Happyish - Pilot-Check zur Dramedy-Serie mit Steve Coogan

10.09.2016 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Wie gut ist die Dramedy Happyish mit Steve Coogan und Kathryn Hahn?Showtime
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Nachdem Happyish im vergangenen Jahr auf Showtime lief, bringt Sky Atlantic HD die Dramedy-Serie nun nach Deutschland. Steve Coogan befindet sich darin auf der Suche nach dem großen Glück. Die Frage ist nur, ob er es auch finden wird.

Was macht eigentlich Steve Coogan? Eine Frage, die man sich durchaus stellen kann, befindet sich der britischen Schauspieler aktuell nicht unbedingt in aller Munde. Ein kurzer Blick in seine Filmographie zeigt jedoch sehr schnell, warum er so abstinent wirkt: Steve Coogan befindet sich ständig auf Reisen. Des Öfteren zieht es ihn mit Rob Brydon in den Norden Englands und die sonnigen Ecken Italien - unter Umständen steht auch ein Trip in die Vergangenheit an, vorzugsweise an der Seite von Judi Dench. Auch in Happyish, jener Dramedy-Serie, die im vergangenen Jahr auf Showtime ihre Premiere feierte, begibt sich Steve Coogan auf eine (metaphorische) Reise und sucht das große Glück, das ihm von niemand Geringerem als Thomas Jefferson, einem der Gründerväter der USA, versprochen wurde. Doch was bedeutet das überhaupt?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, etabliert Serienschöpfer Shalom Auslander gleich zu Beginn der Pilot-Episode von Happyish eine unverschämte Idylle. Thom Payne (Steve Coogan) sitzt trotz seines sprechenden Namens im Reigen seiner Familie und Freunde und feiert seinen 44. Geburtstag. Die Menschen am Tisch sind glücklich, freuen sich, ja, sie albern sogar herum. Tief in seinem Innern bleibt Thom dem Geschehen jedoch fern und distanziert sich auf passive Art und Weise von den wichtigsten Menschen in seinem Leben. Thom ist unglücklich und mittlerweile richtig wütend darüber. Ausschlaggebend dafür ist das eingangs erwähnte Versprechen von Thomas Jefferson, dass jeder Mensch ein Anrecht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück hat. Während Thom die ersten zwei Punkte einleuchten, treibt ihn der dritte in den Wahnsinn.

Das Streben nach Glück - was soll das überhaupt sein? Wie ein roter Faden zieht sich diese Überlegung durch die ersten 30 Minuten von Happyish, provoziert von all den Niederlagen, die Thom während seines alltäglichen Treibens einstecken muss. Nicht nur entfernt er sich zunehmend von seiner Frau, Lee (Kathryn Hahn), und seinem Sohn, Julius (Sawyer Shipman), nein, auch in Interaktion mit dem Rest der Welt scheint Thom stets ein Fremder, stets ein Außenseiter zu sein. Während er sich von all den anderen Anzugträgern auf seinem Weg zur Arbeit bereits überholt fühlt, die eifrig über die neuste E-Book-Ausgabe von Walter Isaacsons Steve Jobs-Biographie diskutieren, trifft ihn in den vertrauten Büroräumen der Werbeagentur, für die er arbeitet, der nächste Schlag: Das Unternehmen wurde aufgekauft und damit einhergehend wird die Kursrichtung geändert.

Happyish

Zu all seinen bisherigen Sorgen gesellt sich nun eine weitere, ebenso existenzielle: Nach 20 Jahren im Betrieb wird Thom mit dem Umstand konfrontiert, einen neuen Vorgesetzten zu haben, der nicht nur deutlich jünger ist als er selbst, sondern ebenso von einer Welt redet, die Thom nicht versteht. Dementsprechend lassen sich die hoffnungsvolle Untertöne in Happyish schnell auf die Aussagen reduzieren, es geht ausschließlich darum, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und in die Zukunft zu blicken. Wenn du dieses Spiel überleben willst, musst du nach den Regeln spielen und dich anpassen, lautet der mehr oder weniger aufrichtige wie hilfreiche Ratschlag eines Kollegen. Spätestens in diesem Moment reißt bei Thom der Geduldsfaden: "Fuck you, Thomas Jefferson!" Der Frust ist groß, leider vermag ihm Happyish aber nur in den wenigsten Momenten gerecht zu werden.

Natürlich ist es nicht einfach, eine Depression im Rahmen einer halben Stunden auf den Punkt zu bringen und Happyish setzt sehr wohl Akzente, die überraschend abgründig sind. Gleichzeitig stapelt Shalom Auslander zu viele Konventionen aufeinander, als dass es möglich wäre, die tatsächlichen Gedanken hinter Thoms Fassade zu (be-)greifen. Weder abstrakt noch echt fühlen sich die kolportierten Emotionen und Konflikte an. Sie sind einfach da, weil sie im Drehbuch stehen und weil düstere Wolken im Hintergrund die Stimmung drücken. Shalom Auslander zeichnet grob das Bild, eines weißen, mittelständiges Mannes, der Probleme hat, weil er Probleme hat. Für mehr reicht es im Auftakt zu Happyish leider nicht - und das ist extrem schade, besonders da mit Steve Coogan und Kathryn Hahn eigentlich zwei perfekte Hauptdarsteller als Kopf der Serie fungieren.

Am Ende entpuppt sich Happyish als Verlierer der eigenen Ansprüche und muss im Angesicht von Serien wie You're the Worst (FX), Lady Dynamite (Netflix) und The Leftovers (HBO), die sich bedeutend vielschichtiger und diverser mit dem Thema Depression auseinandersetzen, eindeutig in der zweiten Reihe Platz nehmen. Ein kurzer Blick kann trotzdem nicht schaden, denn abseits davon bietet Happyish immer noch pointierte Dialoge en masse, die mit popkulturellen Referenzen und gesellschaftskritischen Kommentaren nicht geizen. Und vielleicht findet Shalom Auslanders Schöpfung über die Laufzeit der ersten und einzigen Staffel hinweg auch heraus, wie dem angesprochenen Thema die notwendige Tiefe verliehen werden kann. Alle notwendigen Bausteine liegen im Endeffekt schon da. Sie müssen nur noch aufgehoben werden.

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