F1 mit Brad Pitt: Sind die Rennszenen wirklich echt?

01.07.2025 - 23:23 UhrVor 18 Minuten aktualisiert
F1: Der Film
Warner Bros./Apple TV+
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F1: Der Film wartet mit unglaublichen Rennszenen auf, die uns direkt ins Cockpit eines Formel 1-Wagens katapultieren. Wie in aller Welt wurden diese furiosen Sequenzen beim Grand Prix gedreht?

Nach der spektakulären wie schwindelerregenden Flieger-Action in Top Gun: Maverick stürzt sich Joseph Kosinski in ein nicht weniger nervenaufreibendes Metier: den Rennsport. Mit F1: Der Film hat der US-amerikanische Regisseur ein packendes Formel 1-Abenteuer geschaffen, das einem beim Schauen mehrmals die Kinnlade herunterfallen lässt. Aber ist das alles echt, was wir auf der Leinwand sehen, oder wurde getrickst?

Wie bei Top Gun Maverick setzt F1: Der Film darauf, dass sich die Action wuchtig und greifbar anfühlt. Auf den ersten Blick sind keine matschigen CGI-Effekte zu erkennen. Stattdessen spürt man richtig, wie die Fahrer in ihren Rennautos mit mehreren hundert Kilometern pro Stunde über den Asphalt brettern, während die G-Kräfte auf sie einwirken und man förmlich das Gefühl hat, mit ihnen aus der Kurve zu fliegen.

Wurde F1 bei echten Formel 1-Rennen gedreht?

Tatsächlich wurden große Teile des Films beim Grand Prix in der Saisons 2023 und 2024 gedreht. Die Produktion war quasi wie ein elftes Team auf der Piste – mit eigenen Fahrern, eigenen Rennwägen und eigener Garage. Wenn wir Brad Pitt und Damson Idris in einem Close-up hinter dem Steuer sehen, handelt es sich aber um keine Aufnahme, die während des Rennens, sondern um das Rennen herum entstanden ist.

Die wichtigste Regel bei den Dreharbeiten lautete: Das Filmteam darf den Wettkampf auf der Rennstrecke unter keinen Umständen stören. Somit drehten Kosinski und Co. in Zeitfenstern von fünf bis fünfzehn Minuten, wenn es zu kurzen Unterbrechungen und Pausen kam. Cast und Crew mussten also jederzeit bereit sein, um so schnell ihre Szenen in den Kasten zu bekommen – ein ständiger Wettlauf gegen die Zeit.

Gegenüber IndieWire  beschreibt Kosinski sie Vorgehensweise wie folgt:

Es ist wie bei einer Live-Show. Brad [Pitt] und Damson [Idris] saßen in ihren Autos, die Reifen waren warm, die Motoren ebenfalls, und sie standen an den Toren bereit, um direkt loszufahren. Sobald das Training oder das Qualifying beendet war, schossen sie auf die Strecke und wir drehten ihre Szenen.

Wie dreht man einen Film bei einem Formel 1-Rennen?

Durch eine Partnerschaft mit der Formel 1 erhielt die Produktion umfangreichen Zugang zu sämtlichen Bereichen des Motorensports. Die größte Herausforderung waren die Rennszenen, die in monatelanger Vorbereitung bis ins kleinste Detail geplant wurden, um am Tag selbst keine Zeit zu verlieren. Denn für Proben war auf den Rennstrecken keine Zeit, da tausende von Zuschauenden auf die Durchführung der echten Rennen warten.

Wenn ihr bei einem der Rennen auf der Tribüne saßt, stehen die Chancen sehr gut, dass ihr irgendwo im Getümmel auch Brad Pitt und Damson Idris entdeckt habt. Die beiden Schauspieler standen beim Singen der Nationalhymne mitunter neben echten Fahrern wie Max Verstappen und Lewis Hamilton, der sogar als Produzent in den Film involviert war. In der regulären TV-Übertragung war davon allerdings nichts zu sehen.

Beim Dreh kam ein Kamerasystem zum Einsatz, mit dem Kosinski und Kameramann Claudio Miranda in rudimentärer Form schon bei Top Gun: Maverick experimentierten. Mit Sony wurde dieses weiterentwickelt, sodass die Kameras kleiner und leichter sind und mehr Bewegung möglich ist. Bei den Rennszenen gibt es zum Beispiel Einstellungen, bei denen sich die Kamera von der Rennstrecke zu den Fahrern im Cockpit dreht.

Wie kamen die Filmkameras auf die Rennstrecke?

Kosinski umschreibt diese Kameras als Sensoren auf Stöcken. Insgesamt 15 Stück wurden auf den APXGP-Wägen befestigt, bei denen es sich aus Kostengründen um keine Formel 1-Rennautos, sondern um modifizierte Formel 2-Rennautos handelte (250.000 Dollar vs. 30.000 Dollar pro Tag). Die übrigen Kamerabestandteile wie Batterien und Transmitter zur Datenübertragung und Steuerung wurden im Rest der Rennautos verbaut.

Darüber hinaus wurde eine weitere Kamera verwendet, die sich direkt hinter dem Helm des Fahrers befindet. Die sogenannte On-Board-Kamera kommt auch bei normalen Formel 1-Übertragungen zum Einsatz. Da das Bild aber nur in 720P aufgenommen wird, wandten sich Kosinski und Miranda an Apple, um einzelne iPhone-Bestandteile beim Dreh für ihre Zwecke zu nutzen, konkret: Kamerasensor, Chip und Betriebssystem.

Die tatsächlich Rennen wurden von 30 bis 35 Kameras aus der Distanz gefilmt, wobei rund die Hälfte vom Filmteam stammten. Der Rest setzte sich aus Kameras zusammen, die aufgrund von TV-Übertragungen sowieso vor Ort waren. Darüber hinaus wurden weitere Kameras an zwei bis drei der echten Rennautos befestigt, die tatsächlich bei den Rennen zum Einsatz kamen – ein weiteres Novum für einen Hollywood-Blockbuster.

Heißt das, dass bei F1 überhaupt kein CGI zum Einsatz kam?

Dieser Trugschluss könnte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein. In F1 verstecken sind mindestens genauso viele computergenerierte Effekte wie in jedem anderen großen Action-Blockbuster auch, gerade in den Rennszenen. So wurden etwa die APXGP-Autos (Formel 2) komplett am Computer überarbeitet, damit sie zu den übrigen Rennautos (Formel 1) passten. Dieser Prozess wird als Re-Skinning bezeichnet.

Ähnlich wie bei Top Gun: Maverick fand hier eine enge Zusammenarbeit der Gewerke statt, bei der praktische und digitale Effekte nahtlos ineinander übergehen, sodass wir im Kino kaum realisieren, was aus dem Computer stammt und was vor Ort gedreht wurde. CGI-Effekte müssen nicht zwangsläufig Explosionen sein. Oft handelt es sich um unsichtbare Set-Erweiterungen oder ein eben ein Rennauto im neuen Gewand.

F1: Der Film läuft seit dem 26. Juni 2025 in den deutschen Kinos.

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