Circus HalliGalli - ein Trauerspiel, kein Witz

04.03.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Circus HalliGalli
ProSieben / Claudius Pflug
Circus HalliGalli
75
37
Nach ihrem endgültigen Wechsel zu ProSieben präsentieren Joko und Klaas mit Circus HalliGalli eine neue Unterhaltungsshow. Die Auftaktsendung am vergangenen Montag bestach vor allem durch alte Ideen, erdbodentiefe Flachwitze und gähnende Tristesse.

Es ist als Internetmensch quasi unmöglich, ganz besonders innerhalb sozialer Netzwerke, noch nicht über eines der zahllosen, teils millionenfach geklickten Spaßvideos von Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt gestolpert zu sein. Mit Porno-Ping-Pong in der Videothek, Unruhe stiftenden Besuchen auf Fan-Conventions und natürlich hinterlistigen gegenseitigen Spielchen sicherten sie sich in den letzten Jahren eine Fernseh- und Online-Fangemeinde, die in dieser Form derzeit ihresgleichen sucht. Nach drei Staffeln „neoParadise“ verließ das Blödelduo den auf die werberelevante Zielgruppe zugeschnittenen Spartensender ZDFneo und unterschrieb einen Exklusivvertrag für ProSieben. Dort setzten die beiden ihr Erfolgskonzept bereits zuvor mit den Shows Joko & Klaas – Die Rechnung geht auf uns und Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt auf Nummer sicher fort, jetzt soll der mit reichlich Werbeaufwand betriebene Circus HalliGalli noch mehr Zuschauer ziehen. Jeden Montag um 22:15 Uhr, eine Stunde lang.

Wenig halligalli, dafür viel gaga-gaga
Premiere feierte die Show vergangene Woche, und es war ein beispiellos trübseliger Einstieg. Wenig halligalli, dafür viel gaga-gaga und Schnarchfaktor 100plus. Los ging’s mit einer Ouvertüre, die denkbar vordergründig an Uhrwerk Orange gemahnte und senderinterne Formate wie taff aufs Korn zu nehmen bzw. diese leidlich amüsant mit dem ProSieben-Slogan We love to entertain you kommentieren zu müssen. Es folgten witzlose Einblendungen (Regie: Ben Affleck) und der kuriose Auftritt einer Oma Violetta getauften Zeremonienmeisterin, die offenbar gewollt planlos durch ein ödes Studiodesign im durcheinander gewürfelten Cabaret-Western-irgendwas-Stil herumwuselt. Wenige Minuten dauerte es nur, ehe klar wurde, dass es sich bei diesem Circus HalliGalli lediglich um den x-ten Aufguss von MTV Home handelt, der früheren Quatschshow auf dem ehemaligen Musiksender, bei dem die Witzeleien von Joko und Klaas einst ihren Anfang nahmen. Am Konzept hat sich nichts geändert: Die beiden Spaßgeigen hocken sich im Studio gegenüber, empfangen Gäste und lachen vorrangig immer erst einmal selbst über sich und ihre Einspieler.

Mehr: Ulmens neue Show – sexistisch oder doch clever?

Ein Lacher pro 60 Minuten
Diese Einspieler erinnern natürlich an jene erwähnten Videoclips, die eine virulente Spur durchs Social Media ziehen. Im ersten sind Joko und Klaas als „Ja-Sager“ auf dem Kölner Rosenmontag unterwegs, zahm und ermüdend. Im zweiten unterwandert Olli Schulz alias Schulzkowski eine Berlinale-Party, dort gibt es Dank einer Situation mit Til Schweiger wenigstens den einzigen Lacher der ganzen 60minütigen Sendung zu verzeichnen. Als Studiogäste waren Röhrenjeans-Rapper Cro, Helge Schneider, Oliver Pocher, Paul ‘Sido’ Würdig und Wolfgang Lippert geladen, und natürlich tauchte auch Palina Rojinski auf, alles wie gehabt eben. „For your Grimme Preis Consideration only“ steht da einmal schwer leserlich im Bild geschrieben, ein Versuch der Selbstironie wohl, der schon mit einer zuvor eingeblendeten Grimme-Anspielung („Und für so was zahlen wir GEZ!“) purer Eitelkeit überführt wurde. Der Rest an Genialität beschränkt sich auf lahme Referenzen, die Alu-Folien-Mütze aus Signs – Zeichen etwa, und plakativ eingesetzte Songs von Scala („Creep“) oder Curtis ‘50 Cent’ Jackson („PIMP“).

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News