M3GAN 2.0 will Sci-Fi-Blockbuster statt Horror-Fortsetzung sein und zerbricht daran

25.06.2025 - 18:15 Uhr
M3GAN 2.0
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Der puppenhafte Sci-Fi-Slasher-Bot meldet sich mit M3GAN 2.0 zurück. Doch wer vom Sequel auch nur milden Horror erwartet, wird im Kino bitter enttäuscht werden.

Als M3GAN vor drei Jahren ins Kino kam, hatten wir es mit einem kleinen Phänomen zu tun: Der Tanz der gut angezogenen Killer-Androidin machte viral die Runde, die LGBTQ-Gemeinde kürte die schnippische Robo-Diva direkt zum Icon und einem Franchise à la Chucky stand eigentlich nichts im Weg. Schade also, dass M3GAN 2.0 dieses Potenzial eines modernen Sci-Fi-Slashers komplett in den Mülleimer verschiebt.

M3GAN 2.0 will kein Horror-Slasher mehr sein und leidet unter seinen Blockbuster-Ambitionen

M3GAN 2.0 ist kein Slasher-Film. Es ist nicht mal mehr ansatzweise Horror. Nicht einmal auf die harmlose PG13-Art für das Teenager-Publikum. Stattdessen haben wir es mit einem sterilen Sci-Fi-Actionfilm nach Marvel-Vorbild zu tun, der ein abenteuerlicher, groß angelegter Blockbuster sein will, dabei aber nur Marvel-Serien-Vibes hinbekommt. Dabei war Regisseur Gerard Johnstone erneut an Bord und auch die Story arbeitete er erneut mit Akela Cooper aus. Does. Not. Compute!

Seit dem Androidinnen-Amoklauf aus dem ersten Teil ist M3GAN-Entwicklerin Gemma (Allison Williams) zu einer leidenschaftlichen Sprecherin für mehr KI-Aufsicht geworden und setzt sich nebenbei dafür ein, die Bildschirmzeit von Kindern zu reduzieren. Doch ihre Schutzbefohlene Cady (Violet McGraw) hat mittlerweile selbst Gefallen an Computertechnik gefunden und entwickelt sogar heimlich ihre eigenen Projekte.

Eines Tages stehen dann die US-Behörden auf der Matte. Eine M3GAN-ähnliche Einheit namens AMELIA (Ivanna Sakhno) hat ihre Auftraggeber von der Regierung bei einer heiklen Mission im Ausland hintergangen. Bei ihrem Problem, dem neuen Berserker-Bot Herrin zu werden, bekommt die geläuterte Entwicklerin unverhoffte Unterstützung. M3GAN (Amie Donald mit der Stimme von Jenna Davis) hatte nämlich ihr künstliches Bewusstsein in das Smart Home geladen und braucht nur noch einen neuen Körper, um ihrer wildgewordenen Schwester Einhalt zu gebieten.

Aber haben wir es hier wirklich mit einer Terminator 2-Situation zu tun, in der die Killermaschine plötzlich auf der guten Seite ist? Oder ist Skepsis gegenüber M3GAN 2.0 angebracht?

M3GAN 2.0 ist nicht nur ein schlechtes Sequel

Mal abgesehen vom absolut verblüffenden Genre-Wechsel, den sich wirklich niemand gewünscht hat, ist M3GAN auch für sich kein Qualitätsfilm. Was funktioniert sind größtenteils die ikonischen Oberflächen-Elemente des Vorgängers: Es gibt wieder eine unterhaltsame Tanz-Sequenz und M3GAN darf als Killer-Barbie in mehrere coole Outfits schlüpfen. Leider versagt die Roboter-Dame jedoch in ihrer essenziellsten Funktion.

Man hat versucht, sie diesmal noch sarkastischer reagieren zu lassen – man denke an die pikierte GLaDOS-KI aus dem zweien Portal-Videospiel, nachdem man sie schon einmal gewaltsam ausgeschaltet hatte. Leider sind M3GANs Comebacks und Kommentare aber alles andere als clever oder geistreich. Man wünscht sich fast, man hätte ein paar lästernde Dragqueens mit in den Writers' Room gelassen, um die Verantwortlichen in der kapriziösen Kunst des Readings zu schulen. Die Gay Icon-Karte wird jedenfalls bis aufs Weitere konfisziert.

Dass der Film selbst seinen emotionalen Kern kaum ernst nimmt, merkt man daran, dass die rührendste Szene zwischen M3GAN und Gemma durch eine Comedy-Einlage per Auto-Tune-Ballade unterbrochen wird. Und ganz im Ernst: Wie können sie es wagen, einen der besten Kate Bush-Songs (A Woman's Work ) in diese armselige Angelegenheit mit reinzuziehen?

Aber auch sonst stoßen verschiedene Referenzen zu besseren Sci-Fi-Werken sauer auf. Anspielungen auf Klassiker wie Metropolis und Das Ding aus einer anderen Welt muss man sich als Film verdienen – und M3GAN 2.0 verdient sich nicht mal eine Anspielung auf Battlefield Earth.

Und dann ist da noch die wirre Message zum Thema Technologie ...

M3GAN 2.0 weiß nicht, was es über Künstliche Intelligenz sagen will

Im Jahr 2025 ist es so gut wie unmöglich, einen KI-Film zu drehen, ohne etwas über das Thema, das wohl oder übel (!) in Zukunft unser Leben bestimmen wird, etwas auszusagen. Das gilt auch für M3GAN 2.0. Der Film stellt sich dabei aber so ungeschickt an, dass man mehrere Rewrites am Drehbuch vermuten möchte, die wohl bewirken sollten, allen oder niemandem auf den Sci-Fi-Schlips zu treten.

Der Handlungsbogen von Gemma besteht etwa daraus, ihre (berechtigte) Tech-Skepsis ein Stück weit abzulegen. Aber warum? Weil sie eine einzige Robo-Freundschaft geschlossen hat? Der Schurke des Films hingegen ist (haltet euch fest) ein Anti-KI-Aktivist, dessen Darsteller sich aber an einer Elon Musk-Imitation versucht. Am Ende landen wir auf einer Wischi-Waschi-Ansprache vor dem US-Kongress, die endgültig beweist, dass die Macher:innen keinerlei ausformulierte Eindellung zum Thema KI haben.

Hier der Original-Trailer zu M3GAN 2.0:

M3GAN 2.0 - Trailer (English) HD
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Man möchte irgendwie, dass man nicht unnötig gemein ist zu den Androiden, weil man vermutlich an die Data-Folgen aus Star Trek dachte, in denen seine Robo-Rechte in Anspielung auf realhistorische Bürgerrechtsbewegungen verhandelt werden. In Bezug auf den aktuellen, realen KI-Diskurs scheint man aber die feige South Park-Schiene nach dem Motto "alle Seiten bekommen satirisch ihr Fett weg" zu fahren. Selbst für einen dummen Sci-Fi-Actioner wie M3GAN 2.0, der für ein noch jüngeres Publikum als Teil eins programmiert wurde, fühlt sich das nach zu wenig an.

Weniger hätte man sich stattdessen bei der Laufzeit gewünscht, die mit 120 Minuten eindeutig mehrere Programmzeilen zu lang ist.

M3GAN 2.0 läuft ab dem 26. Juni 2025 in den deutschen Kinos.

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