Keine Zeit zu sterben: Es darf nach Daniel Craig keinen neuen James Bond mehr geben

09.10.2021 - 11:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Daniel Craig könnte die Bond-Ära zu einem befriedigenden Ende bringenMGM/20th Century Fox
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Klar, James Bond ist unser aller Lieblingsagent. Aber was zur Hölle soll nach dem Tränendrüsen-Action-Feuerwerk Keine Zeit zu sterben mit Daniel Craig denn bitte noch kommen?

James Bond ist ein Dinosaurier der Unterhaltungsbranche. Ein Franchise, das elementar auf einem Mann aufbaut, der mit austauschbaren, im Zweifelsfall deutlich jüngeren Frauen schläft, wenn er nicht gerade säuft, Dinge in die Luft jagt, in Luxusautos durch malerische Kulissen heizt oder die Welt rettet. Eine primär männlich konnotierte Allmachtsfantasie, die das Publikum ganz geschlechtsunabhängig seit Jahrzehnten zuverlässig ins Kino treibt und Milliarden umsetzt.

Die Action-Filmreihe um den legendären 007-Agenten im Auftrag des britischen MI6 hat sich über die Jahre verändert – und mit ihr auch der martinischlürfende Protagonist. Daniel Craig gab Bond seit James Bond 007 - Casino Royale mehr Ebenen. Der Über-Mann war plötzlich nicht mehr kugelsicher, er war kompliziert. Und fand mit James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben einen Abschluss, der finaler nicht sein könnte. Das Franchise steht jetzt vor der Frage, wie es weitergehen soll. Die einzig konsequente Antwort ist: gar nicht.

Nach Daniel Craigs James Bond hat das Franchise zwei Möglichkeiten

Als Daniel Craig Mitte der 2000er als Nachfolger von Pierce Brosnan angekündigt wurde, gab es einen Aufschrei. Craig wirkte auf viele eher wie der immer etwas verbeult wirkende Rummelboxer als wie der elegante, über den Dingen stehende Proto-Bond. 15 Jahre später scheiden sich immer noch die Geister über die Craig-Ära. Für den nächsten James Bond gibt es daher zwei Optionen, die beide nicht optimal sind:

Die Daniel Craig-Entwicklung weiterführen

Daniel Craig in Keine Zeit zu sterben

Eine Option für die Bond-Nachfolge wäre es, die emotionalen Untiefen von 007 weiter auszuloten. Für die Moviepilot-Redaktion ist Daniel Craig schließlich nicht ohne Grund der spannendste Bond aller Zeiten. Das Problem: Das Franchise würde sich damit noch mehr von dem Kern entfernen, der es überhaupt erst so groß und beliebt gemacht hat. Wäre ein noch verletzlicherer, noch kaputterer Bond überhaupt noch James Bond? Oder würde die Reihe zu einem schlußendlich doch irgendwie austauschbarem Action-Feuerwerk verkommen – nur eben mit besonders hohem Budget?

Zum James Bond-Ursprung zurückkehren

Pierce Brosnan in Stirb an einem anderen Tag

Eine andere Option ist, sich auf den Kern der Bond-Reihe zu besinnen. Zurück in Richtung Pierce Brosnan und der legendären Verkörperung von Sean Connery. Über den Dingen stehender Teflon-Bond ohne echte Gefühle. Aber würde sich das nicht irgendwie anfühlen, als würde man den eigenen Fortschritt zunichte machen? Wer auf den alten Bond steht, hat mit OSS 117 - Liebesgrüße aus Afrika außerdem einen Over-the-Top-Action-Ersatz, der als Satire zumindest absichtlich rückständig und aus der Zeit gefallen wirkt.

Die Alternative ist, es einfach zu lassen. Klar tut das weh. Aber wisst ihr, warum das in meinen Augen die richtige Entscheidung ist?

Keine Zeit zu sterben ist das perfekte Ende für James Bond

Dass Keine Zeit zu sterben der letzte Bond mit Daniel Craig wird, war bereits klar. Wie der Film seinen Protagonisten in den verdienten Ruhestand schickt, sorgte zwar für heftige Reaktionen. In meinen Augen hätte es aber keinen versöhnlicheren Abschied für den innerlich zerrissenen und kaputten Craig-Charakter geben können.

Nach all den Kämpfen, dem Trauma, dem Schmerz sehen wir einen versöhnlichen James, der zum ersten Mal im Reinen mit sich selbst scheint. Ein richtiges Happy End wird es für diese Figur nie geben können, mehr geht also eigentlich nicht.

Danke für deinen Einsatz, James. Ruhe in Frieden. Warum diesen bittersüßen Moment kaputt machen?

Die Realität ist: Egal, was ich mir persönlich wünsche, die Zukunft von James Bond steht schon fest. Natürlich wird es noch einen weiteren Bond geben. Oder 15. Frühestens 2022 wird es konkretere Infos über einen möglichen Bond-Nachfolger geben, die über Gerüchte hinausgehen. Und dieser Bond wird weiterhin ein Mann sein, der mit schönen Frauen im Arm auf Sachen schießt und danach entspannt einen Martini wegkippt.

Im Podcast zum Film bekommt ihr von Daniel Craig und Co. Einblicke hinter die Kulissen

James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben - Podcast-Trailer (English) HD
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Das Franchise ist zu mächtig, um es zu beenden. James Bond ist eine Legende, und die dürfen nicht sterben. Zumindest nicht, solange sich noch jede Menge Geld mit ihnen verdienen lässt. Schade, eigentlich.

James Bond: Keine Zeit zu sterben im Podcast Leinwandliebe

Podcast-Moderator Sebastian Gerdshikow diskutiert mit den FILMSTARTS-Redakteuren Björn Becher und Benjamin Hecht in der neuen Folge Leinwandliebe über den aktuellen Bond-Film Keine Zeit zu sterben. Gelungene Agenten-Action oder eine Vollkatastrophe? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft von James Bond?

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