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"Ich lebe in einer Welt voll Scheiße"

14.10.2014 - 12:00 Uhr
Bild zu "Ich lebe in einer Welt voll Scheiße"
Warner Bros.
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Meine auserkorene Lieblingsfilmszene:

Er ist seit Beginn seiner Ausbildung nur beleidigt, gedemütigt, herabgesetzt und geschlagen worden. Jeder Sinn für Individualität und jede Menschlichkeit sollte ihm dadurch ausgetrieben werden, um aus dem unbeholfenen und ungeschickten Individuum, das er darstellt, den perfekten Soldaten zu formen, der sich ohne zögern und ohne jeden Ansatz von Gnade in den Kampf stürzt, um die Feinde seines Landes erbarmungslos auszulöschen.

Diese Maßnahmen haben ihre Ziele nicht verfehlt, denn Menschlichkeit und Lebenswille der betreffenden Person sind tatsächlich vollends vernichtet worden. Und trotzdem sind sie fehlgeschlagen.

Statt sich mit bedingungslosem Willen in Kürze in den Kampf zu stürzen sitzt „Private Paula“ (gespielt von Vinent D´Onofrio) in Unterwäsche auf einer Toilettenschüssel und sieht den mit der Nachtwache betrauten „Private Joker“ (Matthew Modine) mit einem irren Ausdruck in den Augen an, der einem durch Mark und Bein geht. Nach einem kurzen Dialog zwischen den Beiden, in dem endgültig klar wird, dass „Private Paula“ vollkommen irrsinnig und von der Welt entrückt ist und in dem dieser die in der Überschrift anzutreffende Feststellung äußert, beginnt er lauthals das während der Ausbildungszeit eingeübte Loblied auf seine Waffe zu brüllen und gleichzeitig mit dieser Waffe in absoluter Perfektion zu exerzieren. Durch den Lärm geweckt und herbeigerufen erscheint der Ausbilder Gunnery Seargent Hartmann (R. Lee Ermey) in der Toilette, der für den anfangs erwähnten, harten Drill und die damit verbundenen Demütigungen und Peinigungen Private Paulas verantwortlich zeichnet. Nachdem er von Private Joker darüber informiert wurde, das Private Paula eine geladene Waffe bei sich hat, versucht er erst ruhig, dann aber schnell in seiner üblichen, laut brüllenden und beleidigenden Form auf den offensichtlich Wahnsinnigen einzuwirken. Dieser tritt jedoch unbeeindruckt und mit einem dämonischen Grinsen versehen einen Schritt zurück, richtet die Waffe auf den Sergeant und verpasst ihm einen tödlichen Bauchschuss. Anschließend richtet er seine Waffe auf Private Joker, der ihn geschockt versucht zu besänftigen. Anstatt abzudrücken setzt er sich auf eine der Kloschüsseln und verteilt sein eigenes Gehirn mit Hilfe seines Gewehres auf den Kacheln.

Mit dieser Szene endet die brillante erste Hälfte des Antikriegsfilms „Full Metal Jacket“ von Regisseur Stanley Kubrick. Während diese gesamte Filmhälfte, die sich ausschließlich mit der unmenschlichen Ausbildung der Rekruten beschäftigt, für mich schon zu den absoluten Glanzstücken der Filmgeschichte gehört, hebt sich die von mir geschilderte Sequenz nochmals um einiges ab, denn sie bleibt einem unweigerlich für einige Zeit, wenn nicht gar für immer im Kopf hängen. Dieses liegt zum einen an der extrem unheilvollen und intensiven Atmosphäre, die nicht zuletzt durch die dumpfen und tiefen, sich stetig wiederholenden Töne aufgebaut wird, welche die gesamte Szene begleiten. Viel mehr jedoch noch am großartigen Schauspiel Vincent D´Onofrios, dem die Selbstaufgabe und der mit der Zeit entstandene Wahnsinn aus jeder Pore zu Tropfen scheint. Die effektvoll inszenierten blutigen Einschüsse, die sich in aller Deutlichkeit in einem blutigen Meer auf den weißen Kacheln ergießen und der mit den Örtlichkeiten verbundene Hall tun ihr übriges zur unvergesslichen Wirkung dieser von mir auserkorenen Lieblingsfilmszene.


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