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Britney Spears - Britney Jean

17.02.2016 - 17:20 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
"Singen nach Zahlen" eines großen Popstars
RCA
"Singen nach Zahlen" eines großen Popstars
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Ein Technoalbum nach Schablone? Die Princess of Pop auf ihrer bislang schwächsten Platte.

Jahr: 2013

Genre: Pop

Singles: Work Bitch, Perfume

Man muss Britney Spears, egal, wie man zu ihr steht, zugestehen, für ihr Genre sehr lange und erfolgreich auf der Bühne gestanden zu haben. Und so bald ist ein Ende nicht in Sicht. Ihre bislang 17 jährige Karriere umfasst 8 Alben, die (mit Ausnahme des hier reviewten Werkes) allesamt 1 bis 14 Mal Platin erwerben konnten - und perfekt die einzelnen Stufen in der Entwicklung eines 2000er Popstars darstellen. Als unschuldiges Teenie-Idol begann ihr Erfolg, später folgte die Befreiung in Form eines neuen, sexuell aufgeladenen Images. Darauf folgte der Absturz in Form von Drogen und Skandalen, die ihren guten Namen in Verruf brachten und die Musik fast etwas in den Hintergrund stellten. Doch anders als viele ihrer KollegInnen kann sich Britney glücklich schätzen, dich wieder zur Gänze erholt zu haben. Jetzt ist sie weder Girlie-Star noch versautes Luder noch Skandalnudel, sondern eine Popsängerin, die einfach Lust an tanzbarer Musik versprüht.

Ironischerweise sind jedem Abschnitt ihrer Karriere genau 2 Alben zuzuordnen. Nachdem sich "Femme Fatale" als ein unbeschwerter und abwechslungsreicher Dance-Geniestreich erwiesen hat, konnte man gespannt sein, was Frau Spears nachliefert. Leider jedoch nicht sonderlich viel.

"Britney Jean" ist Teil einer in den frühen 2010er Jahren populären Modeerscheinung, die dominante Synthesizer-Loops und stampfende House-Beats mit eingängigen, einfachen Melodien mischt. Beliebt geworden durch Musiker wie David Guetta, Pitbull oder Flo Rida stiegen eine Zeit lang fast alle namhaften SängerInnen auf diese Formel um: von Rihanna über will.i.am bishin zu Christina Aguilera. Das Resultat: wo früher jeder der vielen Popstars einen eigenen Haken und Wiedererkennungswert aufwies, klang nun alles auffällig ähnlich. Natürlich wurde einigen Talenten dadurch etwas die eigene Identität geraubt.
Leider gehört auch Britneys Beitrag "Britney Jean" nicht zu den Highlights dieser kurzlebigen Welle. In all den Jahren ihrer Karriere klang die Sängerin noch nie derartig austauschbar.

Durchgehend behält das Album nicht nur denselben Stil, sondern bleibt sogar hinter den meisten anderen vergleichbaren Werken zurück - ein Schlag, da sich Britney bislang stets in den vorderen Plätzen der aktuellen Popmusik halten konnte. Tatsächlich wirkt die Mehrheit der Beats wie eine Sammlung von Outtakes, die Produzent will.i.am schlicht und ergreifend nicht gut genug für sein eigenes Soloalbum fand. Das mag in einem Club ganz gut klingen, ist allerdings für alles, was darüberhinaus geht, wenig reizvoll. Konnte das Vorgängeralbum durch einen furiosen Mix aus Techno, Dubstep, Synth-Pop, Trap, oder gar ihrem einstigen Teeniestil punkten, der durch perfekt komponierte Melodien und eine gut eingesetzte Stimme besonders hervorstach, klingt "Britney Jean" wie eine Sammlung von Demos, Gastauftritten oder B-Sides, von denen die meisten kaum Potenzial haben, in die lange Liste von Britney-Kulthits einzuziehen. Das wichtigste an solcher Musik wurde jedenfalls grundlegend vergessen: Ohrwurmfaktor.
Monoton und lustlos singt die Princess of Pop, die es einst verstand, zwischen verrucht und unschuldig so gekonnt zu pendeln wie die Mutter von Ame & Yuki zwischen Kinder- und Tierarzt, ihre Zeilen vor sich hin, und das hier und da so farblos, dass sie hier und da ungewollt ins Rappen abdriftet - unterlegt von kräftigen Kicks und Claps, aber nicht immer von Bass.
Selbst "Perfume", welches aufgrund seines ausgesprochen guten Textes, seiner starken Melodie und Britneys hier überraschend gefühlvollen Gesangs durchaus Potenzial für eine gelungene, halbmelancholische Ballade hat, wurde mit einem viel zu harten (aber entsprechend langsamen) Pseudo-House-Beat unterlegt, was die emotionale Stimmung doch um einiges mindert.

Grundsätzlich gibt es auf "Britney Jean" keine nennenswerte Ergänzung zu Britney Spears' Repertoire an Instant-Evergreens. Es fehlt einfach an Pepp, Stimmung und Kreativität. Weder vor noch hinter den Kulissen scheint man an großen Pop-Hymnen getüftelt und gebastelt zu haben, sondern begnügte sich mit einer vielversprechenden Schablone, deren Mindestanforderungen man gerade noch erfüllen könnte. Das macht die CD nicht grauenhaft, sicher aber zu keinem Höhepunkt in der Geschichte der Musikerin. Nundenn, es ist das erste Britney-Album, welches von mir negativ aufgenommen wurde (ihr bisheriger Tiefpunkt "Blackout" fand sich immer noch im Mittelbereich wieder). Schade eigentlich, denn so sympathisch wie auf dem Cover sah Frau Spears noch nie aus.

Tracklist:

1. Alien

2. Work Bitch

3. Perfume

4. It Should Be Easy

5. Tik Tik Boom

6. Body Ache

7. Til It's Gone

8. Passenger

9. Chillin' with You

10. Don't Cry

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