Der Tod & die Sims – Warum Sterben Spaß machen muss

01.11.2015 - 15:00 Uhr
Die Sims
Electronic Arts
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Der Tod muss keine ernste Angelegenheit sein, zumindest nicht, wenn es nach Die Sims geht. Warum das so ist und welches die schönste Art ist, in der Lebenssimulation von Maxis zu sterben, verrät uns Die Sims 4-Produzentin Azure Bowie-Hankins.

Normalerweise ist es das Ziel eines Spiels, den eigenen Charakter so lange am Leben zu halten, bis das Ende über den Bildschirm flimmert. Der Tod, der uns zwischen der ersten und der letzten Minute begegnet, ist nicht mehr als ein kurzzeitiges, wenn auch gerne frustrierendes Hindernis, dem wir zwar zähneknirschend begegnen, das sich aber leicht mit einem Klick überwinden lässt. Selbst Spiele mit Permadeath, die euch zurück an den Anfang katapultieren, bilden keine Ausnahme. Sie setzen euch lediglich zurück auf Start und lassen euch von vorne beginnen. Egal welcher Art von Spiel wir uns widmen, es ist immer das Ziel, den Tod zu vermeiden und nicht, ihn gezielt zu suchen, da er eine Unterbrechung und nicht das Finale signalisiert.

Eine Reihe, die die Sache mit dem Tod etwas anders sieht und damit spielt, ist Die Sims. Nicht nur, dass es Möglichkeiten gibt, dem natürlichen Lebensende zu entkommen oder die eigenen Sims nach ihrem Ableben weiter Bestandteil des Spiels sein zu lassen. Spieler selbst scheinen es als eine Art Volkssport zu betrachten, herauszufinden, wie sie die Charaktere in der Lebenssimulation besonders kreativ um die Ecke bringen können.

Burn, Baby, Burn

Was im ersten Moment sadistisch klingt – und es im zweiten auch ist – ist zu einem wichtigen Bestandteil der Lebenssimulation geworden, die immer wieder dazu herausfordert, ihre Grenzen zu finden. Der Tod ist nur eine davon, die entdeckt und ausgetestet werden will. Grund dafür ist laut Die Sims 4-Produzentin Azure Bowie-Hankins die Tatsache, dass Die Sims kein ernstes Franchise ist und es keine ernsthaften Konsequenzen gibt, wenn ihr eurem Sim den Garaus macht. Ihr könnt ihn unter die Lebenden zurückholen oder sogar als Geist spielen, um seine Geschichte fortzuführen. Weder müsst ihr bei Null anfangen, noch gibt es ein klar definiertes Endziel, dem der Tod im Weg stehen würde – zumindest falls ihr euch dem Original widmet oder das Altern ausschaltet.

Der Tod wurde im original Sims eingeführt als eine Konsequenz von Feuer und Ertrinken. Es gab kein Altern im Spiel (Babys wurden zu Kindern, aber das war’s auch schon), also war der Tod eher eine Konsequenz dessen, was geschehen konnte, wenn dein Sim ein Feuer nicht gelöscht hat oder der Pool keine Leitern hatte. Mit Die Sims 2 wurde Altern eingeführt und an diesem Punkt wurde der Tod mehr als nur eine Konsequenz der Spielerhandlungen. Nun starben deine Sims irgendwann, auch wenn du dich perfekt um sie gekümmert hast. Es gab dem Leben jedes Sims eine andere Bedeutung. Als Spieler, mit Altern angeschaltet, wollte ich sichergehen, dass mein Sims all die Dinge tun konnte, die ich mir für ihn wünschte, bevor es zu spät war.

Azure Bowie-Hankins arbeitet erst seit Die Sims 3 mit am Franchise, spielte aber bereits die ersten beiden Teile. Als ihre Arbeit an der Reihe begann, war der Tod bereits ein etablierter, wichtiger Teil der Spiele, der das Storytelling für viele Spieler vorantrieb. Die Entwickler hätten bereits eine Idee davon, wie ein bedeutungsvoller Tod in Die Sims auszusehen hatte: unbeschwert, aber bedeutungsvoll genug, um Spieler zu berühren.

Er musste zum Humor der Reihe passen und nicht zu morbide sein. Aus diesem Grund war von Anfang an ein witziges Ableben geplant. Er ist eine Erweiterung des Ansatzes, den das Sims-Team beim kompletten Spiel verfolgt.

