Fatih Akin präsentiert mit der Komödie Soul Kitchen einen "dirty Heimatfilm"

11.09.2009 - 09:30 Uhr
Adam Bousdoukos und Moritz Bleibtreu in Soul Kitchen
Pandora
Adam Bousdoukos und Moritz Bleibtreu in Soul Kitchen
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Fatih Akin wurde mit Filmen wie Gegen die Wand oder Auf der anderen Seite zu einem Schwerkaliber des Drama-Genres. In Venedig zeigte er sich mit seinem neuen Werk Soul Kitchen von der lustigen Seite und wurde dafür von der Presse gefeiert.

Gestern präsentierte Fatih Akin seinen neuen Film Soul Kitchen bei den Filmfestspielen in Venedig. Soul Kitchen, so sagt es Fatih Akin, ist eine Hommage an seine Heimatstadt Hamburg. Es ist ein schmutziger Heimatfilm, oder in der internationalen Presse auch „dirty Heimatfilm“ genannt. Die internationale Presse feierte sein neuestes Werk, dabei bricht Fatih Akin mit seinen letzten Filmen wie Gegen die Wand oder Auf der anderen Seite – und präsentiert uns mit Soul Kitchen statt einem radikalen und ersten Drama, eine lustige, multikulturelle Komödie.

Im Mittelpunkt des Films steht das Soul Kitchen, ein Szenerestaurant in einem Hamburger Arbeiterviertel, oder besser gesagt ein Fast-Food-Laden und kultureller Rückzugspunkt für die Anwohner. Doch dann fängt der neue Koch an, statt Junk-Food, französische À la carte – Küche zu kochen, der Laden mutiert allmählich zum Szenelokal. Fatih Akin beschreibt eine kulturelle und gesellschaftliche Umwälzung in dem Stadtbezirk, die Hamburg wie jede andere deutsche Stadt erlebt. Auf Neudeutsch wird so etwas Gentrifizierung genannt.

Die Schauspielriege von Soul Kitchen ist erste Sahne: Moritz Bleibtreu spielt den Knastbruder Illias, der gerne den DJ mimt, wenn er mal Freigang aus dem Knast hat. Der neue Koch wird von Gegen die Wand – Entdeckung Birol Ünel gespielt. Adam Bousdoukos verkörpert den griechischen Besitzer Zinos und in ihrer leider letzten Rolle können wir noch einmal die Schauspielleistungen von Monica Bleibtreu huldigen.

Peter Zander von der Welt schreibt in Bezug auf den Wettbewerbsbeitrag von Soul Kitchen in Venedig: „Es ist, nach den schweren Dramen Gegen die Wand und Auf der anderen Seite, durchaus ein Genuss, mal wieder einen komischen Fatih Akin zu sehen. Ob das in den Wettbewerb eines Festivals gehört, das darf man sich schon fragen. Aber diese Frage kann man sich in Venedig ja bei jedem zweiten Beitrag stellen.“

„Der deutsche Beitrag zum Filmfestival von Venedig ist ein famoser Schauspielerfilm, sagt Kritiker Frank Olbert vom Kölner Stadt-Anzeiger. „Mit präzisem Sinn für gesteigertes Tempo und einen exquisiten Soundtrack – natürlich Soul – bringt Fatih Akin die Existenz dieses trauten Fleckens in Gefahr, und dass er dabei sogar vor Slapstick und Kolportage nicht zurückschreckt, macht die Sache nur turbulenter und vergnüglicher. Akins Hamburg ist ein Tummelplatz für Freaks und Außenseiter, für lebenslustige Nachtmenschen und Nichtsnutze. Soul Kitchen huldigt dem Lebensgefühl der Jugend, und dass seine Akteure so jung nicht mehr sind und sich langsam davon verabschieden müssen, macht den schönen Schuss Melancholie aus.“

Christina Tilmann vom Tagesspiegel kann sich mit dem neuen Film von Fatih Akin nicht ganz so sehr anfreunden: „Bei allem Gag-Feuerwerk bleibt das Grundgefühl versöhnlich-freundlich, familiär eben. Das Tempo, die Lautstärke, das Großauftrumpfen und Starker-Mann-Gehabe wirken inzwischen etwas aufgesetzt, eine Pose, keine Position mehr. Das pittoreske Restaurant Soul Kitchen und sein kauziges Personal kämpft höchstens gegen die Gentrifizierung, die einsetzt, als der Laden Kult wird und von der Hamburger Szene-Schickeria als Geheimtipp gehandelt wird. Konflikte, wie man sie in Prenzlauer Berg und Friedrichshain genau so kennt. Heimat, das kann langweilig sein.“

Soul Kitchen von Fatih Akin wird ab dem 25. Dezember 2009 bei uns in den Kinos laufen.

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