Mit meinem Studium in Dänemark begann nicht nur meine Liebe für Drømmekage (ein sehr leckerer dänischer Kokoskuchen), sondern auch für die skandinavische Film-Kultur. Während meines Dänisch-Kurses brachte meine Mutter mich auf die Idee, Serien im Originalton zu schauen, damit ich die heiße-Kartoffel-im-Mund-Aussprache der Dänen zu schätzen lernen würde. Und mit dieser Empfehlung kam auch der Hinweis zu der Serie, um die es heute geht: Kommissarin Lund - Das Verbrechen. Genauer gesagt ist es eine Hommage an die erste Staffel. Also falls du das hier liest: Danke, Mama.
In Kommissarin Lund - Das Verbrechen erstreckt sich ein Mordfall über insgesamt 20 Episoden und zieht sich hierbei quer durch alle Gesellschaftsschichten. Ausgangspunkt der ersten Staffel ist der Mord an der 19-jährigen Nanna Birk Larsen (Julie R. Ølgaard), einem, wie es anfänglich scheint, allseits beliebten Mädchen mit Engelsgesicht und dazu passenden blonden Korkenzieher-Locken. Doch im Laufe der Ermittlungsarbeit, die vom privaten Umfeld des Opfers bald auch in die politischen Kreise überschwappen, kratzt Kommissarin Lund mehr als einmal an der bürgerlichen Fassade der betroffenen Personen.
Das eigentliche Zentrum der Serie ist die Kommissarin Sarah Lund (Sofie Gråbøl), die es nicht nur beinahe schafft, im Laufe der Serie nur zwei Pullover zu tragen, sondern sich auch gegen ihr von Männern dominiertes Polizei-Team durchsetzt. Lund ist, wie man sich bei der oben genannten Kleiderwahl denken kann, keine Frau, die Wert auf ihr Äußeres legt oder darauf, wie sie bei ihren Mitmenschen ankommt. Das macht sie zu Zeiten gerade deshalb sympathisch, weil sie es nicht darauf anlegt gemocht zu werden oder sich für jemanden verbiegt. Auch das ist unter anderem der Spannung sehr zuträglich, denn der Serie geht es nicht darum, den Zuschauer mit potenziellen Liebhabern, Sex oder Techtelmechtel am Arbeitsplatz bei der Stange zu halten, sondern zu zeigen, dass auch eine Frau privat scheitern und im Beruf aufgehen darf, wie so viele männliche Kommissare es vor ihr getan haben. Zugegeben, manchmal treibt Frau Lund einen mit ihrer Verbissenheit und ihren Alleingängen fast in den Wahnsinn, aber letztendlich fiebert man durchgängig mit ihr mit. Schnell verfluche ich die Dickköpfigkeit der männlichen Kollegen, wenn sie sich ihr mal wieder in den Weg stellen und den Fall mit bürokratischen Mitteln lösen wollen, statt mit Herz und Leidenschaft, wie die Kommissarin selbst. Außerdem bleibt Lund die ganze Zeit über erstaunlich cool und verfällt nicht in die Hysterie-Schiene, die von manchen Männern gern als Argument verwendet wird, den weiblichen Part nicht mehr ernst zu nehmen.
Ein weiterer positiver Aspekt der ersten Staffel ist die durchweg beeindruckende schauspielerische Leistung der Darsteller. Als Beispiel möchte ich hier gerne den Vater des Opfers Theis Birk Larsen (Bjarne Henriksen) nennen, dem der Schmerz über den Verlust der Tochter in jedem seiner Gesichtszüge anzusehen ist, ohne dass er eine Miene verzieht. Auch sonst bringen die Haupt- wie Nebendarsteller ihre Charaktere sehr authentisch rüber.
Interessant an der Serie ist auch, dass sie ihre Dramatik nicht durch den Mord an sich oder sonstigen visuellen Schockern wie Blut oder Gewalt gewinnt, sondern durch die vielschichtigen Handlungsstränge, die sie im Laufe der Staffel miteinander verknüpft. So werden die anfänglich unabhängigen Personenkreise durch ihren gemeinsamen Nenner, dem Mordopfer, logisch in einen Kontext gebracht und die "Was hat der jetzt damit zu tun"-Fragen zufriedenstellend aufgeklärt. Auch trotz der Länge des Falls geht der Serie zu keinem Zeitpunkt die Luft aus, sondern hält einen wider Erwarten bis zur letzten Minute in Atem.
Habt ihr Kommissarin Lund schon gesehen? Wie gefällt euch die Serie mit Sofie Gråbøl
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