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Anime-Serien im Kino - Mein Abend unter (Alien-)Parasiten

10.07.2016 - 13:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Shinichi und sein Parasyte
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Shinichi und sein Parasyte
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Wir kehren wieder zurück ins Tokio der Gegenwart, das mit einer Invasion parasitärer Aliens zu kämpfen hat. Doch nicht alle dieser Parasiten sind auf eine friedliche Koexistenz mit der Menschheit aus. Lest hier, was ich im Kino erlebt habe!

Am 23. Februar diesen Jahres startete die KAZÉ Anime-Night mit den ersten drei Episoden der Serie Tokyo Ghoul √A. Ende April folgte Psycho-Pass: The Movie, der die Handlung der gleichnamigen Anime-Serie fortsetzt. Ende Juni ging die Anime-Night in ihre nunmehr dritte Runde und diesmal war einiges anders, verglichen mit den ersten beiden Veranstaltungen.

Denn am 28. Juni lief mit Kiseiju - Parasyte: Part 1 der erste von zwei Real-Filmen im Rahmen von KAZÉs Kinoreihe. Parasyte basiert auf dem gleichnamigen Manga von Hitoshi Iwaaki, dessen Werk erstmals von 1988-1995 veröffentlicht wurde. 2014 folgte neben einer 24 Episoden umfassenden Anime-Adaption des renommierten Studios Madhouse auch der erste Teil eines Live-Action-Zweiteilers, um den es nun gehen soll.


Worum geht es in Parasyte?

Shinichi und Migi

Seltsame Wesen erreichen die Erde, wo sie die Kontrolle über Tiere und Menschen übernehmen können, indem sie Besitz von deren Gehirnen ergreifen. Wurde ein Wirtskörper erfolgreich übernommen, können diese "Parasiten" diesen nach Belieben steuern und gar verformen. Einer dieser Parasiten versucht in den Körper des Schülers Shinichi Izumi einzudringen, doch dieses Vorhaben misslingt, da der Junge seinen Angreifer bemerkt und diesen davon abhalten kann, durch seine Nase in seinen Kopf einzudringen. Stattdessen bohrt sich dieses Wesen in seine Hand und versucht durch Shinichis Arm in dessen Kopf zu gelangen, was ebenfalls misslingt. Am nächsten Morgen denkt Shinichi, dies alles sei lediglich ein böser Traum gewesen, bis er Veränderungen an seinem rechten Arm bemerkt. Wie sich herausstellt, konnte der Parasit den Platz von Shinichis rechtem Arm übernehmen und mit dem Körper des Jungen verschmelzen. Fortan sind die beiden gezwungen, einen Weg zu finden miteinander zu leben, um zu überleben. Dies stellt sich allerdings schon bald als schwierig heraus, denn auch andere Parasiten leben in der Stadt und planen, diese langsam zu übernehmen.

Parasyte konnte mich bereits als Manga und Anime von sich überzeugen, auch wenn ich gestehen muss, dass ich beides bis heute nicht beendet habe. Die Beziehung zwischen Shinichi und seinem Parasiten entwickelt sich über den Verlauf der Geschichte in einem angenehmen Tempo und man merkt, wie beide als Team immer mehr zusammenwachsen, obwohl keiner von ihnen anfänglich mit dieser Situation wirklich zufrieden war. Die behandelten philosophischen Fragen, ob es beispielsweise die Erde zu einem besseren Ort machen würde, wenn man die Anzahl der Menschen reduzierte oder welche der beiden Spezies, Parasiten oder Menschen, nun die wahren Monster seien, regt zu einigen wirklich interessanten Gedankenspielen an. Die Zeichnungen des Manga sind zwar relativ schlicht gehalten, doch die Erzählung der Geschichte weiß dafür umso mehr zu überzeugen und wiegt diese kleine Schwäche auf. Der Anime von Madhouse orientiert sich zwar im Grunde an der Geschichte der Manga-Vorlage, doch das Studio erlaubte sich bei der Adaption die eine oder andere kreative Freiheit. Die Animationen der Serie sind hochwertig und auch der Soundtrack sowie die Sprecher können überzeugen.


Mein Abend mit Kiseiju - Parasyte: Part 1

Das Kinoplakat zu Parasyte: Part 1

Wie zuvor schon bei Tokyo Ghoul und Psycho-Pass habe ich mir auch Parasyte: Part 1 mit einem guten Freund im CinemaxX Bremen angesehen. Diesmal sahen wir uns allerdings mit einigen kleinen Hindernissen konfrontiert. Das Kino-Personal war vergangenen Dienstag deutlich unterbesetzt, weshalb wir gemeinsam mit einigen Dutzend Leuten vor dem Kino warten mussten, um unsere Tickets holen zu können. Das Resultat waren dezent genervte Kinogänger sowie ebenfalls dezent genervte Kino-Mitarbeiter. Wir haben es gerade noch rechtzeitig in den Saal geschafft, bevor der Film startete und konnten so noch einen Blick auf das Ende des Trailers zu The Last: Naruto the Movie erhaschen sowie einen Trailer zur Anime-Night ansehen, ehe der Film endlich startete.

