Ex Machina - Kritik & Analyse

20.04.2015 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ex Machina Filmanalysemoviepilot
Endlich ein intelligenter Film über künstliche Intelligenz: Wolfgang M. Schmitt jun. analysiert die philosophische Grundlage von Alex Garlands Ex Machina.

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, heißt es bei Hölderlin und in der Tat ist der Mensch nicht nur in der Wirklichkeit bedroht, sondern auch in der Fiktion ist er Anfeindungen ausgesetzt. Zuletzt häuften sich Filme, die eine posthumanistische bzw. transhumanistische Ideologie propagierten und den Menschen als ein klägliches Auslaufmodell präsentierten – eigentlich nicht mehr als ein Tier und mal bald schon von Robotern und Cyborgs übertrumpft. Rettung aber naht: Glücklicherweise schert Ex Machina, ein neuer Film über künstliche Intelligenz, aus dieser der kalifornischen Denkweise treuen Reihe aus und stellt kritische Frage, schafft Denkräume und ist genau deshalb: Kunst. Alex Garland, der schon das Drehbuch zu der Romanverfilmung Alles, was wir geben mussten verfasste, erzählt die spannende Geschichte eines mysteriösen Konzernchefs namens Nathan, der fern von der Zivilisation in Mutter Natur lebt und sich dort heimlich ein Forschungszentrum für künstliche Intelligenz erbaut hat. Endlich ist es ihm gelungen, ein Wesen, er nennt es Ava, mit künstlicher Intelligenz zu kreieren. Nun bekommt ein Mitarbeiter Nathans die Chance, diese Automaten-Frau dem Turing-Test zu unterziehen, um zu verifizieren, ob es sich wirklich um eine künstliche Intelligenz handelt. Ex Machina ist ein subtil inszeniertes Kammerspiel mit vielen raffinierten Dialogen, die uns nicht bloß im Ungewissen lassen, sondern selbst die Ungewissheit von absoluten Aussagen über die conditio humana thematisieren.

Wie fließend Grenzen sind, wie schnell wir das verlieren können, was uns ausmacht, zeigt uns dieser Film und zeigen uns drei Schauspieler – Oscar Isaac, Domhnall Gleeson und Alicia Vikander – die auf höchstem Niveau agieren und die selbst mit ihrer Mimik und Gestik philosophische Fragestellungen verhandeln. Bei diesem Film beginnen wir uns dann auch bald zu fragen, was wir vielleicht schon an Menschlichkeit verloren haben. In einer vom Optimierungswahn getriebenen Gesellschaft, in der jeder alles haben will („Man kann nicht alles haben!“, stellten zum Glück vor ein paar Wochen die weisen Modemacher Dolce & Gabbana fest), sind wir dem skrupellosen Forscher Nathan näher als uns lieb ist.

Und vielleicht sind die gequälten Cyborgs im Film auch als eine Mahnung zu verstehen, wenn man nur an die globale und vom liberalen Westen tolerierte Ausbeutung von Leihmüttern denkt.

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