Inglourious Basterds - Quentin Tarantino klaut genial

20.08.2009 - 10:20 Uhr
Inglourious Basterds
Universal Pictures
Inglourious Basterds
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Fans und solche, die es werden wollen, können auch im neuen Tarantino wieder ihr geballtes Filmwissen auf den Prüfstand stellen. Hier schon einmal erste Tipps, aus welchen Filmen der Regisseur sich Dinge zusammenklaubt hat. Achtung: Spoiler!

Schon allein der Titel verrät es: Inglourious Basterds ist lose inspiriert von Ein Haufen verwegener Hunde – Inglorious Bastards des Italieniers Enzo G. Castellari aus dem Jahre 1977. Hier durften deutsche Mädels, natürlich blond und mit geflochtenen Zöpfen versehen, ganz schön wild mit dem Maschinengewehr um sich ballern, vorzugsweise spärlich bekleidet oder gleich ganz im Eva-Kostüm. Solchen harten Tobak bietet Quentin Tarantino, der doch auch immer etwas prüde ist, mit seinen Inglourious Basterds zwar nicht, aber die Referenz an den mülligen Trash der 1970er Jahre ist unverkennbar.

Wer sich in der Filmgeschichte etwas auskennt, wird sich an Ernst Lubitsch und seiner Anti-Kriegs-Komödie Sein oder Nichtsein erinnert fühlen, denn das Paris, welches uns der Amerikaner Quentin Tarantino zeigt, ist ähnlich wie dem Warschau des deutschen Regisseurs, der in Hollywood das Polen des Jahres 1939 noch nicht verloren gibt. Überhaupt sind Kenntnisse in der deutschen Filmgeschichte überaus wertvoll, wenn beim Bier danach Szenen und Dialoge aus anderen Werken beschworen werden, etwa aus dem Bergfilm Die weiße Hölle vom Piz Palü (Regie: Arnold Fanck und Georg Wilhelm Pabst, 1929). Lilian Harvey und Emil Jannings werden auch erwähnt. Sogar ein Propagandafilm entsteht, den Joseph Goebbels vielleicht auch hätte drehen lassen.

Der eine oder andere Zuschauer mag sich auch an Casablanca erinnert fühlen, in dem Humphrey Bogart und Ingrid Bergman ihre Liebe opfern, Exilanten gegen Ungerechtigkeiten aufstehen und der Deutsche Conrad Veidt einen schneidigen Nazi gibt … nicht weil Inglourious Basterds eine ähnliche Geschichte erzählt, sondern weil der Film die andere Seite des Krieges zu Wort kommen lässt. Der Filmemacher zitiert aus amerikanischen Western (immerhin geht es ums Skalps) und Hollywood-Kriegsfilmen. Dabei – ganz kriegstechnisch gesprochen – erbeutet er aber nur deren typische Elemente (die sich in Filmen von Sergio Leone, Clint Eastwood, John Ford finden lassen) und macht etwas Eigenes daraus, indem er sie ironisch bricht.

Nicht zuletzt müssen sich Filme wie Der Untergang des Bernd Eichinger oder Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat des Bryan Singer mit Inglourious Basterds messen lassen. Wer als Zuschauer diese Nazi-Unterhaltungsfilme in Kopf hat und sie an dem neuen Tarantino spiegelt, der wird schnell wie Rüdiger Suchsland auf telepolis feststellen: “Ich wollte Hitler töten”, hat Tom Cruise auf der Walküre-Pressekonferenz gesagt. Tarantino hat es getan." Mehr sei hier gar nicht verraten.

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