bei Netflix.

Die hanebüchene Story eines aufgepumpten Mafiosi, der seine Traumfrau entführt und ihr 365 Tage gibt, um sich in ihn zu verlieben, lebt von der Anziehungskraft der Darsteller und einer stylisch inszenierten Freizügigkeit. Mit der angebrachten Kritik im Hinterkopf lässt sich der Film tatsächlich als vergnüglich-dämliche Erotik-Fantasie wegbingen. Mehr scheint er ja über weite Strecken nicht zu sein - bis kurz vor Schluss.

Der unvermittelte Cliffhanger am Ende von 365 Days dürstet nach Erklärung. Vor Spoilern sei im Folgenden gewarnt.

365 Days bei Netflix: Das passiert am Ende des Films

Hauptfigur Laura (Anna Maria Sieklucka) benötigt überraschenderweise keine 365 Tage, um sich in Mafia-Dominus und Alpha-Tier Massimo (Michele Morrone) zu verlieben. Zwar macht sich der Sizilianer zunächst unbeliebt durch überraschende Party-Einladungen und die nicht unerhebliche Tatsache, dass er sie entführt hat.

Sein geschwungener Bizeps, die haarige Brust und seine einnehmende Yacht respektive Persönlichkeit trösten dank Drehbuch über die offensichtlich missbräuchliche Beziehung hinweg. Für Laura erweist sich Massimo als unwiderstehlich. Das schwitzige Happy End scheint zum Greifen nah.

Schaut euch den Trailer für 365 Days bei Netflix an:

365 Days - Trailer (English) HD
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Als Zeichen ihres neuen Lebens(abschnittsgefährten) blondiert sich Laura in Warschau die Haare und gesteht Massimo ihre Liebe. Sie nimmt sogar seinen Heiratsantrag an und erfährt wenig später, dass sie schwanger ist. Doch kurz bevor sie ihrem Mafiosi die freudige Nachricht mitteilen will, geschieht ein Unglück.

Was genau passiert, sehen wir am Ende von 365 Days allerdings nicht. Laura ist mit ihrer besten Freundin in einem Auto unterwegs und telefoniert währenddessen mit ihrem Liebsten. Parallel dazu erfährt Massimos rechte Hand Mario (Bronislaw Wroclawski) von einem schrecklichen Plan. Massimos Arbeitskollegen wollen Laura ermorden. Mario kann die beiden nicht warnen.

Wir sehen, wie Laura in einen Tunnel fährt, heraus kommt sie nicht. Massimo ist am Boden zerstört. Und das war es dann. Wer einen abgeschlossenen Film erwartet hatte, wird enttäuscht. Auf einmal drängelt sich in dem coitalen Marathon nämlich die Story in den Vordergrund.

Stirbt Laura am Ende von 365 Days?

Zunächst einmal ist das Ende offen. Doch die Vorlage des Films deutet auf das Überleben der Piroggi und Gangster liebenden Laura hin.

Bei 365 Days handelt es sich nämlich um die Adaption des ersten Teils einer Roman-Trilogie von Autorin Blanka Lipińska. Der Originaltitel lautet 365 dni.

Die bisher noch nicht auf Deutsch erschienene Geschichte wird in Teil 2 (Ten dzień, "dieser Tag") und 3 (Kolejne 365 dni, "noch 365 Tage") fortgesetzt. Ohne an dieser Stelle die ganze Trilogie zu spoilern, sei erwähnt: Laura überlebt in der Vorlage mindestens bis zum Finale von Teil 2.

Michele Morrone und Anna Maria Sieklucka in 365 Days

Der Film von Barbara Bialowas und Tomasz Mandes verändert die Handlung der Vorlage in Teilen. Falls 365 Days 2 in Auftrag gegeben wird, könnte der Cliffhanger mit einer Entführung von Laura aufgelöst werden.

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In den Büchern wird Laura ständig von irgendjemanden entführt, darunter sogar ein böser Zwilling (!). Entsprechend harsch lesen sich die englischsprachigen Rezensionen bei Goodreads .

Die schon im Film problematische Darstellung von "nachträglicher" Einwilligung bei Sexualakten durchzieht offenbar auch die Romantrilogie. Gemeint sind damit Szenen wie jene, in der Massimo eine Stewardess zur oralen Befriedigung zwingt und die Frau danach befriedigt vor sich hin lächelt. In solchen Szenen wird missbräuchliches Verhalten verharmlost.

365 Days

Am Balanceakt zwischen ungezügelter Erotik-Fantasie und nachvollziehbarer Geschichte scheitert die Adaption. Das fällt vor allem dann auf, wenn Lauras Unbehagen über die Situation durch Körpersprache und Dialoge heruntergespielt wird. Die Fantasie darf schließlich nicht gestört werden. Da stolziert sie beispielsweise eingeschnappt aus einem Privatjet, als hätte jemand ihr Lieblingskleid ruiniert, während sie in Wirklichkeit gefangen gehalten wird. Mit leicht verschobenem Blickwinkel werden aus 365 Days nämlich 3096 Tage.

Dank fehlender Konkurrenz, trashigen Dialogen und einer äußerst effektiven Inszenierung hat sich 365 Days trotzdem zu einem Hit bei Netflix entwickelt.

365 Days 2 und 3: Eine Fortsetzung ist noch nicht in Sicht

Die Vorlagen sind vorhanden, das Interesse besteht auch. Ob Teil 2 und 3 noch verfilmt werden, ist derzeit nicht bekannt.

Bei 365 Days handelt es sich nicht um ein Netflix Original. Der Film lief im Februar in Polen an und hatte ursprünglich einen deutschen Kinostart im März. Die unklare Situation in Corona-Zeiten erschwert Prognosen dieser Art.

Wer unbedingt wissen will, wie es weitergeht mit Laura und Massimo, sollte sein Polnisch auffrischen.

Habt ihr 365 Days gesehen?

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