Black Souls - Der Mafiafilm des Jahres?

30.08.2014 - 14:05 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Black Souls
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Die ’Ndrangheta ist Thema des Mafiathrillers Black Souls von Francesco Munzi, der in Venedig Premiere feiert. Einige Kritiker waren begeistert. Andere vermissten die Komplexität von Matteo Garrones Gomorrha.

In seinem dritten Spielfilm widmet sich Francesco Munzi (Saimirs Entscheidung) der kalabrischen Mafia. Die ’Ndrangheta stieg in den 90er und 00er Jahren zur mächtigsten Mafia-Organisation auf der Welt auf. Sie unterscheidet sich insbesondere durch ihre primär auf verwandtschaftliche Verhältnisse setzende, pyramidenförmige Struktur und Mitgliederauswahl von ähnlichen Organisationen, was die Ermittlungen erschwert. ’Ndrangheta-"Soldaten" werden ins Verbrechen gewissermaßen hineingeboren. In seinem Film Anime Nere (Internationaler Titel: Black Souls) erzählt Munzi von drei Brüdern der ’Ndrangheta, zwei davon Kriminelle, einer ein Außenseiter. Der Film läuft derzeit im Wettbewerb der 71. Filmfestspiele in Venedig und die ersten Kritikerreaktionen haben wir für euch versammelt.

Worum geht es in Black Souls?

Luciano (Fabrizio Ferracane) lebt mit seiner Frau nahe Africo in Kalabrien und hält sich aus den illegalen Geschäften der Carbone-Familie raus. Sein Sohn Leo (Giuseppe Fumo) allerdings zeigt sich beeindruckt vom Gangsterleben. Als er aus Wut eine örtliche Bar zusammenschießt, flüchtet Leo nach Mailand, wo er bei seinem kriminellen Onkel Rocco (Peppino Mazzotta) unterkommt. Währenddessen verlangt die Konkurrenzfamilie der Barracas, dass Leo von seiner Verwandtschaft für die Angelegenheit in der Bar zur Rechenschaft gezogen wird. Da die Barracas einst das Familienoberhaupt der Carbones töteten, wird eine friedliche Lösung des Streits immer unwahrscheinlicher.

Das sagen die Kritiker zu Black Souls:

Als "den Mafiafilm des Jahres" bezeichnet Jay Weissberg den Film in der Variety  und führt aus: 

"Was Mafia-Geschichten angeht, entfernt sich Black Souls nicht besonders weit von den vielen Vorgängern - es gibt sogar eine Strip Club-Einstellung, die direkt aus Die Sopranos stammen könnte. Anders als Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra hat der Film nicht den Anspruch, aus vielen Punkten eine Verbindung herzustellen [...]. Stattdessen konzentriert sich Munzi auf die unvereinbaren Überreste einer gottverlassenen Vergangenheit, in der Verwandtschaftsverhältnisse und Blutfehden in einer marginalisierten Ecke des ländlichen Italien schwären, bis ganze Gemeinschaften in einen Strudel der Einschüchterung und Gewalt gezogen werden." 

Die Stärke des Films sei deswegen, wie er ausgehend von ländlichen Ehrvorstellungen nicht nur einen Gewaltakt untersucht, sondern "eine niemals endende Kette der Gewalt, die von Generation zu Generation weitergegeben wird". 

Im britischen Telegraph  gibt Robbie Collin Black Souls 4 von 5 Sternen und schreibt: 

"Dieser seltsame, widersprüchliche Ton eines 'opernhaften Realismus', den der Kritiker und Essayist Phillip Lopate in den Filmen von Luchino Visconti ausgemacht hat, durchzieht auch den Kern von Munzis Film: Dem Plot ist eine fast theaterhafte Erhabenheit zu eigen [....], aber in den Einzelmomenten scheint der Realismus durch." 

Im Hollywood Reporter  zeigt sich Deborah Young weniger beeindruckt von dem Gangsterthriller. Fans von Der Pate und ähnlichem könnten enttäuscht werden von der unaufgeregten  Herangehensweise des Films:

"Obgleich der Film thematisch nicht so abschreckend komplex wie Gomorra ist, fehlt es ihm an den ikonischen filmischen Bildern und er erscheint letztendlich weniger erinnerungswert." 

"[Black Souls] erfindet das Mafia-Kino nicht neu, zählt aber dank seiner perfekten Besetzung und der stilsicheren Inszenierung zu den bisher stärksten Beiträgen der diesjährigen Wettbewerbsschiene", schreibt Jens Hinrichsen in der Osnabrücker Zeitung 

3 von 5 Sternen werden bei CineVue  vergeben: "Mit seinen überraschenden erzählerischen Wendungen und schönen Bildern ist Black Souls letztlich eine viel originellere Aufarbeitung des italienischen organisierten Verbrechens, als zunächst gedacht."

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