Geister sind ein wichtiger Teil der Sims-Spiele

Ertrinken, verbrennen, verhungern, Angst, altertümliche Flüche, Elektroschocks, tödliche Meerschweinchenseuchen – es gibt viele Wege, einen Sim über den Jordan zu schicken. Mit Die Sims 4 wurde es allerdings eine Spur schwieriger, den eigenen morbiden Trieben zu frönen.

Es gibt viele Möglichkeiten in Die Sims 4 zu sterben. Wir wollten für Abwechslung sorgen und gleichzeitig Kontrolle durch den Spieler bieten. Es soll nur selten vorkommen, dass Sims sterben, ohne dass ihr es plant. Das ist der Grund, aus dem wir eine Menge Warnungen hinzugefügt haben.

Aber natürlich gibt es einige Tode, die leichter zu schaffen sind als andere. Eine Mauer um einen Pool zu bauen, während ein Sim darin planscht, ist noch immer so effizient wie eh und je. Wer allerdings will, dass der eigene Sim von seinen Emotionen übermannt wird, der muss schon ein wenig härter arbeiten.

Es ist beispielsweise möglich, einen Charakter vor Scham sterben zu lassen – allerdings liegt es in euren Händen, ob das wirklich geschieht. Habt ihr die höchste Stufe der Peinlichkeit erreicht, liegt es an euch, ob ihr einen Rückzieher macht oder den letzten Schritt geht.

Anders hingegen ist es mit Traurigkeit, denn hier bewegen wir uns in Gefilden, die zu delikat für den leichtfüßigen Humor der Sims sind und leicht respektlos wirken könnten. Traurigkeit oder Depressionen sind nichts, woran euer Sim sterben kann. Während Scham, Wut oder Verspieltheit laut Azure Bowie-Hankins zur humorvollen Vision der Sims passen würden, widerspricht der realistische Ton, den Traurigkeit benötigt hätte, diesem Prinzip.

Aber hätte eine realistische Darstellung von Depressionen sowie der Möglichkeit, sich von ihnen zu befreien, nicht ebenfalls einen positiven Effekt haben können?

Absolut. Ich glaube, da gibt es interessante Geschichten zu erzählen. Momentan geschehen Dinge mit deinen Sims, die sich definitiv traurig und bedrückend anfühlen können. Manchmal können sie sich tage- oder monatelang so fühlen, aber wir wollten nicht, dass der Tod die Konsequenz daraus ist. Wenn wir jemals eine ernste Portraitierung von Traurigkeit oder Depressionen umsetzen, ist es etwas, das wir mit einer Vorsicht angehen, die das Gewicht der Situation respektiert. Es wäre nicht humorvoll.

Humor ist seit jeher im Zentrum der Sims und das Franchise ist eine der wenigen, die den Balanceakt immer wieder schaffen – sei es mit witzigen Beschreibungen oder verrückten Ideen, von denen es so viele gibt, dass ihr einen Teil monatelang spielen könnt, ohne alles zu entdecken.

Der Sensenmann und eine Cow-Plant haben mehr miteinander zu tun als uns lieb ist

Was den Tod angeht, so haben die Spieler bereits alle Möglichkeiten ausgelotet, wie ihre Sims sterben können. Das heißt allerdings nicht, dass Entwickler Maxis nicht noch einige Ideen parat hätte, wie sie eure Sims von ihren Lebensgeistern befreien können. Dafür macht es den Entwicklern einfach zu viel Spaß, sich neue Todesarten auszudenken.

Es ist super spaßig. Jeder hat Spaß daran, weil es witzig und super-albern sein soll. Mein liebster Teil ist die Diskussion und die finalen Animationen zu sehen. Viele von ihnen sind saukomisch, andere schockierend (ich fühle mich immer schlecht, wenn meine Sims ertrinken), aber unser Animationsteam ist super-talentiert und ich liebe es zu sehen, was sie sich ausdenken.

Einen Lieblingstod für ihren Sim hat Azure Bowie-Hankins übrigens auch: den Tod durch einen Meteor aus Die Sims 3.

Er war immer so eine dramatische Überraschung. Mein Sim hat gerade irgendetwas gemacht und plötzlich war da dieser große Schatten. Meine Reaktion war immer zu schreien ‘Oh nein!!!! Renn! Renn Schneller!!!' und ich wurde panisch und habe versucht, meinen Sim in Sicherheit zu bringen. Es hat sich immer wie ein kleiner Adrenalinkick angefühlt.

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