Im Mittelpunkt der Handlung steht, wie auch im Manga und Anime, Shinichi Izumi, der eines Nachts von einem seltsamen, fremdartigen Wesen überrascht wird, das versucht in seinen Körper einzudringen. Die fremde Lebensform schafft es, sich in Shinichis rechte Hand zu bohren und sich den Arm hochzuschlängeln, doch der Junge kann rechtzeitig verhindern, dass die Kreatur seinen Kopf erreicht. Shinichi hält das Geschehene für einen Albtraum, doch bereits am nächsten Tag bemerkt er seltsame Veränderungen an seinem Arm. Wie sich später herausstellt, gehört sein rechter Arm nicht mehr ihm, sondern dem schlangenartigen Wesen, welches vergangene Nacht seine Hand eroberte. Dieser "Parasit" will lernen und verbringt viel Zeit damit, über das Leben der Menschen, ihre Errungenschaften und Kultur zu recherchieren. Der Parasit stellt sich Shinichi später als Migi (deutsch: rechts) vor und sagt ihm, dass sie sich miteinander arrangieren müssen, da der eine ohne den anderen vermutlich nicht mehr überleben könne. Zu dieser Zeit häufen sich Mordfälle in der Stadt, bei denen vermehrt von Kannibalismus die Rede ist. Wie sich später herausstellt sind dafür Artgenossen Migis verantwortlich, die verschiedene Gesellschaftsschichten zu infiltrieren versuchen, um so langsam die Kontrolle über die Stadt zu erlangen.

Der Film unterhält über seine gesamte Laufzeit von knapp zwei Stunden fast durchgehend gut, was besonders der Leistung des Hauptdarstellers Shôta Sometani und seiner Interaktion mit Migi zu verdanken ist. Beide Figuren werden sympathisch dargestellt und wachsen mit der Zeit zu einem guten Team zusammen. Speziell Shinichi will die Tatsache, dass er sich fortan seinen Körper mit einem Alien teilen muss, anfangs nicht akzeptieren, weshalb er Migi oftmals als Monster oder auch Teufel bezeichnet. Doch im Laufe der Zeit beginnen sie einander besser zu verstehen und entwickeln sich zu einem guten Team. Auch die restlichen Darsteller des Films erledigen ihre Sache gut, was von den Leistungen der deutschen Sprecher, welche die Emotionen der Charaktere stets passend transportieren können, schön unterstützt wird. Auch die Actionszenen des Films, die teils nicht vor expliziter Gewaltdarstellung zurückschrecken, wurden ansprechend inszeniert und überzeugen mit guten Choreographien.

Wie bereits der Manga, vor dem sich der Film in diversen Szenen verbeugt, werden auch im Film einige philosophische Fragen aufgeworfen. So stellt sich ein Parasit die erschreckende Frage, was einen Menschen ausmacht und ob sich eine Reduzierung der Menschheit positiv auf den Planeten auswirken könnte. Migi hingegen weiß nicht wirklich, was er von menschlichen Gefühlen und dem damit verbundenen, teils irrationalen Verhalten anfangen soll, denn dass jemand sein eigenes Leben opfert, um ein anderes zu retten, erscheint ihm äußerst suspekt. Auch die menschliche Doppelmoral, dass ihr Leben mehr wert sei als das ihrer Nahrung, erstaunt ihn, da es ihm ziemlich unlogisch erscheint. Menschen seien schließlich ebenfalls Tiere und im Gegensatz zu den Menschen würden sich die Parasiten damit begnügen, lediglich eine Spezies zu vertilgen, was Migi als deutlich "humaner" empfindet.

Es gibt jedoch auch ein paar Kleinigkeiten, durch die Parasyte: Part 1 ins Straucheln gerät. Zum einen wäre da das Pacing des Films, welches nicht immer optimal ist. An einigen Stellen ist der Film zu ausführlich und wirkt dadurch ab und an auch langatmig. An anderen Stellen, etwa wenn Shinichi Migi über ein Erlebnis aus seiner Kindheit berichtet, verweilt der Film zu kurz, sodass die Charakterentwicklung auf der Strecke bleibt. Dies liegt sicherlich zu einem großen Teil daran, dass viele Aspekte des Manga gekürzt werden mussten, damit der Film nicht zu überladen wirkt; leider wurde in manchen Szenen am falschen Ende gekürzt. Ein weiteres Problem des Films stellt sein Budget dar, was sich vor allem an den Effekten des Films bemerkbar macht. Natürlich kann man die Kosten dieses Films nur schwerlich mit aktuellen Hollywood-Produktionen wie Captain America: Civil War oder Batman v Superman vergleichen, doch etwas schöner hätten die CGI-Monster durchaus sein dürfen, denn in vielen Szenen sind die Parasiten deutlich als Fremdkörper zu erkennen. Abgesehen von diesen Schwächen war Parasyte: Part 1 jedoch eine gelungene Manga-Adaption, besonders verglichen mit Totalausfällen vom Schlage eines Dragonball Evolution. Somit hatten wir durchaus unseren Spaß mit Shinichi und Migi. Wer bis zum Schluss sitzen blieb, durfte zudem noch einen Blick auf die Fortsetzung des Films erhaschen, der einen vielversprechenden Eindruck macht.

Nach diesem kleinen Teaser war dann auch dieser schöne Kinoabend vorbei, doch bereits diesen Monat geht es weiter mit One Piece Film: Gold :)


Hier sind die eingangs erwähnten Filme der Anime-Night in der Übersicht:

  • 23. Februar: Tokyo Ghoul √A (Ep. 1-3)
  • 26. April: Psycho-Pass – The Movie
  • 28. Juni: Kiseiju – Parasyte – Part 1 (Realfilm)
  • 26. Juli: One Piece Film: Gold
  • 27. September: Attack on Titan – Part 1 (Realfilm)
  • 29. November: Project Itoh – Empire of Corpses

Das war also mein Abend unter Parasiten. Was haltet ihr von Parasyte und werdet ihr euch die Live-Action-Adaption ansehen?

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